Alles nur simuliert?

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
Benutzeravatar

Fundevogel
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 50
Beiträge: 1294

Beitrag Do., 25.06.2015, 15:43

Hallo Montana,

ich hielte es für wichtig, ein derart massives Symptom fachärztlich abzuklären,
allenfalls auch in einer Klinik zum Durchchecken. Die Psyche kann den Körper massiv beeinflussen,
aber es sollte unbedingt auch körperlich gecheckt werden. Wenn organisch tatsächlich alles
in Ordnung sein sollte, dann wäre vielleicht auch ein fachärztlicher Checkup in einer Psychiatrie
sinnvoll.
Ich hoffe, du hast den Schock halbwegs verkraftet und es geht dir ein wenig besser.
Fundevogel

Werbung

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
Montana
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 44
Beiträge: 3276

Beitrag Sa., 27.06.2015, 15:13

Ich bin einige Stunden intensiv überwacht worden, auch ein Herzultraschall wurde gemacht. Körperliche Ursachen sind damit ausgeschlossen.
Es ist wohl so, so viel habe ich rausgehört, dass der Körper seine Vitalfunktionen soweit runterfahren kann, dass man den Puls tatsächlich kaum noch spürt und die Atmung kaum sichtbar ist. Möglicherweise war das ja der Fall. Dafür spricht vielleicht auch, dass ich extrem kalte Hände und Arme hatte. Was das Simulieren angeht: sowas kann ich nicht simulieren, soviel Kontrolle über meinen Körper habe ich nicht.
Ich habe mich etwas belesen über Wiederbelebungsmassnahmen und bin zu dem Schluß gekommen, dass mein Arzt nichts falsch gemacht hat. Zwar habe ich immer noch Schmerzen im Brustkorb, aber ich bin nicht böse deswegen. Dieser Mensch hat versucht, mir das Leben zu retten. Ich weiß, dass das in dem Augenblick seine Pflicht war, aber dennoch berührt mich das.

Mein Therapeut meint, ich würde meist am Ende der Stunde dissoziieren und das wäre ein Zeichen dafür, dass mir der Abschied schwerfällt. Keine Ahnung, ob da was dran ist. Ach, ich hoffe, er hat in seiner Freizeit besseres zu tun, als etwa hier zu lesen. Er hat mir jedenfalls erzählt, dass seine oftmals tränenden Augen nicht auf eine Allergie zurückzuführen sind, sondern dass das Ausdruck seiner Gefühle ist.

Ich habe Angst davor, wie es weitergeht. Jetzt demnächst steht mir eine längere Urlaubspause bevor. Wenn ich meinen Therapeuten eine Weile nicht sehe baut sich Angst auf. Das hatte ich in meiner vorangegangenen Therapie jede Woche wieder, das Problem. Weil ich nur eine Stunde die Woche hatte. Kennt ihr das auch, dass ihr Angst vor dem Therapeuten habt?

