Die Wochenenden überfordern mich

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Amilia
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Die Wochenenden überfordern mich

Beitrag Mo., 24.11.2014, 20:39

hmmm da mein Therapeut zu diesem Thema mehr die Gründe tief unten suchen will und mir keine konkreten Tipps geben kann, wende ich mich an euch.
Jedes Wochenende ist in letzter Zeit unerträglich. Am Samstagmorgen beginnt es meistens noch gut, ich trinke meinen Kaffee, putze die Wohnung, spiele mit meinem Hamster. Aber dann geht nichts mehr. Ich sollte mir was kochen - überfordert. Ich sollte einkaufen gehen - kann nicht. Es wäre gut, wenn ich wenigstens spazieren gehen würde - geht nicht. Meine Stimmung kippt ,ich bin zu nichts mehr fähig. Ich liege nur noch auf dem Sofa, grüble, weine, schlafe, grüble wieder, verzweifle, fühle mich wie gelähmt, kann mich zu nichts überwinden. Das geht A entweder so, bis Sonntagabend, oder B bis jemand vorbeikommt (von sich aus den Vorschlag macht). Ich verstehe nicht was los ist (ausser fehlende Struktur, keine Aufgabe), es fühlt sich an, als wäre ich mit meiner Freizeit überfordert. Wenn ich arbeite, Mo-Fr geht das alles meistens ganz gut, ausser den normalen psychischen Problemen die ich habe (Angst, Stress, etc). Aber am Wochenende krieg ichs einfach nicht auf die Reihe. So viel freie Zeit. Und so eine Lähmung. Alle die ich kenne freuen sich jeweils so aufs Wochenende und für mich ist es einfach der Horror. Ich habe auch keine Lust mich mit jemandem zu treffen, sonst könnte ich das ja im vornherein planen und ich hätte was zu tun dann am Wochenende. Aber Einkaufen wollte ich eigentlich shcon unbedingt, aber die Lähmung war so gross, ich war zu nichts mehr fähig
Hat jemand ähnliche Erfahrungen gemacht? Oder Tipps? Ich habe so Angst vor dem nächsten Wochenende. Meistens endet es nämlich in erheblichen Suizidgedanken weil ich mit mir so überfordert bin.

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Marzipanschnute
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Beitrag Mo., 24.11.2014, 21:05

Pläne schreiben, am Anfang ruhig sehr kleinschrittig. Für den Anfang vielleicht auch jemanden mit ins Boot holen der dich unterstützt. Realistische Zielsetzung. Kennst du die SMART-Regel?
Spezifisch
Messbar
Anspruchsvoll
Realistisch
Terminiert

Heißt konkret: Bis Samstag um 16 Uhr möchte ich gerne mein Badezimmer geputzt und den Einkauf erledigt haben.

Ganz wichtig: Die Belohnung nicht vergessen! Du hast etwas gut hinbekommen? Ein Tasse Tee oder etwas das dir gut tut erlauben. Nur so kriegst du positive Verknüpfungen im Kopf hin.

Und: Selbstüberwindung. Ich weiß, dass das die Hölle ist. In dem Modus musste ich einen Umzug aus einer 3 Zimmer Wohnung in ein WG Zimmer stemmen. Wie ich das geschafft habe, kann ich heute nicht mehr sagen.
Wichtig ist, dass du dich nicht überforderst, aber man darf eben auch nicht den Fehler machen und nix mehr von sich selbst erwarten.

Dann denke ich ist es noch wichtig herauszufinden was für ein Typ du bist.
Brauchst du eher die Abwechslung oder eine feste Struktur damit du im Gang bleibst? Im Moment scheinst du ja mit deiner altbekannten Struktur immer wieder auf Grenzen zu stoßen.
Wie wäre es, vielleicht nach dem Frühstück direkt einzukaufen? Einfach die Strukturen etwas aufweichen um aus dem Hamsterrad rauszukommen und nicht automatisch wieder ins alte Muster zu verfallen.
“Das Schöne an der Zeit ist, das sie ohne Hilfestellung vergeht und sich nicht an dem stört, was in ihr geschieht.” Juli Zeh

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Verocasa
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Beitrag Mo., 24.11.2014, 21:17

Schaff Dir selbst Struktur, es wird sonst niemand für Dich tun.

