Abhängigkeit in der Therapie?!

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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Mohnblume23
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Abhängigkeit in der Therapie?!

Beitrag Mo., 21.07.2014, 14:26

Hallo,

Ich bin neu hier in dem Forum.

Ich bin seit gut einem Jahr in einer Verhaltenstherapie (Anpassungsstörung). Seit einigen Wochen umarmt mich meine Thera zur Begrüßung und zum Abschied. Oft setzt sie sich in der Therapie neben mich und hält meine Hand (sie ist die einzige die das darf, andere kommen nicht an mich ran). Findet ihr das ok mit dem umarmen? Oder überschreitet sie damit eine "Grenze"? 

Ich überlege zur Zeit, ob ich die therapie abbrechen soll, ich muss die ganze Woche an die nächste therapie denken. Und überlege, wie es ihr wohl geht.

Ich habe ihr vor ein paar Wochen einen brief geschrieben, indem stand, dass ich angst vor dem Therapieende habe und davor, dass ich sie dann nicht mehr sehen werde... sie meinte dann, dass wir uns bestimmt weiterhin im Pferdestall sehen werden. Ich kann mich damit aber irgendwie nicht zufrieden geben... ich hatte vor ihr eine Sozialpädagogin, mit der ich eine total enge Beziehung hatte. Sie sagte sie würde mich nie allein lassen, jetzt haben wir seit einem halben jahr keinen Kontakt mehr....

Ich mag meine thera einfach total aber immer ist diese Angst mit dabei wieder allein gelassen zu werden.... 

soll ich das in der Therapie ansprechen?

Ich hoffe ihr könnt mir weiterhelfen...

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Tristezza
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Beitrag Mo., 21.07.2014, 16:14

Ja, sprich deine Angst, wieder verlassen zu werden, doch in der Therapie an. Es ist vielleicht ein reales Problem, weil sich im Pferdestall zu treffen doch nicht das Gleiche ist wie therapeutische Gespräche zu führen ... Wie viele Stunden habt ihr denn noch? Evtl. könnten deine Eltern ja privat weiterzahlen.

Umarmen und Hand halten - ob das in Ordnung ist, kann man so generell kaum sagen. Wie ist es denn in deinem Fall dazu gekommen? Hat sie gefragt, ob das für dich in Ordnung ist, oder hast du den Eindruck, sie drängt sich damit ein bisschen auf?

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Mohnblume23
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Beitrag Mo., 21.07.2014, 16:43

Danke für deine hilfe
Die therapie wurde noch für 2-3 Monate verlängert.
Ich war in einer Stunde mal ziemlich fertig, dann hat sie sich neben mich gesetzt und meine Hand gehalten, erst beim rausgehen fragte sie ob das für mich schon ok war.Wegen den Umarmungen, da stand sie mit ausgebreiteten armen vor mir und hat mich einfach umarmt, ohne zu fragen. Sie ist auch die einzige, die so nah an mich ran kommen darf. Bei anderen bekomme ich sofort Panik. Ich weiß nicht was die Umarmungen bedeuten sollen... hast du vllt eine Idee, oder wie würdest du damit umgehen?

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Tristezza
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Beitrag Mo., 21.07.2014, 17:28

Vielleicht will sie, dass du eine gute Erfahrung mit dem Körperkontakt machst und so die Angst davor verlierst? Vermutlich hat sie dich auch einfach gerne. Doch es macht mich etwas stutzig, dass sie irgendwann ohne zu fragen begonnen hat, dich bei der Begrüßung und beim Abschied in den Arm zu nehmen. Gerade, wo du sonst Probleme mit Körperkontakt hast. Ich finde es besser, wenn so etwas von der Patientin ausgeht oder zumindest vorher gefragt wird. Aber wenn es dir gut tut und du dadurch nicht noch größere Angst vor dem Therapieende hast, kannst du es ja auch einfach genießen.

