Trauma aufdecken?

Fragen und Erfahrungsaustausch zu Persönlichkeitsstörungen und Schizophrenie, Bipolaren Störungen ('Manisch-Depressives Krankheitsbild'), Wahrnehmungsstörungen wie zB. Dissoziationen, MPS, Grenzbereichen wie Borderline, etc.
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lebenleben
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Trauma aufdecken?

Beitrag Fr., 24.10.2014, 17:54

Hallo an alle,

ich habe eine Frage. Kurz nur zu meinen Eckdaten: Ich bin 22, weiblich, Borderlinerin und analysiere mich schon seit langer langer Zeit selbst. Ich vergleiche mein Wissen über meine Psyche immer gerne mit einem Puzzle und in letzter Zeit kommen immer mehr Puzzlesteine zusammen aber ein ganz essentieller fehlt mir. Und zwar begleitet mich seit kurzem das Gefühl in meiner ganz frühen Kindheit ein Trauma erlebt zu haben, an das ich mich aber nicht erinnern kann. Ich kann mich so auch sehr schlecht an Vergangenes erinnern.

Nun zu meiner Frage: Wie komme ich an diesen fehlenden Puzzlestein? Wie kann man Traumata aufdecken und sich wieder in Erinnerung rufen? Hat jemand Erfahrung damit?

Liebe Grüße

lebenleben

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AmyinmeinemHimmel
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Beitrag Sa., 25.10.2014, 05:04

Liebe lebenleben,

was heißt denn du hast seit kurzen das Gefühl? Woran machst du das fest? Hast du denn Symptome die darauf hinweisen könnten? Flashbacks, Dissoziationen, Körpererinnerungen usw. ?
Ich meine, dass man mit Hypnose an solche Erinnerungen ran kommen kann ABER:
Davon möchte ich dir persönlich nur abraten. Vor 4 Jahren sind meine Erinnerungen an den jahrelangen Missbrauch zurück gekehrt. Von selbst. Ich habe oft das Gefühl gehabt es ginge um Leben und Tod. Nicht nur in den Erinnerungen. Mir ging es richtig dreckig...und auch jetzt wo ich seit ca. 1 Jahr Traumatherapie mache habe ich immer noch Phasen in denen ich denke es geht gar nicht mehr. Wir arbeiten mit/an den Erinnerungen die ich habe und meine Therapeutin hat mal gesagt, dass man in der Therapie solche Erinnerungen niemals bewusst hoch holen würde.
Es gibt manchmal Zeiten in denen ich mir wünsche ich könnte mich an nichts erinnern. Es ist einfach nur grauenerrergend. Ich weiß nicht ob man deshalb auf Teufel komm raus, nur weil man ein Gefühl hat, dem auf den Grund gehen sollte...

Alles Gute für dich

Amy

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Chancen
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Beitrag Sa., 25.10.2014, 09:45

Hallo Lebenleben,

es gibt verschiedene Ansätze.

Lies' mal Literatur von Peter Levine.

Peter Levine geht davon aus, dass der Körper das Trauma speichert und du es über den Körper lösen kannst. Dazu brauchst du auch keine Erinnerung an das konkrete Trauma. Man arbeitet einfach nur mit dem Körper selbst, der es besser weiß (und gespeichert hat) als jegliche Erinnerung.

Traumatisierte können sich oft überhaupt nicht erinnern, da ihre Psyche das Ganze wegschieben musste, um weiter zu funktionieren. Aber im Körper steckt das Trauma fest und verursacht Symptome, die man über den Körper wieder lösen kann. (Nicht über die Erinnerung).

Außerdem ist es gut möglich, dass mehrere Traumata stattgefunden haben, dass es vielleicht gar nicht dieses eine Event gab, das dich traumatisiert hat, sondern dass es mehrfach zu Traumatisierungen kam...

Ich finde körperorientierte Ansätze hier sehr hilfreich.

