Professioneller Kuschelservice

Fragen und Gedanken rund um Spiritualität und Religionen, alternative Behandlungsmethoden, den üppigen Garten sonstiger "Therapie"-Formen, Esoterik ... und ihre Berührungspunkte mit Psychotherapie bzw. psychologischen Problemen.
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Seelenmassage
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Beitrag Fr., 04.09.2015, 19:44

Hallo, mein Laptop ist zur Reparatur und Mitte nächster Woche wieder zurück. Dann antworte ich ausführlich. Schönes Wochenende

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Seelenmassage
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Beitrag Do., 17.09.2015, 09:34

ENA hat geschrieben:...Das Einzige was mich nur noch interessiert (was aber nicht beantwortet werden muss), was das für eine Person war, die die Anbieterin hier auf diesen Thread aufmerksam gemacht hat und wie er darauf aufmerksam gemacht wurde...
Hallo Ena,

bitte entschuldige, dass ich Dich mit meiner Antwort so lange warten ließ.

Ich bin nicht sicher, was genau du wissen willst. Wie ich schon geschrieben habe, hat eine Bekannte von mir "Kuschelservice" gegooglet. Da erscheint direkt auf der zweiten Seite Euer Forum. Und da die Diskussion zu dem Zeitpunkt nicht so positiv über mein Angebot geführt wurde, hat sie mich darauf aufmerksam gemacht.

Herzliche Grüße
Franciska

P.S. Wenn Ihr weitere Fragen habt oder Anregungen, seid bitte nicht böse, dass ich im Moment nicht ganz so zeitnah darauf antworten kann. Ich habe privat und auch beruflich extrem viel um die Ohren, mehr als mir lieb ist.

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Möbius
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Beitrag Do., 17.09.2015, 22:02

Ich begrüße es, daß über ein solches Angebot hier einmal offen gesprochen wird. Sexualtherapie im engeren Sinne des Wortes, wenn nämlich konkret körperlich agierte Sexualität therapeutisch eingesetzt werden soll, ist eine auch heutezutage tabuisierte Angelegenheit. Sie kann aber sicherlich sehr vielen Menschen eine Hilfe sein und deswegen ist es meiner Meinung nach auch richtig, darüber zu sprechen, und bin insofern der "Seelenmassage" auch dankbar dafür, sich hier der Diskussion darüber zu stellen. Das kann insbesondere auch entsprechende Schwellenängste abbauen helfen. Daß schon eine solche Diskussion "Schleichwerbung" sei, kann ich nicht sehen, und ich glaube, daß die "Oberste Heeresleitung" bislang auch noch keinen Grund dafür gesehen hat, einzugreifen - sonst hätte sie das nämlich schon längstens getan.

Ich habe selbst letztes Jahr recht ernsthaft erwogen, die Hilfe einer sexworkerin in Anspruch zu nehmen, auf einer etwas "härteren" Stufe, nämlich um eine im Rahmen der Psychoanalyse erinnerte Situation meines Mißbrauchs (ich bin ein "mißbrauchtes Kind", das von der eigenen Mutter mißbraucht und dann mißhandelt worden war, die Geschichte war fast 40 Jahre verdrängt gewesen) im Sinne einer "Frontalkonfrontation" berührungslos nachzustellen (meine Mutter hatte breitbeinig vor mir als Kind masturbiert, was mich als Kind jahrelang mit furchbaren Alpträumen versorgt hatte) - in Absprache mit meinem Therapeuten. Dieses Interesse an einer professionellen Hilfe hat sich für mich erfreulich schnell dadurch erledigt, daß dieses "Nachstellen" sich in der promiskuitiven Szene, in der ich verkehre, quasi von selbst durch "spannen" ergeben hat. Es ist positiv verlaufen, ich kann sogar wieder promiskuitiv-sexuellen Kontakten zu Frauen, die ich seit nunmehr 4 Jahren meide, ins Auge fassen.

Auch "Kuscheln" ist in meinen Augen Sex - agierte Sexualität. Das entspricht meinem Bild von Sexualität, daß der klassischen Psychoanalyse nach Freud entstammt, und ein sehr Weites ist. Eine nicht-sexuelle Zärtlichkeit gibt es in diesem Bild nicht - schon der Händedruck ist in diesem Weiten Bild: Sex. Die übliche Unterscheidung von "normaler" Zärtlichkeit und "Sex" ist in meinen Augen eine willkürliche kulturell-soziale Angelegenheit.