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Mohnblume23
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Beitrag Mo., 21.07.2014, 17:33

Mein Problem ist nur, dass ich dadurch die Distanz nicht mehr vorhanden ist wie am Anfang, ich kann nicht mehr offen reden...
Aber ich denke ich werde es in der nächsten therapie Stunde mal ansprechen...

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peppermint patty
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Beitrag Mo., 21.07.2014, 18:17

Hallo Mohnblume23,

ich denke auch, dass dich deine Thera mag und spürt, dass du sie ebenfalls magst und sie dir deshalb den Körperkontakt anbietet. Allerdings finde ich vorher Nachfragen auch wichtig, um keine Grenze zu überschreiten.

Da meine Thera auch Körperthera ist (und weil wir uns auch sehr mögen) kommt es bei mir auch gelegentlich zu Körperkontakt (u. a. auch Hand halten oder umarmen). Dieses Angebot hängt evtl. aber auch mit den Defiziten meiner Geschichte zusammen. Ich erläutere ihr danach meistens wie ich mich damit gefühlt habe. Das benötige ich um meine Angst zu reduzieren - sonst würde ich diesen Körperkontakt nicht zulassen können.

Allerdings lenkt mich dieser Körperkontakt nicht von meinen Themen ab. Das finde ich persönlich ganz wichtig, da er mEn nur ein (sehr schönes) Nebenthema ist.

Was deine Thema Abhängigkeit betrifft, so denke ich, dass diese vermutlich bereits eingetreten ist. Insofern würde ein Therapieabbruch nichts besser machen. Leiden würdest du in dem Fall so oder so. Wenn du bleibst hast du aber die Chance dieses Thema zu bearbeiten. Vielleicht kannst du die Trennung dadurch etwas leichter verkraften - oder eine andere Regelung für Kontakt für die Zukunft finden.

Ich finde es gut, dass du dir vorgenommen hast offen mit ihr zu reden. Das ist ganz sicher die beste Lösung.

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Mohnblume23
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Beitrag Do., 14.08.2014, 13:00

Vielen Dank für die vielen Antworten
Echt toll, dass man hier so viel Unterstützung und Hilfe bekommt

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sandrin
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Beitrag Sa., 30.05.2015, 15:35

Ich möchte diesen Thread wieder reaktivieren, weil sich bei mir in der letzten Zeit eine Entwicklung einstellt, die ich nicht einschätzen kann. Ich bin ja nach dem großen Drama inzwischen bei einem Therapeuten gelandet, bei dem ich mich wirklich sehr wohl fühle und bei dem ich beginne, mich zu öffnen. Genau das führt aber auch dazu, dass dieser Mensch beginnt, mir wichtig zu werden, mit dem Ergebnis, dass ich sehr viel an die Therapie denke und ich denke auch viel heruminterpretiere, was gesagt wurde, wie es gesagt wurde und was dahinter stecken könnte. Auch terminliche Unterbrechungen stürzen mich zwar nicht in absolute Krisen, jedoch fehlt mir eindeutig was. Ich glaube, ich kann es vielleicht mit "Geborgenheit" beschreiben.

Wie gesagt, mich verunsichert diese Entwicklung, weil ich nicht weiß, ob ich mich da in einer gefährlichen Entwicklung befinde und nicht mehr genügend Abstand habe. Wie handhabt ihr das? Wo ist bei euch die Grenze?

LG Sandrin


HEP2015
neu an Bo(a)rd!
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Beitrag Sa., 30.05.2015, 16:06

Hallo Sandrin,
erstmal danke für die Reaktivierung des Themas! Ich lese schon länger mit, habe aber noch nie geantwortet.
Dir scheint es ähnlich zu gehen, wie mir. Ich habe auch immer wieder Phasen in denen ich sehr viel an meine Therapeutin denke, so wie du es auch beschrieben hast.
Ich habe angefangen mir bewusst Zeit für diese Gedanken zu nehmen, damit sie meinen Alltag nicht zu sehr beeinträchtigen. Zusätzlich schreibe ich nach jeder Therapiestunde eine Art Reflexion, also wie es zwischen uns war, was ich erzählt habe u.ä.
Ich denke nicht, das du dir Sorgen wegen einer negativen Entwicklung machen musst.