Chancen

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peppermint patty
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Beitrag Sa., 25.10.2014, 20:14

Hallo lebenleben,

meine Therapeutin meinte mal zu mir, man sollte bei Trauma nicht prinzipiell aufdeckend arbeiten. Viele Traumatisierte können trotz allem damit leben. Wenn das Trauma, durch eine geschwächte Abwehr durchbricht, dann bedeutet das viel Leid, so wie auch Amy schrieb.

Insofern würde ich keine "schlafenden Hunde" wecken, solange nichts wirklich da ist. Erinnerungen kann man ja nicht erzwingen. Und an die frühe Kindheit kann sich fast niemand erinnern (o-3 Jahre). Dennoch kann es sicher gut sein stabilisierend zu arbeiten. Gibt es denn einen Grund weshalb du wissen möchtest, ob und was du erlebt hast?

@ Chancen, in meiner Therapie arbeite ich u. a. auch mit SE. Aber so wie ich es bisher erlebt habe, entstehen die neuronalen Entladungen auch bei der Verarbeitung von "kleineren" Traumata. Das müssen manchmal gar keine "klassischen" Traumata sein.

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Tamila
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Beitrag So., 26.10.2014, 00:33

AmyinmeinemHimmel hat geschrieben: Wir arbeiten mit/an den Erinnerungen die ich habe und meine Therapeutin hat mal gesagt, dass man in der Therapie solche Erinnerungen niemals bewusst hoch holen würde.
Amy
Hallo Amy,

wieso soll das in der Therapie niemals gemacht werden? Mein Therapeut hat das gemacht, ganz bewusst und gezielt. Allerdings hat es mir nicht so gut getan...ich frage mich, wo das z.B. geschrieben steht, dann könnte ich ihn damit mal konfrontieren. Weißt du da was? Im Endeffekt, glaube ich nicht an die Erinnerungen. Also schon, dass was war und ein Teil davon, aber nicht alles. Es ist viel auch unter Schock hochgekommen, viel zu viel Entgleisung und viel Stabilität im Alltag eingebußt. Ich denke immer wieder mal dran, ob das alles richtig ablief...

LG Memory

PS: Jetzt lese ich das auch von Peppermint Patty...wisst ihr mehr darüber? Quellenhinweise, Literatur?
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AmyinmeinemHimmel
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Beitrag So., 26.10.2014, 08:15

