Dunkelwelt und Helferbär

Manchen Menschen fällt es leichter, über ihre Gefühle und Gedanken zu schreiben oder zu malen, als sie auszusprechen. Hier ist Platz dafür: Bilder, Gedichte, Erfahrungsberichte und andere Texte (bitte nur eigene).

Widow
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Beitrag Do., 31.07.2014, 21:06

Liebe leise,

seit gestern trau' ich mich nicht zu fragen.
leise hat geschrieben:aktuelle Dunkelwelt

Thera ist krank, sehr krank
Heißt "krank, sehr krank", so ganz krank?



Dann wünsche ich Dir sehr das Zimmer im Häuschen unter den Eichen!


Und völlig unabhängig von Theras, Hasen oder Zimmern - ich möchte Dir nachträglich ebenfalls sehr herzlich zum neuen Lebensjahr gratulieren!
Vielleicht geht ja in ihm die Tür in Deinem Kopf auf und jene Welt unter den Eichen und die Dunkelwelt kommen zusammen und es entsteht eine neue Welt für leise.

Sei herzlich gegrüßt von
Widow

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leise
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Beitrag Fr., 01.08.2014, 18:56

Liebe Widow,

oh, gut dass du fragst, nein es ist nicht diese Krankheit an die du denkst!
Es ist nicht ungefährlich, aber da hat man doch gute Genesungschancen.
Es wird gut gehen, es tut mir nur so leid, dass sie halt so krank ist und nicht so kann wie sie möchte.
Wieviel Leben hat man denn schon, und dann wird einem das auch noch genommen.

Und und... eingestehen muss: es tut mir auch weh, dass ich zu keiner Stunde bei ihr komme, ich hätte schon gerne ein paar hilfreiche Worte mitgenommen auf die Reise, oder zumindest gewusst, dass ich nachher gleich zu ihr kann.

Is nich...das ist schwer für mich , leise kämpft gegen dieses grauenhafte Gefühl des alleinegelassen werdens.
Wenn man ohnehin ständig auf einem konstanten Alarmlevel ist, weil ja alles um einen herum gefährlich ist, ist das dann zusätzlich hart.

Und dazu diese verfluchten Panikwellen. Wenn die über mir zusammenschlagen ist das so grauenhaft und es nimmt mir jegliche Energie.
Meist mitten in der Nacht und wenn ich versuche wieder einzuschlafen geht das nicht.

Wie ein Bildergewitter geht das dann los, da ist dann auf einmal eine Riesenfaust, wie von einem dunklen Gorilla die auf mich einprügeln will, ich weiß genau wem die Faust gehört. Aber auch dieses Bild wo sich alles in dieser unheimlichen Dunkelheit auf einmal zu drehen beginnt und dann wie ein einstürzendes Gebäude mit viel Staub und Rauch stückweise auflöst.

Wenn das dann vorbei ist, dann bleibt da immer nur so ein beklemmendes und einengendes Gefühl das sich bis zu richtigen Schmerzen steigert, Herzinfarktgefühl, jetzt auch in der Nacht. Tagsüber habe ich mich ja direkt schon daran gewöhnt, es schreckt mich nicht mehr, es gibt zu viele Auslöser dafür.

Das und diese netten Horrornächte machen es dann doppelt heimelig auf der Welt.

Fr. Dok und ihre Gegenbildergeschichten, wir haben das noch vor ihrem Urlaub geübt, sind jedoch genau dann nicht greifbar, sind einfach wie weggeblasen. Manchmal ist die Angst so groß, dass man nur noch aus dem Bett aufspringt, aber da steht man dann und weiß überhaupt nicht wo man dann eigentlich hin soll! Es ist ja nirgends besser. Durch die Wohnung laufen bringt auch nichts, und ich schrecke vor dem Blick aus dem Fenster zurück, weil der genauso wirkt wie damals in meinem einsamen Kinderzimmer.

jaja... alles vorbei, heute ist das alles nicht mehr

...und ist doch

Einen etwas kampfmüden Gruß
leise


Widow
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Beitrag Fr., 01.08.2014, 20:50

Liebe leise,

allein gelassen werden, mutterseelen allein, und nichts, gar nichts dagegen zu vermögen - ja ... eins der schlimmsten Gefühle, die ich kenne.
Doch wie gut, dass Deine Therapeutin zwar schwer krank, aber nicht totkrank ist.
- Sie hat Dich nicht allein gelassen!

