Bauchspeicheldrüsenkrebs meiner Mutter

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ingwer75
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Bauchspeicheldrüsenkrebs meiner Mutter

Beitrag So., 31.01.2016, 10:03

Hallo!

Ich habe zwar in einem anderen Bereich das Thema angeschnitten, aber hier ist es doch an passender Ort und Stelle glaub ich.
Vor einigen Tagen habe ich erfahren, dass meine Pflegemutter Bauchspeicheldrüsenkrebs hat. Der Krebs hat gestreut, eine Operation macht keinen Sinn mehr, es wird auch keine Chemo mehr gemacht.
(Ich kam mit 13 Monaten in die Pflegefamilie damals.)
Gestern rief mich die leibliche Tochter an und sagte mir, dass meine Besuche meiner Mutter nicht gut tun. Wir müssen jetzt auf sie schauen, sie brauche Ruhe usw. usw. usw.
Ich solle sie nicht mehr jeden Tag besuchen oder anrufen....
Meine Traurigkeit ging gestern dann in unermessliche Wut über. Wut über alles und jeden. Vor allem empfinde ich auch meiner Mutter gegenüber Wut. Wenn sie meine Besuche wirklich runterziehen, sie das oder dies nicht möchte, dann soll sie es mir gefälligst selbst sagen! Zumindest jetzt wäre es endlich an der Zeit offen und ehrlich miteinander umzugehen würde ich meinen. Ich werde sie heute nicht besuchen. Ich denke und denke und denke..........was ich ich sagen soll, wenn ich sie wieder besuche. Ob ich ihr was sagen soll...ob es okay ist, da sie nur mehr kurze Zeit hat.............Wenigstens jetzt soll sie nicht wie ein harter Fels auf mich wirken. Aber ich möchte ihr auch selbst die Möglichkeit geben endlich Mensch zu sein.

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Nico
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Beitrag So., 31.01.2016, 10:10

Aus meiner Erfahrung ist es ein Trugschluss zu glauben, dass sich ein Mensch bei einer tödlichen Diagnose grundsätzlich ändert.
Erwarte von deiner Pflegemutter nichts was sie nicht auch vor ihrer Diagnose zu geben im Stande war.
Nicht das schwarze Schaf ist anders, sondern die weißen Schafe sind alle gleich ;)

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ingwer75
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Beitrag So., 31.01.2016, 10:27

Leider kam mir dieser Gedanke auch.

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Nico
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Beitrag So., 31.01.2016, 10:35

Schau mein Vater starb im März ebenfalls an Bauchspeicheldrüsenkrebs.
Ich hatte ein sehr gutes Verhältnis zu ihm und war in seinen letzten Monaten viel bei ihm.
Auch als er starb war ich als einziger bei ihm.
Ich hab eigentlich auch immer gehofft bzw. erwartet, dass da noch irgendetwas von ihm kommen wird, war aber nicht so und jetzt im Nachhinein muss ich sagen es ist auch logisch und stimmig wie es war.
Man macht sich da mMn falsche Vorstellungen.
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ingwer75
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Beitrag So., 31.01.2016, 16:23

Ja, die falschen Vorstellungen....so ist es Nico.
Vielleicht bin ich jetzt so wütend, da ich in den Tagen zuvor das Gefühl hatte, dass sich etwas verändert hätte ..oder ich glaubte es und nun fiel ich aus allen "Wolken" auf die Tatsachen zurück.
Wenn sie es früher, zuvor nie kannte/konnte, warum sollte es jetzt so sein - wohl nur ein Wunschdenken von mir, leider.

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Krang2
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Beitrag Mo., 01.02.2016, 20:01

Ich habe das hier gelesen, weil mein Vater ebenfalls an Bauchspeicheldrüsenkrebs verstarb. Wenn es die leibliche Tochter war, die diese Nachricht überbracht hat, ist es vielleicht ihre Interpretation (Konkurrenz?).
Jemanden angeblich psychisch schonen zu wollen, der bald sterben wird, halte ich für heuchlerisch. Kurz vor dem Tod ist doch die letzte Gelegenheit, Ungesagtes loszuwerden, Mißverständnisse ins Reine zu bringen u.ä., sonst bleiben hinterher noch mehr Fragen offen.

