Takli hat geschrieben: ↑Mo., 02.01.2023, 17:44 Hinzu kam noch, daß ich Einzelkind bin, also alles an mir hängen blieb.
Das ist dann nochmal eine Nummer schwieriger. Ich bin sehr froh, dass meine Schwestern noch da sind und näher dran wohnen als ich. Ich bin aber auch mit Absicht so weit weggezogen, nur war das mehr unbewusst und der Zufall spielte auch noch eine Rolle, aber ich bin jedenfalls gern ein bisschen auf Abstand gegangen.
Du schützt, auf Kosten deiner Gesundheit und deiner Authentizität, deine Mutter vor den Folgen ihres Verhaltens. Sie nutzt dein Verantwortungsbewußtsein aus, damit sie sich nicht mit sich selbst und ihren inneren Abgründen auseinandersetzen muß.
Ich glaube, sie denkt sich nichts Böses dabei, es ist für sie selbstverständlich, dass man in einer Familie Kontakt hält. Wenn man es nicht tut, sagt es ihrer Meinung nach etwas aus, nämlich, dass man in dem Fall sie nicht mag. Ich würde das aber nicht so absolut sagen. Aber tatsächlich gibt es halt Dinge, die die Bindung bei uns weniger eng machen.
Mir hat geholfen mich mit der Geschichte meines Vaters zu beschäftigen, um besser verstehen zu können, warum er sich so verhält. Seine Kindheit war wirklich schwierig und die Entbehrungen haben bei ihm tiefe Wunden hinterlassen. Die Linderung dieser Wunden hat er in der Beziehung zu mir gefunden.
Ich weiß gar nicht genau, wie die Kindheit meiner Mutter war, weil sie nicht viel darüber redet. Ich weiß nur die groben Eckdaten und einzelne Details, die sie hier und da mal erwähnt hat. Aber zumindest kann man sagen, dass sie ja noch zu Kriegszeiten geboren wurde, und da hatte sie es sicher nicht leicht. Obwohl ich vorhin geschrieben habe, dass sie immer alle ihre Aufgaben schafft, war es in der Vergangenheit mit drei Kindern aber auch nicht immer leicht, und ich denke, sie brauchte viel Disziplin, um alles zu schaffen. Deshalb waren manchmal ihre Nerven nicht die allerbesten. Ich war dann auch noch das dritte Kind, ein ungeplanter Nachzügler. Sie hat mich das nie merken lassen, aber ich denke, es ist nochmal extra schwer, wenn man schon gestresst ist und dann noch ein ungeplantes Kind kommt.
Mit 52 Jahren die Mutter alle vier Wochen zu besuchen, finde ich sehr viel. Ich bin nur zu den Geburtstagen und zu Weihnachten zu meinen Eltern gefahren. Das hat meinem Vater natürlich nicht gefallen. Er wollte immer mit mir in Urlaub fahren bzw. sollte ich mehrere Tage dableiben - undenkbar für mich.
Nur zwei Besuche im Jahr wären für mich wahrscheinlich auch noch okay. Das Übernachten bei ihr habe ich vor vielen Jahren schon eingestellt. Anfangs, als ich frisch ausgezogen war, habe ich das noch manchmal gemacht.
Letztlich ging es irgendwann nur noch um "er" oder "ich". Ich war psychisch so angeschlagen, daß ich nur ganz begrenzt in der Lage war, seine Gegenwart auszuhalten.
Bei mir ist es noch nicht ganz so schlimm, aber es geht in die Richtung. Ich habe auch deshalb angefangen, über das Thema nachzudenken, weil einige Besuche schlecht verlaufen sind, weil ich total schlechte Laune hatte und wir uns immer in die Wolle bekamen. Normalerweise kann ich mich so zusammenreißen, dass ein Besuch reibungsfrei verläuft, aber das ging dann nicht mehr, weil mir auch die Kraft fehlte. Nicht nur wegen ihr, auch aus sonstigen Gründen.
Mittlerweile ist mein Vater verstorben und ich fühle mich durch seinen Tod von einer schweren Bürde befreit.
Ich befürchte, dass es mir ähnlich gehen würde, obwohl ich dann gleich Schuldgefühle bekomme. Ging mir bei meinem Vater schon so ähnlich, der ist aber schon in den 90ern gestorben, und der war eigentlich ein lieber Kerl, aber konnte meine Bedürfnisse vor allem als älteres Kind dann auch nicht ansatzweise decken, weshalb ich ständig Ärger über ihn spürte, ohne dass ich damals genau wusste warum. Ich behandelte ihn ständig unfreundlich, und dann starb er, und ich hatte ein schlechtes Gewissen eine Weile.
sebi hat geschrieben: ↑Mo., 02.01.2023, 17:44
Gefühle nicht abblocken. D a s funktioniert nicht.
Ich meinte das so, dass ich die Gefühle, die von ihr zu mir kommen, abblocken kann, damit sie mich nicht mehr so runterziehen und beeinflussen.
sebi hat geschrieben: ↑Mo., 02.01.2023, 17:44
Schick sie in den Ruhestand, sie haben ihn sich verdient. So viele Jahre lang, 51, haben sie ihren Job gut gemacht. Es ist jetzt genug.
Da werde ich aber noch ein bisschen verhandeln müssen.