Nebenwirkungen, oder Wirkungen neben der Therapie

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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lamedia
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Beitrag Fr., 27.05.2016, 10:05

Bei mir gab es auch noch nie irgendeine Aufklärung über Risiken und Nebenwirkungen von Psychotherapien oder psychotherapeutischen Behandlungen in Einrichtungen.

Wobei ich finde, die Aufklärung wäre das eine, und sie wäre auch auszuweiten auf stationäre und teilstationäre Angebote. Das andere ist, dass empirische Erfolgskontrollen wichtig wären: Wieviel Prozent der Behandelten, in Praxen, in Krankenhausabteilungen, Tageskliniken usw. geht es nach der Behandlung besser? Wenn diese Zahlen publiziert würden, gäbe es mehr vielleicht mehr Selbstkritik und gezielte Arbeit an Verbesserungen.

In dem Link gibt es auch einen HInweis darauf, dass es einzelne Therapeuten gibt, die "systematisch" höhere Therapieerfolge erzielen und effektiver sind. Und natürlich würde man als Patient lieber nicht zu einem Therapeuten oder in eine Einrichtung, die "systematisch" einen überdurchschnittlichen Anteil an Verschlechterungen des Zustands bei den Behandelten aufweist.

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stern
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Beitrag Fr., 27.05.2016, 10:08

Die Nachweisbarkeit von Behandlungsfehlern halte ich auch für schwer (sowohl in der Medizin als auch im Bereich der PT)... vielleicht kommt es auch etwas auf die Art des Fehlers an (auch hier wird i.d.R. weiter differenziert). Aber umso wichtiger ist ja, dass nicht alles automatisch als mögliche Nebenwirkung bzw. immanentes Risiko einer Therapie verkauft wird, wenn es vielmehr so ist, dass jemand pfuschte bzw. sich über seine beruflichen Pflichten hinwegsetzt. Tja, wohin kann man sich dann wenden... Patientenberatungen, Kammern, Verbraucherschutz evtl. auch... macht aber die Nachweisbarkeit an sich trotzdem nicht unbedingt leichter.
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sandrin
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Beitrag Fr., 27.05.2016, 10:12

@ Stern: Wow, ich hab mir gerade diese Datei über die Aufklärung angeschaut. Das ist aber echt noch eher die Ausnahme. Ich hab ja doch auch schon sehr viel Erfahrung, das ist mir persönlich noch nie untergekommen. Aber prinzipiell finde ich das gut. Kann mir aber auch vorstellen, dass der eine oder andere beim Lesen der Nebenwirkungen durchaus dagegen entscheidet. Aber es ist nun einmal die Wahrheit und es ist gut, mit offenen Karten zu spielen.

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stern
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Beitrag Fr., 27.05.2016, 10:19

Halte ich auch nicht für Standard... sooo genau war noch nicht einmal meine, die ich für überdurchschnittlich sorgfältig erachte.

Ich denke, es gilt auch ein gutes Maß zwischen sinnvoller und verpflichtender Aufklärung und ausufernder "Bürokratie" zu finden. Praktisch wird aber tendenziell vermutlich eher zu lasch verfahren als zu pedantisch, würde ich vermuten. Vernachlässigung von Formalitäten (insbes. obligatorischen) würden auf mich auch nicht gut wirken. Manches wird vllt. auch erst dann aufgegriffen, wenn es akut ist oder wird... z.B. wenn es zur Symptomverschlechterung kam oder beruflich oder privat eine Beziehungsverschlechterung zu verbuchen ist. Aber Aufklärung hat. formal gesehen, -eigentlich- vorher stattzufinden.
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sandrin
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Beitrag Fr., 27.05.2016, 10:25

Wie gesagt, ich bin jetzt schon seit ca. 20 Jahre im Psychobusiness unterwegs, mich hat noch NIE jemand aufgeklärt.


mio
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Beitrag Fr., 27.05.2016, 11:06

sandrin hat geschrieben:Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass es viele gibt, die das werden. Bei mir ist das nicht so schlimm, weil ich mich selbst aufkläre . Aber bei absoluten Laien vermutlich schon.

Generell glaube ich aber, dass es nahezu unmöglich ist, gerade in Psychotherapien Behandlungsfehler nachzuweisen.
Also ich wurde zumindest beraten und informiert. Ich denke aber auch, dass eine umfassende Aufklärung meist eher nicht erfolgen wird. Wäre bei manchen "Störungen" wahrscheinlich auch der erste Therapiekiller... Von daher ist das wohl ein heikles Thema.

