Suizidgefahr oder nur Bluff ?

Alle Themen, die in keines der obigen Foren zum Thema "Psychische Leiden und Beschwerden" passen.
Antworten
Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
Erdbeere02
Forums-Insider
Forums-Insider
männlich/male, 50
Beiträge: 218

Suizidgefahr oder nur Bluff ?

Beitrag Sa., 10.10.2015, 19:06

Hallo/guten Abend,
nach langer Zeit wollte ich mich auch mal wieder melden.
In einem anderen thread hatte ich bereits von meinem Bekannten (53 jahre alt) berichtet, um den ich mich seit einigen Jahren kümmere, bzw. mehr oder weniger befreundet bin. Nach div. Alkoholentzugstherapien hat er im Juli d.J. endlich wieder Arbeit in seinem Beruf als Taxifahrer gefunden, womit er auch sehr zufrieden war, bzw. ist. Da ich nicht die ganze Geschichte noch einmal erzählen möchte, zähle ich nur mal seine diagnostizierten Krankheiten aus: Fettleber, Bluthochdruck, Depression, Polyneuropathie, Nierenstein (alles mehr oder weniger alkoholbedingt). Seit seinem 18. Lebensjahr ist er starker Raucher (ca. 1 Schachtel pro Tag). Seit diesem Frühjahr kommt noch Rachen- und Zungenhalskrebs hinzu. Aufgrund seiner Erfahrung als Taxifahrer kennt er natürlich die Problematik und sagt sich, bzw. zu mir: "Da laß ich nichts machen, da verdienen nur die Ärzte und Krankenhäuser dran !". Zur konkreten Lebenserwartung konnten oder wollten die Ärzte wohl nichts sagen. Soweit die organische Seite, psychisch sieht es auch nicht besser aus: Aus meiner Sicht ist er psychisch labil, d.h. seine Stimmung kann schnell umschlagen, heute kann er noch freundlich zu mir sein, am nächsten Tag schickt er mir häßliche SMS.
Ich muß dazu sagen, seit ca. zwei Jahren wohnt er nicht mehr hier, sondern ca. 300 km weit weg, wir haben also nur noch telefonisch oder per mail Kontakt. Zu 95% ruft er mich (fast täglich) an, wenn er sich mitteilen möchte. Vor ein paar Tagen nun hat er mir eine mail geschickt, warum ich nicht melden würde, und im nächsten Satz, daß er keinen weiteren Kontakt mehr wünscht. Dann er rief noch einmal an, daß er sich ein Flugticket für Gran Canaria online bestellt hätte und dort vom Felsen springen würde. Das halte ich für unglaubwürdig, weil er diese Selbstmordabsicht vor einiger Zeit auch schon einmal geäußert hat und (natürlich) nicht umgesetzt hat. Zum einen habe ich bisjetzt noch Kontovollmacht und kann sehen, welche Umsätze er getätigt hat, zum anderen wäre er viel zu feige dafür. Außerdem äußern sich Selbstmörder i.d.R. nie kurz vorher. Von daher halte ich das für einen Bluff, um mich von irgendwas abzulenken. Aus Erfahrung mit früheren Kollegen und Bekannten weiß ich, daß er gerne mal solche Märchen erzählt, um zu provozieren oder von irgendwas abzulenken. Soweit erstmal,

Werbung


Feenya
Forums-Gruftie
Forums-Gruftie
weiblich/female, 49
Beiträge: 772

Beitrag So., 11.10.2015, 12:05

Wie können wir dir helfen? Oder wolltest du dir nur schnell den Druck von der Seele schreiben und deine Gedanken sortieren?
Der Horizont vieler Menschen ist ein Kreis mit dem Radius Null - und das nennen sie ihren Standpunkt.

*Albert Einstein*

Benutzeravatar

Candykills
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
männlich/male, 30
Beiträge: 4829

Beitrag So., 11.10.2015, 14:32

Die meisten Selbstmörder kündigten ihren Suizid vorher irgendwie an....sowas sollte man immer Ernst nehmen.
Ich bin wie einer, der blindlings sucht, nicht wissend wonach noch wo er es finden könnte. (Pessoa)


Speechless
Forums-Gruftie
Forums-Gruftie
weiblich/female, 31
Beiträge: 992

Beitrag So., 11.10.2015, 15:02

so abfällig wie du über ihn sprichst wäre es wohl besser, diese Beziehung zu beenden.
Ich verstehe auch deine Frage nicht, scheinbar hast du ja selbst schon für dich festgestellt, dass er sich auf keinen Fall umbringen würde. Was möchtest du nun also hier erreichen?

