Hochsensibel (HSP)

Alle Themen, die in keines der obigen Foren zum Thema "Psychische Leiden und Beschwerden" passen.

Jenny Doe
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Beitrag Fr., 24.07.2015, 19:24

@ Mia Wallace
Mia Wallace hat geschrieben:Mich erinnert das an Autismus
Ja, ich finds auch totals schwierig herauszukriegen, was wirklich los ist. Deshalb fühle ich mich auch bei meiner jetzigen Thera sehr wohl, die einfach mit meinem Problem arbeitet, egal wie mans nennt und egal, in welche Diagnosekategorie es nun fällt. Denn es ist bei mir in der Tat so, dass Tests zum Asperger-Synrom positiv ausfallen. Das ist halt das Problem der Symptomüberschneidung. Die Symptome, die man bei HS findet, findet man auch beim Asperger-Synrom. Ich erfülle da durchaus Kriterien, aber andere Kriterien wiederum nicht. Ich habe z.B. große Probleme mit Zahlen, andersrum kein Problem mit Nähe und Berührungen, bzw. erst dann Probleme damit, wenn ich völlig reizüberflutet bin und dann noch Berührungen oben drauf kommen. Das Problem mit den Berührungen ist bei mir die Folge einer vorherigen Reizüberflutung und kein eigenständiges Problem, es ist nicht grundsätzlich da. Das sehe ich als ein Unterscheidungskriterium bei mir.

Vor einer ähnlichen Fragestellung stehe ich gerade bei der Frage "Habe ich tatsächlich eine Dissoziationsproblematik?" Diese Frage stellte sich mir, als mich meine Thera fragte, wie ich denn meine Dissoziation erlebe und ich sagte "cool, endlich nichts mehr hören, fühlen, denken und wahrnehmen müssen". In der Tat gibt es auch hier Überschneidungen. Wenn ich plötzlich nichts mehr hören, fühlen, denken und wahrnehmen kann, dann ist das in der Tat irgendwie eine Dissoziation. Anderseits finde ich, dass meine Reaktion auch völlig normal ist, mein Versuch zur Ruhe zu kommen, die vielen Reize, die auf mich einströmen, auszublenden, eine normale Reaktion meines Gehirns auf ungesunden Stadtlärm, der ja jeden beeinträchtigt, den einen bewusst, den anderen unbewusst, den einen in Form von Ängsten, Depression, ..., den anderen in Form einer HS.
Wir müssen das Leben loslassen, das wir geplant haben, damit wie das Leben leben können, das uns erwartet (Joseph Campbell). Manche Leute glauben, Durchhalten macht uns stark. Doch manchmal stärkt uns gerade das Loslassen (Hermann Hesse).

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Jenny Doe
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Beitrag Fr., 24.07.2015, 19:44

@ Waldschratin
Aber weißt du,da stören mich die Schreiereien eigentlich gar nicht so sehr.Nur eine Stimme ist darunter,die zieht mir die Schuhe aus,wenn die sich "erhebt".Die einer bestimmten Erzieherin.
Ja ja, die Großen sind die Schlimmsten
Ich habe hier ein Kind, das fragt im Sekundentatkt, seit es im Kindergarten ist, "Wer will Eis?", "Wer will Eis?", ... und das von 8 bis 16 Uhr. Zumindest musst ich mir bei dem Kind keine Sorgen machen, dass es (durch sich selbst) reizüberflutet wird
Wie viel man doch tatsächlich selber in der Hand hat,oder wieder bekommt,alleine durch Konzentration und Aufmerksamkeit.
Ich denke, letztendlich ist HS ja auch nichts anderes als ein Aufmerksamkeitssteurungs- und Konzentrationsproblem. Wenn man lernt seine Aufmerksamkeit zu steuern und sich auf etwas zu konzenterieren, dann sollte sich auch die HS-Problematik reduzieren - nach meiner bescheidenen Hoffnung
Wie sehr man dadurch das eigene Erleben verändern kann,ohne daß sich die (äußeren) Umstände verändert hätten.
Zustimm. Ich denke, wenn es Menschen gibt, die keine Probleme mit etwas haben, dann zeigt mir das, dass man selber lernen kann, mit einem Problem umzugehen. Vielleicht bin ich da auch etwas naiv und bin immer noch geprägt von dem Gedanken so sein zu können wie andere. Aber die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt.
Manchmal tu ich mich ohne das sperrige Ding (Obwohl,ich hab sogar nen "faltbaren". ) leichter und dann geh ich ohne los. Da bin ich dann auch viel mit Konzentration und Achtsamkeit unterwegs.
Toll wie Du das machst.
Hintergrundgeräusche v.a.,wenn Nachbars mal wieder durch die Wohnung "trampeln".Das Dumme ist,daß die ja eigentlich gar nicht trampeln,sondern ich das halt höre,weil ich nunmal "zu viel" und zu "gut" hören kann.

