Borderline - nur eine 'Modekrankheit' ?

Fragen und Erfahrungsaustausch zu Persönlichkeitsstörungen und Schizophrenie, Bipolaren Störungen ('Manisch-Depressives Krankheitsbild'), Wahrnehmungsstörungen wie zB. Dissoziationen, MPS, Grenzbereichen wie Borderline, etc.
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(e)
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Beitrag Fr., 22.02.2013, 15:35

Ratlosigkeit hat geschrieben:Der Angehörige glaubt tatsächlich, der Borderliner handelt mit Absicht (böser Absicht) und appelliert (vergebens) an die Vernunft und an den guten Willen.
Es kommt darauf an. Da Borderliner ja oft eine traumatisierte Kindheit erlebten, wird das natürlich auch in Betracht gezogen von Angehörigen, die das mitgemacht haben. Bei meiner Schwester wusste ich immer, weshalb sie so ist, wie sie ist. Nur wusste ich nicht, dass es die Diagnose Borderline dazu gibt. Eine solche Diagnose hilft, das Ganze noch besser zu verstehen, so wie ich mich selbst auch besser verstehe mit meiner eigenen Diagnosestellung als Anankast.
Lieben Gruß
elana

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Sinarellas
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Beitrag Fr., 22.02.2013, 17:00

Übrigens es gibt auch genügend menschen mit einer Borderliner-Störung, die auch mit Absicht böse handeln und tatsächlich sich ihrer Manipulationsfähigkeit sehrwohl bewusst sind.
..:..

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Lelaa
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Beitrag Fr., 22.02.2013, 19:01

Sinarellas hat geschrieben:Übrigens es gibt auch genügend menschen mit einer Borderliner-Störung, die auch mit Absicht böse handeln und tatsächlich sich ihrer Manipulationsfähigkeit sehrwohl bewusst sind.
Ich denke dazu muss man nicht zwangsweise Borderliner/in sein. Ich habe soviele böse Menschen im Leben getroffen und kann von keinem (bis auf meine Mutter) behaupten sie haben an der Borderline Störung gelitten.

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(e)
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Beitrag Fr., 22.02.2013, 19:19

Also bei meiner Schwester war es so, dass sie sich und der Familie schon viel Kummer brachte, aber nie böswillig. Deshalb konnte ich ihr auch nie böse sein. Sie hat emotional erpresst etc., ist durchgedreht, war beängstigend und unkontrollierbar, aber ich habe immer gespürt, dass ein großer Leidensdruck in ihr selbst zu diesen Fehlentscheidungen führte. Ist auch jetzt noch so. Ich könnte manchmal echt weinen, was wieder bei ihr abgeht, aber ich spüre, dass es wirklich nicht böse gemeint ist, sie nur gerade wieder neben der Spur läuft.
Lieben Gruß
elana

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chaosfee
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Beitrag So., 24.02.2013, 20:53

Ob Modediagnose oder nicht - ich glaube, was dich eher irritiert, ist, dass dein Mann dir das "Recht" auf eine psychische Erkrankung abspricht, oder? Ich finde die Frage Borderline oder nicht hier absolut drittrangig, wichtig ist doch: du hast das Gefühl, alleine nicht mehr klarzukommen und möchtest professionelle Hilfe. Vielleicht versteht es dein Mann ja besser, wenn du es so formulierst? (Ich finde es ehrlich gesagt auch immer etwas hysterisch, wenn Leute nach einem Selbsttest oder einem Zeitungsartikel mit einer selbst gestellten Diagnose ankommen.)

