mit 23 noch nie Selbstbefriedigung oder Sex

Fragen und Erfahrungsaustausch über sexuelle Problembereiche wie Sexualstörungen, rund um gleichgeschlechtliche Sexualität und sexuelle Identität, den Umgang mit sexuellen Neigungen wie Fetischismus, S/M usw. - ausser Aufklärungs-Fragen.

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anny1994
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mit 23 noch nie Selbstbefriedigung oder Sex

Beitrag Mi., 18.01.2017, 11:42

Hallo ihr Lieben,

ich bin weiblich, 23 Jahre alt und habe gerade wieder mal eine Phase in der ich viel nachdenke, da mich ein Thema sehr beschäftigt.

Ich hatte noch nie einen Freund, noch nie Sex und habe auch nie den Drang verspürt, mich selbst zu befriedigen. Ich glaube nicht, dass ich asexuell bin, denn ich habe schon einige sexuelle Fantasien und habe mir auch schon den ein oder anderen Porno angesehen. Sexualität wurde in meiner Familie auch nicht totgeschwiegen und ich bin auch nicht religiös, sodass ich Sex oder Selbstbefriedigung für irgendwas Verwerfliches halten würde..

Ich bin einfach nur extrem schüchtern was das andere Geschlecht angeht. Habe mich vor 2 Jahren mal mit einem Typ getroffen, den ich ganz nett fand. Aber als wir dann bei ihm Zuhause waren und er mich geküsst hat sind bei mir irgendwie die Alarmglocken an und ich habe total abgeblockt. Das Thema Sex hängt bei mir immer wie eine dunkle Wolke im Raum und ich habe das Gefühl, dass ich mich gar nicht richtig verlieben kann, weil ich oft direkt ein Unbehagen verspüre, wenn ich daran denke, Sex zu haben.

Das Thema Selbstbefriedigung hat bei mir nie eine Rolle gespielt, ich finde die Vorstellung an meinem eigenen Körper herumzuspielen irgendwie überhaupt nicht reizvoll. Als ich mit 13 meine Periode bekommen habe, fand ich die Vorstellung , mir einen Tampon einzuführen, nicht gerade schön und als ich es dann probiert habe, hat es auch nicht funktioniert. Es ist, als ob ich wie blockiert wäre. Das letzte Mal hab ich mit 18 erfolglos versucht, mir einen Tampon einzuführen, mit dem Ergebnis, dass ich total frustriert war und mich unnormal gefühlt habe und mich gefragt habe, ob ich irgendwie ein gestörtes Verhältnis zu meinem Körper habe. Seitdem habe ich es nichtmehr probiert, aus Angst, es könnte wieder nicht klappen.
Ich bin "da unten" auch noch nie auf Erkundungstour gegangen und kann mir einfach nicht vorstellen, dass ich Lust dabei empfinden könnte, mich selbst zu befriedigen. Ich habe regelrecht Angst davor, es auszuprobieren, weil ich Angst habe, dabei überhaupt nichts zu fühlen. Gerade weil man überall hört, dass jeder Selbstbefriedigung macht und dass es auch wichtig ist, dass man sich erstmal selbst erforscht bevor jemand anderes es tut.

Seit ich 18 Jahre alt bin, verspüre ich (mal mehr und mal weniger) einen starken Druck, dass ich doch endlich mal einen Freund finden und Sex haben muss, weil ich doch sonst irgendwas verpasse. Zuerst ging der Druck eher von anderen aus, die manchmal ein paar dumme Sprüche gebracht habe, aber mittlerweile mach ich mir de Druck selber.
Ich weiß nicht, ob es meine Unerfahrenheit auf dem Gebiet ist, aber ich habe wie schon gesagt, Angst davor, mit einem zukünftigen Partner intim zu werden. Ich habe einfach keinerlei Ahnung auf dem Gebiet und habe Angst, dass ich irgendwie dabei gefühlsmäßig blockiere. Klar kann man sagen, dass ich das alles erst langsam mit einem potentiellen Partner entdecken darf (und nicht wie manch andere direkt Sex haben oder sogar durch einen One Night Stand eine Beziehung aufbauen), und das kann ja auch alles ganz schön sein, aber ich habe Angst, dass ich niemals jemandem mit so viel Geduld finden werde. Ein weiteres Problem ist, dass ich permanent starken Ausfluss habe (es ist kein Pilz, hab ich schon vom FA abklären lassen), wodurch ich mich da unten auch nicht so wohl fühle und denke, dass das jemand eklig finden könnte. Ich muss täglich eine Slipeinlage tragen und hab auch das Gefühl, dass es nach ein paar Stunden schon riecht. Dann kommen bei mir Gedanken wie: "Ohje, werde ich jemals spontan Sex haben können" usw..

