Jetzt schon Angst vor Beerdigung meiner Oma

Hier können Sie sich über Belastungen durch eigene oder fremde schwere Erkrankungen, aber auch den Umgang mit Tod und Trauer austauschen.
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Hopefully28
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Jetzt schon Angst vor Beerdigung meiner Oma

Beitrag Fr., 22.08.2014, 20:57

Hallo ihr Lieben!

Ich hab dieses Forum entdeckt und hoffe, jemand von euch kann mir einen Tipp geben, oder zumindest nachvollziehen in welchem Zwiespalt ich gerade stecke...

Meine Oma war für mich seit ich denken kann mein "Lieblingsmensch". Ich bin mehr oder weniger von ihr aufgezogen worden (meine Mutter war halbtags berufstätig und ich wohnte mit Oma im gleichen Haus) und seit ich ein Kind war, waren wir mit einem unsichtbaren Band verbunden. Wir haben nie gestritten und uns einfach innigst geliebt...
Meine Eltern ließen sich scheiden, 3 Jahre nachdem mein Opa gestorben war und wir zogen alle aus. Ich zu meiner Mutter und mein Vater zu seiner Freundin. Meine Oma blieb allein... 17 Jahre lang!
Die Demenz kam schleichend viele Jahre nach unserem Auszug und vor 3 Jahren bekam sie eine 24-Stunden-Pflege. Sie war damals 79 Jahre alt, hatte nie Schmerzen, war gesund wie ein Pferd. Das einzige Problem war das "Vergessen"
Heuer im Jänner ging es ihr plötzlich schlecht und sie kam ins Krankenhaus. Diagnose: Lungenentzündung. Zufallsbefund: Nierenkrebs. Von der hochgradigen Demenz zu schweigen.
Sie erkannte niemanden mehr, irrte im Krankenhaus herum, wurde unrein... Trotz alledem, keine Schmerzen!
Vom Krankenhaus zu Hause war sie wieder einigermaßen klar. Das hielt nun ein paar Monate, bis vor ca 3 Wochen. Ihr Zustand verschlimmert sich zusehends, sie kann kein verständliches Wort mehr sagen, gibt nur gurgelnde Wortsilben von sich. Sie weiß nicht wo sie ist, wer bei ihr ist und was sie sieht. Die rechte Hand ist nicht mehr zu gebrauchen und seit heute vergisst sie sogar zu schlucken. Die Ärzte sagen, es sei letztendlich egal, warum sich ihre Motorik und ihr Sprachzentrum so dramatisch verschlechtert haben. Ob Metastasen oder Demenz, es führt beides zum Tod. Sie ist nun seit Mittwoch im Krankenhaus, obwohl sie nichts mehr für sie tun werden/können/wollen. Mein Vater versucht, sie am Montag nach Hause zu holen, damit sie nicht im Spital sterben muss...
Und dieser Gedanke bringt mich fast um... Ich weiß, sie hat nicht mehr lange. Vorige Woche hatte sie ihren 82. Geburtstag und wir haben alle drei nur noch geheult (Oma, Mama und ich) weil sie sagte, es wäre der letzte Geburtstag und wir werden sie nicht mehr besuchen kommen können... Sie spürt, dass sie gehen muss. Und dann geht auch ein Teil von mir.

Ich weiß nicht, wie ein Mensch sowas aushalten kann... Wie kann man mit dem Tod eines so nahestehenden Menschen umgehen?
Ich habe bereits jetzt Panik vor der Beerdigung. Ich weiß, es ist ein wichtiger Schritt für die Trauerarbeit und auch, um ihr die letzte Ehre zu erweisen. Aber allein der Gedanke, dass ich ihrem Sarg folgen muss und sehe, wie sie in das dunkle Loch runtergelassen wird, bricht mir das Herz.
Ich weiß nicht, wie ich das schaffen soll und bin verzweifelt.

Es ist jetzt leider etwas länger geworden, aber ich musste meine Trauer einfach niederschreiben.
Vl gibts ja jemanden da draußen, der von seinen Erfahrungen berichten will...

Vielen Dank für eure Antworten!
Liebe Grüße, Hopefully....

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feenstaub
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Beitrag Fr., 22.08.2014, 21:25

Hallo Hopefully,
ich glaube, es hilft etwas, die verbleibende Zeit so intensiv wie möglich zu nutzen.
Weißt du denn, wie deine Oma selbst zum Tod steht? Manche alte Menschen haben ja eine andere Einstellung zum Tod als junge Menschen. Sie haben ja ihr Leben gelebt.
Du wirst sie in deinem Herzen lebendig halten. Du bist ja irgendwie ein Teil von ihr durch eure Gene und auch durch alles andere, was sie dir mit auf deinen Weg gegeben hat.
Ich finde es sehr schön, dass durch meine Kinder und wenn ich mal Enkel habe durch sie, etwas von mir auf der Erde bleibt.
Wir haben vor zwei Monaten ein 15jähriges Mädchen beerdigt. Wenn ein lieber Mensch stirbt, darf man weinen und verzweifelt sein, es ist ein vollkommen richtiges Gefühl. Es ist ein schwieriger Weg, aber wirklich wichtig, um Abschied zu nehmen und dem Verstorbenen auf diesem letzten Weg zu begleiten.
Vielleicht hilft es dir auch, die Beerdigung mit zu planen. Dann hast du das noch für deine Oma getan und bist auch etwas vorbereiteter auf das, was da passiert.

