Schematherapie als Gruppentherapie

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Ghost_Inc
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Schematherapie als Gruppentherapie

Beitrag Mi., 25.05.2016, 16:27

Hallo zusammen,

habe mich gerade mal wieder aufgerafft, einen neuen Therapeuten zu suchen. Vor ein paar Jahren hatte ich mich schon mal ein paar Monate lang, weitgehend erfolglos, therapieren lassen. Diagnose: Dysthymie. Diesmal möchte ich es mit einer Schematherapie probieren.
Nun habe ich die Möglichkeit, im Juli bei Therapeutin A eine Einzeltherapie zu beginnen (mit Unterbrechung wegen Urlaub) oder in frühestens drei Monaten eine Gruppentherapie bei Therapeutin B. Intuitiv würde ich eine Einzeltherapie vorziehen. Nun sagte mir Therapeutin A aber beim Vorgespräch, eine Gruppentherapie wäre keine schlechte Sache, denn wenn man es erst mal schaffen würde, sich dabei zu öffnen, wäre das umso besser, man könnte viel lernen etc. Als Alternative schlug sie mir vor, erst mal eine Einzeltherapie bei ihr zu machen und dann ggf. zu wechseln.
Nun frage ich mich, ob ich bei Therapeutin B zumindest ein Vorgespräch anleiern soll. Ich weiß, so viel hab ich dabei nicht zu verlieren ... Mich würde trotzdem interessieren, was ihr davon haltet. Wovon sollte man die Entscheidung abhängig machen, ob Einzel- oder Gruppentherapie besser für einen persönlich ist?
Ich tue mich jetzt nicht sooo schwer im Umgang mit anderen Leuten, geht so. Allerdings langweilen mich die meisten Leute ganz schön - eher unabhängig von meiner Erkrankung, vermute ich. Irgendwie kann ich es mir schwer vorstellen, wie das effektiv wirken soll, wenn man statt 50 Minuten nur 10 Minuten zum Quatschen hat. Besteht dann nicht auch die Gefahr, dass man sich noch damit tröstet, dass andere sich ja noch blöder anstellen und dahinter seine eigenen Probleme versteckt?

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lamedia
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Beitrag Mi., 25.05.2016, 16:59

Hallo Ghost - bei Gruppentherapie würde ich nicht nur die reine Redezeit einrechnen, bei der Frage, was sie bringt.
Durch das Zuhören oder Mitdiskutieren wird auch ziemlich viel in Gang gesetzt an Emotionen (man regt sich auf, hat Mitleid, will helfen).
Von anderen kann man dabei auch lernen: Wie sie mit Schwierigkeiten umgehen, wie sie sich in der Gruppe verhalten.
Die Reaktionen der anderen Gruppenmitglieder auf ein von dir vorgestelltes Problem kann ebenfalls viel auslösen und in Gang setzen. Und wenn man merkt, ein Problem bewegt nicht nur den Therapeuten, sondern auch die anderen Patienten in der Gruppe - und es entsteht ein Gespräch, an dem alle engagiert teilnehmen und sich unterstützen, hat das etwas sehr Heilsames.
Man hat also sogar mehr Perspektiven und Anreize als in einer Einzeltherapie, und die arbeiten nach der Sitzung genauso, vielleicht intensiver, weiter wie nach einer Einzelsitzung. Gruppentherapien können auf diese Art sehr effektiv sein.
Ich würde es vielleicht mal ausprobieren.


mio
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Beitrag Mi., 25.05.2016, 22:01

Hallo Ghost_Inc,
Ghost_Inc hat geschrieben:Ich tue mich jetzt nicht sooo schwer im Umgang mit anderen Leuten, geht so. Allerdings langweilen mich die meisten Leute ganz schön - eher unabhängig von meiner Erkrankung, vermute ich. Irgendwie kann ich es mir schwer vorstellen, wie das effektiv wirken soll, wenn man statt 50 Minuten nur 10 Minuten zum Quatschen hat. Besteht dann nicht auch die Gefahr, dass man sich noch damit tröstet, dass andere sich ja noch blöder anstellen und dahinter seine eigenen Probleme versteckt?
na ja, ich würde mal sagen, lies Dir das, was Du da oben geschrieben hast nochmal ganz genau durch. Und dann überlege Dir, was Dich depremiert. Eine "Einzeltherapie" die ist einfach irgendwann vorbei, und wenn Du da dann nur "gequatscht" hast , was an neuen Horizonten hättest Du dann gewonnen? Wäre es da nicht spannender, sich vielleicht mal auf die - in meinen Augen Deine eigene - Langeweile einzulassen?

