schizotype Störung - auf der Suche nach Artgenossen

Fragen und Erfahrungsaustausch zu Persönlichkeitsstörungen und Schizophrenie, Bipolaren Störungen ('Manisch-Depressives Krankheitsbild'), Wahrnehmungsstörungen wie zB. Dissoziationen, MPS, Grenzbereichen wie Borderline, etc.
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Erwin79
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Beitrag Di., 03.03.2015, 20:39

Hallo Harmonia,

1.)„ Bei mir ist es so, dass ich mich bereits seit vielen Jahren zurückgezogen habe, tendenziell aber eben auch ein Mensch bin, der viel Ruhe und Zeit für sich benötigt“

Bei mir ist es ein Unterschied ob ich von jetzt, meiner langejährigen depressiven Phase oder von der Zeit bis zum Beginn dieser Phase differenziere.

Ich berichte mal von jetzt an, also wie ich versuche meine Situation zu verbessern. Ist ja auch irgendwie das Konstruktivste, zumindest aus der Perspektive der Verhaltenstherapie:

Mittlerweile versuche ich mein Verhalten zu ändern, ich bin zum Glück wieder in beruflichen und sozialen Strukturen aktiv, was Änderungen erleichtert und mich motiviert. Der „Durchbruch“ war zwar noch nicht da aber ich versuche meine wenigen bestehenden sozialen Kontakte zu erhalten und zu erweitern, suche sogar aktiv nach einer Partnerin, das habe ich bisher noch nie gemacht. Diese Aktivitäten erzeugen erst einmal negative Emotionen. Aber so habe ich auch schon positive Erfahrungen in vermeintlich negativen Situationen sammeln können, also einen Lerneffekt erzielt.
Außerdem brauche ich immer eine Beschäftigung um nicht wieder in ein depressives Loch zufallen. Ich arbeite viel, widme mich meinem Hobby und suche vor allem sozialen Anschluss. Einen anderen Weg sehe ich nicht, da ist der Leidendruck zu groß.

Kurzum:
Ich mache auch nach wie vor viel alleine, ob im Job oder Hobby aber versuche an vielen Stellen anzusetzen um nicht mehr alleine zu sein, weil ich es auch gar nicht mehr kann. Die Gefahr in ein „Loch“ zu fallen, ohne Ablenkung, ist bei mir immer da.


2.)„negative zwischenmenschliche Erfahrungen gemacht habe, insbesondere auch im engeren Kontakt, also eben dann, wenn ich Privates preis gegeben“

Die habe ich auch gemacht. Insbesondere war das ein Problem als ich mich einer Person geöffnet hatte von der ich „emotional abhängig“ war, der ich vertraut hatte, sprich verliebt war. Das wurde dann von der unerwartet negativ reflektiert. Das war echt heftig, danach folgte bei mir ein „emotionaler Kollaps“.

Allerdings ist es mir ziemlich schnuppe, wenn jemand, zu dem ich kein emotionales Verhältnis habe, mich in irgendeiner Weise angreift. Ich brauche immer noch extrem lange bis ich jemandem vertraue oder für jemanden Emotionen empfinde.


3.)„Ich leide auch sehr unter dem Kontaktmangel bzw. fehlen mir Menschen, mit welchen man in einem vertrauensvollen Verhältnis stehen könnte“

Das ist ja auch eines der grundlegenden menschlichen Bedürfnisse.


4.)“Zudem kenne ich das Gefühl ausgeprägter Willensschwäche, insgesamt habe ich das Gefühl über wenige Energieressourcen zu verfügen“

Ja, das kommt mir sehr bekannt vor. Das erfordert eine Abänderung bei 3.) Anerkennung und Vertrauen im sozialen Kontext sind wahre Motivationsbooster.


5.)“Des weiteren denke ich, dass ich sehr viel im zwischenmenschlichen Bereich unterschwellig wahrnehme“

Der Esoterikteil der schizotypen Störung ist bei mir nicht da. Aber klar beobachte ich viel was um mich passiert, schließlich will ich die Regeln verstehen und ein Teil dessen werden, was andere Leben nennen. Ich würde nicht beobachten, wenn es von allein funktionieren würde.