Beginne mit einem Spaziergang, direkt nach dem Kaffee. Danach gehst Du einkaufen. Später putzt Du die Wohnung, dann gehst Du noch einmal raus, joggen oder walken. Danach kümmerst Du Dich um die Wäsche. Und dann bist Du froh, Dich einfach nur ausruhen zu können. Du kannst lesen, fernsehen, surfen ...

Das ist nur ein Beispiel, so ähnlich habe ich es gemacht, als ich mit latenten Wochenenddepressionen zu kämpfen hatte.

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MissX
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Beitrag Di., 25.11.2014, 00:15

Also Pläne machen, Tag struktieren hat bei mir nie wirklich was gebracht. Ich habe selbst winzigkleine Kleinigkeiten manchmal nicht hinbekommen und mich dann schelcht/unfähig etc. gefühlt, weil die ja eigentlich in meinem Plan standen. Dadurch gings mir noch schlechter.

Ich habe mir an den Wochenenden gar nichts konkretes vorgenommen. Nur eine einzige Sache, morgens auf keinen Fall im Bett liegen bleiben, sondern auf jeden Fall aufstehen, duschen Klamotten an.

Alles andere habe ich spontan stimmungsabhängig gemacht.
Also ich hatte mir eine megalange Liste gemacht mit Dingen, die gut für mich sind und normalerweise einfach Spaß machen. Normalerweise, empfindet man ja nicht unbedingt. Dinge die man Zuhause machen kann, wenn man gar nicht raus will, Dinge die man draußen machen kann usw. Aufräumen usw. habe ich erst mal ganz weggelassen. Wird ja auch überbewertet. Irgendwann habe ich aber angefangen jeden Tag 20 Minuten aufzuräumen und solche eher nervigen Dinge.
Amilia hat geschrieben:Meistens endet es nämlich in erheblichen Suizidgedanken weil ich mit mir so überfordert bin.
Meistens führen ja eher die ganzen Grübeleien, Gedanken am Ende zu Suizidgedankgen. Ich finde es wichtig, dass man sich ablenkt und sei es mit einem Computerspiel. Je länger man denkt, desto schlechter wird es einem gehen.
Ich habe das dann immer so gemacht, dass ich das Nachdenken verschoben habe, auf einen späteren Zeitpunkt. So nach dem Motto am Montag nach der Arbeit wenn es dir besser geht, kannst du immer noch nachdenken.

Außerdem: Auch wenn es dir gerade schlecht geht, irgendwann kommen auch wieder bessere Zeiten. Manchmal geht halt nichts. Da muss man auch nicht permanent gegen ankämpfen. Sich einfach mal einen Tag vor den Fernseher setzen und sich irgendwas gutes zu Essen gönnen ist ja auch ok.

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viciente
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Beitrag Di., 25.11.2014, 01:16

Amilia hat geschrieben:Ich sollte mir was kochen - überfordert. Ich sollte einkaufen gehen - kann nicht. Es wäre gut, wenn ich wenigstens spazieren gehen würde - geht nicht. Meine Stimmung kippt ,ich bin zu nichts mehr fähig. Ich liege nur noch auf dem Sofa, grüble, weine, schlafe, grüble wieder, verzweifle, fühle mich wie gelähmt, kann mich zu nichts überwinden.
.. vielleicht helfen dir ja im wesentlichen 2 dinge zumindest etwas, obwohl ich schon glaub du solltest dich da im wesentlichen in der therapie damit auseinandersetzen:

1. was du hier beschreibst scheint mir jeweils der druck zu sein den du dir selbst machst, etwas tun zu müssen, das grade nicht deiner stimmung entspricht; wenn das dann nicht geht, machst du dir vermutlich selbst vorwürfe, erlebst dich als unfähig .. bist auf dich selbst sauer - und damit verstärkt sich die verzweiflung, weshalb noch weniger geht. dieser kreislauf der abwehr und des widerstands blockiert unter umständen total .. und lässt sich eventuell dadurch etwas lockern, dir dieses nichtstun einfach mal zuzugestehen und das anzunehmen, was grade ist; und zwar möglichst, indem du dich auch mal damit gut zu fühlen traust wenn du nichts tust von dem du glaubst es unbedingt tun zu sollen/müssen.