Wie ihr merkt zieht sich das Wort "Angst" durch den ganzen Beitrag und es geht sehr viel um hypothetische Sachen, die ja noch nichtmal passiert sind. Dennoch bestimmt das mein Leben sehr, ich habe permanent das Gefühl auf dem Gebiet Sexualität nicht normal zu sein und denke ständig über alles mögliche nach was in meinem Sexualleben noch nicht passiert ist und was noch passieren könnte und das macht mich wahnsinnig..

Die Frage, die mich nun beschäftigt (die ich mir eigentlich selbst beantworten müsste, aber ich bin gerade wieder in einer Phase in der ich überhaupt nicht weiß was richtig und was falsch ist) ist folgende:
Läuft bei mir wirklich irgendwas falsch oder ist es normal, dass manche Frauen kein Drang zu Selbstbefriedigung spüren? Ich frage mich nämlich ständig, ob ich irgendwas bestimmtes unternehmen sollte um die Beziehung zu meinem Körper zu verbessern? Kann ich überhaupt den Sex genießen, wenn ich einerseits meinen Körper nicht richtig kenne und mich andererseits ständig mit dem Thema so fertigmache? Ich kann ja nichtmal genau sagen, was mir solche Angst vor Sex bereitet...

Sorry für den langen Text, vielleicht habt ihr ja eine Idee, wie ich von diesem Gedankenkarussell runterkommen kann.
Ich bin echt verzweifelt.

Liebe Grüße,
Anny


MariJane
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Beitrag Mi., 18.01.2017, 13:21

Ich kann zu der Thematik nicht viel sagen; hat mich aber an einen Artikel erinnert. Vielleicht hilft der dir ja ein bisschen weiter: http://ze.tt/ich-war-noch-nie-verliebt/

Hoffe, da steckt was drin, was dich vielleicht ein bisschen weiterbringt. Die Frau hatte auch noch keinen Sex... weil sie noch nie verliebt war. Darüber schreibst du nämlich nichts...


Eremit
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Beitrag Mi., 18.01.2017, 13:39

anny1994 hat geschrieben:Seit ich 18 Jahre alt bin, verspüre ich (mal mehr und mal weniger) einen starken Druck, dass ich doch endlich mal einen Freund finden und Sex haben muss, weil ich doch sonst irgendwas verpasse. […]
Du hast recht, dass Du etwas verpasst, nämlich jede Menge Ärger, Stress, Traurigkeit und höchstwahrscheinlich auch körperliche Schmerzen. Das sind die typischen Konsequenzen, wenn man sich dem gesellschaftlichen Druck beugt und sich nur deswegen auf sexuelle Kontakte einlässt, "weil man jetzt auch mal muss", im Grunde ist das eine Art Selbstvergewaltigung.
anny1994 hat geschrieben:[…] Zuerst ging der Druck eher von anderen aus, die manchmal ein paar dumme Sprüche gebracht habe, aber mittlerweile mach ich mir de Druck selber. […]
Weil Du den Druck verinnerlicht hast. Und ich kann Dir eines sagen: So lange Du den Druck nicht wieder rauskriegst aus Deinem "System", wird es nichts (mit gutem Sex, wie auch immer Du persönlich guten Sex definieren würdest). Deswegen mein Rat: Nimm Dir so viel Zeit, wie Du brauchst, auch, wenn Du noch so sehr bedrängt wirst oder Dich nun selbst drängst.
anny1994 hat geschrieben:[…] Ich habe einfach keinerlei Ahnung auf dem Gebiet und habe Angst, dass ich irgendwie dabei gefühlsmäßig blockiere. […]
Erfahrung ist praktisch irrelevant. Worauf es vor allem ankommt, ist Entspanntheit, "Leichtigkeit", Offenheit, Vertrauen, Einfühlungsvermögen, also vor allem Dinge, die nichts, aber auch gar nichts mit Erfahrung zu tun haben.
anny1994 hat geschrieben:[…] aber ich habe Angst, dass ich niemals jemandem mit so viel Geduld finden werde.
Die gibt es, die Frage ist nur, wie Du sie kennen lernen bzw. sie Dich kennen lernen können.


Eremit
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Beitrag Mi., 18.01.2017, 14:01

Guter Einwurf von MariJane.


