Wie schafft man sich Skills erlauben anzuwenden?

Fragen und Erfahrungsaustausch zu Persönlichkeitsstörungen und Schizophrenie, Bipolaren Störungen ('Manisch-Depressives Krankheitsbild'), Wahrnehmungsstörungen wie zB. Dissoziationen, MPS, Grenzbereichen wie Borderline, etc.
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Tupsy71
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Wie schafft man sich Skills erlauben anzuwenden?

Beitrag Mo., 01.09.2014, 11:24

Hallo
Wie bei Überschrift schon erwähnt, ich zu mir ur schwer mir zu erlauben, dass ich konstruktive Skills anwenden kann.(Thera bestätigte das heute auch). Ich verletze mich lieber, wenn es sein muss, als mir diesbezüglich was gutes zu tun. Ich weiß ja die Skills, doch wenn der Selbsthass aktiviert wird, dann kommt sofort Verletzungsdrang und Wunsch. Ich weiß nicht, wie ich dagegen ankomme. Soll und will das auch in Klinik angehen doch gleichzeitig will ich glaub ich nicht, weil SH so stark ist, dass es mir verwehrt wird. Ich weiß klingt total bescheuert -sorry, doch ich empfinde den SH als eigenen Anteil von mir und ich komme gegen ihn nicht an.
Habt ihr auch solche Erfahrungen damit??
Tupsy

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Krang2
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Beitrag Mo., 01.09.2014, 11:50

Ich habe zwar keine Erfahrungen mit Verletzungsdrang, aber viel Erfahrung damit, mir Chancen zu verbauen, auch indem ich Fähigkeiten nicht voll ausnutze oder indem ich bereits Aufgebautes infrage stelle oder zerstöre. Wenn dein SH (Selbsthaß, oder?) als eigener Anteil empfunden wird, dann gibt es dafür einen guten Grund, weißt du diesen? So hartnäckig hält sich eine Einstellung oder eine Verhaltensweise meist nur, wenn sie auch eine Funktion hat, sogar einen Vorteil bietet. Sonst wäre der Widerstand gegen jede Änderung nicht so stark. Ich denke, daß du das erst ändern kannst, wenn du verstehst, warum es einen Teil in dir gibt, der offenbar gar nichts ändern möchte, im Gegenteil, eine Verbesserung sogar als Bedrohung empfindet. Was wird bedroht, was bisher durch den Selbsthaß geschützt wurde? Hast du Angst vor etwas?
Mir hat es sehr geholfen zu verstehen, warum man etwas macht, was einem selbst auch unlogisch und schädlich vorkommt. Auch negatives Verhalten hat einen Nutzen, auch wenn man sich das ungern eingesteht. Meist bewahrt es vor einer Alternative, die man unbewußt als noch schlimmer empfindet als den derzeitigen Zustand, auch wenn er Leiden verursacht. Wenn man es versteht, ist es nämlich sehr logisch, und erst dann hat man die nötige Klarheit, dagegen anzugehen und auch die positive Funktion des negativen Verhaltens (in deinem Fall Selbstverletzung) anderweitig zu "ersetzen".
Alles Gute!

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Tupsy71
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Beitrag Mo., 01.09.2014, 15:57

Danke KRang für die Antwort. Mh, ich vermute mal, dass der SH mich vor dem SChmerz schützt, denn immer wenn SChmerz da ist, also zu stark, dann muss ich mich svv. Aber auch wenn SH selber zu stark da ist muss ich es tun.
Und ja ich hab wahnsinnige Angst, dass der Schmerz voll ausbricht und ich es einfach nicht aushalten kann, denn es ist jetzt schon oft schwer auszuhalten. Naja vielleicht bin ich eine doofe Jammerliese, doch es ist wirklich oft schwer auszuhalten.
Das sind aber nur mal so meine Vermutungen, ob es so stimmt kann ich nicht sagen.
Danke nochmal fürs Antworten
Tupsy

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Krang2
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Beitrag Do., 04.09.2014, 08:14