Werbung

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
Erdbeere02
Forums-Insider
Forums-Insider
männlich/male, 50
Beiträge: 218

Beitrag So., 11.10.2015, 17:08

Wie können wir dir helfen? Oder wolltest du dir nur schnell den Druck von der Seele schreiben und deine Gedanken sortieren?
So ist es. Ich komme oft an den Punkt, wo ich mich frage, warum ich noch Kontakt mit ihm habe. Ich könnte ja einfach nicht mehr rangehen, wenn er anruft. Sympathie ist es nicht, es ist wohl eher Mitleid und ein gewisses Verantwortungs-gefühl, weil er mal mein Chef gewesen ist. Sein Charakter ist auch manchmal schwierig, er ist schnell eingeschnappt, kann sehr nervig sein, vor allem, wenn er Alkohol getrunken hat, gesteht nur selten Fehler ein, schiebt die Schuld gern auf seine Mitmenschen usw.
Vielleicht kennt jemand auch solche Menschen, das wäre dann meine Frage. Und wie geht man am besten damit um ?

Benutzeravatar

leuchtturm
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 49
Beiträge: 1994

Beitrag So., 11.10.2015, 17:24

wenn ich mit so jemand Schwierigen nicht unbedingt zu tun haben muss, z.B. aus familiären oder beruflichen Gründen,
hätte ich nicht mit ihm zu tun.

Benutzeravatar

Broken Wing
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 40
Beiträge: 2978

Beitrag So., 11.10.2015, 21:31

Tja. Wie soll man umgehen. Am besten ihm einen guten Flug wünschen.
Springen würde ich allerdings nur mit Fallschirm oder Bungee-Seil. Sonst könnte es lebensgefährlich werden.
Beginne den Tag mit einem Lächeln, dann hast du es hinter dir. [Nico Semsrott]


Feenya
Forums-Gruftie
Forums-Gruftie
weiblich/female, 49
Beiträge: 772

Beitrag Mo., 12.10.2015, 01:57

Erdbeere02 hat geschrieben: Vielleicht kennt jemand auch solche Menschen, das wäre dann meine Frage. Und wie geht man am besten damit um ?
Mit "solche Menschen" meinst du - nehme ich an - Leute, die über Suizid sprechen. Ja, so einen Menschen habe ich hier zuhause. Monatelang war mein Mann suizidal und ich musste mich mit dem Gedanken auseinandersetzen: "Was wäre wenn ...?"

Zuerst einmal: Wer ernsthaft (also nicht im Scherz) über Suizid spricht, meint es in diesem Moment erst mal ernst. Eine Stunde später kann es natürlich wieder anders sein.
Ich nenne es einen "seidenen Faden", der einen suizidalen Menschen noch auf dieser Erde hält.
In unserem Fall war der seidene Faden die starke Familie, die mein Mann hinter sich gespürt hat. Die hat ihn gehalten.
Reißt allerdings dieser seidene Faden, dann endet es unweigerlich im Suizid, und niemand kann es verhindern.


An dich hätte ich daher die Frage: Was meinst du, wie es dir (mit deinem Mitgefühl, Verantwortungsbewusstsein) gehen würde, falls der "worst case" eintritt, und dein Bekannter tatsächlich ernst macht?
Würdest du da Schuldgefühle aufbauen, und dich auch noch dafür verantwortlich fühlen, dass du es nicht verhindern konntest?


Ich kenne deinen Bekannten ja nicht in seinen Reaktionen. Aber diese Sichtweise hat auch etwas.
Dem schlimmen Gedanken mit schwarzem Humor begegnen.
Broken Wing hat geschrieben:Tja. Wie soll man umgehen. Am besten ihm einen guten Flug wünschen.
Springen würde ich allerdings nur mit Fallschirm oder Bungee-Seil. Sonst könnte es lebensgefährlich werden.
Das ist gut!
Der Horizont vieler Menschen ist ein Kreis mit dem Radius Null - und das nennen sie ihren Standpunkt.

