Mordlust

Körperliche und seelische Gewalt ebenso wie die verschiedenen Formen von Gewalt (wie etwa der Gewalt gegen sich selbst (SvV) oder Missbrauchserfahrungen) sind in diesem Forumsbereich das Thema.

Vincent
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Beitrag Sa., 06.12.2014, 16:36

Ja, Bodo ist gut!
hope_81 hat geschrieben:Also ich denke, viele haben solche Gedanken, ist sogar gesellschaftstauglich, wie man sieht und hört
Ich bin davon überzeugt, dass so ziemlich jeder Erwachsene in seiner Vorstellung die 'Mordlust' kennt. Und dennoch würden sich wohl die wenigsten dazu bekennen, wie man ja auch hier sieht.
Man will ja längst über solche 'Widrigkeiten' hinweggekommen sein.
"Eigentlich bin ich ganz anders, aber ich komme so selten dazu." (Horvàth)

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hope_81
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Beitrag Sa., 06.12.2014, 16:57

Ja, ich denke in etwa so wie du Vnicent.
Ich bin froh, dass ich meine kanalisieren kann. Die ersten erinnerbaren Mordphantasien hatte ich bereits im Alter von zarten 4 Jahren, sogar mit Plan.
Es ist sehr menschlich, wie ich finde. Unser "Denkapparat" ist halt lösungsorientiert und wenn ihm keine gescheite mehr einfällt, dann endet dies entweder mit Suizidgedanken, oder eben mit Mordgedanken. Völlig normal und natürlich. So lange ein jeder sich davon zu distanzieren weiß, ist es kein Problem.
Das Beste, was du für einen Menschen tun kannst, ist nicht nur deinen Reichtum mit ihm zu teilen, sondern ihm seinen eigenen zu zeigen.
Benjamin Disraeli

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stern
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Beitrag Sa., 06.12.2014, 17:16

Selbst der Sprachgebrauch kennt Sätze wie "jemanden auf den Mond schießen wollen" . I.a.W.: Damit würde man jemanden töten. Führte auch mal eine bekannte Psychologin zum Thema Aggression aus (ist also nicht auf meinem Mist gewachsen *gg*). Es macht aus meiner Sicht einen erheblichen Unterschied, ob das eher Gedanken/Vorstellung/Fantasien sind... oder ernsthafte Absichten mit der Gefahr des Kontrollverlustes. In letzterem Fall ist wohl professionelle Unterstützung sinnvoll. Ansonsten sind Gedanken frei. "Aggressiver" nehme ich oft Leute wahr, die jegliches aggressives Potential negieren ("müssen")... weniger die, die das reflektieren können, dass sie diese oder jene "Phantasie" kennen. So in Tendenzbetrachtung (Ausnahmen bestätigen die Regel).
Liebe Grüße
stern 🌈💫
»Je größer der Haufen,
umso mehr Fliegen sitzen drauf
«

(alte Weisheit)

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1000YardStare
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Beitrag Sa., 06.12.2014, 18:26

Vincent hat geschrieben:
Dass ich mich zu lange mit mir selbst bzw. meiner Stimme zurückgehalten habe, lag, wie ich es einschätze, weniger an mangelndem Selbstwert, als vielmehr an einem Vermeidungsverhalten, das eher einem nihilistischen Weltbild erwuchs. Wenn alles sinnlos ist, dann ist es im Grunde auch die eigene Meinung. Warum sie dann - sofern vorhanden - überhaupt zum Besten geben?!
Ja, genau das kenn ich. Sozusagen ist einfach alles "viel Lärm um Nichts". Genauso wie der Gedanke, dass wenn die Leute aufhören würden sich selbst so ernst zu nehmen und bei jeder Gelegenheit gleich "angrührt" zu sein, wie wir so schön sagen, wäre auch vieles leichter. Irgendwann hab ich eben begonnen mich stets hinten anzustellen (Im Gegensatz zu dir, hab ich extreme Probleme mit meinem Selbstwertgefühl.), und musste auch einsehen, dass fast alle meiner Beziehung nur deshalb funktionierten. Ging so weit, dass ich nach 3 Nervenzusammenbrüchen endgültig arbeitsunfähig geworden bin und nun seit einem Jahr mit schweren Depressionen daheim und in Behandlung bin.

