Mein Partner war zu grob beim Sex

[blaubeermuffin29]

Ich weiß nicht ob ich das jemanden erzählen kann,das ganze ist mir zu intim und darum versuche ich es mal hier. Aktuell ist etwas passiert was mich sehr verletzt hat,innerlich und äußerlich.Und ich fühle mich irgendwie entwertet.

Kurz zur Vorgeschichte:

Mein Freund und ich sind seit 8 Jahren ein Paar und haben Familie.Vor kurzem erst haben wir uns nach einigen typischen Beziehungsproblemen wie Streit,Geld,Haushalt usw. ,dazu entschlossen endlich eine Beratung in Anspruch zu nehmen. Wir sind beide unter 30.


Was passiert ist:
Mir ging es gestern mal schlecht und ich habe zum Husten noch Fieber bekommen und bin früher eingeschlafen.Mein Freund hat mich gestern Abend geweckt,ich lag erst im Schlafzimmer und bin eingenickt,obwohl ich nochmal aufstehen wollte. Also ging ich zu ihm ins Wohnzimmer mit meiner Decke und schlief aber wieder ein,Fußball lief und er stopfte Zigaretten.Ich will es nicht genauer beschreiben aber ich sag es mal so, als ich wach wurde war er schon mit mir beschäftigt,ich lag ja auf dem Bauch,doch der Sex oder Petting(?) war definitiv zu hart.Er hat mir mit Absicht extrem weh getan.Ich habe gejammert doch er hat sich irgendwie hineingesteigert obwohl er nüchtern war und auch sonst nichts merkwürdiges vorgefallen ist. Am Ende konnte ich nicht mehr,ich habe,auch durch den Fieber,nur noch geschluchzt und war völlig fertig und erschrocken und wusste nicht wie das passieren konnte.
Er hat mir sehr weh getan und weiß das auch. Danach und heute früh war er zwar wieder nett,lieb und tröstend,hat mir das mein Gesicht sanft getätschelt und so,aber das macht eben nichts wieder gut. Ich verstehe es nicht. Auch wenn ich ihn als Partner und Mann will,das ist nicht normal für mich.
Wir haben uns vor kurzem erst Versöhnt und wollten weiter kommen in der Beziehung,jetzt sowas. Ich bin nicht prüde,zwar auch nicht extrem aber ich bin nicht blind und weiß was normal ist. Er mochte es zwar etwas fester aber sicher nicht so aber es funktionierte bisher und er hat mir im Bett noch nie so viel geschadet.

Ich weiß,dass ich es gleich in ruhe mit ihm besprechen werde und ich weiß dass es nicht sein sollte,aber es ändert nichts an meinen Gefühlen. Ich weiß nicht wie er gleich nach Hause kommen kann und einfach weiter so tun wird als wäre nichts gewesen.

Morgen habe ich eine Klausur und muss Stundenlang sitzen,ich weiß nicht wie das gehn soll.
Heute wollte ich den Tannenbaum aufstellen,aber mir ist nicht nach heile Welt.

Ich war grad erst noch so froh darüber,dass er eingesehen hat das wir therapeutische Hilfe brauchen um weiter zu kommen. Für mich war endlich alles gut und seine Bemühungen um unsere Beziehung haben mir gut getan. Ich dachte wirklich das alles wieder gut wird da er mir auch viel bedeutet,wir haben uns versöhnt vor kurzem und alles war gut und auf dem besten Weg sehr gut zu werden. Dann kam gestern das,ich bin es auch leid immer die Rolle der ,,Zicke" zu haben und jetzt wieder ,,Unruhe" zu stiften. Er ist mir im Moment wirklich fremder als je zuvor.

Ich verstehe es nicht und weiß nicht was ich tun soll. Das verwirrt mich und ich empfinde es
als sehr unangenehm nicht zu wissen was das überhaupt sollte.Mir ist es sehr peinlich,auch vor ihm. Das war es auch schon,bin fertig mit erzählen und sitze nun hier. Lieben Gruß

[Myhre]

Liebe blaubeermuffin,
bei dem Ganzen ist mir völlig schleierhaft,wieso DU dich VOR IHM schämst?!
Er hat dir bewusst wehgetan und deine Signale ignoriert...so hast du das geschildert.
Das lässt man sich normalerweise nicht gefallen.Du jammerst,er macht weiter...normalerweise würde man den Vorgang abbrechen oder sich sonstwie wehren.
Du reagierst aber anders und da vermute ich eine längere Vorgeschichte.
Du bist nicht zickig,wenn du nicht alles aushalten und dulden willst.
Mich würde interessieren,was der Mann dazu sagt...ihr habt ja ein Gespräch bald.
Herzliche Grüsse
Myhre

[blaubeermuffin29]

An myhre,
Hallo , ich schäme mich halt weil die ganze Situation fremd und demütigend ist. Kann es nicht so gut erklären aber ich fühle mich bloßgestellt.