Hoffentlich konnte ich ein bisschen beruhigen.
Eine Frage noch welches Therapieverfahren machst du denn? Ich mache eine TFP.

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sandrin
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Beitrag Sa., 30.05.2015, 16:28

Ich auch.
Das mit dem Begrenzen ist ein guter Vorschlag. Das Geschehen in der Therapie schriftlich fixieren tu ich schon von Anfang an, das ist mir eine wichtige Angewohnheit geworden.

Schwierig, schwierig ...

Danke für deine Worte!

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Schneerose
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Beitrag Sa., 30.05.2015, 17:13

Hallo sandrin,

mir wird es ja in diesem Forum nicht so leicht gemacht mit meiner Meinung, meiner Erfahrung und meinen "Ratschlägen"; DA ich einfach zu meinem Erleben stehe - MITTLERWEILE, endlich habe ich die Kraft mich aus meinem langen Kreis der Opferhaltung heraus zu bewegen, dann bekommt man hier - also nicht man, sondern ich, ständig eine auf die Finger geklopft...das musste ich jetzt mal unter OT los werden...

ich stehe absolut dazu, sehr schwierige Therapieverläufe insbesondere wenn sie über viele Jahre in tiefer Abhängigkeit verharren, ohne dass sich durch thematisieren des Patienten beim Thera was verändert,
SOLCHE THERAPIE absolut zu hinterfragen, sich dazu Beratung zu holen und im Fall auch den Mut zu haben zu Beenden...

ABER auch ich habe die ganzen Jahre dazu gelernt, und verstanden, dass zu einer Veränderung im Leben das Durcharbeiten einiger Gefühle gehört, damit die Seele NACHREIFEN kann, was sie im Leben versäumt hat...
Ich denke diese Form von Abhängigkeit die du beschreibst, ist die Form der Zuneigung und "gesunden Bindung" die du spürst.
Ich denke auch, dass es dazu gehört, dass du dich das in Therapie ansprechen traust, um mit deinem Thera daran gemeinsam zu wirken;

ungesund wird es MEINER MEINUNG NACH, wenn es derart in dein Leben eingreift, dass du nichts mehr im Griff hast, dein Leben unter dieser Zuneingung leidet, deine Beziehungen, Freunde, Arbeitsplatz ect.
dann wird es fragwürdig, und absolut zum Handeln wird das für mich AUS MEINER SICHT, wenn du so eine ungesunde Abhängigkeit thematisierst, und der Thera durch sein Verhalten dich immer noch weiter hinein treibt, und du immer handlungsunfähiger wirst.

So sehe ich das alles und dazu stehe ich.
Mögen es andere anders sehen, das ist auch ok.

Tatsache ist, wer sich hier hin wendet, will verschiedene Ansätze hören, damit er oder sie dann selber entscheiden kann was das Richtige für einen ist...

es ist sicher nicht immer nur meine Meinung richtig,
aber auch alle anderen schreiben nur aus ihrer Sicht und wissen nie über den Einzelfall bescheid...