Deswegen betrachte ich diese Aggressionen immer mit gemischten Gefühlen. Hätte ich diese zu mindest teilweise ausgelebt, hätt ich es nie so weit kommen lassen, dass ich momentan komplett hinüber bin. Gut, über verschüttete Milch zu klagen hilft nicht. Sollte nur endlich lernen keine Milch mehr zu verschütten.. Ist nur verdammt schwer, dass ganze "gesund" zu verarbeiten. Wenn ich mir denke, dass ich wieder an solche Vorgesetzte wie in den letzten zwei Firmen gerate, gibts nur zwei Möglichkeiten. Entweder mit mir endets, oder "es kriegt mal einer das, was er verdient hat".

Bin mir eben oft nicht sicher, ob ich nur deswegen mein Leben "in Freiheit" (ironisches Wort heutzutage) verbringe, weil ich die Aggressionen und die Wut gegen mich selbst gerichtet und in Depressionen umgeformt habe. Bin nie gewalttätig geworden oder habe andere sonst wie absichtlich verletzt. Selbst in der Schulzeit als ich gemobbt und verprügelt wurde hab ich mich nie wirklich gewehrt. Lief auch jahrelang herum und hab immer gesagt, "Ja, na is eh wurscht. Mit mir kann mans ja machen, ich nehm mich nicht so wichtig."

Und wenn es denn mal soweit war, dass mir die Hutschnur gerissen ist, und ich mich gewehrt habe und auf den Tisch geknallt habe was Sache ist: Nichts. Gar nichts. Ich war weg, der Rest lief wie eh und je. Und DAS ist das richtig frustrierende, was einem richtig den Verstand raubt und in Verzweiflung stürzt. Wenn man für die richtige Sache eintritt, endlich mal was sagt, was jeder so unter der Hand rummeckert und anders haben will und jeder einzelne einem Recht gibt, man aufsteht, sich an vorderste Front stellt, und auf einmal ist keiner mehr da. Alle weg. Jeder einzelne der vorher noch wie ein allerwelts Politiker lamentiert hat, weg wie die Kakerlaken wenns Licht angeht. Und da kriegt man einfach eine Mordswut auf diese Welt. Weils menschlich ist. Weils allgegenwertig ist. Weil genau das der Grund ist, warum alles so den Bach runter geht, wie es eben passiert. Alle meckern, aber wenns darum geht was zu tun, haben wir auf einmal eine riesen Panik um den Arbeitsplatz oder ums Schnitzel und ums Bier, dass wir lieber jeden Dreck fressen, als uns zu wehren.
hope_81 hat geschrieben:
Es ist sehr menschlich, wie ich finde. Unser "Denkapparat" ist halt lösungsorientiert und wenn ihm keine gescheite mehr einfällt, dann endet dies entweder mit Suizidgedanken, oder eben mit Mordgedanken. Völlig normal und natürlich. So lange ein jeder sich davon zu distanzieren weiß, ist es kein Problem.
Das kann ich auch insofern nachvollziehen, bzw unterstreichen, da sich Aggression mMn. aus einer Ohnmacht heraus entwickelt, wie der Hund der in die Ecke gedrängt wird und dann zubeißt. Wenn man schon verschiedene Wege probiert hat (je nach dem wieviele man "kennt"), und man kann aus einer Situation noch immer nicht aus, schlägt es in Gewalt um. (Bei mir warens dann meistens Phasen voller Selbsthass, in denen ich dann kaum mehr was gegessen habe, oder mir die Fäuste an einem Boxsack blutig geschlagen habe, oder Dinge zerstört habe die mir gehörten.) Insofern hatte ich immer Glück, dass ich rechtzeitig "flüchten" konnte, bevor jemand Außenstehender zu Schaden gekommen wäre.
Lest das Buch.

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Vincent
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Beitrag So., 07.12.2014, 19:48

Tja, das passt hier schon langsam gar nicht mehr in den Thread (und zum Thema). Aber Folgendes fällt mir hier nunmal zu dir ein:
1000YardStare hat geschrieben:Irgendwann hab ich eben begonnen mich stets hinten anzustellen[...]und musste auch einsehen, dass fast alle meiner Beziehung nur deshalb funktionierten. Ging so weit, dass ich nach 3 Nervenzusammenbrüchen endgültig arbeitsunfähig geworden bin und nun seit einem Jahr mit schweren Depressionen daheim und in Behandlung bin.
Du scheinst in deinem bisherigen Leben wirklich viel zurückgesteckt bzw. eingesteckt zu haben. Und jetzt zeigt dir deine Depression auf: Bis hierhin und nicht weiter! Stell dich schonmal auf einen möglicherweise sehr langanhaltenden Entwicklungsprozess ein! Das ist erst der Anfang. Dein Organismus wird dir von nun an eine Rückkehr zum Alten nicht mehr erlauben. Und meiner Erfahrung nach wirst du momentan auch nicht sehr viel aktiv dazutun können; vieles wird im Laufe der Depression ganz von selbst in Gang gesetzt.

