Anonyme Alkoholiker / Anonyme Esssüchtige?

Fragen und Gedanken rund um Spiritualität und Religionen, alternative Behandlungsmethoden, den üppigen Garten sonstiger "Therapie"-Formen, Esoterik ... und ihre Berührungspunkte mit Psychotherapie bzw. psychologischen Problemen.
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bonny12367
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Anonyme Alkoholiker / Anonyme Esssüchtige?

Beitrag Fr., 03.07.2015, 07:11

Hallo,

mich würde mal interessieren, ob jemand bereits Erfahrungen hat mit den Anonymen Esssüchtigen bzw. mit der Methode der 12 Schritte?

LG bonny

(Hinweis Admin: verschoben, da es sich dabei um keine anerkannte psychotherapeutische Methode handelt.)

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Ambi14
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Beitrag Fr., 03.07.2015, 13:49

Hallo bonny,

nein ich habe selbst keine Erfahrungen mit einer solchen Gruppe gemacht.
Bin aber mal bei der Recherche bezüglich ganz anderer Themen auf deutliche Warnungen über diese 12-Schritte-Gruppen, dort sogar auch als Sekten bezeichnet, gestolpert.

Die z.B. keinererlei Missbrauch anerkennen als Ursachen für manche Probleme oder Störungen, eher von eigener Schuld bzw. Schuld einer höheren Macht reden.
Und man sich deshalb letzten Endes Gott als die höchste und rettende Macht hingeben solle, allen anderen verzeihen müsse (auch Tätern) usw.
Die Methodik kann stark retraumatisierend sein.
Soweit ich es in Erinnerung habe. Von daher habe ich diese Methoden für mich eher unter "spiritueller Gehirnwäsche" abgespeichert.

Meinen damals gefundene Bericht kann man derzeit nicht verlinken. Aber ich habe bei der Suche danach diese Seiten entdeckt:

https://blog.psiram.com/2010/08/anonyme ... s-abseits/

http://12schrittefrei.de/

Letztere ist auf der ersten Seite, einem Blog, verlinkt.
Dass es eine 12-Schritte-"Frei"-Seite gibt, wäre für mich ein weiterer Warnhinweis, das Ganze sehr kritisch zu hinterfragen!

Edit: Lese gerade selbst noch etwas auf dieser Seite:
http://12schrittefrei.de/article.php?mo ... gerFAA.htm

Das klingt für mich auch sehr abschreckend.


Hast du denn ansonsten schon andere Dinge ausprobiert oder in Anspruch genommen?
Evtl. eine gezielte therapeutische Unterstützung?

Alles Gute dir und viel Erfolg bei der Suche nach wirksamer Hilfe,

Ambi.
Zuletzt geändert von Ambi14 am Fr., 03.07.2015, 13:57, insgesamt 1-mal geändert.

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ENA
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Beitrag Fr., 03.07.2015, 13:55

Die 12-Schritte-Gruppen sind KEINE Sekte und betreiben auch keine Gehirnwäsche! Niemand muss Geld dafür zahlen, dass er hingeht. Niemand wird gezwungen, zu kommen. Niemand wird davon abgehalten zu gehen. Niemand wird gezwungen, etwas zu sagen.
Es werden in der Regel keine Tipps gegeben, sondern man kann reden. Wenn es einem nicht gut tut, kann man gehen!

...und wegen der Verschiebung, nur zur Ergänzung (ich weiß nicht, wo es vorher stand): Die 12-Schritte-Gruppen sind Selbsthilfegruppen und keine Therapiemethode.

Ich könnte jetzt auch Pro-12-Schritte-Gruppen-Links senden, Berichte von Gruppen und Berichte von Leuten aus 12-Schritte-Kliniken. Das hätte aber in etwa den selben Effekt, wie wenn es um das Thema Therapie, Analyse, Medikamente, etc. an sich geht. Wenn man will, findet man Pro-Seiten. Wenn man will, findet man Contra-Seiten. Wie überall.


Ambi14
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Beitrag Fr., 03.07.2015, 14:33

Hallo ENA,

ich wollte hier gar nicht etwas verteufeln, das ich persönlich nicht kenne.
Hast du denn persönliche positive Erfahrungen mit so einer Gruppe gemacht?