ZUm Thema Klinik wurde hier ja auch schon einiges gesagt - da gibt es teils sehr lange Wartezeiten (es sei denn, du willst in die Psychiatrie). Vielleicht versuchst du es erst einmal mit einer ambulanten Therapie oder einem Psychiater? Nicht jeder, der psychisch krank ist, muss sofort in eine Klinik.
"Die fast unlösbare Aufgabe besteht darin, weder von der Macht der anderen, noch von der eigenen Ohnmacht sich dumm machen zu lassen." Adorno

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MissHellBunny
neu an Bo(a)rd!
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Beitrag Fr., 15.08.2014, 18:11

modeerscheinung???? sowas würd ich mir garnicht gefallen lassen natuerlich kannst du das tun du kannst ja wohl deine eigenen Entscheidungen treffen! allein durch tests kann man aber auch wieder nicht wirklich sagen ob du borderline hast aber es ist erstmal gut wenn du wirklich mal zu einem Psychologen gehst und es erstmal genauer untersuchen laesst ob deine Probleme auf einer psychischen Krankheit basieren. Aber bis man da genaueres rausfindet kann dauern mir wollten sie schon alle möglischen psychischen Krankheiten andrehen seid ich 13 war und das erste mal eingewiesen wurde ! auch Psychologen koennen sich irren.....
Skazhi, zachem ya zhdu zvonka.
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Calista
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Beitrag Fr., 15.08.2014, 20:10

Es wird als modeerkrankung hingestellt, wegen diesen Selbsttests.

Jeder der mal traurig ist schwingt sich ins Internet und macht Tests und meint das er Borderline hat.
Gut, selbst Psychologen zutun sich mit der Diagnose schwer, aber das Internet hat immer recht. Dann kann man das nämlich immer schön als Grund nennen wenn man sich daneben benimmt...,, ich hab ja auch Borderline, ich darf das “

Und ist es nicht total egal wie es heißt. Wenn es ein psychisch schlecht geht, dann muss man sich Hilfe holen und daran arbeiten.
Ich verletze nur die Hülle
Alles, was darunter liegt
Hab ich so tief eingeschlossen
Das es sich mir selbst entzieht

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Krang2
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Beitrag Mi., 27.08.2014, 13:43

Ich finde nicht, daß eine Borderline- o.ä.Diagnose eine Dauerentschuldigung fürs schlechte Benehmen sein darf oder man sich darauf ausruhen sollte, egal ob per Internet oder richtigem Arzt gestellt. Zuviel Verständnis und Rücksichtnahme führen nur dazu, daß die Betroffenen ihr Verhalten erst recht nicht ändern. Wenn eine Diagnose eine Entschuldigung wäre, müßte ich die Betroffenen in dem Augenblick für vermindert schuldfähig erklären, wollen sie das? Ob jemand böswillig oder nicht böswillig handelt, ist keine Schwarz-weiß-Frage, da gibt es viele Abstufungen, und auch diejenigen, die ihre Gefühle schlechter im Griff haben, können lernen, wo Schluß ist und wo sie andere verletzen. Wenn der Betroffene gewisse Grenzen überschreitet und ungerecht, beleidigend oder sogar drohend und handgreiflich wird (schon erlebt!), dann hilft es beiden Seiten nicht, wenn da keine Grenzen gesetzt werden - notfalls eben mit Konsequenzen, so wie man das bei der Kindererziehung macht.

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Tupsy71
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Beitrag Mi., 27.08.2014, 16:58

Also ich wurde schon vor vielen Jahren unter Anderem als Borderlinerin diagnostiziert und trotzdem weiß ich, was sich gehört. Ich meine damit, wie schon hier öfter erwähnt, "Borderline" ist keine Entschuldigung, wenn man sich gesellschaftlich daneben benimmt. Ein gewisser Anstand hat bzw. sollte doch jeder in die Wiege gelegt bekommen haben, oder?? -ist halt meine Meinung-sorry-

Doch trotz Diagnose, als "krank" fühle ich mich trotzdem nicht.

Tupsy

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Krang2
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Beitrag Fr., 29.08.2014, 07:24

@Tupsy, vielleicht hast du auch nur eine leichte Ausprägung ohne echten Krankheitswert, denn wenn es dich nicht wirklich einschränkt, dann würde ich das gar nicht als Störung ansehen, sondern nur als "Akzentuierung" (nicht mein Begriff, hab ich mal gelesen).

