Welche Therapie ist wirklich sinnvoll?

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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Co-Libri
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Welche Therapie ist wirklich sinnvoll?

Beitrag Mi., 23.04.2014, 10:53

Hallo!

Habe ebenfalls das Problem eines Kindheitstraumas und mir wird immer wieder bewusst wie sehr ich mich aus dem Leben nehme, täglich.

Z. B. stört mich, wenn unser Vermieter im Garten rumwerkelt. Denn man hört es halt durchs geschlossene Fenster, ich kann nicht raus, weil ich lieber alleine sein möchte usw. Naja, so diese Dinge wie z. B. den Müll rausbringen und vor der Tür hält ein Auto. Da sitzt jemand drin, der jemanden abholt und wartet. Ich warte lieber bis das Auto weg ist usw.

Dann dachte ich mir: jetzt soll der mal vor mir "Angst kriegen". Heißt: ich mach' mich jetzt auch mal breit. Nehme Raum ein auf dieser Welt. Störe andere mit meiner Anwesenheit. Soll der doch wegfahren, wenn er alleine sein will. Warum immer ich? Naja, das Auto war dann doch weg als ich raus ging. Aber ich hätte es wirklich gemacht. Lächerlich. So nimmt einen natürlich auch keiner ernst. Und es ist ein täglicher Kampf. Wenn ich nicht arbeiten muss, gehe ich manchmal tagelang nicht vor die Tür. Der Computer vertreibt mir die Zeit. Und so vergehen die Tage und die Jahre.

Dieses Land ist so dicht besiedelt, dass man fast nirgends allein sein kann. Und ich habe Probleme mit anderen Menschen. Kann keine Beziehungen aufbauen, weil ich sie zu anstrengend finde und massive Probleme mit Grenzen habe. Wie in einem anderen Thread hier jemand schrieb: zu viel mit sich machen lassen, es nicht mitkriegen, Aggression aufbauen und irgendwann lospoltern, sodass andere einen am liebsten in die Psychiatrie einweisen wollen.

Keine Ahnung, wie man dieses Problem in den Griff kriegt, da das Gehirn irgendwie nicht mitzuspielen scheint. Konzentrationsprobleme, Angst etc... Ich kann keine Richtung im Leben beibehalten, weil es immer am Punkt Mensch scheitert, aber auch am fachlichen, durch die Konzentrationsprobleme und das Chaos in meinem Kopf. Körperlich baue ich auch immer mehr ab durch das Rumsitzen und das falsche Essen.

Nun hatte ich mal eine Verhaltenstherapie angefangen. Das Ziel war wohl nicht ganz das Richtige, so habe ich die Therapie wieder abgebrochen. Ich sagte ihr, wenn ich Vollzeit arbeiten gehen würde, wären meine ganzen Probleme gelöst. Und irgendwie ja auch nicht ganz unrichtig. Doch hatte ich auch da immer Probleme. Ich kann zu Kollegen und Chefs keine Beziehung aufbauen und gerate dadurch natürlich voll unter die Räder. Klar, die Psycholgin wollte mir ja helfen, mich auf meinem Weg begleiten. Ich sollte mich bewerben usw. Also eins nach dem anderen. Aber das war mir dann auch schon zuviel? Und zu schnell? Habe dannd die Therapie abgebrochen, weil ich irgendwie auch nicht wollte, konnte?!

Habe alle Hände mit meinem Gerümpel zu tun, welches ich um mich rum sammele. Mittlerweile befindet sich das meiste auf meiner Festplatte. Aber da muss man sich ja auch irgendwie drum kümmern... So viel Chaos. So viele Sachen festhalten wollen, müssen.

War das Ziel vielleicht falsch in der Therapie? Ist eine Therapie überhaupt sinnvoll? Denn letztlich muss ich ja doch das meiste selbst tun: mich trauen. Platz und Raum einnehmen, auch wenn mich dann eben niemand mehr leiden kann. Doch wenn ich auf der Bildfläche bin, kommen Menschen auf mich zu und dann muss ich mich abgrenzen - und kann es ja nicht. Also bleibe ich doch lieber zu Hause...

Hat jemand wirklich gute Erfolge in einer Therapie? Und welches Ziel sollte ich mir denn setzen? War das zu hoch gegriffen? Oder war ich einfach nur bequem und feige? Angst, die Kontrolle zu verlieren? Möchte es auf meine Weise tun, in meinem Tempo... Wozu dann eine Therapie? Und dann ist da noch die große Scham über mein vergeudetes Leben und die Trauer...

LG

Co-Libri

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montagne
[nicht mehr wegzudenken]
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Beitrag Mi., 23.04.2014, 12:34

Hi
ich kann viele dieser Aspekte, die du beschreibst nachvollziehen. Mir ging es vor der Therapie oft auch so. ich hatte zwar auch bessere Phasen aber ich kenne all das. Mich hat zwar etwas anderes zur Therapie geführt, aber dieses so wenig, so garnicht mit anderen klarkommen, bis auf wenige langjährige Freunde, Bindungslosikeit nannte es meine Therapeutin, stellte sich schnell als Kernproblem heraus.
Da steckt ja ganz viel drin. Angst vor anderen Menschen, aber auch Aggressionen, paranoide Anwandlungen (die sich durch Kontaktlosigkeit eher verstärken als bessern), Sehnsucht nach gutem Kontakt, Vorwegnahme negativer Erfahrungen usw.
Dann eben Scham und Trauer. Ich habe zwar in jüngeren Jahren die Kurve gekriegt, aber habe mir gerade dadurch auch einiges verbaut, erschwert, vor allem beruflich.