Eremit
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Beitrag Mi., 18.01.2017, 14:14

Was ich noch hinzufügen will: Es gibt viele Frauen, die Probleme damit haben, Gegenstände in ihren Körper einzuführen, kann unter dem Begriff "Body Horror" subsumiert werden. Muss auch nicht pathologische bzw. pathologisch relevante Ursachen haben.


Speechless
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Beitrag Mi., 18.01.2017, 14:14

Ein toller Artikel. Vor allem die zweite Expertenmeinung macht für mich absolut Sinn.


Eremit
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Beitrag Mi., 18.01.2017, 14:19

Wobei solche Ferndiagnosen natürlich mit Vorsicht zu genießen sind. Besonders seriös ist das nicht unbedingt.


MariJane
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Beitrag Mi., 18.01.2017, 14:26

Na klar, aber vielleicht kann die TE etwas für sich mitnehmen. Es war nur eine Idee, weil sie nur über Sex und Selbstbefriedigung schrieb... aber nirgends über Verliebtheit.

Und da bin ich dann ganz bei mir: Mich hat Sex erst interessiert, als ich das erste Mal verliebt war. Vollkommen unschuldige Verliebtheit und dann schlichte eine Neugierde darauf, was Sex eigentlich ist Was man nicht kennt, kann man ja irgendwie auch schlecht vermissen... Das waren so meine Gedanken, deshalb bin ich auf den Artikel gekommen.


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anny1994
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Beitrag Mi., 18.01.2017, 14:33

Danke für eure ganzen Antworten, das hat mir schon sehr weitergeholfen.
Habt ihr denn Ideen, wie ich diese Eigenschaft, mich ständig mit anderen zu vergleichen ändern könnte? Ich würde mich selbst gern akzeptieren und mehr in mir ruhen. Habe überlegt regelmäßig zu meditieren oder, immer wennn ein negativer Gedanke kommt, mir zu sagen, dass ich schnon gut so bin, wie ich bin. Habt ihr noch andere Ideen wie ich meine Situation verbessern könnte? Danke und liebe Grüße


MariJane
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Beitrag Mi., 18.01.2017, 14:37

Warst du denn schon mal verliebt? Interessiert mich jetzt einfach mal...


Eremit
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Beitrag Mi., 18.01.2017, 15:00

Sich mit anderen zu vergleichen ist per se nicht schlecht und durchaus auch sinnvoll. Wie man die "Rohdaten" interpretiert, darauf kommt es an.

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Carpincha
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Beitrag Mi., 18.01.2017, 17:55

Ich weiß nicht, ob dich das beruhigt, aber ich habe auch mehrere Versuche gebraucht, bis ich das mit den Tampons hinbekommen habe. Ich würde dir raten, das noch mal zu versuchen, denn die Dinger sind schon praktisch.

Was Selbstbefriedigung angeht, bin ich jetzt zwar nicht der Meinung, dass du das unbedingt tun musst, um "normal" zu sein, aber du fühlst dich ja offenbar nicht ganz wohl damit, keine Erfahrungen diesbezüglich zu haben. Von daher: Was spricht denn dagegen, es einfach mal auszuprobieren?

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Möbius
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Beitrag Mi., 18.01.2017, 19:36

Hallo anny,

ich zitiere nochmal das Startposting und habe einige Passagen hervorgehoben, die ich für wichtig halte:
anny1994 hat geschrieben:Hallo ihr Lieben,

(...)

Ich bin einfach nur extrem schüchtern was das andere Geschlecht angeht. Habe mich vor 2 Jahren mal mit einem Typ getroffen, den ich ganz nett fand. Aber als wir dann bei ihm Zuhause waren und er mich geküsst hat sind bei mir irgendwie die Alarmglocken an und ich habe total abgeblockt. Das Thema Sex hängt bei mir immer wie eine dunkle Wolke im Raum und ich habe das Gefühl, dass ich mich gar nicht richtig verlieben kann, weil ich oft direkt ein Unbehagen verspüre, wenn ich daran denke, Sex zu haben.

Das Thema Selbstbefriedigung hat bei mir nie eine Rolle gespielt, ich finde die Vorstellung an meinem eigenen Körper herumzuspielen irgendwie überhaupt nicht reizvoll. Als ich mit 13 meine Periode bekommen habe, fand ich die Vorstellung , mir einen Tampon einzuführen, nicht gerade schön und als ich es dann probiert habe, hat es auch nicht funktioniert. Es ist, als ob ich wie blockiert wäre. Das letzte Mal hab ich mit 18 erfolglos versucht, mir einen Tampon einzuführen, mit dem Ergebnis, dass ich total frustriert war und mich unnormal gefühlt habe und mich gefragt habe, ob ich irgendwie ein gestörtes Verhältnis zu meinem Körper habe. Seitdem habe ich es nichtmehr probiert, aus Angst, es könnte wieder nicht klappen.