Wenn so "akute" unangenehme Geräusche sind wie gestern der Kleine mit seinem "hohen C",das kann ich weniger gut ausblenden,weils halt tatsächlich körperlich wehtut dann.Aber die eher "dumpfen" Geräusche,die ja auch nerven,die krieg ich damit gut ausgeblendet und damit besser ertragen.
Ich kann beides nicht ausblenden, beobachte aber auch bei mir, dass ich in "Erwartungsangst" lebe, dass gleich wieder ein Kind kreischt, der Nachbar hustet oder durch die Wohnung läuft". Dadurch achte ich natürlich (unbewusst; inzwischen ist es mir bewusster) darauf, obs gleich wieder passiert. Das führt mich wieder zu der Frage, was HS mit Angst zu tuen hat, obs da einen Zusammenhang gibt. Ich erlebe die HS ja als sehr aversiv, unangenehme und beeinträchtigend. Möglich ist daher auch, dass ich aus Angst davon, wieder HS-Symptome zu erleben, mehr auf überflutetende Reize achte, um mich rechtzeitig vor einer Überflutung schützend zu können. Das versuch ich grad herauszufinden.
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Jenny Doe
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Beitrag Fr., 24.07.2015, 20:01

Ich habe, nachdem mich meine Therapeutin gefragt hat, wie ich meine Dissoziation erlebe, folgendes geschrieben:

Dissoziation

Wenn Autos geräuschlos über den Asphalt gleiten
und Menschen in den Dornröschenschlaf verfallen
Wenn Flugzeuge wie Vögel schweben
und Züge lautlos die Ferne berühren
Wenn die Uhren aufhören zu ticken
und die Erde stillsteht
Wenn sich Worte hinter einer schalldichten Wand verlieren
und sich Gedanken in Schweigen hüllen
Wenn Tränen lautlos in der Leere versinken
und sich Schmerzen im Nichts verlieren
Wenn Gefühle zu Stille erfrieren
und Schritte in Watte versinken
Wenn ich auf Wolken schwebe
und wie Engel durch die Gassen fliege

Dann ist die Welt so ruhig und langsam
Dann fühl ich mich zu Haus


Wenn die Vögel singen
und sich Bäche plätschernd durch Wälder schlingen
Wenn die Meere rauschen
und die Blumen am Straßenrand leuchten
Wenn sich Bäume sanft im Winde wiegen
und Grashalme tanzen
Wenn sanfte Musik mein Herz berührt
und Farben meine Seele streicheln
Wenn Wolken über die Erde schweben
und Regentropfen plätschernd zu Boden fallen

Dann ist die Welt so still und friedlich
Dann fühl ich mich zu Haus

Wenn die Welt so ruhig und langsam
so still und friedlich ist
dann legt sich die Einsamkeit wie ein Mantel über mich
und die Traurigkeit geht Hand in Hand
mit der Todessehnsucht durch weite Land.

Bin für Brainstorming offen, wenn jemand was dazu sagen mag. Denn ich überlegt noch, was davon HS ist und was PTBS. Ich denke, beides vermischt sich und bedingt sich gegenseitig.

