Großes Vater-Tochter Problem
Verfasst: Fr., 19.10.2012, 02:38
Hallo,
Mein Vater hat einmal jährlich ein richtiges Tief, währenddem er jeden Tag große Mengen an Hochprozentigem konsumiert. Dass er dann auch gerne mal betrunken Casionos und Stripclubs besucht, erfahren wir (ich und meine Mutter), dann meist erst später dank Strafzetteln, Kontoauszügen und dem plötzlichen Fehlen seines Führerscheins. Oder gar gleich dank dem kaputten/fehlenden Auto. In diesen Phasen lebt er i seiner eigenen kleinen Welt und wir versuchen es bzw ihn zu ignorieren, denn nur ein falscher Tonfall lässt ihn explodieren, zwar nur verbal, aber das nicht minder verletzend. In dieser Phase redet er kaum mit uns, kommt und geht ohne ein Wort, wir wissen nie, wo er ist. Das Ganze dauert normalerweise etwa 6 Wochen, dann ist er von einem Tag auf den anderen wieder der liebenswerte Mensch mit dem riesigen Herz.
Dieses Jahr ist es anders, als sonst. Er war monatelang betrunken, hatte eine "Affäre" mit einer Prostituierten, war fest entschlossen, sich ein Haus auf einer Austeiger Insel zu kaufen, ein Buch im Eigenverlag zu veröffentlichen, das er noch gar nicht geschrieben hatte. Und ja, natürlich hätte er uns damit in den finanziellen Ruin getrieben. Er war wochenlang nicht ansprechbar, weil er so wütend war, dass wir uns bei ihm nicht ausreichend bedankt haben, als er uns nach dem Urlaub vom Flughafen abgeholt hat. Sonst genießt er es, uns herumfahren zu können, es macht einfach riesigen Spaß, selbst in seinen Phasen ist es die einzige angenehme Zeit mit ihm. Doch dieses Mal nicht. Denn in seiner eigenen Welt hatte er sich wortlos von meiner Mutter getrennt und uns zu Mitbewohnern gemacht. Irgendwann hat er uns selbst gesagt, dass das hier schließlich nur eine WG sei.
Als ich meinen ganzen Mut zusammengeraufft hatte, mit ihm zu reden, erkannte er mich nicht. Er dachte, er führe ein geschäftliches Gesprch mit mir, hat dann ganz offensichtlich von Tieren halluziniert und ist bewusstlos geworden. Ich dachte, er sei tot. So etwas hatte ich noch nie gesehen - dabei habe ich schon die schockierendsten Alkoholexzesse bei Bekannten miterlebt. Ich bin einfach gegangen, in dem Glauben, er wäre von uns gegangen. Aber das war er nicht. Also blieb ich hartnäckig, in meiner Verzweiflung, und habe ihm Briefe geschrieben. Er hat sich dafür bedankt, als sei es ein Liebesbeweis gewesen. Glaubt mir, die Briefe waren zwar sanft formuliert, aber es kam kein annähernd glückliches Wort darin vor.
Inzwischen trinkt er seit etwa zwei, vielleicht drei Monaten nicht mehr. Aber er ist nicht wie sonst wieder zu dem guten Menschen geworden. Der einzige Unterschied ist nur, dass er eben nicht mehr trinkt. Und anscheinend wieder mit meiner Mutter zusammen ist. Aber er leugnet, dass er je über den Durst getrunken hätte. Er ist fest davon überzeugt, mir ständig seine Liebe zu schenken. Dabei nimmt er mich nicht ernst, nimmt mich nicht wahr, beklagt sich bei seinen Freunden, ich stecke noch tief in der Pubertät. Ich kam in die Pubertät als ich 11 war, inzwischen bin ich 21. Das sind alles solche scheinbar kleinen Nörgeleien, die man schon mal über den eigenen Vater äußern kann. Ich verstehe, dass er mir nie gesagt hat, dass er mich lieb hat - er hatte nunmal eine sehr herzlose Kindheit und Jugend. Das Schlimmste dabei ist aber, dass er nicht mehr so ist, wie früher. Es scheint mir so, als habe er jegliche Lebensfreude und Liebe in sich verloren.
Bei all dem kann ich ihm nicht helfen, dass weiß ich inzwischen. Nur, es hat sich auch etwas in mir verändert. Seit dieser Nacht, in der ich dachte, er sei tot, wünsche ich mir fast, es wäre so. Nicht so, wie in der Pubertät, in der ich den Gedanken schon in der nächsten Sekunde zutiefst bereut habe. Ich habe sehr lange darüber nachgedacht, wie ich ihn umbringen könnte, und spätestens, wenn ich an meine Mutter dachte oder sie sah, wusste ich, dass ich dazu nicht in der Lage bin. Ich würde irgendwie uns alle ein kleinwenig töten. Bei dem Gedanken daran, er wäre nicht mehr da, einfach weg, bin ich so erleichtert. Gleichzeitig sehne ich mir die schönen Erinnerungen an ihn zurück, die mir mein Unterbewusstsein verweigert, um Hoffnung zu haben. Ich habe tierische Angst davor, eine Psychose oder was weiß denn ich zu haben. Meine Mutter kann an der Situation nichts ändern, sie wird sich nie von ihm trennen. Einen Therapeuten werde ich nicht aufsuchen, das steht fest. Nur, wie soll ich damit umgehen. Ich bin maßlos überfordert.
Ach ja, bitte, keine Sorge, ich werde niemanden umbringen. Ich wünschte mir nur, er würde meine Mutter, uns, verlassen - lebend.