Signalisieren das ich nicht wollte ist auch kompliziert zu schreiben,es ist ja so dass wir seit vielen Jahren miteinander schlafen.Wir kennen uns. Normalerweise stöhnt man auf verschiedenen Arten,z.B angestrengt oder genußhaft.
Ich habe jedoch nicht gestöhnt,sondern kaum noch Luft bekommen. Die Geräusche und mein bitten,jammern und schreien waren nicht zu überhören und er selbst hat mich von null auf hundert dort hin ,,getrieben" ,da gab es keine Signale zu überhören. Wie gesagt,wir haben so oft Sex gehabt,da gibt es nichts misszuverstehen.
Er hat es genau so beabsichtigt,und mich einfach mal ignoriert.

Mit Zickig dass weiß ich,danke,ich finde es trotzdem schwierig.Habe jetzt das Gefühl,als ob ich diejenige bin die Probleme sucht,weil ich zimperlich bin. Aber es ist was völlig anderes,auch wenn ich mit ihm schlafen will und wir uns lieben,schon lange ein Paar sind,das ist etwas ganz anderes gewesen und ich verstehe nicht wie er nur so sein konnte zu mir. Ich bin wie überrumpelt,gerade weil wir eine Beziehung führen und normalerweise Geschlechtsverkehr haben,finde ich es so schwierig klar zu denken und im Grunde habe ich dadurch selbst Schuld.
Also er war rabiat aber ich bin unkooperativ sag ich mal. Ich will offen sagen,meine Gedanken drehen sich die ganze Zeit um das Wort Vergewaltigung,ich bin aber mit ihm Zusammen,schon lange. Ich glaube dass wird mir eh niemand glauben,bzw schon glauben aber nicht verstehen.

[blaubeermuffin29]

Er hat grad etwas von ,,er wollte mal entdecken" und zu viel Glühwein gefaselt,dann wollte er schnell los um etwas zu erledigen als ich darauf bestand ,das jetzt erstmal zu besprechen,hat er mir zugehört,sich schnell entschuldigt und meinte das wollte er nicht (?) und gleich versprochen dass es nie wieder vorkommen wird.Die Situation wäre ihm peinlich(ja,klar,toll und ich?) und überhaupt dachte er seiner Meinung nach wirklich ,es würde mir gefallen. Jetzt bin ich noch enttäuschter. Weiß echt grad nicht. Muss erstmal selber verarbeiten was war. Stress pur,ich kapier grad garnichts.

[Myhre]

Liebe blaubeermuffin,
ja das ist mir klar und das macht es so schwer für dich.
Aber es ist egal ob du vorher tausend Mal GV hattest mit ihm.
Du hast eindeutig signalisiert ,dass du es so nicht willst UND dass du Schmerzen hast dabei...!
Die Frage ist doch,warum du dein Empfinden und deine Glaubwürdigkeit in Frage stellst,obwohl die Lage so klar ist?
Es ist eigentlich egal,wie er sein Verhalten begründet,denn du musst zuerst herausfinden:
Was willst du von ihm?
Was erwartest du noch von dieser Beziehung?
Was machst du,wenn es wieder passiert?
Ich würde dir auch empfehlen,eine Beratungsstelle für Frauen mit Gewalterfahrung anzurufen und dort zu fragen,was die Kriterien für eine Vergewaltigung sind.(Frauen in Not oder Wildwasser oder ähnliches)
Vielleicht hilft dir das dich ernstzunehmen und für dich zu sorgen.
Herzliche Grüsse
Myhre

[candle.]

Hallo blaubeermuffin29!

Willkommen im PT Forum!

Ich habe da nochmal eine Frage.

Ich bin nicht prüde,zwar auch nicht extrem aber ich bin nicht blind und weiß was normal ist. Er mochte es zwar etwas fester aber sicher nicht so aber es funktionierte bisher und er hat mir im Bett noch nie so viel geschadet.

Ich bin da hängengeblieben, was ich mal in Fettschrift hervorgehoben habe. Was praktiziert ihr denn üblicherweise? Und was heißt dann, dass er noch nie so viel geschadet hat. War das denn mit deinem Einverständnis?

Hat er dich denn körperlich sehr verletzt oder eher seelisch? Wenn physisch würde ich dir dringend raten einen Arzt aufzusuchen.

Toll ist diese Situation wirklich nicht und hoffe, dass dein Partner mit sich reden läßt!

Viele Grüße!
candle

[blaubeermuffin29]

Danke an die Antworter und erstmal lieben Gruß!

