Mein Vater ist gestorben

Hier können Sie sich über Belastungen durch eigene oder fremde schwere Erkrankungen, aber auch den Umgang mit Tod und Trauer austauschen.
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micki987
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Mein Vater ist gestorben

Beitrag Sa., 18.04.2015, 21:56

Hallo

Ich muss jetzt einfach mal mein Herz ausschütten.
Mein Vater ist vor 6 Monaten plötzlich verstorben. Er war nicht krank. Es war ein ahortenanarissmar im bauch. Er war Mitte 60. Wir hatten ein super Verhältnis. Ich sehe immer das Bild vor mir,wie er im Krankenhaus im Bett liegt. Als ob er nur schlaft. Ich Frage mich öfters, warum gerade er. Das ist bestimmt egoistisch von mir. Im Moment weiss ich nicht wie ich damit fertig werden soll. Ich denke immer an ihm und versuche meine Gefühle vor meiner Familie zu verbergen. Ich habe nie gelernt über meine Gefühle zu sprechen. Ich trinke jeden Samstag Alkohol , was ich früher nie gemacht habe. Ich fühle mich einfach nur leer. Ich frage mich die ganze Zeit, gibt es was nach dem tod? Ich denke öfters über den Tod nach. Und ich richtig Angst vor dem Tod. Da ich ein Monat vor dem Tod von meinem Vater, fast selber bei einer leisten op gestorben wäre, weil meine Lunge kollabiert ist. Ich weiß nicht wie ich mit dem Tod von meinem Vater fertig werden soll.
Sorry das ich das hier geschrieben habe, aber das muste jetzt sein.

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BillieJane
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Beitrag Sa., 18.04.2015, 23:38

Hallo Micki.

Dein Vater hatte ein Aortenaneurysma, also die Hauptarterie im Bauchraum war krank und daran ist dein Vater verstorben.

Du beschreibst Gefühle zu deinem Vater, wie er so da lag im Krankenhaus, wie du versuchst deine Gefühle vor deiner Familie zu verbergen, wie du Alkohol trinkst....... Du versuchst auf deine Art und Weise mit diesem Erleben umzugehen.

Wir sind ein Gebilde von Zellen, Synapsen, Atomen und Molekülen welche sich hin und her Botenstoffe, Hormone und elektrischen Impulse schicken. Ja, wir sind ein sterbliches Zellgebilde. So ist das nun mal. Es gibt hormonelle Botenstoffe und Synapsenverbindungen im Gehirn welche uns so etwas wie Gefühle und Bindungen zu einander erlauben. Materiell gesehen sind wir jedoch ein Zellhaufen wo eine Bauchaorta platzt und da ist dann der Vater zu dem wir eine Bindung hatten tot und sein Dasein verändert sich für unsere Wahrnehmung.

Gibt es so etwas wie ein Leben nach dem Tod? Ich denke schon, denn wir sind Energie und unsere Bindungen und Beziehungen zueinander entstehen durch elektrische Impulse und Verbindungen. Alles Leben ist Energie und diese manifestiert sich im Zyklus des Lebens. Wenn jemand stirbt, dann wird diese Energie weiter gegeben, weil Atome und Moleküle weiter mit einander reagieren.

In diesem Sinne gibt es in unserem irdischen Kosmos so etwas wie eine physikalische Unsterblichkeit.

Doch diese "Sterblichkeit" ist ein Teil unseres irdischen - physikalischen Kreislaufs. Wir sind physikalische Materie welche wieder in Materie übergeht, ob eine Aorta platzt oder ein Herzmuskel abstirbt. Wir sind und bleiben Materie.

Das ist das irdische Leben auf diesem Planeten.

Dein Vater ist gestorben und auch du und ich und alle hier, wir werden alle sterben und in die Erde, der Luft, der Milchstraße oder einem Apfelbaum oder Grashalm als Atome und Moleküle.... weiter irgendwo umherschwirren. Das ist unsere Bestimmung.

Das ist kein Grund zu verzweifeln oder zu saufen. Dies kleine Teil dessen was wir hier und jetzt wahrnehmen ist einfach beschränkt. Wenn wir sterben.......sind wir eines der milliarden Anteile einer Galaxie im Universum.