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Beitrag Di., 02.02.2016, 09:38

Ja Krang2, das war eigentlich mein Grundgedanke und mein Grundbedürfnis. Ich habe meine Pflegemutter aber seit dem Telefonat nicht mehr besucht. Auch meine beste Freundin meinte, dass die leibliche Tochter im Grunde eifersüchtig ist ... ich kann es nicht beurteilen. Mir ist jedoch klar, dass meine Pflegemutter der leiblichen Tochter von meinen Besuchen berichtet hat und alleine das finde ich nicht richtig. (also mit Details) Ich versuche ein halbwegs normales, neutrales Gefühl zu bekommen, ehe ich sie wieder besuche. Im Grunde ist,wird alles falsch sein,was ich sage. Meiner Mutter, meiner Schwester oder mir selbst gegenüber.

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2face
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Beitrag Sa., 06.02.2016, 13:45

Sie hat Angst, dass du ihr die Zeit mit der Mutter weg nimmst.

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Krang2
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Beitrag Mo., 08.02.2016, 15:50

@ingwer75, vielleicht hilft es, wenn du dir vor dem nächsten Besuch das aufschreibst, was du mitteilen und fragen möchtest, auch deine Motive und Befürchtungen. Z.B. damit anfangen, warum es dir wichtig war, noch einmal zu kommen. Oder deine Pflegemutter direkt fragen, ob deine Besuche von ihr erwünscht sind oder nicht.

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ingwer75
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Beitrag Mi., 10.02.2016, 18:05

Hallo, grüß euch!

Habe heute meine Pflegemutter besucht. Meine Stiefschwester hat mich gestern angerufen und von sich aus gesagt, dass ich meine Pflegemutter mal anrufen soll oder einfach vorbeikommen soll. Meine Stiefschwester hat meine Pflegemutter nun zur Pflege bei sich. Ich glaube - so schwer es mir auch gefallen ist - es war richtig diese Tage abzuwarten. Immerhin hat meine Stiefschwester mich sogar mit meiner Pflegemutter alleine gelassen. Es war nur ein kurzer Besuch, denn meine Pflegemutter ist rasch müde geworden und ich fragte von mich aus, ob sie sich hinlegen wolle. Sie bedankte sich bei mir und ich solle alle liebe Grüße ausrichten.
Ich habe es geschafft nicht zu weinen als ich bei ihr war. Es hat mir einen Stich im Herzen gegeben als ich sie mit hängendem Kopf auf dem Bett sitzen sah und sie wieder zu mir sagte, dass sie eh immer zum Arzt gegangen ist. Puh, es ist alles so schwer. Tage, Wochen, vielleicht Monate ....

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Nico
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Beitrag Mi., 10.02.2016, 18:44

Eher unwahrscheinlich, dass es noch Monate dauert.
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ingwer75
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Beitrag Di., 16.02.2016, 09:31

Wahrlich.......meine Mutter ist am Valentinstag verstorben. Einen Tag vorher habe ich sie noch mit meinen kids besucht und bin sehr froh darüber. Vor allem für meine Tochter, denn sie hatte ihre Oma schon einige Tage nicht gesehen und sie fragte sie nach ihrem Zeugnis. Obwohl meine Mutter völlig kraftlos am Bette hing. Dafür bin ich ihr dankbar, denn für meine Tochter ist dies eine letzte, liebe Anerkennung für sie.
Ich selbst kann es noch immer nicht fassen, dass sich ein Mensch in so kurzer Zeit von einem Arbeitsvieh und Fels in der Brandung zu so nem armen, schwachen, dünnen Geschöpf entwickeln konnte.
Die Beerdigung ist am Freitag.
Es wird halt seine Zeit brauchen und die Tage werde unterschiedlich vergehen....

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Nico
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Beitrag Di., 16.02.2016, 09:43

Gut das es letzlich doch noch eine halbwegs runde Sache wurde, das wird dir in der jetzt auf dich zukommenden Zeit sicherlich etwas helfen.
Nicht das schwarze Schaf ist anders, sondern die weißen Schafe sind alle gleich ;)

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ingwer75
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Beitrag Di., 16.02.2016, 10:02

Ja, das stimmt. Ich bin sehr froh, dass es kein ganz offenes Ende mit Wut und Verzweiflung gab. Zwar hat meine Mutter die Nähe nicht zugelassen, die ich mir gewünscht hätte.....aber es ging ja nicht um mich und es waren nur meine Wünsche.

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doppelgängerin
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Beitrag Di., 16.02.2016, 10:05

Liebe ingwer,

es tut mir sehr leid, dass Deine Mutter verstorben ist. Gut, dass ihr gut Abschied nehmen konntet.
Ich wünsche Dir Zeit zum Trauern und zum innerlichen Abschiednehmen. Und ich wünsche Dir Kraft und Frieden für die nächste Zeit!
Alles Gute!

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