2. überleg dir vielleicht mal - abseits des wochenendes, was dich wirklich interessiert, begeistert und was du damit anfangen könntest; also nicht was du meinst, dass du tun solltest, sondern was du selbst gerne tun möchtest. selbst länger schlafen kann ja z.b. ein geniessbarer vorteil des wochenendes sein, wenn man die ganze woche früh aufstehen muss. gehst du mal nicht einkaufen, kochst dir nix - auch gut - deshalb verhungerst du nicht gleich. vielleicht zieht dich das etwas vom "müssen" ins "wollen", denn man MUSS ja z.b. nicht einkaufen gehen, man kann aber WOLLEN, wenn man sich vornimmt zutaten für etwas zu besorgen, das man grade heute besonders gern essen möcht. (sind bloss beispiele)

.. wenn du etwas wirklich WILLST, dann machst du es fast immer auch - wenn du etwas partout nicht KANNST, dann wehrt sich eben etwas in dir dagegen, was mit sicherheit auch einen sinn macht (selbst wenn er nicht gleich so einfach durchschaubar sein sollte); scheinbar hast du am wochenende ein vakuum an dingen, die du wirklich machen/erleben möchtest, und das treibt dich dann in die beschriebene destruktiv-spirale weil dir quasi "fad" ist - also brauchst du vermutlich was zu "tun", das dir freude macht und wo du motiviert bist; ich WEISS natürlich nicht ob das hilfreich sein könnt, aber nach dem was ich von dir hier lese, fühlt es sich so - oder so ähnlich - an.

.. viel "erfolg" & .. feel good!

ps: vielleicht bist du ja auch gar nicht "mit dir überfordert", sondern überforderst dich bloss selbst mit deinen ansprüchen und forderungen an dich? .. was jedenfalls ganz und gar nicht dasselbe wär.

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luftikus
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Beitrag Di., 25.11.2014, 09:07

Für mich klingt das so, als ob du in der derzeitigen Lebensphase auch am Wochenende eine feste, von außen vorgegebene Struktur brauchen würdest.

Hierzu fällt mir als Idee ein, dass du dir beispielsweise für die Wochenenden eine ehrenamtliche Tätigkeit suchen könntest. Irgendwas, was du gern machst, oder wo du dich wohl fühlst. Sobald dieses Ehrenamt einmal läuft, kommen die Termine automatisch, und dann hättest du zumindest teilweise vorgegebene Strukturen, die dich durch das Wochenende tragen könnten.

Oder ein gemeinsam auszuübendes Hobby, das würde einen ähnlichen Effekt haben (z.B. in einem Chor mitsingen, in einen Sportverein gehen, etc.). Also irgendetwas, wo dir Termine vorgegeben werden, die dich "rausziehen" können.

Was meinst du dazu?


Tränen-reich
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Beitrag Di., 25.11.2014, 11:31

Tja Amilia, da könnten wir uns ja gegenseitig mal in den Hintern treten... rein vom Stimmungstief und des Nichtaufraffenwollens.
Kann es vielleicht sein, dass da evtl. was durch die Therapie hochschwappen möchte und du dich dadurch erstmal geklatscht fühlst, weil du so gar nicht weißt, was du mit dir und/oder dem Ganzen anfangen sollst?
Ich hab so das Gefühl, dass du auch teilweise zwischen "Wollen" und "Nichtwollen" hin und her eierst. Kann das stimmen? Insofern würde sich das ja an den Wochenenden wiederspiegeln, denn unter der Woche hast du ja zu tun… und im Innersten denkst du dir vielleicht „der Job kann doch nicht alles im Leben sein“.

Daher würde ich wirklich den Fokus auf die Therapie legen. Dann sind die Wochenenden gerade so, wie sie sind. Decken sich deine Gedanken und Gefühle am Wochenende mit dem derzeitigen Therapieverlauf? Wenn das so ist, grübelst du ja schon über DICH, auch wenn das erstmal total chaotisch ist.
„Aufräumen“ im Innersten ist eher sinnvoll, wenn man an der Quelle sitzt, an der Ursache werkelt, in dem Fall beim Therapeuten, anstatt mittendrin anzufangen und mit biegen und brechen etwas an den Wochenenden herbeiführen zu wollen. Hole dir Struktur in der Therapie und baue sie dir nach und nach in den Alltag ein.
Ich habs mir länger abgewöhnt beispielsweise meine Wohnung wie ein Möbelhaus in Schach zu halten, weil ich gewisse Vorstellungen habe, doch meine Therapie hat Priorität - alles andere würde mich überfordern und meine Kreativität würde nicht fließen. Der Rest käme dann und wann von allein.

