Ich habe mich durch die psychoanalytische Therapie erstaunlich weiterentwickelt. Beziehungstraumatisiert durch etliche Übergriffe auch in der frühen Kindheit, konnte ich in der therapeutischen Beziehung heilen. Mir hat eine vorherige Therapie bei einem sich selbst ausweisenden Traumatherapeuten mit speziellen, auch körpertherapeutischen Techniken, gar nicht geholfen, sondern retraumatisiert. Da wurde GEMACHT und nicht gesehen: Wir machen jetzt A und dann B und dann wird das schon. Für mich war das Gift und hat die Beziehungsebene nicht gesehen.
Ich habe wiederholt schlimme Übergriffe erlebt und da hat mir keine Technik helfen können, die was wegmacht. Da wäre für mich dann der Therapeut außen vor und begibt sich nicht in die Szene. Der Analytiker meinte auch: "Ich muss mich voll einlassen, sonst wird das nichts."
In meiner psychoanalytischen Therapie hat sich der Therapeut wirklich und wahrhaftig eingebracht. Wie ziegenkind erwähnte: IN der Übertragung gearbeitet. Es gibt schon noch so altmodische Analytiker, die nicht intersubjektiv arbeiten. Davon würde ich Abstand nehmen. Mein Analytiker war sehr kreativ und auch mutig. Immer präsent, aktiv und hat mir auch was gegeben, wenn es stimmig war. Da bin ich nicht verhungert und musste auch nicht einem schweigenden Analytiker erzählen. Da war lebendiger Austausch und Raum für alle Gefühle. Negative wie positive Gefühle hatten genügend Raum und fügten sich letztlich zu einer Mitte.
All die schlimmen traumatischen Erlebnisse und auch die schrecklichen Erinnerungen, die in der Analyse auftauchten, gingen nicht einfach weg. Aber, wir haben eine völlig neue Sichtweise auf diese erarbeitet, die mir in meinen Außenbeziehungen sehr hilfreich wurde. Ich habe mir nicht mehr alles gefallen lassen und konnte mich (allerdings sehr langsam) mir und anderen zumuten.
dumbhead, das könnte auch auf dich passen: Ich hatte immer wieder das Gefühl, dass ich meinem Therapeuten zu viel bin und er antwortete dann: "Bis Sie mir zu viel werden, musss schon sehr, sehr, sehr viel passieren." Das ist für mich eine heilsame Äußerung. Wenn ich dich so lese, dann würde ich dir wünschen, dass du dich nicht selbst ausbremst in deinem selbst eröffneten Thread. Nur zu...traue dich dir zu!
Ich möchte nicht behaupten, dass die Psychoanalyse allgemein besser geeignet ist bei Beziehungs/Bindungsproblemen, aber wenn es der richtige Therapeut/Therapeutin ist mit menschlichem zugewandtem Handeln und dann kommt noch das analytische Denken dazu, dann finde ich das sehr bereichernd und meine Entwicklung wird angestoßen.
Ich erkläre es mir so, dass traumatische Erlebnisse nicht bei jedem Menschen nachhaltig zu Problemen führen müssen, sondern, dass das Krankmachende ein Nachhall in der mangelnden Unterstützung im traumatischen Erleben ist. Z. B. eine Mutter, die ihre Tochter dem übergriffigen Vater ausliefert und nicht hilft, nicht mitfühlt . Da ist meines Erachtens die Beziehungserfahrung in einer lange dauernden guten psychoanalytischen Therapie korrigierend! Dieses: Ich bin für dich da! Ich bleibe hier! Ich verlasse dich nicht, du bist mir wichtig" usw. Ich halte das mit dir aus! Das hat mir geholfen, mich öffnen zu können. Ich werde ausgehalten!
@diesoderdas, mein Analytiker sagte: "Ich nehme niemals einen Patienten in Analyse, wenn ich ihn nicht mag. Das würde niemals in einer Langzeittherapie funktionieren. Das tue ich mir nicht an." Ich bin auch nie verhungert. Im Gegenteil, satt geworden. Weil er so authentisch und menschlich echt ist. Da kannst du wählen und dir den passenden Analytiker aussuchen.
Psychoanalytiker, wie auch alle anderen Therapeuten sind dauernd mit traumatisierten Patienten in Behandlung. Das gehört zum Tagesgeschäft.
" Und das Konzept, in der Übertragung zu arbeiten, hat auch durch die intersubjektive Wende der Psychoanalyse und im Lichte neuropsychologischer Forschungsergebnisse einen Einfluss gewonnen. Heute suchen wir immer weniger das „eigentliche“ Thema „hinter“ dem Beziehungsgeschehen und neigen zu einer konstruktivistischen Auffassung: Zwar interpretiert der Patient seine Welt im Lichte seiner früheren Erfahrungen, aber er gestaltet gemeinsam mit uns hier und jetzt eine neue Beziehungswirklichkeit."
https://link.springer.com/article/10.10 ... 014-0184-1