Jene Panikattacken kann ich mir nur vorzustellen versuchen: Das muss auch grausam sein, zumal ihre somatischen Auswirkungen das Ganze ja zu einem Teufelskreis machen.
Hast Du mit Frau Doc schon einmal über ein Notfallmedikament gesprochen?

Einen ebenfalls des Kampfes sehr überdrüssigen Gruß (wir zwei alten Kämpen ...)
w

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leise
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Beitrag Mo., 11.08.2014, 18:26

wir zwei alten Kämpen ...

Reise überstanden...

den ersten Arbeitstag auch...
so was von viel Arbeit, das ist ja nicht zu fassen, he HE es ist Sommer, sollten doch alle weg sein !!!

Bei uns ist es offenbar so schön, dass alle da bleiben

Am Abend dann nach Hause, ich halte es nicht mehr aus.
Muss dann doch per SMS Thera fragen wie es ihr geht....

und was passiert?

"Sms kann nicht zugestellt werden"

Sie ist im Krankenhaus, sie ist tot, ich habe sie verloren......
Das kommt davon wenn man blöd fragt!

leise tobt in wilder Panik, sieht im Bestattungskalender nach, wie so oft, na wenigstens tauch da nichts auf.

Um Fr. Dok muss ich auch Angst haben, was muss die auch eine so endlos lange Reise machen und das mit dem Auto.

leise tobt in wilder Panik, alte Helferleins müssen her, es geht so nicht mehr.

Da kommt ein E-Mail an......

..... Thera

alles besser, alles wird wieder
wenn auch noch sehr geschwächt

leise zittert nur noch, nein, nein ich komme noch nicht, ich kann noch nicht, zu groß die Angst, zu groß...

Doch sie lebt, sie lebt, in leise macht es einen Luftsprung und zugleich zerscheppert wieder alles.

Das alte Helferlein von früher hilft mal wieder, na und, mir ist das so egal.

Thera lebt, leise lebt.




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ENA
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Beitrag Mo., 11.08.2014, 18:31

leise hat geschrieben: Thera lebt, leise lebt.



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leise
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Beitrag Do., 21.08.2014, 21:17

…leise…

was ist das?

Ist das etwas das wirklich war? Ist es dieses gutgläubige kleine Ding von damals? Jenes Geschöpf das so inständig an das Gute glaubt, so sehr, dass einfach jeder kleinste Misston schon Schmerzen in der Seele verursacht?

Oder ist es jenes kleine Kind, das sich in die Ecke drängt und am liebsten nicht mehr ist? Das sich aus lauter Furcht vor allem, vor dem Tod genauso wie vor dem Leben, vor jeder noch so winzigen Herausforderung an es selber so sehr fürchtet, dass einfach kein Ausweg zu finden ist.
Was ist leise?

Das Bild wird wohl immer klarer, leise, das ist ein Katastrophenzustand,
ein Kindheitsdauerzustand aus dem es kein Entkommen gab und der auch heute noch da ist.

Erschreckender Weise noch genauso unbarmherzig, noch genauso furchterregend und hoffnungslos. Es stecken immer noch die gleichen Empfindungen und Gedanken in mir, es ist ein Endlosgedanken- und Gefühlskreisel der sich durch keinen noch so sicheren imaginären Ort stoppen lässt.

Das macht mich richtig müde, und ich fürchte Fr. Dok auch.

Die erste Stunde nach diesen nicht enden wollenden Urlaubswochen war eine so ernüchternde. Wie sehr ich mich doch für all dieses innere Feststecken schäme, wie oft drängt sich da wieder die Frage nach dem Sinn von "weiter" auf. Ich kann darüber ja nicht mal mit ihr reden, besser dieses Gedankenwerk tief unten verstecken. Besser nicht andere auch mutlos machen und enttäuschen.

Fr. Dok schlingert durch die Zeilen die ich mitgebracht habe, eine aufrichtige Zusammenfassung aller inneren Katastrophen der letzten so einsamen Wochen. Da sind so viele genaue Fragen nach dem Warum und Wie und so viele lange stille Minuten des Nachdenkens dazwischen. Dann gibt es eine knallharte Diagnose von ihr, ein punktgenaues Treffen mitten hinein in leise’s Scheitern, Fr. Dok weiß genau was so unüberwindbar ist.