Wurdest du von deinem Therapeuten nicht mal gefragt, was du an einem kommenden Wochenende vor hast? Und habt ihr mal darüber gesprochen, was du wollen würdest?

LG Tränen-reich

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Amilia
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Beitrag Mi., 26.11.2014, 18:21

Erstmals danke für eure guten Ideen! Ich denke für das kommende Wochenende werde ich mir einen Plan machen, wann ich was tun soll. Dass ich direkt nach dem Frühstück raus gehe wird bestimmt viel helfen, damit ich schon gar nicht in diese "ich kann nicht mehr raus" - Stimmung komme. Obwohl ich sagen muss, ich dachte heute auch, nach dem Mittag hast du endlich Zeit, um einkaufen zu gehen (was ich ja schon am Samstag machen wollte). Also ging ich von der Arbeit nach Hause, kochte (hurra!), ass und setzte mich dann aufs Sofa. Dann war ich so müde und wollte mich kurz hinlegen. hm ja, habe dann den ganzen Nachmittag verschlafen. Wollte dann wenigstens noch raus als ich wieder wach war, aber das hat dann auch nicht mehr geklappt. Also damit will ich sagen, dass selbst wenn ich gut angefangen habe am Morgen mit zur Arbeit gehen, kochen, essen, sobald ich sitze und nichts mehr zu tun habe quasi, schlägt es ein (die Müdigkeit, Lustlosigkeit, Lähmung...).
Mein Therapeut meinte "Sie könnten ja alles machen, sie haben alle Möglichkeiten, sie könnten tanzen, singen, einkaufen, weggehen, sich verlieben, jemanden treffen, einen Ausflug machen, etc. aber diese Lähmung scheint sie zu hindern. Ich frage mich, woher diese Lähmung kommt." Ich finde das ja auch erstaunlich, ich könnte echt alles machen, so viel Freiheit, aber irgendwie zu viel Freiheit, sodass mich das so überfordert. JA wies jemand geschrieben hat, sobald die äusseren, festen Strukturen weg sind, funktioniere ich nicht mehr. Das Gerüst fehlt dann und ich hange in der Luft. Und ich kann das nicht einfach so annehmen, dass die Wochenenden jetzt halt so sind, weil sie, wie ich geschrieben habe, in erheblichen Suizidgedanken enden, weil ich es nicht aushalte und dann sehr traurig und verzweifelt werde und ich mir dann Selbstvorwürfe mache "sogar unfähig das Wochenende zu geniessen" etc.
Ich weiss nicht, was ich wollen würde. Das ist ja auch das schlimme finde ich. So viele Möglichkeiten, aber ich weiss nicht was ich tun wollen würde. Wenn mich niemand von aussen an der Hand nimmt und z.B. sagt, hey komm wir gehen in den Zoo, ich würde darauf gar nicht kommen, das mir das Spass machen könnte. Ich verstehe das nicht.

Wegen der ehrenamtlichen Tätigkeit, das ist halt dann so ne Sache. Eigentlich will ich am Wochenende ja nicht auch noch arbeiten, wenn es unter der Woche im Job eh schon so streng ist, auch wenn die Idee von dir sehr gut ist. Aber ich glaube, das wäre mir dann doch zu viel.
Ein Hobby dann schon eher, ja, aber was? Da fängt die Ratlosigkeit schon wieder an. Was macht mir Spass? Keine Ahnung :(.

Vielleicht ein wesentlicher Punkt: Das Alleinsein. Ich habe nur zwei Freundinnen, aber die haben leider auch kaum Zeit. Es wäre definiv leichter, die WE nicht alleine zu verbringen.

Und ja, ich habe hohe Ansprüche an mich selbst, überall und immer :S Ein Stolperstein mehr im Leben.

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Marzipanschnute
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Beitrag Do., 27.11.2014, 19:44

Das Stichwort Ansprüche Hast du selber schon gesagt.
Erwarte bitte nicht dass alles aufeinmal klappt. Das Muster hat sich über einige Zeit eingeschlichen da kannst du nicht erwarten dass du dir einen Plan schreibst und alles wieder okay ist.
Deswegen: realistische Ziele setzen.