Ich finde die Formulierungen dieser 12 Schritte aber schon bedenklich. So ganz "nüchtern" betrachtet.

Weil eben von einer "höheren Macht" gesprochen wird, also Gott, die einzig und allein helfen kann.
Warum wird dort abgeschlagen, dass ich auch selbst in mir genug Kraft und auch Lebens-Sinn finden kann, ohne das Sich-Ergeben oder Unterordnen einer höheren Macht?

Dann dieser 6. Schritt:
"Wir waren völlig bereit, all diese Charakterfehler von Gott beseitigen zu lassen."

Charakterfehler?! Finde ich eine harte Formulierung für Symptome, die oftmals Traumafolgeschäden sind.

Weiter geht es mit Schritt 7:
"Demütig baten wir Ihn, unsere Mängel von uns zu nehmen."


Nichts desto trotz haben diese Selbsthilfegruppen auch vielen Menschen geholfen, sind sie ja auch erst einmal ein Auffangen, ermöglichen den Austausch unter Menschen mit denselben Problemen. Dass man nicht mehr alleine mit den Problemen da steht. Ist ja auch einleitend im Blog-Artikel erwähnt: "...und haben durchaus Menschen zu einem neuen, einem trockenen Leben verholfen".
Von daher wird es ganz sicher auch die Pro-Seiten und Pro-Kommentare geben.


Klar, die Gruppen selbst distanzieren sich sehr vehement von den Vorwürfen, eine Sekte zu sein.

Trotzdem würden mir schon die Formulierungen der 12 Schritte ausreichen, um Abstand davon zu nehmen.
Das hat für mich zu viel mit Demut und Unterordnung zu tun. Und an eine höhrere Macht könnte ich dabei auch nicht glauben.

Das ist halt meine persönliche Einstellung.


LG Ambi

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Ambi14
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Beitrag Fr., 03.07.2015, 15:27

Vielleicht einfach auch noch mal bei Wiki lesen?:

https://de.wikipedia.org/wiki/Zw%C3%B6l ... e-Programm

Das fasst doch alles scheinbar recht neutral zusammen.

Dort steht auch, dass sich die Gruppen alle selbst organisieren. Daher kann ich mir vorstellen, dass es dadurch auch zu sehr unterschiedlichen Teilnehmer-Konstellationen und -Dynamiken kommen kann.
Auch, was die "Strenge" im Umgang mit Demut und Glaube an die höhere Macht angeht. Wie viele sich evtl. einem "Sponsor" anvertrauen etc.

Aber allein das wäre mir als Bestandteil der Treffen persönlich schon zu viel:
"Vorlesen von Präambel, Zwölf Schritten und Zwölf Traditionen; gemeinsames Sprechen des Gelassenheitsgebets."

Eben weil ich die Formulierungen der 12 Schritte nicht gut finde.

Naja, das muss jeder selbst für sich entscheiden. Religion und Spiritualität sind sicherlich für viele schon ein Ausweg aus Süchten und anderen Problemen gewesen, oder sind es auch aktuell.
Und für manch andere aber leider auch der Schritt in Gehirnwäsche und Sektenleben.
Weil die Übergänge doch auch oft fließend sind, nicht einfach erkennbar.


Für Steve Hassan, einen sehr bekannten Sektenaussteiger, sind die Anonymen XYZ Gruppen und deren 12-Schritte-Programm z.B. eine Sekte.
Seine Erfahrungen und Kenntnisse beziehen sich allerdings auch auf die Gruppen der USA.

Bei Wikipedia wird geschrieben, dass die Gruppen sich keiner Religion, Sekte oder Partei angehörig fühlen.
Das formulieren sie allerdings auch selbst so.


Aber auch das liest man bei Wiki:
"Die Arbeit in den Schritten ist eine Empfehlung. Es wird aber in der Literatur klar darauf hingewiesen, dass eine „Genesung, die nicht nur die Symptome bekämpft“, ohne das „Leben in den Schritten“ kaum möglich ist. Sie ist keine Bedingung für die Mitgliedschaft. Die Teilnahme an Meetings steht auch Menschen offen, die sich (noch) nicht nach den Schritten richten wollen. Im Prinzip gibt es nur eine geistige/ideelle Mitgliedschaft, für die sich die Person selbst entscheidet. Es widerspricht sich, „Mitglied“ in einer 12-Schritte-Gruppe sein zu wollen und den Inhalt der Schritte kategorisch abzulehnen.

