Reha vs. stationäre Psychotherapie

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Beebee
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Beitrag So., 21.09.2014, 22:35

Was ich erreichen will... ?
Grob formuliert, es soll mir besser gehen. Konkreter: mein Trauma ist nicht verarbeitet, bzw. nicht so, dass ich damit zurecht komme, berufsbedingt immer immer wieder damit konfrontiert zu werden. Ansonsten geht es mittleweile besser, sodass es bis auf einige Tiefs für den normalen Alltag sogar reichen würde aber eben nicht, wenn ich ständig wieder angetriggert werde. Ich bin in der ambulanten Therapie weit gekommen aber diesbezüglich nicht weit genug.

Mein Bauchgefühl sträubt und wehrt sich dagegen, ich will nicht nochmal in eine Klinik
Da war ich mir bis vor Kurzem auch sehr sicher. Dann ist etwas in der Uni passiert und ich denke mir eben, dass es höchstwahrscheinlich bei der nächsten ähnlichen Situation genauso ausgehen wird, wenn ich damit nicht besser klar komme und davon hängt ein erfolgreiches Weiterführen meines Studiums ab. Also muss ich etwas unternehmen und in den sauren Apfel Klinik/Reha beißen oder mich für ganz neue berufliche Wege entscheiden.
Dies habe ich kurz mit meiner Ärztin besprochen, woraufhin sie mir eine bestimmte Klinik zur Reha empfahl, von der andere PTBS-Patientinnen von ihr anscheinend sehr profitiert haben.

Es gibt aber eben so Dinge, die möchte ich einfach nicht nochmal mitmachen. Da meine ich jetzt keine Therapieangebote, die mir "keinen Spaß" gemacht haben, sondern so profane Dinge, wie, dass ich nicht fragen will, ob ich eine Kopfschmerztablette nehmen darf, ob ich mal nen Spaziergang machen darf, generell möchte ich meine Eigenständigkeit dort nicht wieder an der Pforte abgeben. Ich will mir auch nicht unbedingt mit jemandem wieder ein Zimmer teilen müssen. So war es bei meinem ersten Klinikaufenthalt (und da war ich auch freiwillig) und das fand ich da schon schlimm, konnte mich aber zu dem Zeitpunkt damit arrangieren. Das Gefühl habe ich jetzt nicht mehr.
Und da ich nicht weiß, was eben genau eine Reha von einer stationären Psychotherapie unterscheidet, fürchte ich, dass ich mich wieder auf all das einlassen müsste, was mir vom Gefühl her, jetzt eher schaden würde.
Ich hoffe, ihr versteht, was ich meine. Es geht nicht um bockiges "ich will dies und jenes nicht", sondern darum, weiterhin Herr über mich sein zu können.

Abgesehen davon, dass ich wohla uch meinen Nebenjob aufgeben müsste, da ich nicht glaube, dass mein Chef das mitmacht
Also, sowohl organisatorische Entscheidungen, als auch Bauchgefühlentscheidungen, die nur reifen können, wenn ich mehr Informationen habe.

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viciente
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Beitrag So., 21.09.2014, 22:58

Beebee hat geschrieben:Also, sowohl organisatorische Entscheidungen, als auch Bauchgefühlentscheidungen, die nur reifen können, wenn ich mehr Informationen habe.
.. damit meinst du also, mehr informationen könnten das hier:
Beebee hat geschrieben:Mein Bauchgefühl sträubt und wehrt sich dagegen, ich will nicht nochmal in eine Klinik
.. quasi sinnvoll überschreiben. versteh ich das richtig? und welche informationen - die im vorfeld verfügbar sind - meinst du (dafür) genau zu brauchen?

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Beebee
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Beitrag So., 21.09.2014, 23:10

Ähm nö, es geht nicht darum, mein Bauchgefühl zu überschreiben, sondern darum, herauszufinden, ob mich bei einer Reha wahrscheinlich das selbe erwartet, wie in der Klinik.
Und wenn es meinem Wohlbefinden und dabei noch meiner beruflichen Zukunft dienlich ist, dann will ich nicht unüberlegt und uninformiert eine evtl gute Möglichkeit sofort ausschlagen. Meine Ärztin würde mir diese Klinik nicht empfehlen, wenn sie nicht auch der Meinung wäre, es könnte mir helfen.
Und wie gesagt, es hängt auch mein beruflicher Werdegang davon ab, ob ich Wege finde, das traumatische Erlebnis weiter zu verarbeiten. Also überschreibe ich hier gar nix, es gibt einfach auch Ereignisse, die einen bestimmte Meinungen nochmal überdenken lassen. Und genau soetwas hatte ich letztens.