Benutzeravatar

SoundOfSilence
Forums-Gruftie
Forums-Gruftie
weiblich/female, 37
Beiträge: 592

Beitrag Sa., 27.06.2015, 20:56

Ja, Montana, das kenne ich. Ich habe oft große Angst vor ihm. Ich weiß nicht, wovor genau. Und ich hatte auch zwischendurch mal eine Phase, in der es nicht mehr so war. Aber nun ist es wieder so, leider. Und ja, wenn er im Urlaub ist oder krank oder ich einige Zeit nicht konnte oder wir nur einen Termin in der Woche hinbekommen konnten - dann ist das eher schlimmer.
Er hat das mal angesprochen, aber ich konnte nicht sagen, wovor ich Angst habe (weil ich es ehrlich nicht weiß), und seine Idee dazu hat bei mir Angst ausgelöst, letztlich.
Also - helfen kann ich dir nicht, weil ich die "Lösung" bei mir selber nicht kenne... Ich vermute aber, dass es mit dem Gefühl zu tun hat, "mich zu verraten" - was insofern dämlich ist, als dass er es ja schon weiß... Könnte es bei dir ähnlich sein? Es gibt ja durchaus Dinge, wie die Stimmen, die du ihm "verheimlichst" - vielleicht hast Du Angst, dass es heraus kommt??
Die Erklärung für dienen "Zusammenbruch" ist logisch, ich habe das selber schon erlebt, dass kaum noch Puls und Atmung feststellbar war, du ein Arzt reanimiert hat, der herbeigeholte Defibrillator dann aber einen Herzrhythmus feststellen konnte (so ein Automatisches Ding, wie die überall hängen. Das macht dann eine EKG-Ableitung und gibt entweder den Schock frei - oder eben nicht, wenn er noch Puls misst). Das hat dann oft psychische Ursachen... Also: Dein Arzt hat definitiv richtig gehandelt! Und: Du bist nicht organisch krank am Herzen - PRMA! Immerhin, zwei gute Nachrichten in dem ganzen Drama...
Hast du eine IDEE, warum du in den "Shut down" geraten bist?
Kann dein Thera dir beim Urlaub irgendwie helfen, z.B. mit einem Übergangsobjekt oder so?

Liebe Grüße,
Silence
Hello darkness, my old friend...


Jenny Doe
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 55
Beiträge: 4817

Beitrag So., 28.06.2015, 10:26

@ Montana
Es ist wohl so, so viel habe ich rausgehört, dass der Körper seine Vitalfunktionen soweit runterfahren kann, dass man den Puls tatsächlich kaum noch spürt und die Atmung kaum sichtbar ist. (...) Was das Simulieren angeht: sowas kann ich nicht simulieren, soviel Kontrolle über meinen Körper habe ich nicht.
Simulieren bedeutet, dass Du etwas absichtlicht machst oder vortäuschst, bewusst lügst.

Das was Du beschreibst kenne ich auch. Zum Teil geschieht es bei mir unbeabsichtigt, zum Teil aber auch beabsichtigt, mit dem Ziel soweit runterzufahren, so dass ich einen Ruhezustand erreiche.
Unbeabsichtigt passiert es, wenn ich zu viel Stress habe, nicht auf meine Grenzen achte. Dann kommt irgendwann der Punkt an dem sich mein Körper die Ruhe nimmt. Das macht er dadurch, dass er runterfährt und ich gar nichts mehr wahrnehmen, fühlen und denken kann, ich mich wie in Trance fühle. In diesem Zustand habe ich schon oft das Gefühl gehabt, nicht mehr zu atmen.
Denselben Zustand kann ich auch bewusst herbeiführen. Simulieren wäre für mich in meinem Fall das falsche Wort, denn ich täusche niemandem etwas vor, ich sage ehrlich, dass ich diese Zustand bewusst herbeiführe, um einen Ruhezustand zu erreichen, in dem alles in mir runterfährt. Seit ich mit Meditation begonnen habe, schaffe ich es auch mittels dieser völlig runterzufahren, so dass ich das Gefühl habe, gar nicht mehr zu atmen.

Will sagen: So einen Zustand kann man simulieren, wenn man etwas bewusst und beabsichtigt vortäuscht, wenn man damit bezwecken möchte. Man kann unbeabsichtigt in diesen hineingeraten, indem es sich der Körper oder die "Psyche" selbst holt. Und man kann ihn auch bewusst herbeiführen, ohne Simulierungsabsichten, sondern mit dem Ziel der inneren Ruhe.

Als Kontrolle über den Körper empfinde ich den selbst herbeigeführten Zustand nicht. Ich würde bei mir eher sagen, ich verfüge über meditative-trance-hypnotische Fähigkeiten. Ohne diesen Trancezustand könnte ich dieses Gefühl nicht mehr zu atmen, nicht erreichen.
Wir müssen das Leben loslassen, das wir geplant haben, damit wie das Leben leben können, das uns erwartet (Joseph Campbell). Manche Leute glauben, Durchhalten macht uns stark. Doch manchmal stärkt uns gerade das Loslassen (Hermann Hesse).