Auf der einen Seite erlebe ich es "cool", wenn ich nichts mehr hören, sehen, fühlen, denken, wahrnehmen muss. Anderseits bedeutet es Leid für mich, weil es mich einsam macht, wenn ich da in meiner eigenen Welt rumhänge, deren Ruhe ich zwar genieße, die mich aber zugleich auch von meiner Umwelt abtrennt. Ich hab halt das Problem, dass meiner mich antreibenden Extraversion meine mich bremsende HS gegenübersteht.
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Brightscream
neu an Bo(a)rd!
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Beitrag Mo., 27.07.2015, 20:19

Hallo,
Ich habe ein ähnliches Problem wie du.
Ich habe den Test auf zartbeseitet ebenfalls gemacht und hatte ein Ergebnis von 310 Punkten erreicht.
Ich bin sehr Lichtempfindlich (könnte die ganze Zeit eine Sonnenbrille tragen), ich bin sehr Lärmanfällig (ich kann nicht mehr Akkordeon spielen ohne Gehörschutz) außerdem strengt es extrem an unter Menschen zu sein. Alles ist anstrengend, was mit anderen Menschen zu tun hat. Sie sind laut und anstrengend. Heute zu Tage auch noch extrem unverschämt.
Habt ihr eventuell Tipps, wie ich mich vor den vielen Reizen schützen kann?

Liebe Grüße
Brauchscream

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Waldschratin
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Beitrag Mo., 27.07.2015, 21:09

Hallo Brightscream (oder Brauchscream...? ),
guck dich mal auf den Seiten von zartbesaitet.net um,da findest du Infos dazu,hier z. B.:
http://www.zartbesaitet.net/information ... dlichkeit/

Hier im Forum müßte es auch schon den ein oder anderen Thread zum Thema geben, guck einfach mal via Suchfunktion.

Liebe Jenny,
ich wollte dir längst geantwortet haben und habs prompt verbömmelt...
Jenny Doe hat geschrieben:Das führt mich wieder zu der Frage, was HS mit Angst zu tuen hat, obs da einen Zusammenhang gibt.
Denk ich schon. Nur : Was ist "Henne", was ist "Ei"?
Wenn eins eh schon Probleme mit Angst hat,dann wird die HS bestimmt ihren Teil mit dazu beitragen können, so ähnlich wie du das beschreibst : "Erwartungsangst" oder eben als Möglichkeit der frühzeitigen Wahrnehmung, um sich rechtzeitig vor Überreizung schützen zu können. In beiden Fällen denk ich "potentiert" sich die Angst aber durch die Fähigkeiten der HS.

Andererseits kann,wenn man noch nicht selbstfürsorgend mit der HS umgeht, es wohl auch alleine durch die ewige Überreizung zu ner Angstproblematik kommen.

Was du über Dissoziation geschrieben hast, finde ich sehr treffend.
Jenny Doe hat geschrieben:Bin für Brainstorming offen, wenn jemand was dazu sagen mag. Denn ich überlegt noch, was davon HS ist und was PTBS.[...]Auf der einen Seite erlebe ich es "cool", wenn ich nichts mehr hören, sehen, fühlen, denken, wahrnehmen muss. Anderseits bedeutet es Leid für mich, weil es mich einsam macht, wenn ich da in meiner eigenen Welt rumhänge, deren Ruhe ich zwar genieße, die mich aber zugleich auch von meiner Umwelt abtrennt.
Das scheint mir mehr mit der PTBS zu tun zu haben und die HS mehr so "zusätzlicher Verstärker" zu sein.
Seit ich wegen der PTBS keine/so gut wie keine Symptome mehr hab, fühle ich mich auch in solchen "Rückzugszeiten" (Ich möchte die jetzt für mich nicht mehr als "Dissoziation" bezeichnen, zu denen kommts inzwischen so gut wie gar nicht mehr) nicht mehr "ausgeschlossen" oder anderweitig "abgetrennt" von meiner Umwelt/ den anderen Menschen. Ich genieße dann die "Auszeit", ohne mich einsam zu fühlen. Und "erhole" mich da einfach - bis ich wieder Lust auf Gesellschaft hab.
Das war zu "PTBS-bestimmten" Zeiten anders,ähnlich dem,was du beschreibst.