Ich muss da erst mal nachdenken und bin dann doch etwas überrascht, dass sie das so genau durchschaut hat. In meinem inneren Dauerchaos erscheinen mir ihre so klaren und einfachen Worte wie aus einer anderen Welt. Ich muss ihr aber recht geben und es ist gut, sie hat es verstanden, sie sieht wo die Angst so unverrückbar alles zunichte zu machen droht.

Ich stehe diesem Problem so hilflos gegenüber, ich kann so gar nichts, so wirklich nichts nichts nichts dem entgegensetzen, dass es mich noch mehr in Richtung aufgeben drängt. In meinem Hirn tobt nur noch dieses "wozu denn noch weiter, wozu noch mehr von dieser Qual!"

In diese Gedanken fällt dann die Frage von Fr. Dok, worauf ich mich denn freuen kann, ob es da irgendetwas gibt, das mir das alles leichter macht.

Da wird es ganz still in mir. leise hat da eine kleine Freude, ich schäme mich davon zu erzählen doch Fr. Dok beharrt freundlich darauf es zu erfahren und so quetsche ich es dann ziemlich zerdrückt heraus. Es ist etwas das mich vor allem von diesem elenden „ich bin alleine“-Gefühl befreit, etwas wo ich immer wieder die Hoffnung habe mich ein klein wenig in der Geschichte anderer Menschen wiederzufinden, etwas wo es um den freundlichen und fürsorglichen Umgang miteinander geht. Etwas wo geholfen wird! Etwas wo geholfen wird! Da gibt es keinen Spott und keine Gewalt, da gibt es freundliches Nachspüren und sorgsames Achtgeben, Auffangen wo nötig und Mut machen und Erklärungen und einen Lösungsweg. Alles was leise sich so sehr wünscht.

Es gibt da auch eine Geschichte, die passt irgendwie vom Empfinden so sehr auf leise, dass es weh tut, und doch ist da auch dieses so nötige Zuhören und Verstehen und Erklärungen...... da ist genau das was sonst so sehr fehlt.

.........

leise
die so manches Mal schreiben muss wenn es gar zu weh tut

und an Ena ein ganz besonderes Danke!

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ENA
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Beitrag Do., 21.08.2014, 21:23

Bitte. ....

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leise
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Beitrag So., 22.02.2015, 12:47

...Dunkelwelt...

ist noch da.
Es ist merkwürdig, endlich habe ich einmal wieder eine Stunde bei Thera und schon wird Dunkelwelt wieder lebendig!

Da ist noch immer ganz viel Vertrauen zu Thera, sie weiß mit solchen Bildern umzugehen und es hat sich inzwischen auch eine gewisse Festigkeit in mir gebildet, ich erschrecke nicht mehr so.
Das ist für mich ein richtig guter Fortschritt, wenn auch Abscheu und Ekel davor nicht weniger geworden sind, wie auch!

Es passiert mal wieder in der Nacht, es ist so plötzlich da und mit einer so klaren Sicherheit. Ja DU bist das, jetzt endlich habe ich DEIN Gesicht, mir wird plötzlich klar wer dieser dunkelhaarige Junge damals im Garten war! Schlagartig ist diese Erkenntnis da. Es ist auf einmal alles so eindeutig und so selbstverständlich, auch die Erklärung, dass ich mir die Bilder im Garten einfach nur verändert habe um es nicht so nahe an mich herankommen zu lassen. Wie war ich doch verwirrt gewesen!

Es ist wie eine Erlösung, es stimmt, endlich ist dieser Knopf gelöst.

Jetzt hab ich dafür ein anderes Problem.....

leise und die Wut auf IHN und auf M. und alle die taub und blind waren!

WIE HABT IHR DAS NUR NICHT BEMERKEN KÖNNEN!!!!

Es ging nur um Symptombekämpfung, DU bist sogar mit mir zur Ärztin gegangen und DIE hat auch nichts gemerkt, nichts hinterfragt?
DU M hast mit deiner so fröhlichen Freundlichkeit und deinem hübschen Erscheinungsbild wortgewandt jegliche Bedenken und jegliches Nachfragen sofort im Keim erstickt. Ich stand immer nur klein und völlig zerquetscht vor euch, weil ICH da ja etwas angestellt hatte. Nur weg, weg von hier, weg von den Untersuchungen wo ich erneut völlig entblößt vor euch stehen musste!

Was habt IHR ALLE mir nur angetan, IHR SEID ALLE MONSTER!