Wir können nur die Augenblicke genießen die wir mit diesem jetzigen Bewusstsein haben.

Ich stelle gerade fest, dass ich dir etwas empathielos antworte. Es ist einfach so wie ich Leben, Geburt, Sterben sehe, etwas nüchtern, als Teil des Ganzen was uns unmittelbar und in aller Konsequenz umgibt undbetrifft. Wir haben in dieser Hülle nur einen kleinen Augenblick wo wir dieses Bewusstsein haben was uns lieben können, leiden können ermöglicht und dann gehen wir wieder auf als kleinste Teile in einem großen Ganzen über.

Mach nach deinen Möglichkeiten hier und jetzt das Beste draus.

Liebe Grüße, BillieJane

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BillieJane
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Beitrag So., 19.04.2015, 00:15

micki, ne Gute Zeit in diesem Leben kann auch bedeuten, diese gut zu nutzen indem man anderen Menschen hier und jetzt hilft, sich ihnen zuwendet so gut man kann und einen kleinen Beitrag gibt.

Es gibt so viele gemeinnützige Organisationen und Träger wo man sich eibringen kann.

Ich bin in einer Stelle tätig für Senioren die hilfebedürftig sind und keine Angehörige haben.

Es gibt so einiges wo man was weiter reichen kann, ne kleine Geste im Alltag......... Das was in diesem Leben so ein wenig etwas weiter geben kann an einer kleiner Hilfe oder Erleichterung für einen Menschen.

Da muss man auch kein idealer Mensch sein mit super, hyper empathischen Voraussetzungen, einfach da sein und präsent sein und auch mal ne Hand reichen wollen. Das Leben so wie wir es aus dieser Hülle her kennen und so schnell diese auch nicht mehr funktionsfähig ist.... ich finde, das sollte man schon irgendwie nach seinen Kräften nutzen.

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seestern1968
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Beitrag So., 19.04.2015, 18:27

Hallo Micki,

ich habe in den letzten Monaten auch zwei sehr liebe Menschen verloren, meinen Vater und meinen Exfreund. Ich weiß, wie einem der Tod seiner Liebsten den Boden unter den Füßen wegzieht. Man glaubt, nie wieder Freude empfinden zu können, fühlt sich nur noch wie ein halber Mensch, der von allem Schönen oder dem Alltag der anderen wie durch eine graue Glaswand getrennt ist.

So schwer das ist, aber man muss irgendwie durchhalten und darauf vertrauen, dass es irgendwann besser wird - auch wenn man seine Verstorbenen ein Leben lang vermissen wird. Mir gibt es Hoffnung, dass ich vor zehn Jahren am Tod meiner Oma, die für mich eine sehr wichtige Bezugsperson gewesen ist, auch fast zerbrochen bin - aber diese schlimme Zeit irgendwie überlebt habe. Meine Oma fehlt mir immer noch und ich denke noch oft an sie. Doch ich habe gelernt, das Leben trotzdem wieder schön zu finden. Ich vertraue darauf, dass es auch nach dem Tod meines Vaters und meines Exfreunds irgendwann wieder so kommen wird. Tiefe Trauer zu empfinden, wenn ein lieber Mensch verstorben ist, ist normal. Es ist ja schließlich etwas ganz Schlimmes passiert. Da kann man nicht so tun, als wäre nichts geschehen.

Mir hilft es, mit Freunden und Familie über meine Gefühle zu reden. Man lässt Kummer raus und spürt, dass es den anderen ähnlich geht. Das tröstet ein bisschen. Vielleicht traust Du Dich ja auch, Dich anderen zu öffnen, die Deinen Vater ebenfalls lieb hatten und um ihn trauern. Hast Du noch eine Mutter oder Geschwister?

