Bin ich überhaupt bereit die Vergangenheit anzusprechen

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
Antworten

Thread-EröffnerIn
Undwasjetzt
neu an Bo(a)rd!
neu an Bo(a)rd!
männlich/male, 26
Beiträge: 2

Bin ich überhaupt bereit die Vergangenheit anzusprechen

Beitrag Sa., 22.11.2014, 03:22

Hii...
Ich muss zugeben, dass ich mich sehr vor solchen foren hüte, da ich mein leben nach dem motto: alles ist gut lebe.
Nichts gegen foren, ich bin jedoch eine person die sich in ihrer freizeit gerne von jeglichen konfontationen zurückzieht. Quasi, ich muss eh damit leben, wenn ich es jedoch schaffe zu verdrängen, dann nur her damit.

Aber ich bin schon seit einiger zeit im therapie. Und ich mag meine therapeutin auch echt gerne. Nur ganz ehrlich...und jetzt der grund wieso ich hier schreibe.... Ich bewege mich seit monaten im kreis.

Meine thera weiß dass ich mißbraucht wurde,....obwohl ich es nicht freiwillig erzählt habe. Mein körper hat für mich gesprochen -.- meine panik hat überhand genommen.

Sie weiß ca was passiert ist. Dennoch kann ich nicht darüber reden. Immer nur ansatzweise und danach mach ich 3 schritte zurück.
Ein teil von mir will reden- der andere hasst mich dafür, leider komm ich auch nach wirklich vielen gesprächen nicht weiter. Ich bin immer noch an dem punkt an dem ich vor monaten war. Ein teil wünscht sich nichts anderes als alles zu erzählen....der dominante macht aber alles zunichte.

Ich kann nicht weinen. Welche person weint nicht wenn was schreckliches passiert ist?
Ich verschiebe so viele stunden weil ich grad eine gute phase habe, in der ich mich befreit fühle und nicht wieder mit allem konfrontiert werden will.
Ich habe seit kurzer zeit einen freund .... Meine thera will dinge wissen die ich ihr nicht sagen kann... Ob er mir gut tut- sicher, aber ich kann meine ganzen zweifel und ängste einfach nicht aussprechen. Was wenn er mich an früher erinnert?! Sex und angst vor triggern.... Ich weiß dass sie mich nicht zwingt darüber zu sprechen, aber ich kann keine frage in die richtung ertragen
Ich bin wirklich nah dran die therapie abzubrechen. Obwohl ich keinen plan b habe und weiß dass ich die therapie brauche.
Ich schreibe viel aber muss die seiten immer wieder vernichten, hab es auch noch nie geschafft details aufzuschreiben oder sie lesen zu lassen

Ich kann einfach nicht darüber reden, .....

Werbung


Regenwolke
Helferlein
Helferlein
weiblich/female, 23
Beiträge: 39

Beitrag Sa., 22.11.2014, 07:42

Hallo Undwasjetzt,

ich kenne deine Gedanken nur zu gut. Ich stand bis vor wenigen Wochen an dem ziemlich gleichen Punkt wie du.
Ich wollte auch darüber sprechen, doch irgendwas in mir hinderte mich daran und außer Panikreaktionen kam auch nicht viel. Meine Therapeutin erinnerte mich immer wieder daran, dass ich für mich schauen soll, ob in dieser Therapie wirklich der richtige Zeitpunkt und bei ihr auch der richtige Ort dafür sein. Sie sagte auch, dass die Seele schon von alleine weiß, wann sie dafür bereit ist und ab wann sie das aushalten kann.
Damals wollte ich das nicht hören, denn immerhin gab es in mir ja den Teil, der das alles loswerden wollte. Der, der keinerlei Zweifel daran hatte, dass es vielleicht nicht um den richtigen Zeitpunkt handeln könnte. Aber inzwischen weiß ich, dass sie Reecht hatte.