6.)„Mich würde weiterhin interessieren: sieht man euch die schizotype Störung an oder wirkt ihr auch erst einmal normal?“

Nach wie vor wirke ich nach außen sehr ruhig oder kühl, aber sonst nicht irgendwie unauffällig im Verhalten. Meine Lebenssituation ist halt nicht „altersgerecht“ sag ich mal, aber das muss man ja nicht sofort jedem auf die Nase binden.

Gruß
Erwin79

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Harmonia
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Beitrag Di., 03.03.2015, 22:29

Hallo Erwin,

danke für deine Antwort. Darf ich dich fragen, ob dir eine VT etwas gebracht bzw. eine Veränderung in Gang gebracht hat? Mir erscheint es so, dass gegen diese andere Wahrnehmung, so möchte ich es mal nennen, kein Kraut gewachsen ist. Ich bin da im Augenblick eher pessimistisch, was die Veränderungsmöglichkeiten anbelangt, auch irgendwann einmal doch ein normales Leben zu führen.
Bei mir ist es übrigens so, dass ich bestimmte Kontakte zuletzt bewusst aufgelöst habe, da ich gemerkt habe, dass diese Kontakte eben doch irgendwie schaden. Auf der anderen Seite stelle ich fest, dass meine Ansprüche im zwischenmenschlichen Bereich tendenziell hoch sind, eben im Sinne von Vertrauenswürdigkeit, Aufrichtigkeit etc.

VG Harmonia
Herzliche Grüße
Harmonia

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Harmonia
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Beitrag Di., 17.03.2015, 12:05

Gibt es hier denn keine weiteren Artgenossen?

Fühlt sich hier jemand auch häufig im Kontakt ausgenutzt und als Objekt behandelt statt als Mensch? Wurdet ihr auch oftmals von Anderen idealisiert und wurdet fallen gelassen oder ausgegrenzt, sobald ihr den Ansprüchen nicht mehr genügen konntet oder ihr eure Meinung vertreten habt? Wurdet ihr gemobbt? An die Frauen: habt ihr auch das Gefühl, dass Männer eigentlich nur bemuttert werden wollen, statt wirklich in Beziehung zu gehen und eine Beziehung auf Augenhöhe zu führen? Ehrlich gesagt halte ich mich und meine Ansichten für gesund. Ich möchte nicht bemuttern, ich möchte nicht idealisiert werden, ich möchte auch nicht abgewertet werden und möchte auch nicht bemuttert oder bevatert werden. Und ich habe kein Interesse an Small Talk oder daran, was Nachbar xy tut oder auch nicht tut. Ich muss nicht über andere Menschen erzählen, lästern etc. Meiner Ansicht lenkt dies die Leute nur von sich selbst ab. Statt auf ihre eigenen Schwächen zu schauen, schauen sie auf die Schwächen anderer Menschen. Zum Kotzen. Geht es hier jemanden ähnlich?
Herzliche Grüße
Harmonia


Broom62
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Beitrag Mi., 10.06.2015, 22:17

Hallo
Ich würde Ausgetestet und bin Schizotypie - Schizoid - Borderline
Und mir sieht mal es nicht an außer das man hin und wieder vergisst einen sauberen Pulli anzuziehen --- ansonsten sehe ich wie ein Mensch aus aber manchmal glaube ich das ich nicht zu dieser Rasse gehöre.
Ich habe die gleichen Synthome wie Ska und noch ein paar mehr- ich bin zwar verheiratet aber ich bin innerlich allein denn es versteht einen niemand

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Harmonia
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Beitrag Do., 11.06.2015, 05:21

Hallo Broom,

danke für die Schilderung. Das nicht verstanden werden kenne ich auch sehr gut. Woran liegt es bei dir? Bei mir würde ich sagen, dass mir in erster niemand zuhört und sich auch nicht bemüht sich gedanklich in meine Lage zu versetzen. So etwas wäre natürlich am einfachsten in einer Partnerschaft, wo der Andere ja an einem interessiert sein sollte. Ich allerdings lebe z.B. in keiner Partnerschaft. Oder eben in einer guten Freundschaft, aber auch hier hatte ich leider immer Pech. Bei mir ist es so, dass ich sehr differenziert denke, das weiß ich noch gar nicht so lange. Und dieses differenzierte Denken wird dann nicht verstanden bzw. es wird etwas verstanden, was aber vollkommen falsch ist.