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viciente
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Beitrag So., 21.09.2014, 23:20

Beebee hat geschrieben:Ähm nö, es geht nicht darum, mein Bauchgefühl zu überschreiben, sondern darum, herauszufinden, ob mich bei einer Reha wahrscheinlich das selbe erwartet, wie in der Klinik.
ok, und genau das trau ich mich (s. oben) in dieser generalisierten form nicht zu beantworten weil ich denke, dass dies von zu vielen (auch beruflichen) faktoren und fragen samt gewichtung abhängt, die (mir) hier - im vorfeld - unbekannt sind. wünsch dir aber natürlich unabhängig davon, dass du es rausfindest und letztendlich die für dich beste und richtige entscheidung treffen kannst.

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Butterfly_
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Beitrag Mo., 22.09.2014, 08:38

Hallo Beebee,

zur stationären Psychotherapie kann ich nichts sagen, aber dafür zur Reha. Meine Reha war mit dem Schwerpunkt auf PTBS.
Zu den Rahmenbedingungen: ich hatte ein Einzelzimmer und war meiner Freiheiten nicht beraubt. dh. Es gab natürlich einen Wochenplan, an den Gruppen musste ich teilnehmen, aber sonst konntes Du dich rumtreiben wo auch immer du wolltest, ohne sich irgendwo abmelden zu müssen. Die einzige Ausnahme war, wenn Du vor hattest unterwegs Mittags oder Abends zu essen. Dann sollte man in der Kantine bescheid sagen.
Ob Du Kopfschmerztabletten genommen hast, hat auch keinen interessiert bzw. Du musstest nicht jede Kleinigkeit dem Personal melden. Wenn Du Kopfschmerztabletten dabei hattest, dann hast Du halt eine genommen.
Insgesamt habe ich mich dort frei und für mich selbst verantwortlich gefühlt.
Jeder musste um 22. Uhr wieder aus der Stadt zurück sein, da die Eingangstüre geschlossen wurde. Aber das fand ich nicht schlimm, denn schließlich war ich nicht zum Feiern dort, sonder um an meinen Problemen zu arbeiten.

Liebe Grüße

Butterfly_

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Beebee
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Beitrag Mo., 22.09.2014, 11:16

Hey Butterfly_!
Vielen Dank auch für deine Antwort. Das klingt ja schon etwas "freier", als ich es erlebt habe. Welche Reha-Klinik war das denn? Hat es dir dort ansonsten gefallen, konntest du profitieren? Magst du vielleicht ein bisschen mehr erzählen?
LG Beebee

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saffiatou
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Beitrag Mo., 22.09.2014, 11:17

Hallo BeeBee
hopeless81 hat geschrieben:Vielleicht hilft dir ja der Gedanke, dass du ihn jederzeit wieder abbrechen kannst.
Du bist ja freiwillig dort.
das stimmt aber nur im Falle des Klinik Aufenthaltes, bei der Reha ist es nicht möglich so einfach
die Koffer zu packen, wenn es einem nicht gefällt, da kann es sein, dass die DRV einen bittet die
Kosten der Reha zu übernehmen.

Ich habe eine Reha gemacht, die boten auch Trauma-Bearbeitung an, hatten leider die schlechtesten
Theras, die man finden konnte (in jedem Bereich). Wurde retraumatisiert und mein Zustand war eher
viel schlimmer als vor der Reha.

Es gibt gute Trauma-Kliniken, die in Intervallen behandeln, wirklich spezialisiert sind, etwas davon verstehen.
Mein Therapeut sagt, die Reha Kliniken schreiben nur alle Trauma-Behandlung als Möglichkeit, weil da Geld
zu scheffeln ist, meistens sind die gar nicht richtig ausgebildet!