Ich denke, deine Vermutung stimmt, denn ich habe auch Gefühle in mir, die ich noch nie wirklich zugelassen habe. Bzw. weiß ich teilweise nicht einmal, was das für Gefühle wären, wenn ich sie nicht verdrängen würde. Ich unterdrücke den Schmerz, weil ich jemand bin, bei dem sich der Haß eher nach außen als wie bei dir nach innen wenden würde, und ich habe ehrlich gesagt Angst davor, wie ich reagieren würde, wenn ich es mir erlauben würde, zu intensiv über bestimmte Erlebnisse nachzudenken. Aber so wie du würde ich es gern irgendwann. Vielleicht sollte man das nicht allein tun, es sollte jemand bei einem sein, dem man vertrauen kann. So wie eine Hebamme bei einer Entbindung, die wüßte, wie sie reagieren muß, und bei der man sich aufgehoben fühlt. Das kann, muß aber kein Therapeut sein. Was das "Aushalten" geht, ich weiß, daß es zumindest bei Angststörungen mittlerweile so ist, daß eine schnellere und stärkere Konfrontation als heilsamer angesehen wird, vielleicht ist das bei solchen Problemen ähnlich. Niemand sollte sich anmaßen, dich eine Jammerliese zu nennen, weil niemand weiß, wie stark dein emotionaler Schmerz tatsächlich wäre. Wenn sich jemand körperlich verletzt, weiß ich doch auch nicht, wie stark seine Schmerzen tatsächlich sind, wie er sie empfindet. Manche halten Zahnschmerzen kaum aus, andere halten Wundschmerz kaum aus, genauso ist es sicherlich bei emotionalen Verletzungen. Wenn dir mal etwas geschehen ist, was du emotional nicht gut verarbeiten konntest, ist es Unsinn zu sagen, anderen wäre Schlimmeres geschehen. Für jeden ist etwas anderes schlimmer.

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splitterhaftes
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Beitrag Fr., 10.10.2014, 00:09

Ich bin mir nicht sicher, aber ich glaube ich kann dir teilweise nachempfinden. Ich habe auch Probleme mit der Anwendung von Skills.
Mein großes Problem ist, dass ich Angst habe.. mich regelrecht schäme Skills statt der SV anzuwenden. Wenn ich mich lange nicht selbstverletzt habe fühle ich mich irrsinnig schlecht. Ich weiß, der "gute" Gedanke sollte sagen: "Sieh mal, du hast es nur mit Skills geschafft deine Spannung abzubauen! Ein Monat ohne SV - du kannst stolz auf dich sein!".. aber das käme mir vor als würde ich mich selbst belügen.
In meinem Kopf sieht es eher so aus: "Siehst du, du schaffst es auch ohne SV! Das war doch so klar, du musst dir gar nicht wehtun und dich bestrafen, du bist nicht krank - du bist normal, willst nur Aufmerksamkeit! Du bist so ein Egoist! Alle Probleme die du hast, haben alle anderen normalen Leute auch und jeder kann sie bewältigen - nur dass die nicht so schwach und faul sind, sich über alles aufregen und eine Stunde wöchentlich rumjammern müssen....." und das geht ewig so weiter. Bis ich mir wieder wehtue, das hilft mir diese Gedanken eine kurze Zeit zu unterdrücken.

Geht es dir vielleicht ähnlich?

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viciente
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Beitrag Fr., 10.10.2014, 00:32

Tupsy71 hat geschrieben:Ich verletze mich lieber, wenn es sein muss, als mir diesbezüglich was gutes zu tun. Ich weiß ja die Skills, doch wenn der Selbsthass aktiviert wird, dann kommt sofort Verletzungsdrang und Wunsch.
.. skills haben es an sich, hilfreich sein zu sollen - also etwas für dich "gutes" zu bewirken; das widerspricht dann dem verletzungsdrang im falle einer selbsthassphase; ist letzlich die frage, was stärker ist. vielleicht versuchst du ja mal, dir die anwendung nicht erlauben zu wollen, sondern sie dir zu verbieten? möglicherweise sorgt dann die innere trotzinstanz für ausreichend energie, weil dann die "verletzung" der hassinstanz darin bestehen könnt, die skills anzuwenden.

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