Liebe Memory,

meine Therapeutin hat es mir so gesagt. Ob es irgendwo so festgehalten steht weiß ich leider nicht, aber ggf. könnte ich sie gerne noch mal fragen.
Es hat ja einen Grund warum viele Opfer sich jahrelang nicht an die Taten erinnern können, warum sie verdrängt werden. Bei mir war es so, dass u.a mein Vater der Täter war. Und mit seinem Tod vor 4 Jahren kehrten die ersten Erinnerungen, z.T. auch nur Körpererinnerungen zurück. Richtige Flashbacks habe ich erst seit Ende letzten Jahres. Es war nicht so, dass bis vor 4 Jahren alles normal war. Ich war denn in meiner Jugend magersüchtig und habe mich selbst verletzt. Ich wusste aber nicht warum. Es gab Fotos, die das belegten. Narben überall an Armen und Beinen von denen ich wusste, dass ich sie mir selbst zugefügt habe aber ich wusste nicht warum. An meine Jugend und Kinderzeit hatte ich so gut wie keine Erinnerungen. Ich hatte immer ein sehr ambivalentes Verhältnis zu meinem Vater. Eine Hassliebe...
Worauf ich aber hinaus will. Die Erinnerungen sind nicht ohne Grund erst langsam nach dem Tod meines Vaters zurück gekehrt. Die Schutzmauer die sich aufgebaut hatte fing mit seinem Tod an zu bröckeln. Denn mit seinem Tod war die Gefahr für mich vorüber.
Ich habe versucht dann eine Therapie anzufangen,;die aber absolut katastrophal endete, die mich an meinen spärlichen Erinnerungen hat zweifeln lassen. Letztes Jahr habe ich meine jetzige Therapeutin gefunden. Ich wollte an meinen Symptomen arbeiten, die mich in die Verzweifelung trieben. Sie fragte mich nach sexuellem Missbrauch. Ich sagte Nein weil ich Panik hatte, wenn ihr sagen würde dass ich da vereinzelt Bilder habe, dass sie mich nicht ernst nimmt wie die Therapeutin in der vorherigen Therapie. Irgendwann überkam mich dann eine Flut von Erinnerungen. Ich habe meine Mutter damit konfrontiert die mir zu meiner Überraschung alles bestätigte, die mittlerweile aber wieder zurück gerudert ist, verharmlost um ihren eigenen Arsch zu retten.
Ich habe es dann meiner Therapeutin erzählt. Sie war alles andere als überrascht. Sie hatte es schon lange geahnt, wollte aber von sich aus nichts sagen bis ich von mir aus damit komme. Sie hat mir sofort geglaubt. Es nie angezweifelt, aber sie hätte halt nicht von sich aus drauf gedrängt. Was so fest verschlossen ist, ist nicht ohne Grund so fest verschlossen. Ich glaube mittlerweile, dass nur das hoch kommt was die Psyche auch irgendwie verarbeiten kann und es deshalb auch gefährlich sein kann solche Erinnerungen absichtlich hoch zu holen wenn nicht eine Notwendigkeit dazu besteht.
Wann besteht diese Notwendigkeit? Eine vielleicht subjektive Empfindungssache. In meiner Therapie hat sich leider meine Essstörung wieder aktualisiert. Praktisch von heute auf morgen. Ich ekelte mich plötzlich vor Essen, bekam z.T. extreme Selbsthassgefühle. Ich habe 17 Kilo aus dem Normalgewicht abgenommen und nachdem wir uns sicher waren, dass aktuelle Umstände dafür überhaupt keine Rolle spielen sind wir nun an diese Gefühle ran. Schauen woher sie kommen. Und dabei sind neue Erinnerungen hochgekommen bzw. Bilder, die Erinnerungen waren ja als Gefühle schon da. Es ist grauenerrergend, aber ich habe mich zumindest insoweit stabilisiert, dass ich nicht weiter abnehme, sogar schon ein wenig zugenommen habe. Was ich damit sagen möchte: Hier war es für mich persönlich gesehen wichtig an den Erinnerungen zu arbeiten, denn sonst wäre es mit dem Essen so ausgeufert, dass ich mich zu Tode gehungert hätte. Es war notwendig. Ohne Notwendigkeit wären wir niemals daran gegangen.

Ich würde mich also niemals ohne Leidensdruck "nur" weil mir ein Puzzleteil fehlt mich an aufdecken Arbeit heranwagen. Da bin ich mittlerweile völlig bei meiner Therapeutin, denn man wirklich auch viel durch Stabilisierungsarbeit erreichen wie Peppermint Patty schon schrieb.
Memory, gib doch mal bei Google Traumakonfrontation, Stabilisierung etc. ein vielleicht findest du da was Passendes. Ich glaube daran scheiden sich wirklich die Geister.
Sorry dass es so lang geworden ist, aber es tut gut das mal los geworden zu sein.

Liebe Grüße

Amy

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peppermint patty
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Beitrag So., 26.10.2014, 12:30

Moin,

@ Amy, dass hast du sehr gut und anschaulich dargestellt.