Bei einer anfänglichen Ablehnung der Schritte kommt es oft zur Akzeptanz im Laufe der Zeit."


Gerade der letzte Satz geht für mich eben in Richtung Gehirnwäsche, bzw. auch Sekte, ebenso das immer sich wiederholende Lesen der Schritte, dieses Gelassenheitsgebet...

Wäre einfach nicht meins.
Und ist aber vielleicht auch von Gruppe zu Gruppe ganz unterschiedlich. Das kann ich nicht beurteilen.

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ENA
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Beitrag Fr., 03.07.2015, 16:43

Ambi, ich habe grade weder Zeit noch Energie auf Alles einzugehen.

Die TE hat nach Erfahrungen mit diesen Gruppen gefragt. Du hast keine, schreibst von dem, was Du irgendwo gelesen hast. Ich habe welche, wenn auch nicht mit der Gruppe für Essgestörte. Wenn ich von dem schreibe, was ich weiß, schreibe ich von dem, wie ich es erlebt habe und von dem, was ich gelesen und gehört habe. Das ist keine allgemeingültige Erfahrung, die für alle zutreffen kann, genauso wenig, wie die Erfahrung mit Medikamenten, Psychotherapie, Analyse, Fallschirmspringen, Cocktailbar XY,...auf alle zutreffen wird.

...und eben weil Deine Angaben auf keine praktischen Erfahrungen beruhen und Du in Deiner Warnung drastisch klingst (Sekte, spirituelle Gehirnwäsche,...), finde ich es bedenklich, so krass aufzutreten. Das allein ist der Grund, warum ich mich hier zu Wort gemeldet habe.

Soll doch jeder seine Erfahrungen mit den A-Gruppen machen, der will. Es ist auch nichts gegen positive und negative Erfahrungen hier zu schreiben, einzuwenden. Du nutzt aber aus meiner Sicht ziemlich krasse Worte für etwas, was Du nicht mal praktisch kennst.
...und selbst wenn: Ein "mir hat es nicht gut getan, wirkte auf mich spirituell, die Formulierungen waren nicht meins",...ist etwas Anderes, als eine Jahrzehnte alte Form der Selbsthilfegruppen als Sekte gleich zu setzen (auf Grund ein paar Beiträge, die man irgendwo im Internet gelesen hat,...und wie gesagt, es gibt auch viele, die es positiv beschreiben) und von "spiritueller Gehirnwäsche" zu schreiben.

Selbst wenn es nach solchen Worten heißen würde „Man selber soll seine Erfahrungen machen“: ein mulmiges Gefühl, das nicht frei ist, um neutral zu gucken, ob es etwas für einen ist“, kann eine solche Wortwahl schon hinterlassen. Darum habe ich mich eingeschaltet.
Nicht, weil ich sage, die 12-Schritte-Gruppe sind super und sind für alle, sondern um die 12-Schritte-Gruppen aus dieser einen Ecke „rauszuholen“, in die sie mit solchen Begriffen gedrängt werden. „Sekte, spirituelle Gehirnwäsche, sex. Missbrauch wird nicht als Grund für Probleme im hier und jetzt angesehen, man soll dem Täter verzeihen,…“ . Etc. Mal abgesehen davon, dass es hier gar nicht um eine Gruppe für Menschen handelt, die von sex. Missbrauch betroffen sind, sondern für eine Gruppe für Essgestörte. …und ja, jemand mit Essstörung kann davon betroffen sein, muss aber nicht. Wieso dann gleich das Thema auf Missbrauch kommt?
Ich jedenfalls habe nicht erlebt, dass jemand in eine Ecke gedrängt wurde, einem einen Grund für seine Probleme abgesprochen wurde. Im Gegenteil. Es werden in der Regel keine Tipps, keine Ratschläge gegeben. Gut, mag von Gruppe zu Gruppe unterschiedlich sein. Man wird auch nicht gezwungen, vom Auslöser seiner Probleme zu sprechen.
Ich kenne es nur so, dass jeder das Programm für sich selber anwendet. Entweder erzählst Du davon in der Gruppe, oder nicht.