Jenny Doe
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Beitrag Di., 28.07.2015, 07:21

Huhu Waldschratin,
ich wollte dir längst geantwortet haben und habs prompt verbömmelt...
Ist doch nicht schlimm. Ich habe dich doch auch ein paar Monate warten lassen Das Schöne an Problemen ist, sie laufen nicht weg
Was ist "Henne", was ist "Ei"?
Ganz klar war die HS zuerst dar. Dann wurde sie verstärkt durch Stresserlebnisse. Dann kam die Erwartungsangst.
Das vermag ich inzwischen recht klar zu sagen, vor allem durch den Vergleich früher und heute. Denn Angst kannte ich früher nicht. Es gab früher nichts wovor ich hätte Angst haben müssen. Früher war es einfach "nur" Stress, aber keine Angst.
Andererseits kann,wenn man noch nicht selbstfürsorgend mit der HS umgeht, es wohl auch alleine durch die ewige Überreizung zu ner Angstproblematik kommen.
Mein Kopf nickt. Zustimm. Also weiter an mir arbeiten
Das scheint mir mehr mit der PTBS zu tun zu haben und die HS mehr so "zusätzlicher Verstärker" zu sein.
Danke für Deine Einschätzung.
Ich genieße dann die "Auszeit", ohne mich einsam zu fühlen. Und "erhole" mich da einfach - bis ich wieder Lust auf Gesellschaft hab.
Zustimm. Genau das gibt mir auch zu denken und lässt mich vermuten, dass das, was ich in dem Text beschrieben habe, eher PTBS ist.

Hallo Brightscream
ich kann nicht mehr Akkordeon spielen ohne Gehörschutz
Du schreibst "nicht mehr". War das Früher mal anders? Was hat sich verändert? Gibts einen Grund für diese Veränderung?
Habt ihr eventuell Tipps, wie ich mich vor den vielen Reizen schützen kann?
Wenn Du magst, dann lies Dir mal diesen Thread durch. Wir diskutieren hier schon seit einer Weile, wie man mit den Reizen umgehen könnte.
Wir müssen das Leben loslassen, das wir geplant haben, damit wie das Leben leben können, das uns erwartet (Joseph Campbell). Manche Leute glauben, Durchhalten macht uns stark. Doch manchmal stärkt uns gerade das Loslassen (Hermann Hesse).


Jenny Doe
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Beitrag Di., 28.07.2015, 07:38

Noch ein Nachtrag:

Die Frage stellte sich mir nach dem Lesen des Postings von Brightscream.
Aron schreibt in ihrem Buch "Hochsensible Menschen in der Psychotherapie", dass HSP im Jugendalter besser mit ihrer HS umgehen können, sich Reizen ausetzen, ... als im Erwachsenenalter. Ich frage mich, warum. Wie ist das bei Dir, Waldschratin? Gibts bei dir einen Unterschied?
Bei mir nicht. Ich saß schon als 10 Jährige lieber bei den Blümchen, schrieb Gedichte und hörte Klassik, als mit Gleichaltrigen durch Discos zu ziehen.
Wir müssen das Leben loslassen, das wir geplant haben, damit wie das Leben leben können, das uns erwartet (Joseph Campbell). Manche Leute glauben, Durchhalten macht uns stark. Doch manchmal stärkt uns gerade das Loslassen (Hermann Hesse).


Waldschratin
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Beitrag Di., 28.07.2015, 10:18

Jenny Doe hat geschrieben:Wie ist das bei Dir, Waldschratin? Gibts bei dir einen Unterschied?
Bei mir nicht. Ich saß schon als 10 Jährige lieber bei den Blümchen, schrieb Gedichte und hörte Klassik, als mit Gleichaltrigen durch Discos zu ziehen.
War bei mir genauso. Ich hatte immer schon die Ruhe und die Stille lieber als Trubel und Gedöns.
Ich merk aber schon nen Unterschied,nämlich den,daß ich in jüngeren Jahren beiweitem mehr aushalten konnte als jetzt.Ich führs mal aufs Alter zurück.
Nein,im Ernst,ich merk ja auch so,daß ich weniger "Nerven" hab,seit ich älter werde.Vielleicht denk ich das aber auch nur,weil ich mir jetzt,als Ältere,mehr "erlaube" und mir nicht mehr so viel "antun" muß,von wegen "Mithalten" und "Das tut man nicht" und so.
Denn wenn ichs mit früher vergleiche,hab ich im Grunde beiweitem mehr Ausdauer im Sinne "Langmut und Geduld" und auch mehr Durchhaltevermögen...
Mag aber auch viel mit dran liegen,daß ich ja das Traumagedöns nicht mehr "mitmanagen" muß.
Muß ich mal drüber nachdenken, find ich grad recht interessant.