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Tupsy71
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Beitrag Fr., 29.08.2014, 10:33

Hab das Wort nachgelesen, danke. Doch ich muss da leider widersprechen. Ich kämpfe sehr wohl mit vielen Dingen, welches Borderline aussagt, doch trotzdem ist das für mich keine Entschuldigung für gravierendes gesellschaftliches Daneben Benehmen. Jeder Tag ist ein Kampf für mich , wie für so viele von uns allen, doch ich tu mir unwahrscheinlich schwer mich als "krank" zu bezeichnen, doch vermutlich liegt das in der Vergh., warum ich mir da so schwer tue. Trotzdem schaffe ich es nicht anders zu denken. Ich hab mich früher auch mal mit der Diagnose Borderline auseinandergesetzt und ehrlich gesagt, bei den Beschreibungen fühle ich mich ziemlich zu Hause-schäm-. Aber KRang2 du hast recht, es gibt auch bei Borderline Abstufungen usw..
Ich sage für mich halt lieber, dass ich deppert und bescheuert und was wie noch alles bin, blos nicht krank!

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Arthur
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Beitrag Fr., 29.08.2014, 10:44

Fast alle psychiatrischen Diagnosen (nach ICD10) bezeichnen ja keine "Krankheit", sondern sind nur ein Schlagwort für eine bestimmte Kombination von Symptomen. Solange man sich bewusst bleibt, dass diese Schlagwörter nichts über den ganzen Menschen und auch nicht über den Ursprung der Symptome aussagen, ist es nicht mehr so wichtig, ob ein bestimmtes Schlagwort grade in ist.

Wichtiger ist die Frage ob man bestimmte Wahrnehmung-, Erlebnis- und Verhaltensweisen hat, unter denen man leidet. Und dies scheint auf die TE zuzutreffen also ist es auch klug, sich um Hilfe zu bemühen. Welches Etikett man den Schwierigkeiten gibt ist dabei aber nebensächlich. (Außer für die KK)

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Krang2
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Beitrag Mo., 01.09.2014, 09:28

Danke für die Erklärung Arthur, das ist nicht jedem bekannt, da Diagnosen bei körperlich begründbaren Erkrankungen einen viel größeren Stellenwert und Einfluß auf die Behandlung haben, eben weil sie meist mehr (medizinischen) Inhalt haben als die Begriffe für psychische Symptomkomplexe.

Das "Etikett" beeinflußt allerdings die Wahrnehmung durch den Betroffenen und seine Umwelt (v.a. aufgrund von Vorurteilen). Ich behaupte mal, daß jemand "ohne" Diagnose weniger verständnisvoll behandelt wird als "mit" Diagnose, aber andererseits auch die Gefahr der Stigmatisierung "mit Diagnose" größer ist. Daß es eigentlich gar keinen Konsens gibt, wie damit umzugehen ist, zeigen meiner Meinung u.a. nach die Diskussionen um verminderte oder aufgehobene Schuldfähigkeit vor Gericht, wo dann drei Gutachter zu drei verschiedenen Ergebnissen kommen können und die Öffentlichkeit auch diskutiert, nur weniger qualifiziert.

Im Alltag, wo es meist harmloser zugeht, tritt die "Schuldfähigkeitsfrage" im Grunde auch auf: Inwieweit ist der Betroffene jetzt verantwortlich zu machen, muß/darf ich mit ihm genauso umgehen wie mit einem "Normalen", muß/darf ich von ihm ähnliche Reaktionen erwarten und entsprechend darauf reagieren, wie es bei jemand anderem auch täte usw.?! Zwischen "der macht das aus Bösartigkeit" und "der kann nichts dafür" schwanken dann die Einschätzungen und entsprechend die Reaktionen auf verbale oder schlimmere Ausfälle. Aufgrund meiner Erfahrungen handhabe ich es so, daß ich "psychisch Kranke" wie "psychisch Gesunde" behandele, zumal es sich ja nicht um Schwachsinnige handelt.