LG
Herzliche Grüße
Harmonia


Broom62
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Beitrag Do., 11.06.2015, 11:23

Ich bin ein Genie in Logisch - Analytisches Denken die Menschen haben dadurch Probleme weil ich auch sehrrrr differenziert denke - Rede - handele. Ich bin auch Mutter von jetzt 3erwachsenen Kindern die mir durch Ablenkung ein damals gutes Leben ermöglichten - ich hatte wie in einer Blase gelebt es gab meine Kinder mein Mann und mich! Dann würden sie erwachsen verließen das Haus und alles was ich an Psychichen Problemen habe wurde viel schlimmer - mein Mann ist der einzige mit den ich wirklich auskomme er versteht mich auch nicht immer aber er hat nach 35 Jahren Ehe gelernt damit umzugehen.
Wir haben keine Freunde - Verwante meide
ich denn die wenigsten können mir
Gedanklich Folgen auch habe ich Ansichten
die sehr anders sind. Ich habe jetzt 100 Stunden Tiefenpsychlogiche Behandlung hinter mir - geholfen??? Nein aber es war sehr angenehm mit jemanden zu reden der weiß wie ich ticke lach gut manchmal hat er auch Probleme meinen Gedanken zu folgen und ist auch selten einer Meinung mit mir aber das ist okay - ich kann mich mal austauschen. Das Leben wird sich nicht mehr ändern das habe ich erkannt aber auch Akzeptiert?

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Harmonia
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Beitrag Do., 11.06.2015, 15:26

Das ist interessant. Würdest du behaupten, dass du autistische Züge hast und eine starke Detailwahrnehmung? Gutes Sehen im Dunkeln? Gutes Kontrastsehen? Willensschwäche? Wenn du antworten magst. Bei mir ist es jedenfalls so.Wen meinst du mit Ska. Meinst du SJS?
Herzliche Grüße
Harmonia


Broom62
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Beitrag Do., 11.06.2015, 20:11

Ja sorry ich meinte sjs -- keine autistische Züge obwohl ich damals bevor ich ausgetestet wurde dachte das ich das Asperger Syndrom habe aber ich glaube es gleicht sich alles etwas nicht viel. Meine
Detailwahrnehmung Ist sehr stark ausgeprägt
Ich habe einen sehr starken Willen aber wozu ich bin Frührentnerin ich muss mich nicht mehr durchsetzen ich lebe wie es mir gut tut - zurück gezogen - und endlich ist der Stress nicht mehr so schlimm

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KönigHaloperidol
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Beitrag Sa., 11.07.2015, 12:31

Ich bin so an der Kippe zwischen Schizotypie und Schizophrenie, mir gehts dir sehr ähnlich, nur dass bei mir akustische und visuelle Halluzinationen sowie Denkstörungen und hin und wieder Verwirrtheitszustände dazu kommen. Ich versuch schon seit Jahren an Literatur zum Thema Schizotypie heranzukommen, hatte bisher aber nicht viel Erfolg.
Hast du auch manchmal Fehlwahrnehmungen? Ich nehm dzt. drei recht potente Neuroleptika mit mittelmäßigen Erfolg, aber ich will garnicht sagen wies aussieht wenn ich nichts nehmen würd.

Machst du Therapie? Wenn ja, was für eine? Ich hab für mich die Verhaltenstherapie gefunden.


Finn87
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Beitrag Mi., 23.09.2015, 22:02

Hi

Ich bin auch bin auch sehr Schizotyp mit starken Depressionen allerdings. Das mit dem differenziert denken kann ich nur unterschreiben das geht mir genauso. Ich bin außerdem leicht irritierbar und brauche auch sehr viel Zeit alleine um alles zu verarbeiten- also ich bin sehr introvertiert. Hab allerdings glücklicherweise noch einige gute Freunde. Allerdings wirds in letzter Zeit immer schlimmer, habe oft Aussetzer kann mich schlecht erinnern und teilweise Halluzinationen eher Akustische als optische, wobei ich bei den optischen nicht genau sagen kann, ich sehe manchmal im Augenwinkel Leute neben mir stehen. Zudem hab ich oft das Gefühl das Wetter würde von meiner Stimmung beeinflusst, kennt jemand von euch so etwas?
Manchmal erschrecke ich extrem wenn ich zuhause bin und plötzlich etwas ein Geräusch macht werde ich manchmal richtig panisch. Ausserdem leide ich auch unter Depersonalisation und Derealisation. Kennt ihr das zufällig auch, das man sich Stunden oder Tage lang fühlt als wäre man ein Avatar in einem Computerspiel. Ich denk so oft Oh f*** ich hab echt nen Dachschaden. Gibt es eigentlich auch Frauen mit diesen Zügen oder ist das eher die Ausnahme?