Genau so hat es meine Therapeutin auch erklärt. Die Abwehr hat ja einen besonderen Zweck, nämlich die ganzen schrecklichen Bilder, Gefühle,… etc… zu unterdrücken, weil es bis zu diesem Zeitpunkt wenn sie auftauchen einfach zu schrecklich und in diesem Sinne nicht verarbeitbar für die Psyche ist. In dem Augenblick wenn Erinnerungen hochkommen ist die Psyche auch bereit dafür diese Erlebnisse zu verarbeiten (auch wenn sich das überhaupt nicht so anfühlt). Wenn man als (klein-)Kind sehr schlimme Dinge erlebt hat es idR nur drei Reaktionsmöglichkeiten: dissoziieren, psychotisch werden oder sterben ("Das verfolgte Selbst" - Onno van der Hart, Ellert R.S. Nijenhuis & Kathy Steele). Deshalb sind die Erinnerungen wenn du deine Kindheit überlebt hast zunächst weg.

Nachdem bei mir die ersten Erinnerungen hochkamen - diese habe ich ihr in einer Mail mitgeteilt - brauchte es über ein Jahr bis ich zum ersten mal darüber reden konnte. Bis dahin haben wir die Mail nicht besprochen (sie hat mir VERSPROCHEN sie nicht von sich aus anzusprechen), weil ich absolute Panik hatte, ehrlich gesagt war ich ausser mir. Ich war noch nicht bereit. Es hätte mich nur geschwächt. Und da liegt das Problem. Erinnerungen bewusst zu früh herholen zu wollen instabilisiert. Mich würde es lebens - und arbeitsunfähig machen.

Obwohl ich hier einiges an Traumaliteratur herumliegen habe - kann ich mich aktuell auch an keine konkrete Quelle erinnern wo dies explizit so geschrieben wird. In "Sprache ohne Worte" schreibt Peter Levine von "Titration" einem Begriff aus der Chemie, der aber in etwa dasselbe bedeutet.
Aber eigentlich wird in jedem Traumafachbuch mehr oder weniger darauf hingewiesen, dass mit traumatischen Inhalten seeeehr vorsichtig umgegangen werden soll. Nicht umsonst gibt es bestimmte Verfahren wie Traumata besprochen werden.

LG,
pp


Hannah*
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Beitrag So., 26.10.2014, 13:56

Hallo lebenleben,
da hier alle ganz selbstverständlich von einem tatsächlichen Trauma ausgehen, möchte ich nur zu bedenken geben, dass ein Gefühl, da muss doch was gewesen sein, noch lange nicht heißen muss, dass da auch wirklich was gewesen ist. Dieses Gefühl stellt sich gar nicht so selten ein, auch ohne realen Hintergrund, und ich kenne es zeitweise auch aus meiner seelischen Rückwärtssuche. Es kann, muss aber kein Traumatisierung gegeben haben. Das Gefühl ist kein Hinweis auf das eine oder das andere.

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peppermint patty
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Beitrag So., 26.10.2014, 14:23

Hallo Hannah*,

du hat natürlich Recht.

Ich gehe aber nicht selbstverständlich von einem Trauma aus, sondern wollte nur aufzeigen, dass "Nachbohren" nach (angeblichen) traumatischen Erinnerungen nicht unbedingt zuträglich ist. Ich finde es gelinde gesagt viel zu gefährlich das zu tun, denn auch "eingeredete" Traumata können verheerende Wirkungen haben. Diese können genauso schlimm wie tatsächlich erlebte Traumata sein.

Ich riet auch deshalb nicht weiter nach Erinnerungen zu bohren, schon gar nicht ohne therapeutische Unterstützung, weil ich mir auch vorstellen kann, dass man sich den Gedanken etwas traumatisches erlebt zu haben damit einreden kann - sich darauf möglicherweise sogar fixiert. Viel wichtiger ist nach meinem Dafürhalten mit dem was ist umgehen zu lernen. Zudem es ohne Erinnerungen eh nicht beweisbar ist - und sich die Gedanken immer im Kreis drehen könnten.

LG,
pp

Hallo lebenleben,

bist du in Therapie? Und falls ja, was sagt dein/e Thera dazu?