Möchte es auf meine Weise tun, in meinem Tempo...
Und ja, ich denke Theraie kann da helfen. Mir hilft es zumindest sehr. Nur eben auch in meinem tempo, was ein langsames Tempo ist. Da gehören zwei dazu. man muss es erstmal slebst akzeptieren und man braucht eine Therapeutin, die das akzeptiert. meine Therapeutin musste auch lernen damit gut umzugehen. Sie war früher und ist manchmal noch etwas pushy in meinen Augen. Inszwischen können wir zusammen sagen, okay, Stopp, der Druck und das Tempo bringt nichts, egal wie wir beide wollen, dass es fruchtet, es bringt eher Rückschritte als Fortschritte und Heilung.

Du hast ja schon viel reflektiert. Ich würde an deiner Stelle es nochmal versuchen, denn du bist noch jung genug und hast noch viel vor dir. Aus meiner Familie würde ich sagen, dass diese Symptomatik halt eher immer schlimmer wird, das Leben und die Stimmung immer schwieriger. Ich meine Kontaktlosigkeit kann man nicht alleine heilen. Das ist absurd.
Mir hilft eine Mischung aus mich doch überwinden, in kleinen Schritten und eben dennoch bei meinem Tempo bleiben.
Du könntest ja gleich im Vorgespräch sagen, wie es bei dir ist. Dann kann der Therapeut entscheiden, ob er sich den langsamen und wohl auch langen Weg mit dir zutraut, ob er das möchte.
Denn auch wenn ich denke, es so erlebt habe, dass sofort "Erfolge" sichtbar wurden, so sind es doch so viele, viele Schritte, eifnach so viel und der Weg ist lang. Die Geduld muss man als erstes selbst haben. Aber warum auch nicht?
Auch wnen man nur einen einzigen Schritt pro tag geht, obwohl man einen Marathon vor sich hat, so ist man doch jeden tag ein Stück weiter als die Startlinie.

Ich will dir Mt machen. das leben kann so viel reicher und bunter werden und vor allem leichter, wenn man da raus geht aus der äußeren und inneren Isolation und sich Kontakt zutraut, andere Menschen an sich ranlässt, wirklich ranlässt und sei es auch das Lächeln der Supermarktkassiererin. Es gibt so viel Kontakt da draußen. ich habe die Erfahrung gemacht, dass auch andere Menschen Sehnsucht nach gutem Kontakt haben und froh sind, wenn an positiv auf sie zugeht, eben die Kassiererin, aber auch Kollegen, Bekannte, Freunde.
Im Grunde will doch jeder ein bisschen Nähe, geborgenheit, Kontakt, schöne Stunden. Ängste und Kränkungen stehen einem oft im weg, aber wnen man durch sie hindurch die hand ausstreckt, also ich habe die Erfahrung gemacht, es lohnt sich.
amor fati

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Betthupferl
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Beiträge: 115

Beitrag Do., 24.04.2014, 06:42

Hallo Co-libri,

ich befasse mich gerade einwenig damit, wieviel einem vorrübergehend eine
online Therapie bringen könnte,
um etwas auf den Weg zu kommen.

Deine vielen Beschreibungen kann auch ich nachvollziehen; einerseits ist es aber wirklich,
DER EIGENE TIEFE INNERE ENTSCHLUSS im Leben was ändern zu wollen!
Es wird niemanden auf diesem Planeten geben, der dir dies abnimmt; und ganz ehrlich, sei froh dass das so ist,
denn ich möchte nicht, dass irgend Jemand über mich entscheidet, wie oder was ich zu tun hätte -
wäre respektlos, oder?

Was mir an deinem Beitrag aufgefallen ist,
das ist das FESTHALTEN...
wie wäre es damit, dass du anfängst ZU ENTRÜMPELN, ausmisten, den PC, die Wohnung, "runter gehen müssen mit dem Müll",
den Körper entschlacken mit Tee´s ect., dabei auch anfangen zu GEHEN, walken, - dabei nicht die Leute beachten,
SONDERN DIE NATUR, das Gezwitscher der Vögel, den Wind atmen, die Sonne spüren...
nicht schauen, wer da draussen ist,
denn glaub mir, die alle die du wahrnimmst, die nehmen dich am wenigsten wahr...nur wir denken das in unserem Kopf,
wir sind denen vielleicht völlig egal...vielleicht, vielleicht auch nicht,
vielleicht sehen sie dich,
vielleicht denkt dein gegenüber aber, wow was für eine nette Person, die hab ich noch nie gesehen...
und du denkst, der denkt bestimmt, "was ist das denn für eine"...
alles ganz persönliche Warhnehmungssache...
ODER MÖCHTEST DU VIELLEICHT GESEHEN WERDEN?
Vielleicht liegt ja da der Grund,
dann wäre eine Therapie schon sinnvoll...
oder erstmal in Lebensberatung gehen - die ist nicht "so streng" wie Therapie, schau mal ob du mit Lebensberatung vorwärts kämst...
alles Gute
Liebe und Lachen wirken Wunder

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