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Erwin79
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Beitrag Mo., 14.03.2016, 20:26

Hallo Harmonia,

sorry, habe lange nicht mehr ins Forum geschaut.

Um erstmal auf deine Fragen zu antworten:

„Darf ich dich fragen, ob dir eine VT etwas gebracht bzw. eine Veränderung in Gang gebracht hat? Mir erscheint es so, dass gegen diese andere Wahrnehmung, so möchte ich es mal nennen, kein Kraut gewachsen ist.“

>Die VT bringt was aber nicht viel, ich setze aus eigenem Antrieb zu wenig um. Für mich ist es hiflreich und auch einfacher, wenn ich mich in einem sozialen Umfeld bewege und dort, naja, halt mitmache als selber was zu intiieren. Ich habe immer wieder so kleinere Motivationstiefs und gehen nicht raus obwohl ich eigentlich genau weiß, dass es helfen würde. Das zieht sich bei mir durch alle Lebensbereiche, egal ob job oder privat. Wobei so richtig gibt es bei mir eigentlich weder das Eine noch das Andere. Auf die Therapie verzichten möchte ich aber auf keinen Fall.

„Ich bin da im Augenblick eher pessimistisch, was die Veränderungsmöglichkeiten anbelangt, auch irgendwann einmal doch ein normales Leben zu führen.“

>Naja „normal“ was ist das schon. Ist doch eher die Frage was dir zu einem glücklicheren Leben verhilft und wie du das umsetzten kannst und vor allem, dass du es auch umsetzt.

„Bei mir ist es übrigens so, dass ich bestimmte Kontakte zuletzt bewusst aufgelöst habe, da ich gemerkt habe, dass diese Kontakte eben doch irgendwie schaden.“

>Wirklich gute Freunde habe ich kaum und schon gar nicht viele Kontakte. Aber von der Sache her hat jeder Kontakt bei mir, sei es privat oder beruflich, eine andere Wertigkeit, Emotionalität oder Tiefe. Ich sehe jeden Kontakt auch als Chance für Veränderungen auch wenn es menschlich nicht so gut passt. Bewusst habe ich noch keinen Kontakt aufgelöst.

„Auf der anderen Seite stelle ich fest, dass meine Ansprüche im zwischenmenschlichen Bereich tendenziell hoch sind, eben im Sinne von Vertrauenswürdigkeit, Aufrichtigkeit etc.“

>Geht mir genau so. Ich lege auch einen sehr hohen Wert auf Ehrlichkeit. Damit meine ich vor allem Dinge anzusprechen, die eine gewisse Selbstkritik und Selbstreflexion erfordern. Das kann ich mittlerweile ganz gut. Aber im allgemeinen funktioniert das eher schlecht. Viele Leute können mit negativer Selbskritik nicht umgehen und werden schnell unsachlich. Das ist leider die Norm glaube ich. Habe auch oft das Gefühl, dass in sozialen Situationen ein beschönigender, charismatischer Smalltalk erwartet wird, dem werde ich kaum gerecht. Ich mache es trozdem, denn sehr selten bleibt mit diesem System ja doch mal jemand hängen und das läuft dann in der Regel ganz gut und hat auch eine gewisse Tiefe.

Daher mag ich Smalltalk und Beschönigungen also auch nicht, da geht es mir genauso wie dir. Ich möchte echte gleichberechtigte Beziehungen, egal ob als Freundschaft oder Partnerschaft.

Obwohl ich schon zweimal als schizotyp diagnostiziert wurde, habe ich keine esoterischen Züge, sondern denke eher analytisch. Aber andererseits habe ich schon aus jedem Cluster aus dem ICD-10 mal eine Diagnose bekommen. Ist von Arzt zu Arzt unterschiedlich.