Lieben Gruss,

mio

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Ghost_Inc
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Beitrag Do., 26.05.2016, 10:43

Klar, im Umgang mit anderen Leuten gibt's sicher noch Luft nach oben. Nur glaube ich wirklich nicht, dass das jetzt mein größtes Problem ist. D.h., das mit der Langeweile.
Ob das nun wirklich allein mein Problem ist oder ob viele Leute nicht tatsächlich langweilig sind ... Ich unterhalte mich z.B. durchaus auch mit Leuten, die (zumindest nach außen hin) vollkommen zufrieden sind, wenn sie genug Kohle verdienen und eine/n (in ihren Augen) gutaussehende/n Lebensabschnittsgefährt/-en/-in haben. Interessanter finde ich Leute, die auch ab und an nach dem Sinn fragen und sich für ein paar Dinge außer ihrem eigenen kleinen Ego interessieren. Leider werden solche Menschen immer seltener.

Das mit dem "Quatschen" scheint mir ein Missverständnis zu sein. Ich will nicht nur quatschen. Das hatte ich beim letzten Therapie-Versuch. Bevor man aber wirklich etwas ändern kann, sollte man in der Therapie lernen, sich selbst besser zu erkennen, meine ich. Und da bezweifle ich eben, dass das in einer Gruppentherapie unbedingt besser klappt. Vielleicht spielt man dann erst recht wieder irgendeine Rolle statt zu sich selbst zu kommen. Und statt Missverständnisse mit einem Menschen (dem Therapeuten) auszuräumen, verbringt man womöglich die halbe Zeit damit - so wie ich hier gerade -, sich gegenüber mehreren Menschen zu erklären und nebenbei noch als Hilfstherapeuth deren Probleme zu verstehen.

Wie auch immer, ich habe jetzt bei der Gruppentherapeutin doch mal wegen einem Vorgespräch angefragt. Dann kann sich die Therapeutin einen ersten Eindruck davon verschaffen, wo bei mir der Schuh drückt und daraufhin vielleicht besser sagen, ob das für mich passen würde.

Andere Frage: Wenn ich erst einmal eine Gruppentherapie angefangen habe, wird es sicher schwierig werden, später in eine Einzeltherapie zu wechseln, falls sich das Verfahren für mich doch als ungeeignet herausstellen sollte, oder? Ich meine, Gruppentherapie ist ja sicher viel billiger für die Krankenkasse.

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Beitrag Do., 26.05.2016, 12:21

Jeder Methodenwechsel und Therapeutenwechsel ist schwierig, denn Du musst immer einen Therapeuten finden, der die Mühen, z.B. eines Gutachtens, auf sich nimmt.
Liebe Grüße
Lockenkopf

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Beitrag Mo., 18.07.2016, 16:43

Ist jetzt zwar schon 'ne Weile her ... trotzdem noch kurze Antwort, sorry: Ich mache jetzt die Einzeltherapie. Abgesehen von meiner grundsätzlichen Skepsis wegen: 1) dem Ablauf der Gruppentherapie: jeder ist ca. alle 4 Wochen mit seinem Problem dran, in der Zwischenzeit kann man dann dran arbeiten - oder es lassen; 2) der Person der Therapeutin - ist natürlich subjektiv, aber ich bin mir ziemlich sicher zu der Einzeltherapeutin einen besseren Draht zu haben. Nach meinem Eindruck werde ich da eher in die Lage versetzt werden, mich zu ändern.

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