*Albert Einstein*

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
Erdbeere02
Forums-Insider
Forums-Insider
männlich/male, 50
Beiträge: 218

Beitrag Mo., 12.10.2015, 08:56

Es kommt natürlich immer auf den Einzelfall an. Bei ihm darf man dabei das Thema Alkohol nicht übersehen. Als
Quartalstrinker hat er im Schnitt alle paar Wochen einen Rückfall, und nur dann, aber nicht jedesmal äußert er dann
seine Selbstmordabsicht. Am Telefon kann man natürlich nicht immer beurteilen, ob er jetzt betrunken ist oder
nicht. Alkoholiker können das ganz gut kaschieren. Für mich ist/sind diese Suizid-Äußerungen mittlerweile ein
unbewußter Schrei nach Aufmerksamkeit/Hilfe, die er damit zu erpressen versucht. Ich beobachte ihn ja schon seit
Jahren, von daher glaube ich damit richtig zu liegen. Ganz schlimm war es z.B. wenn er im Delir nach einem Arzt
verlangt hat. Da hat er mich z.T. im 10-Minuten-Takt angerufen, wann ihm denn endlich jemand helfen würde: "Ich
halte das nicht mehr aus, ich bring mich gleich um, ich dreh hier bald durch !" usw.
Für mich waren das anfangs (wo ihn näher kennengelernt habe), ganz ungewohnte Erlebnisse, die ich erstmal verarbeiten mußte. Nach vielen Gesprächen mit ehem. Bekannten und Infos hier aus dem Netz sehe ich das Ganze etwas abgeklärter.
Und da kommt dann die Frage nach den Schuldgefühlen. Ich wünschte mir natürlich, daß er in Zukunft ohne Alkohol
auskommen könnte, aber die Hoffnung darauf ist verschwindend gering. Über 30 Jahre lang in unregelmäßigen Abständen
exzessiv Bier und Korn zu trinken hinterlassen nunmal erhebliche Spuren im Körper. Nicht nur rein organisch, auch
im Denken/Gehirn hat sich manches (zum Negativen hin) verändert. Er hat schon so manche Mitmenschen mit seinen
"Ausfällen" verärgert. Wie gesagt, diese schlimmen Sachen passieren fast nur unter Alkoholeinfluß. Wenn er nüchtern
ist, kann man sich einigermaßen mit ihm unterhalten. Von daher halte ich mich hier mit einer Beurteilung zurück.


Feenya
Forums-Gruftie
Forums-Gruftie
weiblich/female, 49
Beiträge: 772

Beitrag Mo., 12.10.2015, 10:35

Erdbeere02 hat geschrieben:Für mich ist/sind diese Suizid-Äußerungen mittlerweile ein
unbewußter Schrei nach Aufmerksamkeit/Hilfe, die er damit zu erpressen versucht.
[...]
Da hat er mich z.T. im 10-Minuten-Takt angerufen, wann ihm denn endlich jemand helfen würde: "Ich halte das nicht mehr aus, ich bring mich gleich um, ich dreh hier bald durch !" usw.
[...]
Und da kommt dann die Frage nach den Schuldgefühlen. Ich wünschte mir natürlich, daß er in Zukunft ohne Alkohol
auskommen könnte, aber die Hoffnung darauf ist verschwindend gering.
[...]
Wie gesagt, diese schlimmen Sachen passieren fast nur unter Alkoholeinfluß. Wenn er nüchtern
ist, kann man sich einigermaßen mit ihm unterhalten. Von daher halte ich mich hier mit einer Beurteilung zurück.
Ich glaube, du hast dir deine Antworten eh schon selber gegeben.

Zusammen mit dem hier ...
Erdbeere02 hat geschrieben: Ich könnte ja einfach nicht mehr rangehen, wenn er anruft.
... wird das Bild komplett.

Der Mann ist sucht- und krebskrank. Er möchte keinesfalls in ein Krankenhaus. Von Profis möchte er sich nicht helfen lassen, aber seine Bekannten und Freunde möchte er gerne herumkommandieren, und an seine Seite rufen. (Schrei nach Aufmerksamkeit, Erpressungsversuche)
Das Problem ist nur, ihr könnt ihm weder gegen seine Süchte, noch gegen seinen Krebs helfen.

Bleibt nur die Frage: "Willst du dich weiterhin zur Aufmerksamkeit erpressen lassen?"