Liebe Grüße Erwin

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Unnahbarer
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Beitrag Fr., 25.03.2016, 19:26

Ich habe auch große Probleme im Umgang mit anderen Menschen. Die meiste Zeit verbringe ich mit mir allein. Es ist mir bisher nicht gelungen viele Freundschaften und eine Beziehung aufzubauen. Ich weiß nicht so genau, ob ich wirklich Kontakte haben will. Es sieht so aus, als habe ich mich mit meiner Zurückgezogenheit inzwischen angefreundet. Mein Hauptproblem ist: Ich bin sehr unnahbar. Es fällt mir schwer über längere Zeit mit jemanden eine Unterhaltung zu führen. Leider schaffe ich es nicht den Blickkontakt lange aufrecht zu erhalten, sodass der Gesprächspartner irgendwann irritiert reagiert und deswegen in der Regel kein Kontakt entsteht. Ich habe bereits auch an mehreren Psychotherapien teilgenommen, zunächst an einer tiefenpsychologisch fundierten Therapie (man sitzt dem Therapeuten gegenüber), wo ich auf Empfehlung eine Selbsthilfegruppe für Schüchterne aufsuchte, dann an einer Psychoanalyse (ich lag auf dem Sofa, der Therapeut saß hinter mir) und schließlich an einer Verhaltenstherapie (ich saß dem Therapeuten gegenüber) mit der Methode der Hypnose. All diese Therapien unternahm ich, um mich besser zu verstehen. Darüber hinaus habe ich nach einem Umzugswechsel an einer Selbsthilfegruppe für Sozialphobiker teilgenommen. Zunächst ging es bei mir eher um das Thema Schüchternheit, soziale Ängste. In der letzten Therapie wurde bei mir jedoch ADS diagnostiziert, daher besuche ich inzwischen regelmäßig eine AD(H)S-Gruppe. Meine Unnahbarkeit sei durch das lange Zeit unentdeckte ADS entstanden. Davor habe ich auch einen Test in einer Klinik gemacht, ob meine Probleme mit dem Asperger-Syndrom zusammenhängen. Das Ergebnis war knapp negativ. Da die anderen Gruppenmitglieder der AD(H)S-Gruppe insgesamt irgendwie anders sind als ich und ich mich inzwischen selbst analysiert habe, komme ich derzeit immer mehr zur Ansicht, dass ich eine schizoide Persönlichkeit sein könnte, sozusagen eine schwächere Form der schizotypen Persönlichkeit. Meine von mir selbst wahrgenommenen Symptome sind:

- Zurückgezogenheit mit starkem Hang zur eigenen Träumerei (am liebsten mache ich etwas allein)
- Isolierung in der Schule und am Arbeitsplatz
- kann Nähe nicht lange aushalten, weil ich kein Vertrauen gegenüber anderen entwickeln kann
- hatte bisher fast keine sexuelle Kontakte (es ist nicht meine Stärke mit anderen zu kommunizieren, habe um es übertrieben darzustellen Schwierigkeiten damit, mir von anderen etwas zu nehmen, bleibe passiv, unsicher)
- bin manchmal zu ehrlich, sage auch dann etwas, wenn es der Situation möglicherweise nicht angemessen ist
-komme mit "Familienmenschen" nicht besonders gut klar (Arbeitsplatz, Tennisverein, usw. Dieses scheinbar automatische Verstehen der "Familienmenschen" ist mir fremd)
- Entfremdung vor mir selbst (erlebe mich selbst oft als umständlich, hölzern u. unbeholfen beim Umgang mit anderen Menschen)

Möglicherweise ist es ja nicht zielführend, dass ich mich so detailliert versuche zu kategorisieren, aber habt ihr vielleicht eine Idee, was dahinter stecken könnte nach meinen Schilderungen und wie ich das beheben könnte? Ich suche Anhaltspunkte, um ein besseres Leben führen zu können.


Suddelnuppe
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Beitrag Sa., 26.03.2016, 03:53

Nabend Leute,

mein erstes Mal hier im Forum, also verzeiht mir, sollte ich irgendwelche Netiquette verletzen. Ich werde mit diesem Beitrag mal einen kleinen Teil meiner Lebensgeschichte teilen und was ich mittlerweile daraus gelernt habe. Vielleicht hilft euch das ein bisschen weiter, wenn nicht, kann es sich trotzdem lohnen, mal ein bisschen zu lesen