Ich hoffe ich konnte dir ein bißschen weiter helfen und dich nicht noch mehr verwirren.

alles Gute
Schneerose
"Der Einzige, der sich wirklich vernünftig benimmt ist mein Schneider, er nimmt jedesmal neu Maß, wenn er mich sieht" :->

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sandrin
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Beitrag Sa., 30.05.2015, 17:25

Hallo Schneerose,

es freut mich, wieder mal von dir zu lesen. Ich hab ja auch lange nichts mehr geschrieben, genau aus der von dir beschriebenen Problematik. Du musst dich für deine Meinung nicht rechtfertigen und ich danke dir, dass du sie mir sagst! Du schreibst, "gesunde Bindung". Das klingt schön, und es fühlt sich ja auch gut an. Das hat gar nichts von den Erfahrungen, die ich vorher gemacht habe, nichts Destruktives, nichts Einschneidendes. Es fühlt sich heilend an. Aber es bringt mich auch mit vielen Ängsten in Berührung, bewegt vieles in mir, löst vielleicht auch sowas wie ein Beben aus, das schon noch zu handhaben ist, aber dennoch spürbar.

Ich bin nicht verliebt oder so etwas, ich fühle mich einfach nur das erste Mal in meinem Leben verstanden, wahrgenommen und es ist noch nie jemand so achtsam mit mir umgegangen. Irgendwie kommt mir da sofort der Gedanke: "Achtung, nicht idealisieren, das ist gefährlich!". Und wir beide haben ja auch schon einschlägige Erfahrungen machen müssen und wissen, was passieren kann, wenn man an den Falschen gerät.

GLG Sandrin

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Schneerose
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Beitrag Sa., 30.05.2015, 17:33

Danke sandrin! Genieß es,es hört sich gut an! LG Schneerose
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mondlicht
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Beitrag Sa., 30.05.2015, 17:58

Hallo,

da ich gerade ebenfalls aktuell in einer "abhängigen" Therapieerfahrung stecke, möchte ich mich mal einbringen. Es gab ja schon mehrere Fäden zu diesem Thema, die ich teilweise verfolgt habe. Schneerose hat ein paar Sätze geschrieben, die ich hier aufgreife:
Schneerose hat geschrieben:ungesund wird es MEINER MEINUNG NACH, wenn es derart in dein Leben eingreift, dass du nichts mehr im Griff hast, dein Leben unter dieser Zuneingung leidet, deine Beziehungen, Freunde, Arbeitsplatz ect. dann wird es fragwürdig, und absolut zum Handeln wird das für mich AUS MEINER SICHT, wenn du so eine ungesunde Abhängigkeit thematisierst, und der Thera durch sein Verhalten dich immer noch weiter hinein treibt, und du immer handlungsunfähiger wirst.
Ich finde es auch problematisch, wenn die Therapie sich gefühlsmäßig so ausbreitet im Leben, dass sie zu unkontrollierbaren Gedankenschleifen führt, an der das Leben insgesamt leidet. Es stellen sich für mich zwei Fragen:
1. woran liegt es, dass diese Abhängigkeit entstanden ist? Liegt es auch an der Therapie - das würde ja dann ein Abbrechen eventuell rechtfertigen.
2. woran erkenne ich, ob die therapeutische Beziehung geeignet ist, diese Abhängigkeit auch einmal wieder aufzulösen?

Schreiben tue ich auch. Allerdings vermindert das nicht mein Beschäftigtsein mit der Thera. Ich habe mich leider auch "verliebt". Soll heißen, ich suche den Kontakt zu IHR. In einer Therapie hat das allerdings keinen Platz, das ist mir klar. Ich finde dieses Gefühl sehr ärgerlich und unproduktiv. Es verstellt mir den Blick auf mich.

Liebe Grüße!

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Schneerose
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Beitrag Sa., 30.05.2015, 18:07

Hallo mondlicht, ich kann dir absolut empfehlen, dich mit solchen Fragen an Beratungsstellen zu wenden. Dort hilft man dir das Ganze mit Außensicht zu betrachten. Das Angebot gibt es auch mehrfach online. Ich kann dir sagen, dass ich im Nachhinein keinen Thera traf der tiefe Abhängigkeit für therapeutisch gut hält.
"Der Einzige, der sich wirklich vernünftig benimmt ist mein Schneider, er nimmt jedesmal neu Maß, wenn er mich sieht" :->

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