Auch IHR in der Schule, auch IHR habt nicht nachgefragt, habt mich völlig alleine gelassen! Ich bin zum Gespött für die anderen Kinder geworden, sie haben mich lauthals ausgelacht als ich mitten im Turnsaal wie gelähmt verharren musste. Ich war in einer solchen Notsituation, dass ich vor lauter Hilflosigkeit und Angst mir gar nicht mehr zu helfen wusste.

Keiner hat meine Not bemerkt, KEINER!
Wie dringend hätte ich einen Erwachsenen gebraucht, der erkennt was da los ist und der hilft......
nein nur das Lachen und Spotten der anderen war da.

Es war der wohl grausamste Moment an den ich mich nun erneut erinnern muss! Auch so ein Flashback!

Es kam dann natürlich zur Katastrophe, es gab ja keinen Ausweg. Ich habe versucht es zu verbergen, doch das gelang nur zum Teil. Den Blick meiner „Freundin“ die ohnehin schon lange nicht mehr meine Freundin war, werde ich nie vergessen. Verachtung pur, ja ich weiß, ich habe es nicht anders verdient!

Dunkelwelten bleiben nicht hinter jenen Türen verborgen, hinter denen es passiert!
Dunkelwelten verursachen grausame Folgen die wie ein Alarmsignal in der Öffentlichkeit landen.
Die größte Katastrophe ist jedoch, wenn dieses Alarmsignal NICHT gesehen wird.

Wie auch, nach außen hin waren wir eine Bilderbuchfamilie, da denkt doch keiner an eine Dunkelwelt.

….
leise

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leise
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Beitrag Mi., 11.03.2015, 05:35

… Fr.Dok … EMDR … leise … Leise … der Garten …

Alles fing an mit dem Kauf einer neuen Geige.

Die Auswahl war eine sehr erstaunliche Reise durch eine Welt verschiedener Instrumente, die ich mit nach Hause nehmen durfte um sie auszuprobieren. Es war erst nur eine vage Ahnung, es sind dann nur noch zwei Exemplare übrig geblieben, die für mich auch finanziell noch erreichbar waren und wo klar war, eine von den beiden wird es nun. Auch Hr. Geigenbauer war wohl sehr gespannt!

„Nein, Sie bringen mich da nicht durcheinander mit ihren Geschichten dazu!“ Seine Instrumente haben ja alle eine Geschichte, bei der einen weiß er um ihre Entstehung, bei der anderen wem sie lange Zeit gehört hat und bei jener weiß er um das Schicksal der Beitzerin… schön aber das soll mich bitte nicht ablenken.
Ich will das ganz alleine für mich herausfinden, ich weiß, dass ich mir so etwas nur einmal leisten kann und da muss es gefühlsmäßig einfach passen.

Es ist dann die Geige selber die, die die Entscheidung fällt. Da ist es auf einmal, dieses „Aufgehen“ des Instrumentes, der Klang wird auf einmal voll und rund und klar und in einem drinnen wird es vor lauter Freude darüber auch gleich ganz wonnig! Ja, du bist es, du gehörst zu mir, das andere Instrument kann da nun nicht mehr mit. Herr Geigenbauer ist offenbar auch überrascht, dass die Geige da so schnell reagiert hat, mir ist das nur recht, das verstärkt in mir die Freude das richtige Instrument gefunden zu haben….. happy!!!!!

Die Freude darüber, bringt mich auf anderer Seite dann aber gleich in Bedrängnis. Meister Geigenbauer startet mal wieder neu durch und lädt mich erneut ins Theater ein.
Ich trau mich dieses Mal nicht schon wieder nein zu sagen, rede mir selber ein, dass es doch bloß ein Theaterbesuch ist, mehr nicht!

In mir drinnen ziehen aber ahnungsvoll schon dunkle Wolken auf, ich schiebe sie mit aller Gewalt weg, ich will mir durch Nichts die Freude an meiner Geige nehmen lassen!

Der Abend ist nicht so gut, ich versuche mal wieder alles so hinzunehmen wie es eben ist und mir einzureden, dass das normal ist und ich das nun eben aushalten muss, liegt bestimmt nur an mir!

Es ist meine Fr. Dok die mir dann erklärt, warum sich das für mich eben nicht gut angefühlt hat und wo der gute Mann seine Grenzen überschritten hat in seinem aufdringlichen Bemühen noch mehr von mir haben.
Dieser Abend, sein mich Ausfragen und sein viel zu dichtes an mich drängen…. ja, es geht um mehr, weil da eben auch etwas in mir angesporchen ist, das für einen „normalen“ Menschen wahrscheinlich kein Problem ist. Der würde das wahrscheinlich gar nicht mal so wahrnehmen.