Viel Erfolg!
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Verocasa
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Beitrag Do., 27.11.2014, 19:49

Selbstverständlich können alle Empfehlungen eben nur das sein: Empfehlungen. Wo die Kraft nicht ausreicht … darüber muss gar nicht geredet werden, dann geht eben nur das, was geht …

Wenn man es aber gerade mal schafft, sich morgens anzuziehen - wie oben geschrieben - dann ist das Arlarmstufe 1 in Richtung Depression, und dann brauchts Therapie; in dem Fall reicht kein Forum.

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Amilia
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Beitrag Do., 27.11.2014, 19:59

Ich bin ja in Therapie, zweimal pro Woche. Ich habe es heute erstmals geschafft, einkaufen zu gehen, direkt nach der Arbeit, damit ich auch ja nicht auf die Idee komme, auf mein Sofa zu sitzen. Endlich!!! So und nun bin ich am planen, wie ich mein Wochenende verbringen kann. Im Moment tendiere ich dazu, mit meiner Mutter in die Berge zu fahren.
Wenn ich jemandem von meinem Problem erzähle, dann heisst es immer, da fehlt ein Mann an deiner Seite. Ich finde das echt doof, als ob ein Mann alle Probleme lösen könnte. Klar, das Alleinsein ist sicher etwas, was die Wochenenden zum Problem macht, aber man kann sich ja auch keinen Freund kaufen, so mal hopp hopp. Und zumal ist das ganze ja auch ein bisschen schwierig, denn sitzt man auf dem Sofa, wird man kein Freund finden, dazu muss man ja wiederum nach draussen gehen...mit der Online Welt hats leider auch nicht geklappt, da finde ich nur komische Typen.


Tränen-reich
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Beitrag Do., 27.11.2014, 20:36

Meine Thera hat mir mal gesagt:

"Ihnen fehlt gerade kein Mann. Sie fehlen sich selbst am meisten."

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JackTheStripper
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Beitrag Fr., 19.12.2014, 22:49

Ich kenne dieses Problem sehr gut.

Schon von klein auf hatte ich viel Zeit für mich. Wir sind oft umgezogen. Die Nachbarn wechselten, die Schulen blieben vorerst dieselben. Als zunächst Fremder in Österreich war ich ein Außenseiter. Und Einsamkeit über Jahre hinweg brennt sich ein in die DNA einer Seele.

Zur Schulzeit oder in der Arbeit gibt es weniger Schwierigkeiten. Da herrscht eine Struktur, die mir Ordnung gibt. Wochenende, Urlaube, Freizeit, das sind Zeiten, die mir rasch ein Gefühl von Wertlosigkeit verpassen. Und Überforderung. Die Kraft schwindet, die Gedanken rasen, Gefühle nehme ich nur mehr wie durch Wasser wahr, also etwas betäubt, ungenau. Es fühlt sich dann an, als sei ich "geisteskrank". Ich bin tatsächlich krank, deswegen ja das "Geistesfieber".


Aber ich werde das schon hinbekommen. Und ihr anderen, die dieses Problem mit mir teilt, ihr werdet das genauso schaffen.

Bei Fortschritten melde ich mich wieder. Und generell bei neuen Erkenntnissen diesbezüglich.

Liebe Grüße!
Jack

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Sonnenschein007
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Beitrag Do., 25.12.2014, 13:55

@Amalia
durch Deinen Thread hat es bei mir irgendwie "Klick" gemacht, und ich habe mich dann auch öfters zusammengerissen am Wochenende und bin halt alleine ins Theater oder ins Kino gegangen.
Grundsätzlich hat sich aber an meiner Wochenend-Zurückgezogenheit nichts geändert. Die Lähmung ist bei mir seit 3 Tagen auch wieder voll durchgebrochen, mit einer kurzen Unterbrechung gestern Vormittag. Es ist ein wahres Elend!

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JackTheStripper
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Beitrag Fr., 26.12.2014, 11:20

@Sonnenschein: Hör bitte auf, dich "zusammenzureißen". Jemand mit einem Knochenbruch muss sich auch nicht zusammenreißen, damit sein Bein heilt. Psychisch Kranke müssen das auch nicht. Ich würd den Spieß umdrehen: Am Wochenende einen Plan erstellen, mit Tätigkeiten, die dich von dem Gefühl der Überforderung ablenken, mit entspannten Stunden mit Freunden, Zeit für's Schlafen, Essen, einfach ein bisschen Ordnung reinbringen. Mir hilft Organisation sehr.

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