Was man von den Schritten und den Formulierungen halten mag, ist eine eigene Sache.
Die Ursprungsgruppe „Anonyme Alkoholiker“ (verdeutscht) stammt aus den USA, Mitte der 1930-er Jahre. Bitte, hier dann auch mal ein Link: https://de.wikipedia.org/wiki/Anonyme_Alkoholiker .
Mir selber war die Formulierung der 12-Schritte auch zu starr, aber vielen hat genau das geholfen.
Zum Begriff „höhere Macht“: Dieser ist dafür da, um sich eben nicht für alles total fertig zu machen. Für viele war es auch ein Halt und Auslegungssache, ob damit nun Gott, Natur, das Universum, eine unsichtbare Kraft,…gemeint ist.
Es mag von Gruppe zu Gruppe, von Mensch zu Mensch anders sein, aber ich habe erlebt, dass jeder für sich selber finden kann, als was er dieses definiert.
Vielleicht muss man auch einfach sehen, dass die ganzen anderen Gruppen (für Essgestörte, Abhängige von illegalen Drogen, Beziehungsabhängigen,…) später weiter entwickelt wurden und die Gründung lange her ist. Ich weiß, dass der Vergleich nur in Ansätzen passt, aber Tai Chi z.B. ist heute und hier in der westlichen Welt auch nicht mehr das, als was die Familien damals in China entwickelt haben. Es gibt soviele Einflüsse, bei verschiedenen Methoden…und je mehr Einflüsse, desto weiter weg vom Ursprünglichen.

Die Gruppen organisieren sich selbst, bedeutet die Raumsuche, einen Ansprechpartner bilden, Termine bekannt, geben, etc. . Wenn Du nicht kommst, dann kommst Du nicht. Es wird niemand gezwungen. Es gibt keine offizielle Teilnehmerliste (da anonym).

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ENA
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Beitrag Fr., 03.07.2015, 16:49

Ein Sponsor ist nichts anderes, als jemand, der Dir am Anfang bei den Schritten behilflich ist, jemand, der schon weiter im Genesungsprozess ist, sicherer ist, etc. . Jemanden zu helfen kann gut tun und hilft dabei, sich nicht nur auf sich zu fokussieren. Jemanden helfen, bringt Kontakt. …Etwas, was manche Alkoholabhängige (Ursprung AA) nicht mehr haben, wenn sich „alles“ um den Alkohol dreht, Familie, Freunde, Arbeit,…weg sind, es darum geht, wo man den Alkohol her bekommt (Was leichter und weniger neue Gefahr birgt, als illegale Drogen, z.B. ). Du kannst Dir einen Sponsor holen (jemand in der Gruppe fragen, ob man ihn bei Fragen mal anrufen kann“) oder es auch sein lassen. Sponsor hat nichts mit Geld zu tun, falls jetzt der Gedanke aufkommt.
Charakterfehler: Ein Begriff, der auch nicht meiner ist und den ich so auch nicht angenommen habe. Du kannst ihn als Schwäche, Problem, Schwierigkeit…oder sonst was auslegen. Ich habe nicht erlebt, dass ich einen Begriff annehmen muss.
Demut: Anzuerkennen, dass man eben nicht alles kann. Den Mut, auch mal Hilfe anzunehmen.
Was nicht bedeutet, dass jemand einen alles abnehmen kann und soll.
Verzeihen: Was glaubst Du, wieviele Familien zu Bruch gegangen sind, durch jemanden, der Alkohol trinkt, jeden Monat das Gehalt einer Familie verspielt, etc?
…und damit will ich nicht sagen, dass diese Person alles Schuld ist. Auch diese Person hat Gründe, eine Geschichte. …und dennoch kann man (extrem gesagt) nicht alles darauf schieben, dass man halt krank ist, dass da halt Alkohol in der Nähe der Kasse stand, dass man einen Posteinwurf von einem Lottounternehmen im Briefkasten hatte, etc. .
An diesem Punkt muss man eben differenzieren: An welchem Punkt habe ich meine Anteile? An welchem Punkt andere? Kann ich vielleicht auch mal „Tut mir leid“ sagen, weil mein Verhalten (Trinken, Spielen,…) anderen geschadet hat (in dem Fall meistens Kindern) oder sehe ich nur, dass ich nichts dafür kann, weil ich trinke, das Geld der Familie verspiele, ich selber keine gute Kindheit hatte, etc. .