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AmyinmeinemHimmel
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Beitrag So., 26.10.2014, 14:29

Hallo Hannah*,
Ich gebe dir Recht. Ein Gefühl muss noch lange kein sicherer Hinweis darauf sein. Es kann sein, dass sie ihr Gefühl trügt. Aber lebenleben fragt doch wie sie an dieses Puzzleteil ran kommt . Wie Sie Ihr Trauma sofern denn vorhanden ran kommt. Sie scheint also der festen Überzeugung zu sein, dass da was ist. Ich finde es bedenklich, aber das ist nur meine Meinung, etwas aufzudecken was so fest verschlossen ist. Klar könnte sich dabei herausstellen das da nichts war. Aber was passiert mit lebenleben wenn da was war? Ich für mich halte es für unmöglich dann so weiter zu machen wie bisher. Zu Erinnerungen gehören Gefühle. Und beides kann einem den Boden unter den Füßen wegziehen. Deshalb meine persönliche Warnung, ob lebenleben sich davon was annimmt, oder nicht und ich bleibe dabei: Ich würde daran nur arbeiten wenn es notwendig ist. D.h. für mich wenn ich einen gewissen Leidensdruck habe, mein Leben dadurch eingeschränkt ist. Nur aus dem Gefühl heraus( und ich möchte das nicht klein reden, ich kann mir vorstellen dass auch das belastend ist,) da war etwas, mir fehlt ein Teil meiner Geschichte würde ich mich da niemals ran wagen. Aber das muss jeder für sich selber wissen. Zudem gehört sowas in erfahrene wohlwollende therapeutische Hände, kaum auszudenken wenn sich an soetwas irgendein - Entschuldigung- geldgeiler Quacksalber ran wagt.

LG Amy

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lebenleben
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Beitrag So., 26.10.2014, 16:18

Hallo an alle,

danke für eure Antworten. Ich weiß auch nicht, es ist dieses Gefühl.. und zusätzlich so Flashbacks - aber nicht an so eine Situation - sondern eher Erinnerungen, die in mir hochsteigen, die schon sehr lange her sind, bei denen sich meine sexuellen Tendenzen schon im Kleinkindalter stark abgezeichnet haben. Ich schäme mich für diese Erinnerungen und ich weiß zu 100%, dass sie echt und so passiert sind. Ich frage mich nur immer mehr, wieso dieses Thema in meiner Kindheit schon so eine wichtige Rolle gespielt hat und vor allem auch in diesem unterwürfigen, selbstzerstörerischen Zusammenhang.

Liebe Grüße an alle!

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AmyinmeinemHimmel
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Beitrag So., 26.10.2014, 16:32

Hallo lebenleben,

du hast also Erinnerungen und du weißt, dass sie wahr sind. Ich möchte dir gern sagen, dass du dich dafür nicht schämen musst. Du warst ein Kind und irgendetwas wird dieses Verhalten in dir ausgelöst haben. Ich meine heraus zu hören, dass du darunter leidest und diese sexuellen Präferenzen ja auch heute noch eine Rolle spielen. Ich denke es wird zu einem Problem wenn man entweder anderen damit schadet, oder sich selbst und so scheint es ja bei dir zu sein. Du schreibst ja von einem selbstzerstörerischen unterwürfig Zusammenhang. Bist du denn in Therapie?

LG Amy

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Sinarellas
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Beitrag So., 26.10.2014, 18:14

Da frag ich mich: woher weiß man selbst zu 100% dass eine Erinnerung (die so wackelig, beeinflußbar und daneben sein kann) wahr ist!?
Die Erinnerung an exakt die gleiche Situation von vor zwei Tagen bewerten und erleben, gedenken und verstehen 2 Menschen so unterschiedlich, als wären es zwei völlig unterschiedliche Situationen.