Fr. Dok kommt mit ihrer Wundermedizin EMDR und als ich da dann schon die Flucht antreten möchte, weil ich das Gefühl habe damit erneut hinter dunkle Kellertüren blicken zu müssen, erklärt sie mir mit ihrer so einfühlsamen Sicherheit: "Was auch immer kommen mag, es ist notwendig angesehen zu werden."

Fr. Dok sucht jene Szene aus dem Abend heraus, die für mich am Bedrängendsten war….die Bilderreise geht erst sehr holprig los und dann lande ich umgehend in der „kleine leise Dunkelwelt“…. durch… durch … durch…. Fr. Dok begleitet und notiert und lenkt dann in Richtung da wieder heraus aus dem Dunkelzimmer…. weg von den Menschen die nicht gut waren…. weg von all der Bedrängnis…. Helfer holen die einspringen und in Sicherheit bringen.

Fr. Dok stellt den Stuhl, auf dem sie neben mir Platz genommen hatte zurück, und setzt sich wieder auf ihren Platz.Sie sieht diese Mal richtig zufrieden aus, offenbar ist es dieses Mal richtig gelaufen. Ich freue mich darüber aber mir ist eiskalt und zittrig zumute. Nur schwer trenne ich mich von dem Polster, den ich mir für diese Prozedur vom Sofa geangelt habe. Das durfte ich !

In mir toben noch die diversen Bilder und Gefühle denen ich begegnet bin….
Es ist wohl das erste Mal, dass ich bei diesen Bildern nicht mehr nur die kleine leise bin, ich bin da auf einmal auch die große Leise, ich bin da nicht mehr nur Beobachter, ich bin auch aktiv, ich entscheide für die kleine leise und kann zugleich fühlen wie es für die kleine leise ist, was machbar ist und was nicht, was gut ist und nötig um zu helfen…

Das letzte Bild, das Fr. Dok und ich für die kleine leise schaffen ist einfach nur schön.

Die kleine leise läuft in ihren geheimen Garten, leicht und fröhlich, erleichtert der Dunkelwelt entkommenzu sein, in eine freie Welt in der es nur einen freundlichen Garten gibt mit vielen zarten Blumen und weißen Schmetterlingen die unbekümmert einen sanften sonnigen Frühlingstag begrüßen. Die große Leise ist auch da, sie fühlt genau wie leise, wir sind zwei und wir sind eins und Leise schnappt sich ihren Zeichenblock und Stift und zeichnet dieses wundervolle Bild.

leise

Danke Fr. Dok

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ENA
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Beitrag Mi., 11.03.2015, 10:31

leise hat geschrieben: Es ist wohl das erste Mal, dass ich bei diesen Bildern nicht mehr nur die kleine leise bin, ich bin da auf einmal auch die große Leise, ich bin da nicht mehr nur Beobachter, ich bin auch aktiv, ich entscheide für die kleine leise und kann zugleich fühlen wie es für die kleine leise ist, was machbar ist und was nicht, was gut ist und nötig um zu helfen…
Das letzte Bild, das Fr. Dok und ich für die kleine leise schaffen ist einfach nur schön.
Die kleine leise läuft in ihren geheimen Garten, leicht und fröhlich, erleichtert der Dunkelwelt entkommenzu sein, in eine freie Welt in der es nur einen freundlichen Garten gibt mit vielen zarten Blumen und weißen Schmetterlingen die unbekümmert einen sanften sonnigen Frühlingstag begrüßen. Die große Leise ist auch da, sie fühlt genau wie leise, wir sind zwei und wir sind eins und Leise schnappt sich ihren Zeichenblock und Stift und zeichnet dieses wundervolle Bild.
leise


Widow
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Beitrag Do., 12.03.2015, 22:37

Liebe leis-Leise (kein Tippfehler),

zur Geige möcht ich Dich von Herzen beglückwünschen! Wie sie den Weg zu Dir gefunden hat (vielleicht sogar gesucht), das liest sich wunderbar und stimmig.

Das sehr unangenehme Erlebnis mit Herrn Geigenbauer hat mich zunächst erzürnt (ja, hier passt dieser vielleicht mittlerweile etwas altertümliche Begriff), doch als ich dann las, was Dir dadurch möglich wurde mit Hilfe Deiner Frau Dok, wurde mir klar, dass es auch etwas Gutes hatte.