Ich wünsche Dir ganz viel Kraft!
Seestern

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micki987
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Beitrag So., 26.04.2015, 09:56

Es gibt Tage, da geht es mir echt gut. Und dann gibt es Tage, da falle ich in ein tiefes loch. Wenn meine Kinder dann was wollen reagiere ich genervt und paule nur rum. Hinterher weiß ich teilweise gar nicht mehr was los war. Ich will es ja nicht, es passiert einfach. Ich hatte mit mein Vater nicht viel Kontakt. Aber die letzten eineinhalb Jahren hatten wir super Kontakt. Und dann musste er geh'n. Das finde ich unfair. Ich bin meiner Frau auch dankbar, das sie mich jedes mal auffängt. Im Moment ist wieder so eine Phase, wo ich glaube es läuft alles aus den Ruder.

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seestern1968
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Beitrag Mo., 27.04.2015, 17:53

Hallo Micki,

immerhin scheinst Du mit Deiner Frau über den Tod Deines Vaters reden zu können. Das ist schon mal viel wert! Lass Dich von ihr trösten und erkläre Deinen Kindern, warum Du zur Zeit oft so genervt reagierst. Reden hilft, mit der Trauer fertig zu werden, und es entsteht Nähe. Mir persönlich hilft es übrigens auch, meine Gedanken aufzuschreiben. Vielleicht erleichtert Dich das ja auch.

Ich wünsche Dir weiterhin viel Kraft!

Liebe Grüße
Seestern

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Nico
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Beitrag Mo., 27.04.2015, 19:14

micki987 hat geschrieben: Aber die letzten eineinhalb Jahren hatten wir super Kontakt. Und dann musste er geh'n. Das finde ich unfair. .
Unfair von was oder wem ?
Nicht das schwarze Schaf ist anders, sondern die weißen Schafe sind alle gleich ;)

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koralle1971
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Beitrag Mo., 27.04.2015, 19:35

Na ja, das sagt man doch so, wenn das Schicksal zu einem ungünstigen Zeitpunkt oder bei Menschen wie etwa einem Kind zuschlägt, Nico: Dass es nicht fair ist. Für Micki scheint eine gewisse Tragik darin zu liegen, dass die beiden sich gerade erst vor einem guten Jahr aneinander angenähert haben. Und nun ist sein Vater tot. So verstehe ich diesen Satz zumindest.

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Nico
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Beitrag Di., 28.04.2015, 04:54

Ich bin Optimist und glaube micki schafft es auch selbst zu antworten
Nicht das schwarze Schaf ist anders, sondern die weißen Schafe sind alle gleich ;)

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micki987
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Beitrag Sa., 16.05.2015, 18:39

Ich meine mit der Aussage,das ich es nicht verstehe, das er so plötzlich gestorben ist. Wir hatten die Jahre davor zwar Kontakt aber nicht so intensiv. Er war für mich nicht nur mein Vater sondern auch ein guter Kumpel. Und ich hätte ihn noch so viel zu erzählen gehabt. Und nun ist er einfach weg und kommt nicht wieder.

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che711
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Beitrag Di., 30.06.2015, 00:41

Hallo !
Mein Vater ist im November 2013 gestorben. Von dem Todesfall habe ich erst im Januar 2014 durch das Nachlassgericht erfahren. Komischerweise hatte niemand aus meiner Familie mich informiert, obwohl mein Bruder keine 30 Kilometer von mir entfernt wohnt. Zur Beerdigung wurde ich auch nicht eingeladen. Ich hatte keinen intensiven Kontakt mit meinen Eltern oder meinen Bruder, wir hatten aber keinen Streit.

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micki987
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Beitrag Sa., 29.08.2015, 23:12

Hallo che711
Das tut mir leid mit deinem Vater.
Bei mir war es anders, wir haben um 22.03 uhr ein Anruf von seiner Frau bekommen, das mein Vater zusammen gebrochen ist. Ich bin dann zu meiner Schwester gefahren und dann sind wir in die MHH gefahren. Da hat seine Frau auf uns gewartet. Wir sind dann auf die intensiv gebracht worden. Wo er dann in ein Zimmer lag mit gedämpften Licht. Als ich ihn dann da so liegen sah habe ich versucht mir ein zu reden das er nur schläft . So sah er auch aus. Als dann die Schwester mit seinen Sachen kam brach für mich eine Welt zusammen. Ich glaube ohne meine Frau und meine Kinder hätte ich die Zeit nicht überstanden.

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