Selbsttherapie ist btw. nicht gerade hilfreich, insbesondere nicht bei Borderline. Überlasse sowas mal dem Profi oder ganz bleiben. DU machst mehr kaputt als ganz.
..:..

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lebenleben
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Beitrag So., 26.10.2014, 20:50

Hallo ihr Lieben, ja ich war sehr lange in Therapie, momentan mach ich aber eine Pause. Sollte aber eh bald wieder gehen nur erreich ich meinen Therapeuten nicht...
und ja, es schadet mir. Und vor allem merke ich, dass ich in einer "gesunden" Beziehung, in der ich jetzt seit ein paar Monaten bin, nicht so richtig oder so starke Lust verspüre leider...

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Tamila
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Beitrag So., 26.10.2014, 22:07

Liebe Amy, liebe Peppermint Patty,

vielen Dank für eure Ausführungen und eure Erlebnisse. Leider war mein Therapeut da viel "aggressiver" im Vorgehen, sprich er hat es sehr eilig gehabt auf das Trauma"material" hinzuschauen. Ich habe dann als ich reale Bilder hatte (ich spürte, dass dies echt war) viele viele Bilder zuhause gehabt, die mich überrollten und das Tage- und Monatelang. Ich zweifle heute viele der Bilder an, die nach den ersten, die in der Therapie auftauchten. Ich befürchte heute, dass ich einfach assoziiert habe. Und dass ich damit dem wirklichen MB umgangen habe, also dass ich nicht ranwollte und so nicht wirklich ran bin. Wie schlimm es war, spüre ich ja.
Erinnerungen bewusst zu früh herholen zu wollen instabilisiert. Mich würde es lebens - und arbeitsunfähig machen.
Ich war arbeitsunfähig geworden, meine Schmerzkrankheit hat sich enorm verschlimmert, ich bin bis ins Burn out gekommen. Lange dachte ich, das es allein der Job war. Heute merke ich, seitdem ich selbst gesagt habe zu mir "jetzt ist Schluss mit Trauma", dass ich mich im Job wieder viel wohler fühle. Die üblichen Probleme dort, ok, die sind da, aber bei weitem empfinde ich sie nicht mehr als so unlösbar und bin nicht mehr so triggergefährdet.

Das Trügerische oder das Problem bei mir ist, das mein Therapeut durchaus ein empathischer und bewusster Mensch ist. Zumindest empfinde ich es öfters so, es gab auch schon Zeiten, wo ich mich wirklich geärgert habe und es gibt Bereiche, wo unsere Einstellungen sich sehr unterscheiden. Komisch ist, dass er auch Traumatherapeut ist. Aber ich weiß nicht, welche Art von Ausbildung er da gemacht hat. Vom Grund her ist er Psychologe und tpTh.

Ich weiß nicht, ob ich es nochmal anspreche. Wir sind nach drei Jahren nun so gut wie am Ende. Nur noch Termine mit längeren Abständen. Also Nachsorge. Aber wenn der Moment passt, werde ich das tun. Komisch, ich glaube, ich habe auch Angst vor ihm, zumindest unbewusst auf irgendeiner Ebene. Er ist eine starke Persönlichkeit und ich so ängstlich. Ich glaube manchmal, er hat es zu eilig gehabt und auf seine Art einen schnellen Erfolg für mich gewünscht. Es gibt aber überhaupt viele Menschen, die mir mehr zumuten (ich scheine so zu wirken) als ich es wirklich bin tief innen. Ich zeige das halt nicht....und das ist mein Problem. Einmal aber habe ich in einem Brief geschrieben, als er wieder was ansehen wollte und ich ihm das schreiben sollte, ob ich nicht auch in der Therapie von dem empfohlenen NEIN Gebrauch machen sollte und darf. Tja, aber das ist ja das Problem von dem meisten traumatisierten, dass sie es eben nicht gut können. Daher sollte der Therapeut wohl das überwachen und sorgsam sein.

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