Jene Doppelperspektive, die Du da in der Stunde vielleicht zum ersten Mal wohl auch emotional, nicht mehr nur kognitiv einnehmen konntest, die hat mich staunen gemacht - und froh.

Einen herzlichen Gruß
Widow

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Beitrag Sa., 28.03.2015, 17:02

leise und Leise …

merkwürdig ist das schon, irgendwie bin ich gewachsen und doch auch nicht.
Da gibt es nun gefühlt eine gewachsene Leise, das ist schön, wirft mich aber auch gleichzeitig sofort wieder in finsterste Dunkelwelten hinab, wenn ich über meinen eigenen Mut stolpere!

Und das tu ich, ständig!

Fr. Dok grinst dabei über das ganze Gesicht, ich ja auch, aber es ist einfach doof mit so viel Schwierigkeiten sich auf das Abenteuer „erwachsen-sein“ einzulassen. In unserer letzten Stunde hat mir Fr. Dok so nett davon erzählt wie das war, als ihr kleiner Sohn das erste Mal in den Kindergarten musste. Ganz bange stand er da bei der Tür und fragte ängstlich ob denn die Mama nun weggehen würde. „Nein, nein,“ sagte die Mama, also Fr. Dok., ganz heiter darauf und fügte noch hinzu: „nein, ich bleibe hier im Vorzimmer, ich bin da.“

Fr. Dok sagt das so nett und heiter, so unbekümmert und sorglos fröhlich, die kleine leise in mir kriegt ganz große Augen und knallrote Ohren vor lauter Freude über so viel „ich bin da, ich geh nicht weg“. Das sind die schönsten Worte die man sich nur vorstellen kann.

Der kleine Bub lächelt und nickt zustimmend und geht wieder ins Spielzimmer zu den anderen Kindern, es dauert nicht lange, dann geht vorsichtig die Türe auf und er blinzelt nochmal durch den Türspalt, ob denn die Mama wirklich noch da ist. „Ja, hallo, freut sich diese,.... ja was macht ihr denn da drinnen?"
Der kleine Bub schiebt sich durch die Tür und läuft zu seiner Mama um ihr zu erzählen was da alles los ist. Er wirkt schon viel sicherer, dreht sich nochmal um und huscht dann erneut ins Spielzimmer zurück.

Es dauert dann ein ganze Weile bis er nochmal kommt, er sieht sehr fröhlich aus und gibt laut und sicher von sich: „Mama du kannst jetzt gehen!“ Fr. Dok grinst über das ganze Gesicht bei dieser Erinnerung. Sie erzählt weiter, wie sehr sie sich über diese mutigen Worte ihres kleinen Buben gefreut hat. „Na ist gut, und ich komme dann um … Uhr wieder und hole dich ab.“

Tolle Geschichte, ich werde diese gar nicht mehr los. An so etwas Nettes bei uns kann ich mich nicht erinnern. Ich weiß nur, dass ich mir meine Kindergartentante sofort als Ersatzmama ausgesucht habe. Aber so, ist das viel besser!!!! Die Kinder können selbst entscheiden, sie werden nicht einfach abgegeben, da ist Zeit und die Mama ist einfach da, das ist so schön und es geht auch ohne Druck, ich finde das ganz toll.

Jaja, leise, das hatten wir nicht, bei uns war alles ganz anders und es macht mich richtig traurig, dass ich nicht so ein liebenswertes Zuhause hatte. Ich muss gestehen ich hatte da ganz schön gegen die Niedergeschlagenheit zu kämpfen in den letzten Tagen.

Ich kämpfe heute um jedes kleine Bisschen eigene Welt, weil ich mir so gar nichts zutraue und ich mich ständig fragen muss ob ich das oder jenes überhaupt tun oder haben darf.

Aus lauter Angst mache ich dann meist alles heimlich, nur Fr. Dok erzähle ich davon und Thera natürlich, die beiden dürfen alles wissen, da weiß ich, dass ich nicht beschimpft und nicht verspottet werde, egal welchen Blödsinn ich mache! Nach meinem Ermessen tu ich das eh nicht, aber M. wäre da sicher anderer Meinung!

Die ganze Welt fühlt sich mal wieder sehr angst-machend an, wie schnell man doch wieder in die Gefühlswelten von Kindergartenkindern taucht, vor allem wenn sie „leise“ heißen.

Die große Leise muss da wohl wieder eingreifen, na dann....