Und ich glaube auch, dass es nicht leicht sein dürfte, da was nachzuweisen, es sei denn es ist echt massiver Missbrauch vorgefallen. Die "Seele" ist halt auch kein Blinddarm und es gibt kein verlässliches Instrument um in sie reinzugucken und die "Störung" zu 100% korrekt zu betrachten und zu erkennen. Zu viele Unsicherheitsfaktoren...selbst bei gutem Willen.

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stern
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Beitrag Fr., 27.05.2016, 11:19

Ich denke, das liegt auch daran, dass man Risiken und Nebenwirkung erst seit einiger Zeit (stärker) im Visier hat. Dementsprechend hat man vermutlich noch nicht einmal so recht klar, was an Nebenwirkungen auftreten kann. Wenn man es ganz genau nimmt, sind ja noch nicht einmal die Wirkfaktoren exakt zu benennen. Und je unspezifischer und Wischiwaschi dann eine Aufklärung wird, desto weniger kann ich damit anfangen... läuft dann z.B. hinaus auf: Ihnen kann es trotz fachgerechter Behandlung (phasenweise oder dauerhaft) schlechter gehen als vorher. Nun, aber evtl. kann es schon Sinn machen, zumindest das zu erwähnen. Das z.B. eine Beziehung in die Brüche geht, muss auch nicht nur negativ sein... z.B. wenn sich jemand schlicht nicht mehr so viel gefallen lässt.
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Ephraim
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Beitrag Fr., 27.05.2016, 12:21

stern hat geschrieben:Ephraim: Lesen bildet... alles erläutert.
schon fast in lexikalischer Form, möchte ich sagen

entschuldigung, das wars wirklich
"Sometimes we battle to protect someone, sometimes we battle to protect someones honor" Ichigo Kurosaki; Ich stelle keine rhetorischen Fragen


Jenny Doe
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Beitrag Fr., 27.05.2016, 14:30

Hallo Sandrin
sandrin hat geschrieben:Wie gesagt, ich bin jetzt schon seit ca. 20 Jahre im Psychobusiness unterwegs, mich hat noch NIE jemand aufgeklärt.
Das ist derzeit Hauptthema in meiner Therapie. Ich habe aufgrund fehlender Aufklärung über Nebenwirkung der Atemtherapie eine Angststörung entwickelt, genauer gesagt Angst vor Entspannung. Meine jetzige Therapeutin hilft mir derzeit dabei, diese Angst wieder zu verlieren und sagt jede Sitzung "Die Therapeutin hätte sie aufklären müssen, dann hätte sie nicht diese Angst entwickelt!". Doch das hat sie nicht getan. Kein Wort über mögliche Risiken und Nebenwirkung von Behandlungen, nicht mal dann, als sie eintraten.
Meine jetzige Therapeutin klärt mich auf über wirklich alles, über Diagnose, über Methoden, über Risiken und Nebenwirkungen von Methoden, ...

PS: Schön, dass du wieder da bist. Habe dich vermisst.

Hallo Noenergetik
Noenergetik hat geschrieben:Hallo Stern, was gibt es dazu für Experten?
Warum stellst du diese Frage anderen Klienten und nicht Deinem eigenen Therapeuten? Stern kann Die nicht sagen, welche Nebenwirkungen und Risiken in Deiner Therapie auftreten können; Stern kann nicht wissen, wie Deine Therapie abläuft, welche Methoden bei Dir angewandt werden. Dein eigener Therapeut wird dir diese Frage sicherlich beantworten können und auch müssen. Offensichtlich hat er dieses bisher versäumt, sonst würdest Du nicht andere Klienten fragen.
Wir müssen das Leben loslassen, das wir geplant haben, damit wie das Leben leben können, das uns erwartet (Joseph Campbell). Manche Leute glauben, Durchhalten macht uns stark. Doch manchmal stärkt uns gerade das Loslassen (Hermann Hesse).

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sandrin
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Beitrag Fr., 27.05.2016, 14:41

@ Jenny, danke, das ist lieb!!!