Wenn ich während der Erzählung springen sollte, seht es mir bitte nach, meine Gedanken sind nicht sehr stringent, dafür hoffentlich im Gesamtkontext konsequent.
Also fangen wir mal an: Ich denke, wenn Normalität bedeutet, dass man in seiner Individualität nicht hinterfragt wird, weil man der Masse ähnelt, dann war ich wahrscheinlich nie normal, ich lernte mit 2 einhalb Jahren rechnen, brachte mir mit 4 das Lesen selbst bei, mit 5 konnte ich ein bisschen Englisch und Schreibschrift und wurde dann irgendwann zur Kinderpsychologin kutschiert, um einen IQ-Test abnehmen zu lassen, da ich meine Mutter eines Tages mal gefragt hatte, ob das Leben nicht einfach nur ein großer Traum sei. Das Resultat war zu erwarten, laut der Definition galt ich als hochbegabt und ich glaube spätestens dort fand eine, für mich unbewusste, Separation von meinen "normalen" Mitmenschen statt.

In der Grundschule hing ich erstaunlicherweise immer mit den Leuten rum, die heute die Asis sind und damals schon waren, diese Menschen hatten erstaunlicherweise deutlich weniger Probleme, meine Eigenheiten zu akzeptieren, als die Kaste des Mittelstands mit ihrer unerklärlichen Arroganz. Warum, kann ich nicht genau sagen?

Weiter im Text, ich war jedenfalls nicht einfach in der Schule, bekam schlechte Noten in den meisten Fächern, weil es uninteressant war und mein Verhalten war hart an der Grenze vom Ertragbaren für meine Lehrer, jedenfalls sehe ich das in Retrospektive so. Und trotzdem hatte ich zumindest einen minimalen Bezug zu anderen Menschen, der allerdings meistens auf Materialismus beruhte, auch wenn ich nicht glaube, dass es pure Berechnung war.

Nun war mein Verhalten nicht das Gewünschte und so schlimm es auch in der Schule war, zu Hause war ich unerträglich für meine Familie. Mein "Vater"(ich sehe ihn nicht als pädagogische Autorität, eher als Mittel zum Zweck) ist leider nicht mit den Gaben der Intelligenz gesegnet, war heillos überfordert von einem Kind, dass mit 8 Jahren schon mehr wusste, als er jemals in seinem gesamtem Leben(fairerweise, seine Weltanschauung ist sehr einfach und eindimensional!) und er wusste sich nicht weiter zu helfen und musste gewalttätig mir gegenüber werden, um sich "Respekt" zu verschaffen.
Nun sollte ich an dieser Stelle natürlich erwähnen, dass ich ein hochemotionaler Mensch bin, wie wahrscheinlich die Meisten von euch hier und dass deshalb Zurückweisung durch die Eltern in jungen Jahren besonders schwer wiegt und einen fürs Leben "brandmarkt", um ein bisschen metaphorisch zu werden, mir wurde so die Möglichkeit des unschuldigen, blinden Vertrauens genommen.

Nächster Lebensabschnitt war die weiterführende Schule und hier kam dann das erste Mal das Thema Mobbing auf: Kinder merken unnachahmlich, wer verletzlich bzw. "schwach" ist und nutzen das schamlos für ihre eigene Agenda aus. Und wer kann es ihnen verdenken: Es ist unglaublich einfach, sich besser in der Gemeinschaft zu fühlen, nur weil man nicht anders ist, ne Menge Menschen kommen da ihr Leben nicht mehr raus und der Nationalismus wird geboren, in seiner durchschaubaren Primitivität.
Ich glaube das Bild einer Art zweiseitiger Presse beschreibt die Lebenslage ganz gut: In der Schule psychische Gewalt durch kleine Kinder, die einen nicht einmal im Ansatz nachvollziehen können/wollen und zu Hause die Familie, die es nicht kann oder will, so das man langsam aber unaufhaltsam unter der geballten Macht einknickt und schlussendlich zerbricht... tbc


Suddelnuppe
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Beitrag Sa., 26.03.2016, 03:56