Werbung

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
Montana
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 44
Beiträge: 3276

Beitrag Mo., 29.06.2015, 08:43

SoundOfSilence hat geschrieben: Hast du eine IDEE, warum du in den "Shut down" geraten bist?
Nein, keine Ahnung. Vielleicht war ich einfach überfordert damit, vom Arzt auf dem Flur eingesammelt worden zu sein und in sein Sprechzimmer mitgenommen zu werden. Ich stand nämlich vorher eingefroren im Hausflur. Jemand hat ihm Bescheid gesagt. Mein Therapeut und mein Arzt sind im selben Haus und ich hatte vorher eine Therapiestunde.

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
Montana
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 44
Beiträge: 3276

Beitrag Mo., 29.06.2015, 08:48

@Jenny Doe: das man sowas tatsächlich kann hätte ich nicht gedacht. Ich kann das aber nicht.

Mir fällt auch kein plausibler Grund ein, warum ich sowas (damit meine ich das "Gesamtpaket") absichtlich machen sollte. Das endet doch bloß damit, dass ich in die Psychiatrie eingeliefert werde, wo ich absolut nicht hin will. Und da wieder rauszukommen ist ja nicht so ganz einfach.

Benutzeravatar

SoundOfSilence
Forums-Gruftie
Forums-Gruftie
weiblich/female, 37
Beiträge: 592

Beitrag Mo., 29.06.2015, 11:00

Das war dann bestimmt das Problem: die Stünde war ja offensichtlich belastend - und dann wird dir keine Ruhe "gegönnt"....
Hello darkness, my old friend...

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
Montana
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 44
Beiträge: 3276

Beitrag Mo., 29.06.2015, 16:07

Hatten wieder "mein" Thema. Dass ich wissen muss, was in meiner Vergangenheit passiert ist, damit ich eine Rechtfertigung habe dafür, dass ich eine Therapie mache und für die diversen Diagnosen, die auf den gelegentlich ausgestellten Krankmeldungen stehen.
Ich soll doch endlich mal das Vergessen akzeptieren und nicht immer noch weiter bohren. Das führt nur dazu, dass meine Bewältigungsmechanismen aktiviert werden, so dass ich ständig auf der Kippe stehe (siehe Mittwoch). Vor ihm muss ich mich nicht rechtfertigen, denn er sieht an meinem Verhalten, dass ich Probleme habe, und das reicht ihm. Mit diesem ganzen Rechtfertigungs-Blödsinn soll ich aufhören und mich nicht so unter Druck setzen. So, das musste ich jetzt mal festhalten, damit ich es hoffentlich nicht vergesse.
Dieses Rechtfertigungs-Problem habe ich ja schon immer. Ich habe z.B. als Jugendliche eine Mandel- und eine Blasenentzündung so lange ausgehalten, wie es irgend ging, bevor ich zum Arzt bin. Weil ich vorher einen Arztbesuch für nicht gerechtfertigt hielt, es ging ja auch so, und vielleicht wäre die Entzündung von selber wieder weggegangen. Beide Male bin ich vom Arzt zurechtgewiesen worden dafür, dass ich so spät gekommen bin. Aber der wusste natürlich nichts von meinem Problem.
Aber es ist auch so, dass es völlig egal ist, welchen Grund es für alles geben mag, er kann gar nicht groß genug sein, um meinem strengen Maßstab standzuhalten.
Ich war schon drauf und dran, dem Therapeuten zu sagen, dass ICH doch keine Probleme habe. Aber ich glaube, dann hätte er sich provoziert gefühlt. Habe ja eh schon viel gesagt, was er nicht gut fand ("Hören Sie doch endlich mit dem Blödsinn auf"). Hat gemeint, ich habe da eine Instanz eingeführt, vor der ich mich rechtfertigen muss, die es eigentlich gar nicht gibt.