Einen herzlichen Gruß
an Widow und Ena und alle die hier noch rein-purzeln...

eure (l)Leise

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Beitrag Sa., 18.04.2015, 13:46

...seelische Grausamkeit...

es ist eine Flutwelle an Hass, Zurückweisung und Verachtung

Ich weiß gar nicht ob ich es überhaupt erzählen soll-darf, bin sicher wieder ich im Unrecht, schon deshalb weil ich mich nicht wehre, nicht einfach aufstehe und gehe... leise bleibt mal wieder klein und unfähig etwas gegen so viel Brutalität zu tun.

Ich zittere innerlich so, dass ich fürchte man könnte es sehen und ich wundere mich, dass mir nicht die Tränen über die Wangen laufen. Hilflos versuche ich in meiner Arbeit wieder etwas Boden zu bekommen, es donnern noch immer ihre Wortwellen über mich drüber, immer und immer wieder.

Ich bin irgendwie völlig überrumpelt, eigentlich habe ich gar nichts angestellt, eigentlich habe ich nur versucht im Sinne des Blumenladens und des Kunden eine Lösung zu finden, die nicht falsch ist! Ich werde völlig missverstanden, von ihr, und so folgt ein Wutausbruch, der an Heftigkeit und Gemeinheit nicht mehr zu toppen ist. „Perfekt“ einfach perfekt, so wie sie immer sein möchte! Ist ihr gelungen.

Zurück bleibt nur verbrannte Erde und ein Gedankenkarussell in dem es nur noch darum geht wie man hier jemals wieder vernünftig arbeiten soll.

Ich flüchte in den Waschraum, ich starre auf meine Hände und empfinde sie als völlig fremd, starre auf etwas, das ich nicht mehr erkenne. Es dauert vielleicht nur ein paar Sekunden, gefühlt ist es wesentlich länger, dann jedoch wird das vor mir, doch wieder zu meinen Händen. Ich weiß nicht einmal ob ich darüber erleichtert sein soll, ich glaube es wäre mir lieber ich würde nichts mehr um mich herum erkennen und in einer völlig leeren Welt leben, einer in der böse Worte sich einfach verlieren und mich nicht mehr erreichen können.

Der Abend bringt Ablenkung mit dem neuen Quartett, da muss man richtig aufpassen, die hässliche Szene verschwindet.

In der Nacht jedoch ist alles wieder da. Ich werde munter weil mein Herz so heftig pocht. Ihr Gesicht, vor lauter Hass hässlich verzerrt ist vor mir, mir ist ganz übel dabei. Wie – warum, ich taumle von Angst und Entsetzen und der Vorstellung ihr nochmals begegnen zu müssen zu dem einzig erlösenden Bild das immer wieder so drängend in mir ist. Wie schnell wäre ich befreit..... sie nicht mehr und nicht mehr mein Gefängnis.... Gedankenkarussell.

Doch dann taucht da auch die kleine Nichte auf, oje....warum muss sie mir einfallen! Ich werde richtig wütend! Was geht es mich an, du bist nicht mein Kind! Ich bin dir viel zu wenig Tante und doch hängst du so sehr an mir, das ist brutal!

Ich will nicht mehr, ich will das alles doch einfach nicht mehr! So viel Gemeinheit, so viel eingesperrt sein, so viel Nicht-Können....

Doch du zwingst mich das weiter alles fürchten zu müssen! Irgendwie ist deine Lage jedoch ähnlich meiner damals. Ich hatte auch nur eine Tante die ganz selten da war , doch die war richtig nett zu mir. Kurze Momente in denen ich das Gefühl haben durfte, dass da jemand ist, der mich wirklich mag!

Ich muss für dich wohl auch so ein Mensch sein, einer dem man sich einfach ganz anvertrauen möchte und wo man weiß, dass zugehört wird. Ich möchte das auch für dich sein und doch zersplittert alles gleich wieder schmerzhaft bei dem Gedanken an all das was da sonst auf mich wartet.

Wie das aushalten, ich habe nur noch das Gefühl an all dem zu ersticken. Ich bin gefangen, da und dort, es ist ein Leben das wohl dazu verurteilt ist, nicht sein zu dürfen.

Seelische Gewalt, dieser Begriff brennt mir seit heute in der Seele und es ist wohl der einzig richtige für das, was da bei uns in der Arbeit los ist. Seelische Gewalt und die großzügigst auf alle verteilt!

Wenn ihr doch nur ahnen könntet, wie sehr ihr uns damit verletzt!