Jenny Doe
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Beitrag Di., 28.07.2015, 10:42

@ Waldschratin
Ich führs mal aufs Alter zurück.


Das hab ich mich auch schon gefragt. Es wäre interessant zu erfahren, wie das ältere Nicht-HSP erleben. Als der KIKA-Streik war, da wurde ja im Fernsehen viel drüber berichtet und es wurden auch die Omis und Opis interviewt, die nun die Kinderbetreuung übernehmen musste. Die erzählten Ähnliches, nämlich, dass sie in einem Alter seien, in denen sie sich nach Ruhe sehnen und nicht nach Lärm und Action. Da musste ich an Aron denken.
Vielleicht denk ich das aber auch nur,weil ich mir jetzt,als Ältere,mehr "erlaube" und mir nicht mehr so viel "antun" muß,von wegen "Mithalten" und "Das tut man nicht" und so.
Könnte was dran sein. Als Jugendlich habe ich viel mehr um Anerkennung gekämpft als heute und mich entsprechend angepasst und bewiesen. Das brauche ich heute nicht mehr. Heute denke ich, wahre Freunde sind die, die mich nehmen wie ich bin, ohne vorher Mutproben bestehen zu müssen.
Mag aber auch viel mit dran liegen,daß ich ja das Traumagedöns nicht mehr "mitmanagen" muß.
Jenny nix verstehen Was meinst du damit, dass du das Traumagedöns nicht mehr "mitmanagen" musst. Wer managed es jetzt für Dich? Kannste mir denjenigen mal vorbeischicken? (Kleiner Scherz).
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Waldschratin
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Beitrag Di., 28.07.2015, 11:38

Jenny Doe hat geschrieben:Was meinst du damit, dass du das Traumagedöns nicht mehr "mitmanagen" musst. Wer managed es jetzt für Dich? Kannste mir denjenigen mal vorbeischicken?
Der nennt sich "selbstwirksame Methoden zur Traumaverarbeitung" .
Nee,"vorbeischicken" kann ich dir den leider nicht - aber empfehlen. Auch wenn er viele Jahre Arbeit und Konfrontation mit dem "irren" Innenleben kostet.

Im Ernst : Ich meine damit,daß ich keine Panikattacken mehr habe,keine Angstzustände,keine Dissos mehr oder Derealisation/Depersonalisation,keine Intrusionen,Flashbacks,Wiedererleben.Auch nicht so "versteckte" Folgen,wie daß ich z.B. die Türen jetzt nicht mehr verschließen muß zuhause,so wie früher "normal" bei mir,um mich wirklich halbwegs "unbedroht" bzw. sicher zu fühlen. (Da gabs Zeiten,da hab ich nicht nur abgeschlossen,sondern noch nen Stuhl etc. davorgestellt).
Daß ich inzwischen Hyperarousel unterscheiden kann von Reizüberflutung und das rechtzeitig genug,um vorsorgen zu können.Und diese Reize dann jetzt auch ausschließlich von außen kommen,und keine "überschießenden" Gefühle von innen mehr sind.
All diese eher "akuten" Zustände bei ner PTBS halt,die einen so wahnsinnig viel Energie kosten,damit fertig zu werden.
Die "chronischen" wie Schmerzsyndrom etc. sind noch,die werde ich wohl auch nicht mehr loskriegen,haben sie doch bei mir auch noch Auslöser in meiner körperlichen Grunderkrankung,und die ist erblich bedingt.


Jenny Doe
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Beitrag Di., 11.08.2015, 14:49

Hi Waldschratin,

ich sage schon mal Danke für Deine Antwort. Ich antworte zu einem späteren Zeitpunkt. Stecke derzeit in einem ziemlichen Tief und pendle hin und her zwischen Therapie abbrechen und ihr noch eine Chance geben. Brauche einen klaren Kopf.

Bis bald
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Waldschratin
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Beitrag Mi., 12.08.2015, 17:47

Liebe Jenny,
tut mir leid,daß du dich da grade mit solchen Turbulenzen rumschlagen mußt!
Ich wünsch dir,daß du das gut klären kannst für dich. Und laß dir ruhig Zeit mit antworten hier,das läuft nicht weg.