Ich bin "da unten" auch noch nie auf Erkundungstour gegangen und kann mir einfach nicht vorstellen, dass ich Lust dabei empfinden könnte, mich selbst zu befriedigen. Ich habe regelrecht Angst davor, es auszuprobieren, weil ich Angst habe, dabei überhaupt nichts zu fühlen.

(...)

Wie ihr merkt zieht sich das Wort "Angst" durch den ganzen Beitrag und es geht sehr viel um hypothetische Sachen, die ja noch nichtmal passiert sind. Dennoch bestimmt das mein Leben sehr, ich habe permanent das Gefühl auf dem Gebiet Sexualität nicht normal zu sein und denke ständig über alles mögliche nach was in meinem Sexualleben noch nicht passiert ist und was noch passieren könnte und das macht mich wahnsinnig..

(...)

Ich kann ja nichtmal genau sagen, was mir solche Angst vor Sex bereitet...
Mit 23 Jahren noch nie Sex gehabt zu haben - das kommt vor. Ich war bei meinem ersten postpubertären Sex fast 26 gewesen. Allerdings hatte ich da seit langem Autoerotik betrieben.
Was mir bemerkenswert erscheint, ist nicht nur die Angst, sondern auch die Beschreibungen von Blockade, geblockt sein usw. in Situationen, die in irgendeiner Weise mit Sex zusammenhängen - und wenn es auch nur darum geht, sich einen Tampon einzuführen.

Das das "Thema Sex" wie "eine dunkele Wolke" über dem Leben schwebt, kann ich auch noch gut nachempfinden in meine Erinnerung an die Zeit Deines Alters.

Ich habe auch durchaus den Eindruck, daß der Druck auf die Menschen, Paarbeziehungen zugehen, größer geworden ist. In der Zeit, in der ich in Deinem Alter gewesen war (ich bin 1965 geboren) wurde ein "Single-Dasein" noch weitaus eher akzeptiert, als heutezutage.

Trotzdem fällt mir auch dieses Desinteresse am eigenen Körper auf - an der Vagina und ihrer Erkundung. Die Vagina mit äusseren und inneren Lippen, der Clitoris und der Scheide als Körperhöhlung ist ein recht komplexes Organ - der Penis ist da eher simpel.

Wenn ich einen weiblichen Körper hätte, ich wäre wohl absolut hingerissen von so einem Lust-Organ. Ich meine, dieses Organ vergleichsweise gut zu kennen - ich lebe seit ca. 25 Jahren promiskuitiv, hatte schätzungsweise 50-70 weibliche Sexualpartnerinnen/-Kontakte. Ich bin heute der Meinung, daß der Penis besser im Anus aufgehoben ist, und man(n) die Vagina besser mit Mund und Händen, evtl. auch toys liebkosen sollte, um ihr sexuelles Potential voll auszuschöpfen. Aber das sind subjektive Angelegenheiten.

Genitalsekrete sind im allgemeinen ein Zeichen sexueller Erregung - rein biologisch gesehen dienen sie der Erleichterung der Penetration und werden genau deswegen bei sexueller Erregung vermehrt ausgeschieden. Auch dieses Phänomen ist mir bekannt - ich konnte in meiner Jugend keine hellen Hosen tragen, weil meine Genitalsekrete sich dort unangenehm bemerkbar machen konnten. Mit dem Alter lässt das jedoch - insofern: gottseidank - nach.

Die starke Genitalsekretation kann also durchaus auch ein Indiz für eine sexuelle Erregung sein, die sich dem Bewußtsein jedoch nicht in gehöriger Weise mitteilen kann: durch den bewußt wahrgenommenen Wunsch, sich zumindest autoerotisch zu betätigen oder aber auf die Suche nach Sexualkontakten oder -partnern zu gehen.

(Fortsetzung folgt)

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Möbius
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Beitrag Mi., 18.01.2017, 19:38

Ich sehe diese Dinge durch die Brille eines psychoanalytischen Dilletanten - gegenüber newbies im Forum meine ich, das kundtun zu müssen. Ich habe mir selbst ab 2012 "aus gegebenem Anlass" die Psychoanalyse beigebracht und auf mich selbst recht erfolgreich angewendet: Ich bin in meiner Kindheit sehr nachhaltig sexuell mißbraucht worden - nicht nur, aber vor allem von den eigenen Eltern. Das war 40 Jahre lang verdrängt gewesen. Meine Eltern haben mich nach der "Mißbrauchsphase" jahrelang mißhandelt, um die von ihren selbst herbeigeführte Sexualisierung ihres Kindes wieder "zurückzuprügeln" - diese Sexualeinschüchterung hat bei mir eben auch sehr lange angehalten.