Wir springen in die Zukunft bzw. Vergangenheit, vor etwa einem halben Jahr bekam ich meine Diagnose einer schizotypischen Persönlichkeitsstörung, die mir mein Leben unheimlich schwer macht:
1. Ich kann mich kaum/ gar nicht in meine Mitmenschen hineinversetzen, so dass andauernd peinliche Missverständnisse entstehen
2. Ich bin fast komplett von der Außenwelt abgeschnitten, die einzigen sozialen Kontakte sind meine Kommilitonen, sehr selten die Familie
3. Eine Art Leben in einer Traumwelt, in der ich mich selbst so darstelle, wie ich gerne wäre. Ich verliere dabei (zumindest noch nicht) den Hang zur Realität, es sind eher Situationen, die ich in meinem Kopf durchspiele, also Gespräche, Möglichkeiten, die in der Realität niemals so stattfinden könnten, weil sie zu eindimensional, oder konträr zu komplex sind.
4. Stille Verachtung für die "normalen" Menschen, die ihr langweiliges, dummes und destruktives Leben leben, ohne sich selbst, oder ihre Umwelt groß zu hinterfragen. Das Ganze gepaart mit Mitleid, weil sie blind sind und nicht sehen, wie sie eine negative Welt mit gestalten, die sie trotzdem kritisieren.




Uns alle vereint wahrscheinlich der Wunsch nach ein bisschen Normalität im Umgang mit anderen Menschen, ich persönlich glaube, dass der Schlüssel darin liegt, über die eigenen Ängste hinwegzusehen und sich trotz der Panik, der fehlenden Kontrolle, die Dinge zu trauen, die einem am meisten Angst bereiten. In meinem Fall wäre das z.B. Sport in einer Mannschaft. Davor habe ich extreme Angst, weil ich genau weiß, dass ich ohne mein Zutun bewertet werde und genau das stört mich, die fehlende Kontrolle, auch wenn mir klar ist, dass es unumgänglich ist. Und trotz dieser Ängste werde ich ab nächstem Monat Mannschaftssport betreiben, weil ich genau weiß, dass ich vielleicht nie komplett "normal" sein werde, aber ich kann es zumindest versuchen!

Und das möchte ich auch euch mit auf den Weg geben: Es gehört eine Menge Mut dazu, sich seine Fehler einzugestehen, aber noch mehr, aktiv gegen diese vorzugehen, vielleicht lernt man sich ganz neu kennen :D



Dann bleibt mit nur zu hoffen, dass mein Text ein bisschen Inspiration geboten hat, oder zumindest unterhaltsam war. Rechtschreibfehler sind nicht beabsichtigt und dürfen behalten werden!

In diesem Sinne wünsche ich eine gute Nacht.

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Harmonia
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Beitrag Sa., 26.03.2016, 10:10

Also ich habe zwar keine diagnostizierte schizotype Störung, allerdings finde ich mich wieder in dem, was ihr so schreibt. Was mir persönlich fehlt, sind Menschen, die es ehrlich mit einem meinen, die an einer Beziehung interessiert sind und nicht deshalb mit einem befreundet sind, weil man ihnen in irgendeiner Weise "nutzt", ihnen aber ansonsten egal ist. Der Großteil unserer Gesellschaft ist materiell orientiert, leistungsorientiert. Zwischenmenschliche Beziehungen spielen keine Rolle, nur oberflächliche. Vertrauen, Zuwendung, Liebe scheint für viele ein Fremdwort zu sein.
Ich hatte eine Zeit lang eine Freundin, die der Meinung ist, sie hätte viele Freunde, aber sie ist niemandem wirklich vertraut, sie ist niemand, die sich mit ihren Ängsten, Sorgen und Nöten irgendwo anvertraut. Sie zeigt keine Schwächen. Es wird überall so getan, als wäre man entweder ganz schwach oder ganz stark. Dass aber beides zum Leben gehört, das will niemand wissen. Hochsensible Menschen, so wie es Schizotype sind, haben in unserer Gesellschaft irgendwie keinen Platz. Anderssein wird weder toleriert noch akzeptiert. Für mich ist es ein schmaler Grat zwischen Asperger Syndrom, Schizotypie, Schizoidie. Alle Formen weisen einen gewissen Autismus auf. Und dies ist auch der Grund, weshalb man jemanden nicht in die Augen schauen kann, jedenfalls kann ich das für mich so sagen. Ich schaue den Leuten heute nicht in die Augen, weil ich Angst habe, sondern, weil ich nicht anders kann. Ich wäre ansonsten zu sehr abgelenkt durch diese Augen und könnte mich nicht mehr auf meinen Gesprächsinhalt konzentrieren. Montotropismus spielt meiner Meinung nach eine entscheidende Rolle für diese Schwäche beim Blickkontakt. Man sollte sich immer fragen, WARUM schaue ich jemanden nicht die Augen. Wirklich aus Angst oder hat es eben andere Gründe?
Herzliche Grüße
Harmonia

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