Wenn stationärer Aufenthalt überlegt wird, dann eine spezielle Trauma Klinik. habe mal ein paar, die
mir von einer Beratungsstelle empfohlen wurden herausgesucht:

Bremen: ameos Heines Klinikum
http://www.ameos.eu/klinikum-bremen-willkommen.html


Bad Zwesten: Habichtwald 2 Klinik

Oberursel: Klinik Hohe Mark
http://www.klinik-hohe-mark.com/psychia ... /index.htm
wurde besonders empfohlen, weil die eine Intervallbehandlung anbieten.

Göttingen: Asklepios Klinik (empfohlen von Wildwasser Userin, Intervallbehandlung)
http://www.asklepios.com/klinik/default ... did5=33747

gerade in den Trauma-Klinken hast Du manchmal mehr Freiheiten, weil sie eben wissen wie solche
Menschen "ticken"

Alles Gute, Saffia
never know better than the natives. Kofi Annan

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Echolotin
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Beitrag Mo., 22.09.2014, 22:06

Ich hatte vor einiger Zeit mit dem Gedanken an eine Reha gespielt, da die Stunden aufgebraucht sind und ich trotzdem noch Unterstützung bräuchte.

Meine Therapeutin ließ deutlich durchblicken, dass sie von den Rehaeinrichtungen nicht soviel hält. Zumindest die psychologische Betreuung sei nicht umfassend, es wird wohl viel zu wenig gemacht.
Mich hat das sehr verwundert, weil sie immer mal davon gesprochen hatte, ob ich nicht eine Klinik in Erwägung ziehen könnte. Nun klärte sie mich auf, dass sie damit immer einen stationären Klinikaufenthalt gemeint hat. Weil nur dort die Betreuung so gesichert sein soll(te), dass es mir auch etwas bringt.

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viciente
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Beitrag Mo., 22.09.2014, 22:36

peppermint patty hat geschrieben:Ich denke der Unterschied der Reha ist vor allem der Wunsch/die Bedingung nach beruflicher Wiedereingliederung oder berufliche Stabilisierung. Es soll auf jeden Fall wieder in den Job gehen. Insofern arbeiten die eher stabilisierend. Die Patienten sind idR auch etwas stabiler, als sie dies notwendigerweise bei stationärer Psychotherapie (die meist in Kliniken oder Psychiatrien stattfinden) sein müssen. So gehen Patienten in Krisen in die Klinik und eher nicht in die Reha. Da gehts dann einfach nur darum die Gesundheit einigermaßen (oder für den Moment) wieder herzustellen.
.. reha also tendtiell eher um leuts kurzfristig aufzupäppeln fürs funktionieren, klinik eher um zu "heilen" (wenns denn eine gute und die "richtige" ist).

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Beebee
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Beitrag Di., 23.09.2014, 11:32

Das ist halt die Krux...
Klinik kann gut sein, kann auch schlecht ausgehen, ich glaube, es gibt so viele Erfahrungen wie Patienten^^
Ich weiß einfach grad nicht weiter, so, wie es jetzt ist, kann es nicht bleiben. Ambulante Therapie ist ausgeschöft (außer Verfahrenswechsel, der bliebe natürlich noch) und mir geht es nicht so, dass ich dauerhaft allein auf festen Beinen stehen kann.
Hinzu kommt mein Studiumsproblem, da muss auch in irgendeiner Form eine Lösung her, sonst fahre ich mich da gegen die Wand.

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viciente
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Beitrag Di., 23.09.2014, 12:17

Beebee hat geschrieben:Klinik kann gut sein, kann auch schlecht ausgehen, ich glaube, es gibt so viele Erfahrungen wie Patienten^^
.. und rehas/kliniken & persönliche umstände; u.a. deshalb "ziere" ich mich ja so mit konkreten antworten, weil ich nicht leichtfertig rat-schlage.
.. es ist ja DEINE abschätzung, ob du unbedingt etwas brauchst; sollte das parallel zum studium begleitend aber nicht (mehr) möglich sein, dann wird eine unterbrechung wohl nötig sein .. es sei denn, du schaffst es doch ohne (oder anders - begleitend). sowohl reha als auch klinik stellen ja beide eine unterbrechung dar, also wäre DAZU ja die erste entscheidung fällig, ob und wie sich das organisieren liesse. erst DANN ist die frage offen, WAS von beiden es dann sein könnte .. je nach inhalten, ort, kostenträger u.s.w. - also was du glaubst als hilfreicher und für dich "besser" einzuschätzen; sowas mit einem inneren abwehrgefühl zu beginnen, ist jedenfalls nie eine gute startvoraussetzung.