Wie sehr M, das leider auch für dich gilt.


leise

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Beitrag Mi., 27.05.2015, 02:50

… Reisen sind …

M. und leise wieder auf einer kurzen Reise. Dieses kleine l. in mir sucht schon Tage vorher nach einem Schutzmantel, so fest wie ein Motorradreifen muss das sein, um alles möglichst fern zu halten.

Früher habe ich panikartig nach Kinderbüchern gesucht, die mir andere Kinder zeigten, die wissen wie das geht, wie man Freude an einer Reise und Urlaub haben kann, die sich trauen sich auf Neues und Fremdes einzulassen.

Uiuiui, wie weit ist klein l in mir noch immer davon entfernt so zu empfinden. Ich weiß, dass diese Kinderbücher nicht helfen, ich weiß aber auch, dass ich mittlerweile doch etwas erwachsener bin und mir zu helfen weiß, M. hat mich schon so oft in Notfallsituationen gebracht ( Fr. Dok und Thera würden beide dazu sagen: gutes Training ), dass ich etwas zuversichtlicher solche Reisen antreten kann.

Und doch, wenn ich dann in dieser Reisesituation bin, ist es als ob ich innerlich ständig mit Höchstgeschwindigkeit meine Umgebung in alle Richtungen nach möglichen Gefahren ausforschen muss, gefolgt von einer rasanten Bremsung um eine neue Richtung einzuschlagen.
Viel zu heftig, sodass es mich mehr als unsanft über den Boden schleudert. Der Effekt ist dann natürlich, dass meine Schutzschicht sehr schnell völlig zerschrammt ist und von der daheim angelegten seelischen Polsterung nicht mehr viel bleibt.

Nun, dieses Mal ist es sich ausgegangen, ich habe mich in dieser Stadt mit M. ganz wohl gefühlt, es waren die Menschen aber doch sehr nett, fröhlich und unbeschwert die meisten. Aggressive Ausnahmen gibt es immer, da wird es dann zwar sehr schnell eng in mir, aber M. und ich konnten das doch gut umschiffen. Also Urlaub war fein und doch bin ich froh, dass er nicht länger gedauert hat.

Morgen ist Fr. Dok-Stunde!

Das erste das mir einfällt, sind ihre Worte: „Hier sind sie sicher, hier kann ihnen nichts passieren.“
Das ist, als ob in meinem inneren Kinderzimmer das Fenster aufgeht und die Sonne ihre warmen und hellen Strahlen durch den alten Kastanienbaum spielerisch in mein Zimmer schickt. Dieses Bild festhalten, so lange wie möglich, das hilft um die inneren Schutzschichten wieder etwas zu reparieren.

Zuversichtlich dann in die Arbeit, das Chaos auf meinem Arbeitsplatz ist unglaublich, wie kann man in vier Tagen nur so viel Durcheinander produzieren. Ich schaufel sämtliche Papiere erst mal zur Seite und grabe mich zu meiner Tastatur durch um nach den E-Mails zu sehen, ein voller Aschenbecher …. iiii, dann lieber erst mal die Tastatur ausbeuteln um die Asche da raus zu bekommen. Ein Florist stürmt ins Büro, kurzer Gruß,: „ich schau schnell die E-Mails an, ob da etwas Dringendes ist…“ Jau, cool, dann kann ich mich durch den Berg an Papieren arbeiten, die E-Mails lass ich dann erst mal.

Ordnung schaffen, Übersicht bekommen, Mitteilungen über Anrufe durchsehen, Aufträge abrechnen. Eingangsrechnungen, Kassa, Bank? Schaff ich heute nicht, das wird nix.
Auf einmal tobt Hr. grob herein, Rums, das Fenster in meinem Kinderzimmer wird durch einen heftigen Sturm und finstere Wolken brutal zugeschlagen, klein l verkriecht sich …. Dunkelheit und nichts mehr fühlen wollen.

„Fr. L …. wo waren sie noch Mal? .... Ah ja, schön.
Na haben wir nicht wunderbar Ordnung gehalten?“


Es grüßt euch
leise

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ENA
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Beitrag Mi., 27.05.2015, 09:24

Hallo leise,

Schön, dass Dein Urlaub doch noch ganz gut war!

Allgemein denke ich: Vielleicht als Endziel nur noch dann in Urlaub fahren, wenn man selber möchte und dorthin, wo man selber hin möchte.

VG, Ena.

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