[blaubeermuffin29]

An Candle

Hallo,
Wir hatten eher normalen oder durchschnittlichen GV , nichts in bestimmten Richtungen wenn du das meinst mit praktizieren. Also kein Fetisch,SM oder ähnliches.
Ich meinte damit,dass er mir noch nie so viel geschadet hat.Beides,physisch sowie innerlich, von den Gefühlen und Emotionen her.
Aber ich bin darüber aufgeklärt und finde es ok wenn andere das mögen oder machen. Für mich kam es nie in Frage.Er hatte angeblich auch keine Erfahrungen oder offene Wünsche in dem Bereich. Also,es war nie so.Wir hatten nicht mal Streit.Er war vorher und danach nett. Das macht mich ja grad so fertig,ich fühle mich wie überfahren. Dabei soll ich jetzt weitermachen als ob es nichts nennenswertes wäre. Das kann ich nicht,ich werde vielmehr den Ratschlag annehmen und mich informieren bei einer Stelle für sowas. Feiertage hin oder her. Das geht einfach nicht.
So. Danke lieben Gruß zurück

[candle.]

Ich mache mir gerade Sorgen wegen deiner Verletzungen! Bitte gehe zum Arzt!

candle

[leuchtturm]

in meinen Augen hat er dich schlichtweg vergewaltigt.
Du wolltest keinen Sex, du hast das kundgetan, er hat sich den sex dennoch erzwungen.
Wie soll man das sonst nennen?

Mich würde interessieren, welches eure Probleme sind, für die ihr therapeutische Hilfe in Anspruch nehmen wollt.
Überrollt er dich sonst auch, z.B. dass er nur seine eigenen Vorschläge gelten lässt?
Welche Grenzen hast du, und wie machst du ihm das deutlich?

Er hat dir "noch nie so geschadet". Wie schadet er dir sonst/ bisher?

Ich habe eine dunkle Ahnung, dass da doch Einiges im Argen liegt, und dass die Vergwaltigung "nur" die Spitze des Eisbergs ist.

Zwei Dinge jedoch sollten ganz klar sein:
1. Dich trifft keine Schuld. Verstehst du? Keine. Kein Grund, dich zu schämen.
2. Wenn du durch die Vegewaltigung nicht sitzen kannst, geh bitte zum Arzt. Bald!!!!

[ballpoint]

Mal eine Männersicht: obwohl ich solches Verhalten zutiefst verurteile, muss ich doch vor all zu direkte Verketzerung warnen wenn du ihn nicht verlieren willst. Dann nämlich sollte dir die Einsicht in diesen Vorfall vorerst wichtiger sein als das Äußern deines verwundeten Selbsts. Du hast das vollste Recht auf ausführliche Antworten und darauf solltest du bestehen denn die Beziehung hängt davon ab. Und wie ausführlich, das bestimmst du und nicht er. Er wird – sowas weiß wer zu weit geht – verstehen dass es klüger ist Verantwortung zu nehmen als die Folgen andauernder Verharmlosung zu tragen. Auch wenn Verantwortung nehmen vielleicht etwas länger dauert als ihm passt. Der Ball liegt jetzt in seinem Feld und das solltest du ihm klar zu verstehen geben. Entweder er gibt sich Mühe dein Vertrauen wieder zu gewinnen. Oder sein Ego lässt ihn nicht und er verliert dich.

[leberblümchen]

Um es mal ganz deutlich zu sagen: Wenn du mit einem Mann zusammen bleibst, der dich vergewaltigt, dann hast du ein Problem, das du therapeutisch (alleine!!!) bearbeiten solltest. Die Beziehung kannst du getrost vergessen, und dass du es nicht kannst, lässt darauf schließen, dass du ein Abhängigkeitsproblem hast. Das wirst du auch nicht mal eben so los, sondern nur durch eine Therapie. Eine Paarberatung nützt da gar nichts.

Harter Sex kann Spaß machen, wenn beide das wollen. Wenn einer es nicht will, dann ist das so hinzunehmen. Und dass er es mit dir tut, obwohl du Fieber hast, das zeigt doch, dass er dich benutzt wie eine Sache. Du existierst für ihn nicht. Du bist nur das Loch, das er für die Penetration braucht.

Tut mir leid, das so deutlich sagen zu müssen.

[Möbius]

Aus der Perspektive eines Menschen, der seit 25 Jahren recht intensiv promiskuitiv lebt, sich auch theoretisch sehr viel mit Sexualität beschäftigt, möchte ich versuchen, eine Beitrag zur Orientierung über diese höchst unerfreuliche Situation zu leisten.