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ansicr
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Beitrag So., 21.09.2014, 15:35

"Modekrankheit" -- nein, ist es nicht. Aber die Diagnose wird sicher häufiger gestellt bzw es wird sich nicht mehr viel Zeit für eine Diagnose genommen. Ich weiß seit einem Jahr, dass ich BL habe und mein erster Gedanke war: ich habe ja kein SSV, wie kann das sein? Und abgesehen davon hatte ich noch 2 andere Diagnosen davor: PTBS und Manisch-depressiv. Daher nahm ich anfangs die Diagnose nicht an:mein Therapeut nahm sich sehr lang Zeit für mich und wir machten win wirklich sehr, sehr ausführliche Biographiearbeit und eine genaue Diagnostik. Rückwirkend verstehe ich mich nun besser und ich kann auch mit dieser Diagnose besser leben.
Ich denke, niemand hat das Recht jemanden,eine psychische Erkrankung abzusprechen. Genausowenig hat man das Recht sich immer auf einer Diagnose auszuruhen ( meiner Meinung nach). Das hört sich härter an, als ich es meine. Jeder empfindet seine Krankheit anders und empfindet anders seine Einschränkungen. Aber wenn die Krankheit stets aus Ausrede verwendet wird, dann ärgert es mich sehr. Geht mir aber auch bei einer körperlichen Erkrankung so.
Es ärgert mich nämlich auch sehr, wenn meine Krankheit von anderen aus Ausrede verwendet wird. ZB in der Arbeit: ich bin eher ruhig - wenn mich was ärgert, dann beobachte ich die Situation erst und sag dann etwas. Zumindest nach außen - ich implodiere aber und füge mir dann, wenn ich allein bin durch exzessives Verhalten Schaden zu.
Durch die Therapie hab ich gelernt, mich zu sammeln und es gleich anzusprechen. Das tu ich jetzt und was hör ich in der Arbeit "Na, spricht jetzt deine Krankheit aus dir?" Oder mir wird weniger zugemutet, weil ich ja "krank" bin. Das kränkt mich. Aber sorry... bin vom Thema abgekommen.

Ich denke, die Diagnose wird auch öfters gestellt, weil man sie stellen "darf": Noch immer sind pschatrische KH in der Gesellschaft ein Stigma, aber es bessert sich. Ebenso die Therapieformen. Das war früher nicht: da mußte man sich "durchbeissen" oder man kam in tlw grauenhaften Anstalten unter und hatte kaum eine Chance auf gesellschaftliche Rehabilitation. Meine Tante war vermutlich manisch-depressiv: sie nahm sich in den 70er das Leben, weil sie nicht damit klar kam bzw die Gesellschaft nicht mit ihr Das ist nun anders. Ebenso ist es mit Burn Out bzw ADHS.

@Arthur: danke, für die schöne Erklärung!
@Tupsy: Fühl mich auch nicht als krank, sondern versteh mich besser und nehm die Therapie als Unterstützung
bzw tlw auch als Lexikon in meinem Alltag.
  • Grübeln ist wie schaukeln -- man bewegt sich, kommt aber nichts ans Ziel

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Krang2
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Beitrag Mo., 29.09.2014, 09:08

@ansicr,
ich rate dazu, am Arbeitsplatz und auch in anderen sozialen Situationen die Nennung solcher Diagnosen zu vermeiden. Gerade Laien verbinden damit jede Menge Vorurteile, Halbwahrheiten und werden einen dann tatsächlich anders behandeln als vorher - aber nicht angemessener. Du kannst erklären, daß du dünnhäutiger seist oder dir Dinge mehr zu Herzen nähmst, aber Begriffe wie "manisch-depressiv" oder "Borderline" führen nur dazu, daß du in einer Schublade landest. Dann wirst du vielleicht mit Samthandschuhen angefaßt, aber es kann andererseits auch in Ausgrenzung und Mobbing münden. Die Diagnosen sind eigentlich nur für die Therapie selbst notwendig, dann wissen Patient und Therapeut, wovon sie gerade reden und woran sie arbeiten wollen.

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