Ich darf mich bei der aktuell noch laufenden Therapie eigentlich über gar nichts beschweren, das ist alles wunderbar, die Thera ist sehr einfühlsam und behutsam. Leider funkt einem halt das Leben dann immer dazwischen und da hilft die beste Therapie nichts. Aber ich bin froh, dass ich auch mal die andere Seite erlebt habe.

Atmen kann sehr emotional geladen sein, ich weiß. Da kann viel hochkommen. Ist krass, dass da deine alte Thera nicht darauf geachtet hat. War halt wieder Schema X, das für alle angewendet wird. Mann, mann...


Jenny Doe
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Beitrag Fr., 27.05.2016, 15:24

Huhu sandrin
Ich darf mich bei der aktuell noch laufenden Therapie eigentlich über gar nichts beschweren, das ist alles wunderbar, die Thera ist sehr einfühlsam und behutsam.
Supi! Ich freu mich echt für dich. Dann hat sich der lange Kampf und das lange Suche gelohnt. Genieß die neue und zur Abwechslung mal positive Erfahrung.
Wir müssen das Leben loslassen, das wir geplant haben, damit wie das Leben leben können, das uns erwartet (Joseph Campbell). Manche Leute glauben, Durchhalten macht uns stark. Doch manchmal stärkt uns gerade das Loslassen (Hermann Hesse).

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Noenergetik
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Beiträge: 961

Beitrag Fr., 27.05.2016, 17:33

Hallo Noenergetik
Noenergetik hat geschrieben:Hallo Stern, was gibt es dazu für Experten?
Warum stellst du diese Frage anderen Klienten und nicht Deinem eigenen Therapeuten? Stern kann Die nicht sagen, welche Nebenwirkungen und Risiken in Deiner Therapie auftreten können; Stern kann nicht wissen, wie Deine Therapie abläuft, welche Methoden bei Dir angewandt werden. Dein eigener Therapeut wird dir diese Frage sicherlich beantworten können und auch müssen. Offensichtlich hat er dieses bisher versäumt, sonst würdest Du nicht andere Klienten fragen.[/quote]

ich habe Stern nicht gefragt wie meine Therapie läuft. Die Frage war anders.
Lesen bildet...alles erläutert.
( Davon abgesehen mache ich keine Therapie, aber das spielt jetzt hier keine Rolle.)

Wenn hier etwas negatives in eine Frage rein interpretiert wird, so ist das nicht mein Problem.


OT Ende.

Allen einen schönen Abend wünsche ich.

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stern
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Beitrag Fr., 27.05.2016, 17:49

Na, was kann es denn geben, das zur Verschlechterung der Verfassung führt (und nicht Behandlungsrisiko, Behandlungs-Nebenwirkung oder Behandlungsfehler ist und nicht direkt mit der Therapie zu tun hat)?

Als Nebenwirkungen sieht man in der Tat i.d.R. Effekte an, die bei sachgerechter Durchführung zum Tragen kommen können. Dazu habe ich dann (auf Nachfrage) sogar etwas verlinkt, was darunter fallen kann.

Ein Behandlungsfehler (das ist von Nebenwirkungen zu unterscheiden) bei einer Körperbehandlung wäre z.B. besagtes vergessenes Skalpell. Im Bereich der PT z.B. eine falsche Methodenwahl aufgrund einer falsch gestellten Indikation (auch bei einer Körpertherapie wäre das dann eher Behandlungsfehler, wenn aufgrund falscher Indikationsstellung falsch behandlet wird). Mit dem, was angebliche Experten schreiben, habe ich auch nicht angefangen.. und stand auch in keiner Weise im Widerspruch zu meiner Aussage.
Liebe Grüße
stern 🌈💫
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sandrin
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Beitrag Fr., 27.05.2016, 18:06

Ich würde sagen, dass Nebenwirkungen Wirkungen sind, die - eben neben den positiven Effekten - zusätzlich eintreten können (z. B. dass man sensibler und "empfindlicher" wird). Ein Behandlungsfehler wäre meines Erachtens, wenn der Therapeut z. B. nicht nach den gängigen Leitlinien behandelt (die es ja z. B. für depressive Erkrankungen gibt)


mio
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Beitrag Fr., 27.05.2016, 18:25

sandrin hat geschrieben:dass man sensibler und "empfindlicher" wird
Das würde ich jetzt eher unter erwünschte Wirkung verbuchen. Das was dann vielleicht erst mal nicht passt ist der "gute" Umgang damit. Der muss dann im Zweifel erst gelernt werden...

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