Benutzeravatar

SoundOfSilence
Forums-Gruftie
Forums-Gruftie
weiblich/female, 37
Beiträge: 592

Beitrag Mo., 29.06.2015, 18:58

Hallo Montana,

naja, diese "Instanz", die hat an sich jeder (korrigiere: jeder nicht-Psychopath), die nennt sich Gewissen. Auch unterwegs als Über-Ich... Nur blöd, wenn dein Über-Ich so gar nicht auf deiner Seite steht und anscheinend "vergisst", dass es OHNE DEN REST VON DIR selber auch nicht existieren kann...
Ich kenne das, was du beschreibst, in meinen eigenen Maßstäben auch, aber nicht annähernd so krass. Habe ich die Therapie "verdient", bin ich krank genug für einen Klinikaufenthalt, muss ich damit wirklich zum Arzt oder hat der nicht Wichtigeres zu tun...? Und ganz besonders gerne sage ich mir selbst so Dinge wie "Das machst du ja nur nicht, weil du dich nicht traust/ du hast ja bloß Angst" - und schon MUSS ich da durch, egal ob es klug ist oder unklug...
Und auch die "es ist doch eigentlich gar nix" -Debatten... Ich wünschte, ich könnte dir die Lösung verraten...
Ich warte noch, dass ich selber schlau werde

Aber ich schätze mal, damit hast du einige mögliche Auslöser selber genannt: Die Vergangenheit, die du meist kennen zu müssen und vor der du dich aber selber schützt durch vergessen; dein Ärger über dich selbst und dieses Vergessen; deine Unsicherheit bzgl der Simulations-Frage und dein "Ärgern" des Therapeuten (also dein "Unartig"-Sein, aber auch dein Gefühl, das da etwas ist, dass du nicht thematisieren solltest)... Wie geht denn dein Therapeut jetzt damit um? Was kannst du in Zukunft tun, um so etwas zu vermeiden (falls überhaupt)? Wie geht es dir, heute, damit?

Liebe Grüße,
Silence
Hello darkness, my old friend...

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
Montana
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 44
Beiträge: 3276

Beitrag Mo., 29.06.2015, 21:09

Wir haben darüber gesprochen, was ein Patient tun müsste um von ihm rausgeschmissen zu werden. Das hat erst einer geschafft. Sooo schlimm bin ich nicht. Obwohl ich heute doch sehr uneinsichtig war bzw. bin. Was ich gegen das Einfrieren tun kann? Schwierig. Wenn es um ein für mich heikles Thema geht, und das tut es eigentlich immer, dann bin ich ständig auf der Kippe. Aber meist ist es auch nur für Augenblicke und geht schnell wieder vorbei. Er hat heute auch gefragt, ob ich mich nicht wieder hinlegen will. Da fühle ich mich etwas unter Druck gesetzt. Aber ich werde es wohl das nächste Mal tun, wenn er das möchte.
Hm, das Über-Ich ist doch etwas, was von Freud kommt und zum Einmaleins der Analyse gehört. Mein Therapeut ist Analytiker. Er hat aber nicht vom Über-Ich gesprochen sondern explizit von etwas, was ich selber "erfunden" habe und das es eigentlich nicht gibt oder geben sollte.

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
Montana
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 44
Beiträge: 3276