Inzwischen sind auch einige Monate vergangen. Viele Therapiestunden, in denen wir nochmal geschaut haben, was ich dafür brauche, dass da Reden klappen könnte. Brauche ich mehr Sicherheit? Was kann ich tun? Was kann sie dafür tun?
Ich schreibe viel aber muss die seiten immer wieder vernichten, hab es auch noch nie geschafft details aufzuschreiben oder sie lesen zu lassen
Auch das kenne ich gut. Das braucht Zeit und darf auch Zeit brauchen (auch wenn man gerne hätte, dass man es aufschreiben kann und sie vielleicht es auch lesen darf).
Bei mir ging das mit dem Schreiben auch nicht, ich habe als es an die schwierigen Themen ging, angefangen zu malen. Man muss nichts genaues malen, man kann auch mit Farben malen, die für einen etwas aussagen, man kann Symbole machen. Deine Therapeutin muss es nicht einmal erkennen - vielleicht kann es dir helfen, einen Einstieg ins Thema zu finden darüber.
Und vielleicht geht das Schreiben dann doch irgendwann.
Ich kann nicht weinen. Welche person weint nicht wenn was schreckliches passiert ist?
Auch das kann seine Zeit brauchen. Und ich habe die Erfahrung gemacht, dass das irgendwann von ganz alleine kommt. Und auch dazu gehört und sein darf und muss.

Bitte verzweifel nicht, Undwasjetzt. Ich kann gut nachvollziehen wie schwierig es ist, wenn man reden möchte, aber es nicht geht.
Ein teil wünscht sich nichts anderes als alles zu erzählen....der dominante macht aber alles zunichte.
Vielleicht wäre ja ein Schritt zusammen mit deiner Therapeutin zu schauen, warum dieser dominante Teil das nicht möchte. Wo da die Ängste und Unsicherheiten liegen und was er noch an Sicherheit braucht.
Und früher oder später wird das dann kommen, dass du darüber sprechen kannst.
Manchmal braucht man da nur etwas Geduld.
Nicht das Beginnen wird belohnt, sondern einzig und allein das Durchhalten.
Katharina von Siena


Thread-EröffnerIn
Undwasjetzt
neu an Bo(a)rd!
neu an Bo(a)rd!
männlich/male, 26
Beiträge: 2

Beitrag Sa., 22.11.2014, 15:26

Liebe regenwolke,
Ich dank dir für deine sehr liebe antwort!!

Auch ich hatte das thema sicherheit unzählige male in der therapie besprochen. Ich weiß meine therapeutin würde sich für mich wünschen dass ich mehr sicherheit und vertrauen verspüre. Sie fragt auch nach was ich brauche/bräuchte.... leider kann ich kaum darauf antworten, weil ich es selbst nicht weiß.
Wir haben auch schon sehr gründlich besprochen woher meine ambivalenz kommt.
Das frustrierende ist dass ich rational verstehe wieso ich so reagiere, fühle etc. Emotional schaff ichs jedoch nicht zu verändern.
Ich habe keine Zweifel daran dass ich meine therapie abbrechen würde, würde ich mich fühlen als ob ich den alltag ohne Unterstützung bewältigen kann. Aber es geht immer gut einige wochen und dann explodiert alles was sich aufgestaut hat und ich brauche die therapie um wieder stabiler zu werden.

Ach ich weiß auch nicht, es dreht sich alles im Kreis. Vielleicht schafft es nicht jeder Dinge zu verarbeiten.


stadtwolf
Helferlein
Helferlein
männlich/male, 58
Beiträge: 141

Beitrag Sa., 22.11.2014, 16:48

Undwasjetzt,
es tut sich was. Es kommt Bewegung rein. Das Verdrängen funktioniert nicht mehr so gut, die Mauer des Verleugnens kriegt Risse.
Eine wirklich gute Entwicklung zur Wahrheit und zum Leben ist zwangsläufig mit seelischen und körperlichen Schmerzen gepflastert.
Das ist meine Erfahrung und auch daß dahinter das Leben wartet. Das all inclusive-Leben.
Eine riesige Bedrohung für alle die das Grauen kennen und verdrängen mußten.
Ich sage "Nur Mut !", auch wenn das wenig oder gar nix hilft.
Carlo Carretto sagt: Der Liebe könnt ihr nicht entkommen.
Für mich stimmt das, auch wenn es eher kein Spaziergang im Sonnenschein war & ist.

Alles Gute !

Werbung

Antworten
  • Vergleichbare Themen
    Antworten
    Zugriffe
    Letzter Beitrag