Sollte jemand in einer Gruppe behaupten, dass man selber Schuld daran ist, was einem wiederfahren ist (Gewalt, z.B.), dann fände auch ich das ziemlich schräg. Man kann nicht für alles was, aber man kann gucken, was man heute machen kann und nur weil man geschlagen wurde, muss man nicht andere schlagen.
…und auch der von dem man früher als Kind geschlagen wurde, hat eine Geschichte. Das bedeutet aber nicht, dass man die Tat ansich verzeiht. (Verstehen vs. Verzeihen)
Würde so etwas in so einer Gruppe aufkommen, wäre das ziemlich schräg und auch ich würde gehen.
Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass das Sinn der Gründer damals gewesen wäre.
Ich selber kenne nur Gruppen, wo man so ziemlich gelassen wird, einem nichts aufgedrückt wird, etc. . Jeder macht das Programm für sich selber. Es gibt keine Rückmeldungen. Man lernt durch das Gehörte, Gelesene, Ausgesprochene.
Überall gibt es „schwarze Schafe“. Auch in Therapie. Vielleicht ist es mit manchen Dingen so, wie mit diesen Hotelbewertungen: Einer hat sich geärgert und schreibt in sämtlichen Portalen, wie schlimm es war. Das verbreitet sich weiter, etc. .

Ich hab jetzt mehr geschrieben, als ich eigentlich wollte. Ich werde mich an diesem Thread nicht weiter beteiligen, wünsche der TE aber eine Menge an Rückmeldungen von Leuten, die die 12-Schritte-Gruppen wirklich erlebt haben, insbesondere die für Leute mit Essstörungen.
Manche machen gute Erfahrungen, andere weniger. Es macht wohl Sinn, einfach für sich zu gucken, was einem gut tut. Wenn die Freiheit zur Auslegung einer Sache (Begriffe, z.B.) da ist und die Freiheit zu kommen und zu gehen, wenn man nicht belabert wird oder beschuldigt wird, ein Programm nicht richtig zu machen,…dann ist es etwas Anderes, als wenn man in eine Ecke gedrängt wird, man gesagt bekommt, wie man denken soll, etc. .
Ich habe die A-Gruppen so nicht erlebt. Sollten manche Gruppen so sein, dann läuft da was schief.
...und wenn was schief läuft, kann es an einem Programm liegen, an den Menschen, die da sind (dann: Gruppe wechseln, wenn das Programm an sich stimmt), oder an anderen Dingen.


Ambi14
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Beitrag Sa., 04.07.2015, 01:38

Hallo ENA,

warnen wollte ich tatsächlich, da es ja auch nicht so gute Erfahrungen zu geben scheint. Sicher - wie überall - da hast du recht.
Und eigene Erfahrungen habe ich ja tatsächlich nicht.


Den Sponsoren habe ich auch nicht mit Geld in Verbindung gebracht, dessen Rolle ist ja auch auf der Wiki-Seite erklärt.

Der 2. Link der genannten Seite bezieht sich auch auf Erfahrungen von jemandem mit einer Essstörung. Und die waren für die Schreiberin leider nicht sehr positiv.
Das kann natürlich an ihrer Gruppe gelegen haben, und ist sicher nur ein Beispiel unter etlichen Erfahrungen, ob positiv oder negativ.


Und das weiß ich selbst - überall gibt es schwarze Schafe und ebenso den Menschen gut gesonnene und hilfreiche Wesen.

Freut mich, dass du selbst positive Erfahrungen machen konntest. Und die möchte ich dir keinesfalls abstreiten.


Die TE habe ich keineswegs selbst mit Missbrauch in Verbindung gebracht. Das war sicherlich blöd oder nicht ausreichend formuliert.
Ich selbst bin nur zum ersten Mal auf diese 12 Schritte aufmerksam geworden, als ich zum Thema Missbrauch im Netz recherchiert habe.
Auf einer Seite eines Missbrauchs-Opfers, das leider auch nicht so gute Erfahrungen durch dieses Programm gemacht hat, da es dadurch retraumatisiert wurde. Weil es seinen Tätern eben auf jeden Fall vergeben sollte. Und nicht nur verstehen.