Möglicherweise wird sich in den nächsten Jahren dein Weltbild radikal verändern. Du wirst dann phasenweise mitunter verblüfft feststellen, wie sich das Neue zunehmend ausformt und das Alte mehr und mehr abgelöst wird. Auch diese Umbrüche werden dir wahrscheinlich die einen oder anderen Schwierigkeiten bereiten. Du wirst oft das Gefühl haben, etwas verloren zu haben, das noch nicht durch etwas anderes ersetzt wurde. Dann hängst du wieder in der Luft; fällst auch wieder. Aber vertraue: Es wird!

Und wenn du so nach und nach lernst auf dich zu hören, dich wichtig und ernst zu nehmen, deine neue Weltsicht anzunehmen, so wirst du anders in der Welt sein als bisher; vielleicht sogar ein Stückweit aus ihr herausfallen, aber feststellen, dass du gesünder bist als je zuvor.

Versuche deine Depressionen wirklich als Chance zu begreifen, dir endlich selbst begegnen zu können und dich (auch in deiner Umwelt) begreifen zu lernen!

Wenigstens eine Zeitlang ist es wohl so, unter Menschen eher angepasst zu sein. Manche entwickeln sich daraus. Andere bleiben dabei. Menschen wie du und ich z. B. bekommen eine Depression geschenkt; andere hingegen ein ausdauerndes Verdrängungs- und Kompensationspotential, das bis zum Ende eines Daseins reicht. Letztere aber haben es auch nicht verstanden.

Das alles schreibe ich dir, da ich meine aus deinen Beiträgen herauslesen zu können, dass du nicht so stumpf in der Depression hängst und dich darin ausschließlich selbst bemitleidest. Davon gibt es ja viele Leute; bei denen bleibt es leider dann meist auch dabei.
"Eigentlich bin ich ganz anders, aber ich komme so selten dazu." (Horvàth)


tote hoffnung
neu an Bo(a)rd!
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männlich/male, 19
Beiträge: 2

Beitrag Fr., 12.12.2014, 20:46

ich habe sie auch diese mord lust
es kostet meine letzte energie die ich habe
aber wie lange kann ich wiederstehen
ich vermisse das gefühl
das mich jemand um etwas bittet
doch ich mache es nicht für das geld angebot
sondern aus tiefsten hass

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Schlange
sporadischer Gast
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Beiträge: 7

Beitrag Sa., 13.12.2014, 20:17

Ist Mordlust nicht sogar einer der grundmenschlichsten Züge?


Eremit
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anderes/other, 80
Beiträge: 8876

Beitrag Sa., 13.12.2014, 20:49

Schlange hat geschrieben:Ist Mordlust nicht sogar einer der grundmenschlichsten Züge?
Auf jeden Fall! Ist eines der größten Tabus.

Doch ist ja Tabuisierung ebenso einer der grundmenschlichsten Züge …

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Sinarellas
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Beiträge: 1996

Beitrag So., 14.12.2014, 11:54

IntoTheDark hat geschrieben: Ist das noch normal oder bin ich krank?
Sollte ich jemandem davon erzählen?
Was soll ich tun?
Ging mir in deinem Alter auch so.
Ich habe niemandem von erzählt (ohne Taten keine Richter), ich bin psychisch erkrankt (lag aber am Familienumfeld) und ich habe in deinem Alter eher destruktive Verhaltensweisen deswegen gehabt.
Heute bin ich Erwachsen, habe keinen umgebracht und diese Gefühle sind wieder weggegangen.

Ich sehe es als eher normal an, du hast eine für dich teils unerträgliche Situation in denier Familie und whrl wird es jedem verständlich sein, wenn derjenige dein Leben gelebt hätte bis jetzt.
Versuch deine Aggressionen gegenüber andere mit bspw. Volleyball oder Badminton in den Griff zu kriegen. Mach sport wo du wo draufschlagen kannst, das hat mir geholfen.
..:..

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