Jenny Doe
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Beitrag Fr., 06.11.2015, 08:52

Hi Waldschratin,

Du wolltest ja wissen, wies in meiner Therapie so weiter geht.

Ich bin echt gefrustet und genervt. Meine Thera versteht das Problem einfach nicht. Jede Sitzung erkläre ich ihr dasselbe und jede Sitzung stellt sie immer wieder dieselben Fragen, die ich ihr schon X Mal beantwortet habe.
So auch gestern. Sie sagte, dass sie nicht verstehen würde, warum ich nicht als Psychotherapeutin arbeiten würde. Genervt antwortete ich erneut, dass ich das aufgrund meiner Reizproblematik nicht hinbekomme. Schon die Praktika, die ich machen musste, waren für mich die Hölle. Es fängt schon morgens an, wenn ich aus dem Haus muss. Der ganze Lärm, die Autos, die vielen Bewegungen, ... ich kam völlig erschlagen auf der Praktikumsstelle an. Dann acht Stunden lang zuhören, denken, ... Reize, Reize, Reize, ... Nach einer Woche ein völliges Burnout, völlig gereizt und auch aggressiv, .... Nur mit Augen zu und durch habe ich die Zeit "überstanden", ... die in einem völligen Zusammenbruch und zwei Rettungswageneinsätzen endete. Und wieder fragte sie, wie ich darauf reagiere und wieder erklärte ich ihr, dass ich auf meine Grenzen achten muss und für Ruhe sorgen muss. Tue ich das nicht, gehts über in Schwindel, Unruhe, Anspannung, Herzrasen, Gereizheit, Aggressivität, ... bis hin zu schließlich gar nichts mehr wahrnehmen können, nicht mehr zuhören, nicht mehr sprechen, nicht mehr reagieren, ... können, .... nur noch da sitzen und mich stundenlang nicht mehr bewegen können, einfach nicht mehr reagieren können. Das wird erst wieder möglich, wenn ich mich mindestens drei Tage zurückgezogen habe und wieder zur Ruhe gekommen bin.
Jedes Mal erkläre ich ihr das und noch viele mehr. Wenn ich sage, "sie verstehen mich nicht", bekomme ich zur Antwort, dass sie es sehr wohl verstanden hat. Doch in der nächsten Sitzung fragt sie wieder dasselbe. Hilfe erfahre ich nicht. Ich gehe jede Sitzung völlig genervt von der Therapie nach Hause.
Wir müssen das Leben loslassen, das wir geplant haben, damit wie das Leben leben können, das uns erwartet (Joseph Campbell). Manche Leute glauben, Durchhalten macht uns stark. Doch manchmal stärkt uns gerade das Loslassen (Hermann Hesse).


Waldschratin
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Beitrag Fr., 06.11.2015, 18:11

Liebe Jenny,
tut mir leid,das zu hören!
Sie scheint wohl nicht zu verstehen,daß es kein Problem des "Ausblendens" oder Fokussierens ist,sondern sie versteht wohl von HS an sich nicht die Welt....Schade!
Wenn sie mal akzeptieren würde,daß du gar nicht erst die Wahl hast,etwas wahrzunehmen und daß es "in dich" geht,sondern nur in der Art,damit umzugehen,es zu bewerten und ansonsten tatsächlich entsprechend für Ausgleich sorgen mußt,dann wäre wohl schon viel gewonnen.
So klingt mir das nach Kampf und Krampf...

Vielleicht wäre das neue Buch,das ich grade lese,mal was für deine Thera...?
Nein,im Ernst : Ich finde es ein wirklich gutes Buch zum Thema,und es ist v.a. aus Sicht der Coaches und Theras geschrieben.Und geht nicht so "zentral" um die HS,sondern um die "Besonderheiten",die grade HS`ler in Coaching und Thera mitbringen,aber eben auch brauchen.

Verstehen z.B. wird in einem Kapitel als DAS Mittel zur Selbsthilfe beschrieben.Und da hapert es deiner Thera ja wohl gewaltig...
Hast du sie schon mal gefragt,ob sie denn an sich überhaupt was mit HS anfangen kann (und will)?

Ich wünsch dir,daß sie da die Kurve noch kriegt!