Aber das hat tatsächlich nun nichts mit der Essstörung zu tun, die hier Thema ist.


Was du bezüglich Demut, Reue, Entschuldigungen, um Verzeihung bitten etc. gg.über den eigenen Opfern bzw. den unter den durch einen selbst Leidenden schreibst, sehe ich genauso.
Und keinesfalls sehe ich eigene negative Erfahrungen in der Kindheit als Entschuldigung für selbiges Handeln als Erwachsener an.


Ja, ich fände es auch gut, wenn hier noch Berichte zu eigenen Erfahrungen kommen.
Und bin gespannt.

Ich beharre grundsätzlich auch nicht unbedingt auf meiner Meinung. Wollte hier nur meine Skepsis oder auch Vorsicht einbringen, weil mir das ganze Thema wie gesagt mal eher zufällig begegnet ist. Und da dann im negativen Kontext, weshalb meine Formulierungen sicherlich krass ausgefallen sind.

Und klar liest man im Netz eher von den Extremen. Die aber leider "auch" vorkommen. Sicherlich neben Gruppen, die sich weiterentwickelt haben, hilfreich sind.

Ich selbst würde mich aber nicht auf eine so spirituelle Ebene einlassen wollen. Aber das muss tatsächlich jeder selbst entscheiden.

Und so denke ich ja auch aus meinem jetzigen Erleben und Empfinden heraus.
Wer weiß, was ich denken oder tun würde, wenn ich selbst in einer ganz anderen Lage wäre, Hilfe bei solchen Problematiken bräuchte.

Wollte hier auch niemandem auf die Füße treten.

LG Ambi

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sonnenschein1511
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Beitrag So., 05.07.2015, 10:09

Hallo!

warum probierst du es nicht aus?ich kenn positive wie negative Meinungen.aber ich denk,dass es nicht nur auf d 12 Schritte ankommt,sondern v.a. auf d Menschen dort!ist Sympathie vorhanden?

wenn ich nur etwas mehr Mut und Motivation hätte,würde ich auch mal hingehen...

LG


stadtwolf
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Beitrag So., 05.07.2015, 15:26

Die Diskussionen über die 12-Schritte-Gruppen werden nie enden.
So wie alle anderen Wege handelt es sich nur um Lebens-und Problembewältigungsversuche.
Das größte Problem aus meiner Sicht besteht darin die eigenen, oder, noch skuriller, die Erfahrungen von anderen
in "gut" und "schlecht" einzuteilen und davon allgemeingültige Regeln abzuleiten.
Ich bin seit 1993 bei den Anonymen Alkoholikern und kenne auch viele andere 12-Schritte-Gruppen.
Aber das heißt noch lange nicht daß ich die Kompetenz habe diese Gruppen als Wundermittel anzupreisen oder
sie als die erfolgversprechendste Methode zu bezeichnen.
Was mir über Jahrzehnte geholfen hat ist für viele andere ein rotes Tuch.
Das liegt eben in der menschlichen Natur.
Es gibt 1000 Wege aus der Sucht oder aus anderen Problemen, es gibt kein Universalmittel, es gibt nur
die Möglichkeit zu suchen und zu versuchen. Ohne Garantie auf Erfolg.
Für mich persönlich ist die totale Freiheit der wichtigste Faktor für Heilung und Weiterentwicklung.
Nur dort wo mir niemand seine Weisheiten in Form von Belehrungen aufs Auge drückt kann ich wachsen.
Persönliche Erfahrungsberichte sind äußerst hilfreich für mich. Ohne generelle Postulate.
Das habe ich bis jetzt nur bei AA gefunden, auch wenn das nie zu 100% funktioniert.
Hauptsächlich deshalb bin ich dort. Die 12 Schritte sind oft hilfreich, trotzdem sind sie für mich eher
nebensächlich und ganz bestimmt nicht der Hauptgrund meiner langjährigen Freiheit von Alk und Drogen.
Aber meine Erfahrung hat auch gezeigt daß nicht jedem diese Freiheit so wichtig ist wie mir.
Ich verstehe das auch gut. Es ist ganz bestimmt erleichternd jemand zu finden der weiß wie's geht und der
immer gleich eine kleine Anleitung aus dem Hut zaubert wenns Probleme gibt.
Daß das nur Show und Theater ist spielt ja grundsätzlich keine Rolle so lange es gelingt in der Illusion
zu bleiben.
Mir gelingt das nicht, ich möchte in der Wirklichkeit leben und mich dem stellen was kommt.
Ich versuche das, auch wenn der Schmerz ztw. an der Grenze ist.
Und keinen Anspruch mehr auf Perfektion. Ich erlaube mir meistens Mensch zu sein, und das heißt
AUCH Trauer, Schmerz und Wut.
Jedesmal wenn ich es schaffe das zu unterdrücken, mit welchen Mitteln auch immer (da gibts große Auswahl),
habe ich das Gefühl nur vertagt.
Es lächelt und sagt: I'LL BE BACK !
Nicht sicher ist nur der Zeitpunkt.