"Sexualeinschüchterungen" erlebt jedes Kind. Kinder sind entgegen der landläufigen Überzeugungen keineswegs asexuell - ihre Sexualität ist im Gegenteil eine sehr intensive. Sie wird von den Eltern und sonstigen Erziehungspersonen, wenn sie der Sexualbetätigung ihrer (anvertrauten) Kinder gewahr werden, zurückgedrängt - verboten und bestraft. Das ist auch richtig und sinnvoll, weil die Kinder ansonsten eine völlig unangemessene sexuelle Aktivität entfalten würden, die ein späteres Leben in der Gemeinschaft nahezu unmöglich machen würde. Diese "Sexualeinschüchterung" kann in einer liebevollen, verständnisvollen Art und Weise erfolgen - oder auch recht brutal. Es kann Körperstrafen gegeben haben, aber verbale Brutalitäten können noch viel schlimmere Folgen zeitigen, weil sie die Psyche viel härter treffen können, als Körperstrafen.

Für Frauen ergibt sich zudem eine geschlechtsspezifische Sexualeinschüchterung durch den "Penisneid-Komplex": wenn ein Mädchen zum ersten Mal einen errigierten Penis eines Mannes oder eines gleichaltrigen Knaben bewußt wahrnimmt, kann das zu einer Art "Minderwertigkeitskomplex" führen. Die Auswirkungen können soweit reichen, daß die davon betroffenen Mädchen ihre Sexualität völlig aufgeben - asexuell werden, oder wie man früher sagte: frigide. Das ist völlig irrational, lediglich der kindlichen Perspektive geschuldet: der Penis des Knaben - und erst recht: des Mannes - ist eben um ein vielfaches größer, als die Clitoris des Mädchens. Weil Kinder recht simpel denken, meinen sie, daß ein Mehr an Größe auch ein Mehr an Funktionalität ergeben würde. Tatsächlich ist genau das Gegenteil der Fall - siehe oben !

Die Wirkungen dieser Sexualeinschüchterungen sind die Sexualangst, die ich in den Zitaten aus dem Startposting hervorheben wollte. Die Sexualangst ist jedoch in der Regel überwindbar. "Geister verschwinden, wenn man Licht macht!" (Was ein Lieblingsspruch von mir ist.) Eine zunächst rein theoretische Befassung mit Sexualität kann sehr viel dazu beitragen, diese Sexualangst zu überwinden. Für mich ist der hierfür maßgebliche Text: "Drei Abhandlungen zur Sexualtheorie" Sigmund Freuds von 1905. Weil Freud bewußt populärwissenschaftlich geschrieben hatte, sind seine Texte heute noch für jederman lesbar, der über solides "Abiturwissen" verfügt.

Den Zugang zur Sexualität kann man sich bewußt erarbeiten - sinnvollerweise zuvörderst autoerotisch. Wenn das Eis erst einmal gebrochen sein wird, kann sich "der Rest" dann von selbst ergeben.
Sexualität hat - Sigmund Freud folgend - eine enorm wichtige Funktion für die Psychohygiene: sie baut innerpsychsiche Spannungen auf, die aus anderen - womöglich aussersexuellen - Gründen entstanden sind. Der Abbau dieser Spannungen ist auch autoerotisch möglich - wenn er auch autoerotisch unmöglich ist, drohen diese Spannungen pathogen zu werden - krankheitserregend.

Liebe Anny,

ich möchte Dir also nochmals ausdrücklich die Einladung ausprechen, Dich theoretisch mit dem "Thema Sexualität" auseinanderzusetzen - den meines Erachtens besten Text dazu habe ich schon benannt: Freuds "Drei Abhandlungen" - man kann sie online bei "Projekt Guttenberg" lesen, aber das gute alte Buch halt ich für zweckmässiger.

Gruß
Möbius

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Beitrag Do., 19.01.2017, 21:11

Liebe Anny
mach dir kein Stress - vielleicht hattest du ein negativ Erlebnis in der Kindheit ?

Hast du schon mal was über Tantra gehört ? der WEG zu dir selbst - wäre evtl. was für dich.

Ich habe eine Tantraausbildung gemacht und das hat mir mit 50 Jahren sehr gut getan - da geht es nicht um Sex es geht um Eigenliebe zu dir selbst....

Wenn du mehr dazu wissen möchtest - gerne

Herzlich Gina

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