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Beebee
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Beitrag Di., 23.09.2014, 15:34

Lieber viciente!
Ich wollte ja keine konkreten Ratschläge, nach dem Motto "glaubt ihr, ich soll ne Reha machen, oder lieber nicht", sondern eher Erfahrungen anderer bzw. Informationen über Rehas.
Dass mir hier keiner sagen wird, wenn ich ne Reha mache , passiert dort auf jeden Fall dies und jenes und bei nem Klinikaufenthalt dies und das, war mir klar. Hatte einfach auf ein paar Erfahrungswerte spekuliert, da mir wie gesagt, die genauen Unterschiede (falls es da überhaupt so viele gibt) nicht klar sind.
Ich danke allen für die Antworten.

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viciente
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Beitrag Di., 23.09.2014, 15:36

.. das hab ich schon verstanden, aber als erstes denk ich mir doch ist deine entscheidung fällig, wie wichtig jetzt unterstützung ist; und ob sie wichtig und nötig genug ist um anderes zu unterbrechen bzw. umgekehrt.

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Butterfly_
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Beitrag Di., 23.09.2014, 16:41

Ich war 6 Wochen in der Parklandklinik in Bad Wildungen. An sich hat es mir soweit was gebracht, dass die Reha mich weiter stabilisiert hat.
Für Traumabearbeitung halte ich das persönlich für nicht so geeignet, da ich lange Zeit brauche um Vertrauen aufzubauen.
Mit der Traumatherapeutin war ich teilweise unzufrieden, da sie meine größte Macke verkannt hat, und zwar "sich selbest unter Druck setzten".
Und was hat die Gude gemacht? Sie hat mich unter Druck gesetzt bzw. ich fühlte mich von ihr unter Druck gesetzt. Ihre Aufgabe wäre gewesen den Druck rauszunehmen... Naja, auf jeden fall hatten wir uns beide dann in den Haaren.
Die Traumagruppe und den Austausch mit dem Mitpazienten fand ich für mich sehr hilfreich.
Ansonsten gab es viele Angebote wie Wassergymnastik, Schwimmen, Bogenschießen, Nordic-Wolking, intergrative Bewegungstherapie etc.

LG

Butterfly_

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Blume1973
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Beitrag Di., 23.09.2014, 17:35

Hallo!

Ich habe noch keine Erfahrung stationär, werde mich aber demnächst im Wiener AKH davür anmelden.

Aber ich habe Erfahrung mit Reha. Reha hat so einen Urlaubstoutsch. Meist ist man mitten in schöner Natur.
Die Mitarbeiter waren alle sehr nett, aber das Programm war mir zu hart. Es ging fast täglich bis 16.00 ständig ein Kurs nach dem anderen. Man hetzt sich ab und es ist wie Schule für mich gewesen. Alles in allem war mir das Programm keine Hilfe an meinem eigentlichen Problem zu arbeiten. Denn durch Sport, Zeichnen, Malen, Basteln, Bogenschiessen uvm. wurde meine Angst und Depression auch nicht weniger. Im Gegenteil, ich fühlte mich von dem Programm gehetzt und unter Druck gesetzt.

Die Reha dauert 6 Wochen, wenn du 3 Tage aus welchen Gründen auch immer, fehlst, kannst du dich verabschieden. Auch das war Druck. Ach ja, ich machte eine ambulante Reha in Wien/Leopoldau. Ich war noch ein paar Tagen so ausgelaugt von dem Stress, dass ich die Reha abgesetzt habe.

Soviel zu meiner Erfahrung.

Lg Blume
Die einzigen wirklichen Feinde des Menschen, sind seine negativen Gedanken.

Albert Einstein

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