Liebe Grüße
Mein Vater hat einmal jährlich ein richtiges Tief, währenddem er jeden Tag große Mengen an Hochprozentigem konsumiert. Dass er dann auch gerne mal betrunken Casionos und Stripclubs besucht, erfahren wir (ich und meine Mutter), dann meist erst später dank Strafzetteln, Kontoauszügen und dem plötzlichen Fehlen seines Führerscheins. Oder gar gleich dank dem kaputten/fehlenden Auto. In diesen Phasen lebt er i seiner eigenen kleinen Welt und wir versuchen es bzw ihn zu ignorieren, denn nur ein falscher Tonfall lässt ihn explodieren, zwar nur verbal, aber das nicht minder verletzend. In dieser Phase redet er kaum mit uns, kommt und geht ohne ein Wort, wir wissen nie, wo er ist. Das Ganze dauert normalerweise etwa 6 Wochen, dann ist er von einem Tag auf den anderen wieder der liebenswerte Mensch mit dem riesigen Herz.
Dieses Jahr ist es anders, als sonst. Er war monatelang betrunken, hatte eine "Affäre" mit einer Prostituierten, war fest entschlossen, sich ein Haus auf einer Austeiger Insel zu kaufen, ein Buch im Eigenverlag zu veröffentlichen, das er noch gar nicht geschrieben hatte. Und ja, natürlich hätte er uns damit in den finanziellen Ruin getrieben. Er war wochenlang nicht ansprechbar, weil er so wütend war, dass wir uns bei ihm nicht ausreichend bedankt haben, als er uns nach dem Urlaub vom Flughafen abgeholt hat. Sonst genießt er es, uns herumfahren zu können, es macht einfach riesigen Spaß, selbst in seinen Phasen ist es die einzige angenehme Zeit mit ihm. Doch dieses Mal nicht. Denn in seiner eigenen Welt hatte er sich wortlos von meiner Mutter getrennt und uns zu Mitbewohnern gemacht. Irgendwann hat er uns selbst gesagt, dass das hier schließlich nur eine WG sei.
Als ich meinen ganzen Mut zusammengeraufft hatte, mit ihm zu reden, erkannte er mich nicht. Er dachte, er führe ein geschäftliches Gesprch mit mir, hat dann ganz offensichtlich von Tieren halluziniert und ist bewusstlos geworden. Ich dachte, er sei tot. So etwas hatte ich noch nie gesehen - dabei habe ich schon die schockierendsten Alkoholexzesse bei Bekannten miterlebt. Ich bin einfach gegangen, in dem Glauben, er wäre von uns gegangen. Aber das war er nicht. Also blieb ich hartnäckig, in meiner Verzweiflung, und habe ihm Briefe geschrieben. Er hat sich dafür bedankt, als sei es ein Liebesbeweis gewesen. Glaubt mir, die Briefe waren zwar sanft formuliert, aber es kam kein annähernd glückliches Wort darin vor.
Inzwischen trinkt er seit etwa zwei, vielleicht drei Monaten nicht mehr. Aber er ist nicht wie sonst wieder zu dem guten Menschen geworden. Der einzige Unterschied ist nur, dass er eben nicht mehr trinkt. Und anscheinend wieder mit meiner Mutter zusammen ist. Aber er leugnet, dass er je über den Durst getrunken hätte. Er ist fest davon überzeugt, mir ständig seine Liebe zu schenken. Dabei nimmt er mich nicht ernst, nimmt mich nicht wahr, beklagt sich bei seinen Freunden, ich stecke noch tief in der Pubertät. Ich kam in die Pubertät als ich 11 war, inzwischen bin ich 21. Das sind alles solche scheinbar kleinen Nörgeleien, die man schon mal über den eigenen Vater äußern kann. Ich verstehe, dass er mir nie gesagt hat, dass er mich lieb hat - er hatte nunmal eine sehr herzlose Kindheit und Jugend. Das Schlimmste dabei ist aber, dass er nicht mehr so ist, wie früher. Es scheint mir so, als habe er jegliche Lebensfreude und Liebe in sich verloren.
Bei all dem kann ich ihm nicht helfen, dass weiß ich inzwischen. Nur, es hat sich auch etwas in mir verändert. Seit dieser Nacht, in der ich dachte, er sei tot, wünsche ich mir fast, es wäre so. Nicht so, wie in der Pubertät, in der ich den Gedanken schon in der nächsten Sekunde zutiefst bereut habe. Ich habe sehr lange darüber nachgedacht, wie ich ihn umbringen könnte, und spätestens, wenn ich an meine Mutter dachte oder sie sah, wusste ich, dass ich dazu nicht in der Lage bin. Ich würde irgendwie uns alle ein kleinwenig töten. Bei dem Gedanken daran, er wäre nicht mehr da, einfach weg, bin ich so erleichtert. Gleichzeitig sehne ich mir die schönen Erinnerungen an ihn zurück, die mir mein Unterbewusstsein verweigert, um Hoffnung zu haben. Ich habe tierische Angst davor, eine Psychose oder was weiß denn ich zu haben. Meine Mutter kann an der Situation nichts ändern, sie wird sich nie von ihm trennen. Einen Therapeuten werde ich nicht aufsuchen, das steht fest. Nur, wie soll ich damit umgehen. Ich bin maßlos überfordert.
Ach ja, bitte, keine Sorge, ich werde niemanden umbringen. Ich wünschte mir nur, er würde meine Mutter, uns, verlassen - lebend.
Liebe Grüße