Beitrag Mi., 01.07.2015, 10:00

Muss mal gerade hier festhalten, worüber wir heute gesprochen haben, weil ich das für das Thema wichtig finde. Und für mich auch. Es ist so, dass ich immer, wenn etwas passiert (wie z.B. das am Mittwoch) der festen Überzeugung bin, dass das nie wieder passiert. Weil es das ja gar nicht darf. Das war auch so, als ich wegen meiner körperlichen Erkrankung regelmäßig schlimme Schmerzanfälle hatte. Was dann dazu geführt hat, dass ich mir keine Hilfe gesucht habe, weil ich ja gar kein Problem hatte. Sobald die Schmerzen nachließen fand ich es ungehörig, deswegen zum Arzt zu gehen. Wenn sie gerade schlimm waren, konnte ich gar nicht zum Arzt, weil ich nicht laufen konnte. Und so ist es mit den psychischen Problemen auch: ich habe keine. Mein Therapeut meint dazu, dass mir die Kontinuität im Erleben fehlt. Ich finde diese Erkenntnis sehr interessant, weil das mein Problem mit dem Simulieren erklären könnte. Dadurch, dass ich ja keine Probleme habe, muss ja alles simuliert sein. Anerkennen, dass ich ein Problem habe, kann ich nur, wenn ich gerade richtig auf die Fresse gefallen bin. Das vergeht aber schnell wieder. Die Stimmen sind sich darüber auch sehr uneins, was zu endlosen Diskussionen führt. Mein Therapeut meint dazu, dass ich einen Anteil habe, der tatsächlich keine Probleme hat (schließlich funktioniere ich ja im Alltag auch ganz gut), aber auch einen Anteil, der sehr wohl Probleme hat, weil er verletzt worden ist. Zu dem vermeintlichen Herzstillstand am Mittwoch hat er gesagt, dass ich vielleicht meine Körperfunktionen runtergefahren habe, wie ein Yogi in tiefer Meditation. Da habe ich gesagt, dass der das aber jahrelang geübt hat und ich nicht. Der Therapeut hat daraufhin gesagt, dass ich aber vielleicht als Kind sehr wohl "geübt" habe, mich totzustellen. Was sagt ihr zu der Theorie mit der "Kontinuität im Erleben"? Wisst ihr vielleicht Quellen, wo ich etwas darüber nachlesen könnte?

Benutzeravatar

SoundOfSilence
Forums-Gruftie
Forums-Gruftie
weiblich/female, 37
Beiträge: 592

Beitrag Mi., 01.07.2015, 10:46

Schau mal in candykilks und meinen Blog evt. Da waren grad ähnliche Themen... Ging um Objektkonstanz .
Zum nachlesen weiß ich nix. Wenn du was findest schreib es doch bitte mal!
Die Erklärung mit dem Kind, dass sich totstellt finde ich interessant...
Zumal ich denke, dass man unterscheiden muss zwischen dem Yogi, der extra alles herunterfährt und dem, was dir da passiert ist, ABER der Vorgang Psyche schaltet Körper "ab" ist ja derselbe...!!

LG
Hello darkness, my old friend...


mio
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 44
Beiträge: 9268

Beitrag Mi., 01.07.2015, 12:05

Hallo Montana,
Montana hat geschrieben:Die Stimmen sind sich darüber auch sehr uneins, was zu endlosen Diskussionen führt. Mein Therapeut meint dazu, dass ich einen Anteil habe, der tatsächlich keine Probleme hat (schließlich funktioniere ich ja im Alltag auch ganz gut), aber auch einen Anteil, der sehr wohl Probleme hat, weil er verletzt worden ist. Zu dem vermeintlichen Herzstillstand am Mittwoch hat er gesagt, dass ich vielleicht meine Körperfunktionen runtergefahren habe, wie ein Yogi in tiefer Meditation. Da habe ich gesagt, dass der das aber jahrelang geübt hat und ich nicht. Der Therapeut hat daraufhin gesagt, dass ich aber vielleicht als Kind sehr wohl "geübt" habe, mich totzustellen. Was sagt ihr zu der Theorie mit der "Kontinuität im Erleben"? Wisst ihr vielleicht Quellen, wo ich etwas darüber nachlesen könnte?
es ist nachgewiesen, dass so etwas - also völlig voneinander getrennte "Anteile" (Hirnareale) möglich ist, was natürlich zu einem Mangel an wahrgenommener Kontinuität führen kann, das eine hat ja mit dem anderen sozusagen gar nichts zu tun:

"Niederländische Forscher haben jetzt entdeckt, dass Patienten mit gespaltener Persönlichkeit für jedes ihrer beiden "Ichs" eigene Verknüpfungen der Nervenzellen im Gehirn besitzen. Je nachdem, welche Persönlichkeit gerade im Vordergrund steht, werden Eindrücke von unterschiedlichen Hirnregionen verarbeitet, schreiben Simone Reinders von der Universität Groningen und ihre Kollegen in der Fachzeitschrift "NeuroImage"."

(Quelle: http://www.spiegel.de/wissenschaft/mens ... 81307.html )

Ich kann mir auch gut vorstellen, dass Dein Therapeut mit seiner Vermutung recht hat.