Eine mögliche Ursache ist ein coming-out einer sadistischen Neidung des Mannes. "Coming-out" gibt es nicht nur von Homo- oder Bisexualität, sondern auch dann, wenn sich Perversionen, Paraphilien, besondere Vorlieben oder wie man das auch nennen will, zum ersten Mal melden, gar "überfallartig" ausgelebt werden. Das ist für alle Beteiligten meist ein sehr verwirrendes Erlebnis. Und ein Hinwegsetzen über Zeichen des Widerwillens, ja das Brechen von Widerstand gehört oft zu den Vorlieben eines "Sado", und bei den diese Neigung bewußt auslebenden SM-freaks ist das ein sorgfältig inszeniertes Rollenspiel, daß der "Maso" jederzeit - Codewörter sind da sehr beliebt - abbrechen kann. Ein solches coming-out muß nicht unbedingt heißen, das die entsprechende Vorliebe auch wirklich ausgelebt werden muß - man muß nur lernen, damit umzugehen, eventuell mit sexualtherapeutischer Unterstützung. Das ist ein wesentlicher Unterschied zum coming-out von den grundsätzlichen sexuellen Orientierungen. Die kann man nämlich nicht dauerhaft ohne seelischen Schaden unterdrücken.

Eine zweite mögliche Ursache ist, daß bei diesem Ereignis eine latente, im Unbewußten verborgene Aggression des Mannes den Weg in ein sadistisches sexuelles Verhalten gebahnt hat. Daß sich etwas Unbewußtes den Weg nach draussen verschafft, ist bei sexuellen Aktivitäten verhältnismässig leicht möglich, erst recht dann, wenn man es gewohnt ist, beim Sex "den Kopf abzuschalten" und "sich fallen zu lassen" - und genau das ist ja beim Sex unter Beziehungspartnern sogar häufig sehr erwünscht. Ich glaube, viele von uns haben das in harmloserer Form schon erlebt, daß bei einem harmonischen Liebensspiel urplötzlich einer der Partner zusammenzuckt, in Tränen und Verzweifelung ausbricht und sich unbedingt sofort irgendetwas von der Seele reden und getröstet werden muß. Was da auf der Seele lastete, hat oftmals garnichts mit der Beziehung oder dem Sex zu tun. Danach ist die Welt dann wieder in Ordnung und der Sex danach kann sogar um so schöner werden. Aber es können eben leider auch sehr hässliche Dinge aus dem Unbewußten zutage tregen.

Um so schockierender ist es dann, wenn plötzlich und "überfallartig" soetwas Brutales gegenüber dem Partner seine Bahn bricht.

Das Vertrauensverhältnis unter Beziehungspartnern macht es für den Betroffenen ja gerade so schwer. Dieser Übergriff ist eben auch ein massiver Vertrauensbruch. Man weiß nicht, was man tun soll, "gefriert" regelrecht, wehrt sich nicht und lässt etwas ohne effektiven Widerstand über sich ergehen, was man eigentlich nicht will, einem weh tut, Schmerzen zufügt, vielleicht sogar körperliche Schäden. Und das dabei ein seelischer Schaden zurückbleibt, ist ja ohnehin klar.

Es nicht ausgeschlossen, daß auch der übergriffige Partner unter diesem Ereignis leidet, von einem nicht unbeträchtlichen Schuldgefühl geplagt wird, mit dem er aber nicht richtig umgehen kann, vielleicht hat er sogar schon ganz oder teilweise verdrängt. Deswegen ist das "reden darüber" auch eine möglicherweise sehr heikele Sache, und es ist nur zu begrüßen, daß es einen therapeutischen Rahmen dafür gibt. Das soll kein Versuch sein, den übergriffigen Partner zu entschuldigen oder in Schutz zu nehmen - es geht nur darum, aufzuzeigen, daß die Kommunikation über seinen Mißgriff nicht vielleicht nicht einfach sein wird. Möglicherweise muß man ihm eine "goldene Brücke bauen", damit er sich zu dem massiven Fehlgriff und seiner Schuld bekennen kann, Buße tun, Verzeihung erbitten und dann vielleicht auch erhalten kann - möglicherweise kann das aber auch genau der falsche Weg sein. Einen konkreten Ratschlag kann und will ich nicht geben, ich habe nur versucht, mit dem Aufzeigen von ein paar Umständen aufgrund meiner Erfahrungen die Orientierung über die Situation ein wenig zu erleichtern.

[Myhre]

Liebe blaubeermuffin,
wir WISSEN alle nicht,warum dein Partner das gemacht hat.VERMUTEN kann man viel.
Was du nun für deinen Partner bist und wie er zu dir steht,können wir erst recht nicht wissen.
Bitte ziehe das für dich heraus ,was dir nützt .Vielleicht magst du uns erzählen,wie es mit dir weitergegangen ist und ob die Beratungsstelle geholfen hat.
Alles Gute für dich
Myhre

[leberblümchen]

Möbius, ich hatte nicht dein Eindruck, dass die TE an einer Vorlesung über Paraphilien interessiert war.