Daß du so nicht in deinem Beruf arbeiten kannst,kann ich gut verstehen!
Eine Freundin von mir ist ja auch Therapeutin und sie ist auch hochsensibel.Und ich kriege öfter mal mit,wie sehr sie für Ausgleich und "Reizarmut" sorgen muß.
Sie arbeitet auch nicht in Vollzeit,hat ihre eigene Praxis und arbeitet daneben noch in ner Beratungsstelle als Honorarkraft.So kann sie sich ihre Zeiten selber planen.Sie ist aber auch nicht "Alleinerhalter",sondern verheiratet und ihr Mann,der arbeitet Vollzeit.
Dennoch sucht sie sich ihre Klienten auch recht aus, einfach,um überhaupt mit der Reizflut zurechtkommen zu können.

Zum Buch schreib ich gleich im anderen Thema noch was. (Deshalb bin ich grade mal wieder hier. )


Jenny Doe
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Beitrag Fr., 06.11.2015, 18:41

Hallo Waldschratin,

schön jemanden zum Reden zu haben
Wenn sie mal akzeptieren würde,daß du gar nicht erst die Wahl hast,etwas wahrzunehmen
Ja, ich denke das ist der Punkt. Ich habe gestern über ein weiteres Problem mit Reizen gesprochen. Es ist etwas kompliziert. Ich versuche es kurz zusammenzufassen: Ich kann mich nicht an neue Umgebungen, neue Reize gewöhnen. Wenn ich in meiner Wohnung mein Bett rechts in die Ecke stelle, dann "höre ich" die Schritte, die ich in meinem Elternhaus hörte, in dem mein Bett rechts stand. Stelle ich es links, dann kriege ich nicht realisiert, dass ich nicht mehr in der Wohnung lebe, in der ich vor fünf Jahren lebte, wo das Bett ebenfalls links stand. Ich "sehe" die alte Wohnung und es fühlt sich so an, als wäre ich immer noch in ihr. Ich erschrecke jedes Mal, wenn ich merke, dass ich an einem anderen Ort bin und laufe in die falsche Richtung. Und das auch noch nach 10 Jahren, zwischen Umzug von eine in die andere Wohnung. Meine Thera sagte dazu nur, ich würde ständig sagen, geht nicht, ich kann mich nicht daran gewöhnen. Herrje, ich habe in den insgesamt 30 Jahren alles Erdenkliche ausprobiert, von bewusst wahrnehmen wo ich bin, bis weiß was. Nichts klappt. Das Probem habe ich ja überall, auch auf der Straße.
Hast du sie schon mal gefragt,ob sie denn an sich überhaupt was mit HS anfangen kann (und will)?
Nein, habe ich noch nicht und möchte ich auch nicht, weill ich mich selber nicht auf die Diagnose HS festlegen will. Meine Probleme gehen über das hinaus, was man mit HS erklären könnte. Ich möchte derzeit nur beim Wahrnehmen und Beschreiben wie ich es erlebe und welche Probleme ich genau habe, bleiben. Denn auch die oben beschriebene Problematik ist nicht "typisch" HS bzw. lässt sich nicht mit ihr erklären.

Ich habe mir heute gedacht, dass ich meine Thera in der nächsten Sitzung bitte in eigenen Worten zusammenzufassen, was ich ihr gesagt habe und was sie verstanden hat. Ich muss überprüfen, ob sie mich versteht oder nicht, ob sie was mit meinen Problemen anfangen kann oder nicht.
Eine Freundin von mir ist ja auch Therapeutin und sie ist auch hochsensibel.Und ich kriege öfter mal mit,wie sehr sie für Ausgleich und "Reizarmut" sorgen muß.
Das beruhigt mich. Der PT-Beruf ist für mich absolut kein Thema. Das würde ich keine Woche packen.
Zum Buch schreib ich gleich im anderen Thema noch was.
Du bist aber schnell mit lesen Bin auf Deinen Bericht gespannt.

Viele Grüße
Wir müssen das Leben loslassen, das wir geplant haben, damit wie das Leben leben können, das uns erwartet (Joseph Campbell). Manche Leute glauben, Durchhalten macht uns stark. Doch manchmal stärkt uns gerade das Loslassen (Hermann Hesse).

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