Mir ist es mal während einer Therapiestunde passiert, dass ich plötzlich "taub" war. Also wirklich wie taub, ich konnte nicht mehr hören, was meine Therapeutin gesagt hat. Es war kein "dissoziativer Zustand" im Sinne von wegsein oder in irgendeinen Nebel wegdriften, aber ich habe mit einem Schlag nichts mehr gehört, ich konnte sie sehen, aber nicht mehr hören. Das war in dem Moment vorbei, wo ich merkte: Aha, die Stunde ist vorbei (was ich an Ihrer Mimik ablesen konnte). Das ist was, was ich soweit ich weiss sonst NIE habe und ich höre auch völlig normal. Dennoch war es so. Ich denke mal, dass da auch irgendsowas aktiviert wurde in meinem Gehirn bzw. ich sozusagen mein "Hörzentrum" mal eben rausgekickt habe. Meine Therapeutin hat dies auch als "alten Schutz" interpretiert.

Lieben Gruss,

mio

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
Montana
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 44
Beiträge: 3276

Beitrag Mi., 01.07.2015, 12:57

Hm, ja, ich bin ja immer auf der Suche nach Beweisen, weil ich mir selbst nicht glaube. Anderen glaube ich auch nur bedingt, und auch nur zeitlich begrenzt. Bin ich nun krank oder nicht? Ja, mein Therapeut hat mir gesagt, dass er mich für krank hält, aber gilt das immer noch? Er könnte ja seine Meinung geändert haben und dann bin ich es doch nicht.
Wobei ich auch so einen Verdacht habe: ich nehme an, dass er sich seine Meinung nicht nur aus den von mir geschilderten "Symptomen" oder "Problemen" bildet, sondern auch daraus, dass ich immer "komische" Sachen sage und frage, weil ich mir über mein eigenes Erleben so unsicher bin usw. Und das, was ich an Unsinn erzähle ist vielleicht viel wichtiger als das, was ich selbst als Symptom erkenne. Könnte ja sein.
mio hat geschrieben:Mir ist es mal während einer Therapiestunde passiert, dass ich plötzlich "taub" war. Also wirklich wie taub, ich konnte nicht mehr hören, was meine Therapeutin gesagt hat.
Oh, das ist ja auch krass.

Benutzeravatar

SoundOfSilence
Forums-Gruftie
Forums-Gruftie
weiblich/female, 37
Beiträge: 592

Beitrag Mi., 01.07.2015, 20:30

also, ich ab da noch mal drüber nachgedacht, und finde, dass man unterscheiden kann zwischen der mangelnden Objektkonstanz (wenn der andere für einen nicht mehr "fühlbar" ist bei Abwesenheit und sich die Bewertung der Beziehung so drastisch verändert) und einer Art fehlender SELBST-KONSTANZ (gibt es das wohl als psychologischen Begriff??), also dass man selber in seinem Empfinden nicht konstant ist. Also: gerade hatte ich Schmerzen, jetzt nicht mehr, also hatte ich auch gar keine... So in etwa.

Ich weiß nicht, ob das automatisch mit einer DIS korreliert bzw mit mind zwei Persönlichkeiten, die sich in ihrer Synapsenstruktur unterscheiden (super spannend!! Danke mio!), aber spätestens dann ist es doch vermutlich sehr gut herleitbar, warum das so ist und auch gar nicht anders sein kann. Ich kenne das ja durchaus auch und habe mir das mit "normalen" Dissoziationen erklärt - wäre mal spannend, ob andere Menschen ohne DIS das auch kennen, und ob das jeder mit DIS hat...??

Ein Hörverlust ist krass! Ich kenne das teilweise, dass ich bestimmte Menschen (z.B. mich selber) dann nicht mehr höre, oder dass ich andere dann plötzlich super laut höre, als ob sie durch einen Lautsprecher sprechen würden... Sehr selten, zum Glück!

Liebe Grüße,
Silence
Hello darkness, my old friend...

Werbung

Antworten