Liebe Grüße,
feenstaub

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Hopefully28
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Beitrag Fr., 22.08.2014, 21:41

Hallo Feenstaub,

vielen Dank für deine tröstenden Worte!
Es tut mir sehr leid, dass du so einen jungen Menschen begleiten musstest Ich wünsch dir noch viel Kraft!

Meine Oma findet den Tod nicht so schlimm... Sie freut sich auf Opa, hat sie gesagt. Und ich freu mich für sie, wenn sie sich freut.
Ich bin grundsätzlich vom Leben nach dem Tod überzeugt und weiß, dass sie dort glücklich ist und es ihr gut geht.
Aber sie nicht mehr in meinem Leben zu haben, nicht mehr mit ihr sprechen zu können, sie nicht mehr zu sehen... Es ist für mich einfach gerade die Hölle auf Erden. Und das ist egoistisch, denn ich sollte sie loslassen und nicht an etwas festhalten wollen, was es nicht mehr gibt...

Weil du gemeint hast, die Zeit so intensiv wie möglich zu nutzen:
Noch ein schwieriges Kapitel... ich kann mit ihrer Krankheit nicht umgehen. Ich will es nicht wahrhaben, dass aus meiner "Superwoman", aus meinem Fels in der Brandung, ein absoluter Pflegefall geworden ist. Und das tut mir aus tiefstem Herzen leid...
Die Beerdigung mitplanen ist eine gute Idee. Danke für diesen Tipp!

Ich freu mich für dich, dass du es so siehst mit deinen Kindern. Ist sicher ein schönes Gefühl...

Vielen lieben Dank nochmal für deine Antwort!
Alles Liebe!

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feenstaub
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Beiträge: 487

Beitrag Fr., 22.08.2014, 21:55

die Krankheit nicht ertragen können, kenne ich auch. Als meine Mutter an Krebs erkrankt war, konnte ich auch nicht viel hingehen. Sie hat es aber Gottseidank überlebt. Und bei einer Oma konnte ich nicht zum Sterbebett gehen, weil ich kurz vorher die andere Oma begleitet hatte und es einfach zu viel war, so kurz hintereinander. Was du auch machst, ich denke, deine Oma wird es irgendwie emotional verstehen, weil sie dich liebt und auch nur dein Bestes will.
Ich habe nach dem Tod meines Vaters noch Jahre lang mit ihm gesprochen, und weil ich ihn so gut kannte, wusste ich immer was seine Antwort sein würde. Und manchmal hatte ich plötzlich sein Lachen im Ohr und das Gefühl, er ist irgendwie bei mir.
Vielen Dank für deine lieben Wünsche
ich wünsche dir auch viel Kraft und alles Gute für die kommende Zeit
feenstaub

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Tupsy71
[nicht mehr wegzudenken]
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Beiträge: 1248

Beitrag Fr., 22.08.2014, 23:55

Hi, ja Beerdigung mitgestalten finde ich auch eine gute Idee. So könntest du ihr so richtig die letzte Ehre erweisen. Frag doch mal welche Lieder sie mag. Ich hab bei einer nahen Bekannten, welche ich betreut hatte( nur einmal die Woche) Kirchenlieder vorgesungen(falls sie religiös ist) und bei einem hatte sie plötzlich paar Worte mitgesungen. Sie war auch schwer Demenz. Die Meisten Menschen bei denen es zu Ende geht bzw. die eben nach Hause gehen dürfen, wollen über diese Dinge reden nur die Jungen nicht, weil sie damit nicht umgehen können. Sprich mit ihr darüber, auch wenn sie nicht antwortet, es wird glaub ich auch dir helfen sie gehen zu lassen. Sie wird in deinem Herzen und Gedanken verankert bleiben. Verbringe Zeit mit ihr und verabschiede dich so Schritt für Schritt. Sorry, aber das sind halt nur meine Erfahrungen damit.
Alles Gute
Tupsy

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Christine_Walter
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Beitrag Sa., 23.08.2014, 18:38

es tut mir so leid!!! ich hatte auch eine mordsangst vor der beerdigung meines vaters, aber die war zwar schlimm, aber nicht so schlimm wie ich gedacht habe. und sie hätte ihm gefallen... plan sie mit- lieblingsblumen deiner oma, evtl. lieblingslied spielen etc., das hilft...

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