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Lotosritter
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Beitrag Mo., 27.07.2015, 23:43

Die Anonymen XY-Gruppen sind definitiv keine Sekten. Sie werden auch in keinem Sektenbericht erwähnt. Viele Menschen finden dort dauerhaft Hilfe und Stabilität. Andere wiederum finden dies dort nicht. So ist es mit vielen Hilfsangeboten, die problematisches Verhalten korrigieren wollen.

Ich kenne Gruppen, die sich eng an den Schritten orientieren, ich kenne ebenso Gruppen, die das mit den Schritten locker sehen. Von Bedeutung ist in meinen Augen, dass es sich um Selbsthilfegruppen von Betroffenen handeln, die ohne therapeutische Anleitung funktionieren. Für viele ist gerade dieses Konzept richtig. Andere wiederum halten gerade dieses Konzept für falsch.

Man sollte es deshalb ausprobieren, ob eine solche Gruppen einem taugt oder nicht. Um dies zu beurteilen sollte man wenigstens drei verschiedene Gruppen besuchen. Denn jede Gruppe ist anders.

Übrigens gibt es auch ein 12-Schritte-Programm, dass ohne Gottesglauben auskommt. Hier: http://www.fährhaus.info
Ich bin hier, weil es letztlich kein Entkommen vor mir selbst gibt ...
Mein Blog: http://lotoskraft.wordpress.com

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Beitrag Di., 04.08.2015, 09:02

danke für Eure Antworten.

Ich habe mich nun etwas mehr mit den 12 Schritte auseinander gesetzt und verstehe nun einiges etwas besser.

jetzt verstehe ich, dass es nicht religiös ist und die höhere Macht nicht unbedingt mit Gott zu tun hat sondern man kann sich seinen eigene höhere Macht aussuchen sei es ein Baum oder sonst was. Das ganze ist eher spirituell und viele Punkte (wenn nicht sogar alles ) ja wirklich sehr wichtig für die eigene Entwicklung des Menschen Dasein ist, egal ob süchtig oder nicht.

Also ich habe nun beschlossen auf solch ein Treffen zu gehen. Vielleicht ist das mitunter für mich hilfreich vielleicht aber auch nicht....

LG Bonny

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ENA
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Beitrag Di., 11.08.2015, 21:45

Ja, schau einfach mal. Mach Dir Dein eigenes Bild und lass Dir Zeit dabei. ...und: nicht jede Gruppe ist gleich.

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Nico
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Beitrag Mi., 12.08.2015, 06:24

Ich würde dir raten 3 - 5 mal zu einer Gruppe zu gehen bevor du entscheidest, dass das nix für dich ist, die Eingewöhnung kann nämlich schon ein bisserl dauern.
Aus meiner Erfahrung spielt Gott in den Gruppen nicht mehr Rolle als sonst im alltäglichen Leben der Masse. Wichtig ist nur, dass man loslassen lernt und nicht alles einzig und allein auf die eigene Person bezieht, so ala " ich bin zu schwach um aufzuhören, das gibt es ja nicht ich muss es schaffen usw."
Nicht das schwarze Schaf ist anders, sondern die weißen Schafe sind alle gleich ;)

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