Lasse ihm sein Leben. Er soll es so gestalten, wie er es für richtig hält. Wenn er ohne ärztliche Hilfe verrecken will, dann soll er das tun. Seine Entscheidung.

Du kannst nur den Telefon- und Mailkontakt (ungelesen in den "Papierkorb" schieben und von dort sofort löschen) rigoros unterbinden, damit er dich nicht mit runter - in seinen negativen Sumpf - zieht.
Oder du kannst ihm weiterhin zur Seite stehen. Das ist dann deine Entscheidung.

Ich würde den Kontakt sofort abbrechen. Bei einem Alkoholiker ist Hopfen und Malz verloren. Solange nur ein Prozent die Chance besteht, dass er mit mir Kontakt aufnimmt, wenn er "im Öl" ist, gibt es Kontaktsperre.
Erst dann, wenn er mir beweisen kann (Durch Arztbriefe aus Klinik und Reha), dass er einen klinischen Entzug durchgemacht hat, und hinterher eine Rehamaßnahme in Anspruch genommen hat, darf er wieder Kontakt suchen.

Im Falle deines Bekannten glaube ich aber nicht mehr daran, dass er vom Alk lassen wird. So schlimm es ihm gesundheitlich geht, kann er wohl ohne seinen "Sorgenfresser" nicht mehr.
Du kannst dich nur an den Gedanken gewöhnen, dass seine Zeit in naher Zukunft ablaufen wird. Ob zu Tode gesoffen, dem Krebs zum Opfer gefallen, oder freiwillig aus dem Leben geschieden.
Du wirst nichts mehr für ihn tun können.
Der Horizont vieler Menschen ist ein Kreis mit dem Radius Null - und das nennen sie ihren Standpunkt.

*Albert Einstein*

Benutzeravatar

Ressourcine
Helferlein
Helferlein
weiblich/female, 35
Beiträge: 98

Beitrag Mo., 12.10.2015, 12:31

Feenya hat geschrieben:Bei einem Alkoholiker ist Hopfen und Malz verloren. Solange nur ein Prozent die Chance besteht, dass er mit mir Kontakt aufnimmt, wenn er "im Öl" ist, gibt es Kontaktsperre.
Im Falle deines Bekannten glaube ich aber nicht mehr daran, dass er vom Alk lassen wird. So schlimm es ihm gesundheitlich geht, kann er wohl ohne seinen "Sorgenfresser" nicht mehr.
Du kannst dich nur an den Gedanken gewöhnen, dass seine Zeit in naher Zukunft ablaufen wird. Ob zu Tode gesoffen, dem Krebs zum Opfer gefallen, oder freiwillig aus dem Leben geschieden.
Du wirst nichts mehr für ihn tun können.
Tolle Ferndiagnose.
Sehr menschlich und empathisch ausgedrückt.
Ich hoffe, Du hast keine alkoholkranken Menschen in Deinem näheren Umfeld. (Falls doch: halte dich doch bitte von ihnen fern)

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
Erdbeere02
Forums-Insider
Forums-Insider
männlich/male, 50
Beiträge: 218

Beitrag Mo., 12.10.2015, 15:12

Er möchte keinesfalls in ein Krankenhaus.
Vor ein paar Jahren wollte er absolut nicht, das stimmt. Mittlerweile geht er aber dorthin zur Behandlung, wenn er es vor Schmerzen nicht mehr aushält. Er weiß ja, daß er nach ein paar Tagen wieder rauskommt. Und ohne die Krhs.-Behandlungen (nicht nur Entgiftungen) hätte er ja keine Diagnosen bekommen.
dass er einen klinischen Entzug durchgemacht hat, und hinterher eine Rehamaßnahme in Anspruch genommen hat
Im letzten Jahr hat er seine dritte und letzte Therapie bekommen, jetzt ist Schluß damit, kein Anspruch mehr.
Du kannst dich nur an den Gedanken gewöhnen, dass seine Zeit in naher Zukunft ablaufen wird. Ob zu Tode gesoffen, dem Krebs zum Opfer gefallen, oder freiwillig aus dem Leben geschieden.
Das ist natürlich sehr drastisch ausgedrückt, aber da rechne ich leider auch mit.

Werbung

Antworten
  • Vergleichbare Themen
    Antworten
    Zugriffe
    Letzter Beitrag