"Sex tut Ihnen gut - egal, wie Sie darüber denken!" so stand es mal in einer Lebenshilfe-Fibel, die mir mal in die Hände gefallen war. Auch "Bekuschelt-werden" tut einem - normalerweise - gut, auch wenn man professionell "bekuschelt" wird. Den unser Unbewußtes vermag die subtilen sexualethischen Begründungen der Ablehnung von professioneller Sexualität leider (oder gottseidank) nicht nachzuvollziehen. Diese Ablehnung, die für die allermeisten auch als eine Emotionale wahrgenommen wird, hat unseren Sitz in einer psychischen Instanz, die getrennt ist von derjenigen, welche die konkreten Berührungen und die sich hieraus ergebenden sexuellen Reize unseres Körpers verarbeitet. Das ist der Grund, warum professioneller Sex überhaupt "funktioniert" - und eben auch ein professionelles Kuscheln.

Professionalität hat übrigens auch noch eine Seite, die häufig übersehen wird. Wer die Hilfe eines anderen in Anspruch nehmen muß, erleidet normalerweise eine "narzistische Kränkung": eben weil er um Hilfe bitten muß. Diese Kränkung ist leichter zu ertragen, ja wird sogar in den allermeisten Fällen dadurch kompensiert, daß der Helfer ein "Honorar" bekommt - auch wer privat Hilfe bekommt, pflegt sich in aller Regel in irgendeiner Weise "erkenntlich zu zeigen". Gewiß erscheint es auf den ersten Blick sympathischer, wenn man "umsonst" von einem Freund oder einer Freundin zärtlich in den Arm genommen wird. Aber wenn wir ehrlich sind, haben die wenigsten von uns solche Freunde oder Freundinnen, die einen auf Verlangen zärtlich in den Arm nehmen, einfach nur, weil wir selbst es brauchen - "auf Bestellung". Selbst diejenigen, die solche Freunde oder Freundinnen haben, haben das Problem, sich "erkenntlich zeigen" zu müssen - und dieses Problem wird durch eine formelle Professionalität recht einfach und effizient gelöst.


montagne
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Beitrag So., 20.09.2015, 17:50

Ich finde das Thema ganz interessant. Ich möchte Möbius zustimmen, mit der Einschränkung, dass ich nicht glaube, dass Sex gut tut, egal was man darüber denkt. Ich denke eher, es gibt kaum etwas problematischeres, als Sex, der sich nicht hinreichend stimmig anfühlt. Weil man dann eigene Grenzen massiv überschritten hat oder zugelassen hat, das jemand anderes eigene Grenzen überschritten hat, in alte Hilflosigkeit verfallen ist, usw. Find ich extrem problematisch. Den anderen Inhalten mag ich aber zu stimmen und möchte etwas ergänzen.

Ich kann die Ablehnung auf den ersten Blick verstehen. Beim zweiten nachdenken, dachte ich mir halt: Warum eigentlich? Körperliche Zuwendung gegen Geld wird abgelehnt, seelische Zuwendung, sprich Psychotherapie aber nicht. Wo ist da der große Unterschied? Denn ich meine, egal wie hart man an sich arbeitet in eienr Psychotherapie, geht es nicht immer auch um verstanden werden, angenommen werden, gesehen werden, positive Beziehungserfahrung? Das sind doch auch Seelenstreichler, oder nicht? Das tut einem gut. Alles gegen Geld und von jemandem, der es professionell gelernt hat.

Es gibt ja, wie ENA schon schrieb viele Angebote, die Körperkontakt enthalten. zwar laufen die dann unter einer Heilbehandlung, als Physiotherapie, Shiatsu, Reiki, aber seien wir ehrlich... und es ist ja auch okay! Ich habe da jedenfalls auch Erfahrungen und empfinde es wie Abendrot, dass es echt irgendwie heilsam sein kann, dass man es für sich nutzen kann, wenn es so eine Gelegenheit gibt. Also ich glaube schon, dass einen sowas nochmal ganz anders erreiche kann, als eine "Redekur". Denn körperliches Empfinden und körperliche Kommunikation ist nunmal das primäre, was zuerst da war und bezieht sich auf das Entwicklungsalter, in dem so viel wichtiges passiert, gutes wie schlechtes. und genau deshalb, halte ich persönlich es gleichzeitig für eine potentiell gefährliche Sache, in der viel schief gehen kann, gerade für Menschen, die ihre eigenen Grenzen noch nicht gut genug wahrnehmen können oder sich noch nicht schützen können.

Was ich am Kuschelservice kritisch finde ist, dass man da doch noch ungeschützer ist. Ich finds gut, dass sich "Seelenmassage" zu Wort gemeldet hat und versucht Rede und Antwort zu stehen. Dennoch sehe ich da einiges kritsch. Da ist von Liebe und Geborgenheit die Rede. Keine "Rechtfertigungen" und Ansprüche, aber doch Heilung. Wasch mich, aber mach mir den Pelz nicht nass... ist doch toll.... Und in einem Beitrag wird angedeutet, womit sie sich befasst hat, Psychotherapien, Traumatherapie. Ja, ich denke mir, dass es solche Leute sind, die sowas anbieten. Und genau das finde ich fragwürdig, dass es noch weniger kontrolliert wird, als Heilpraktiker, von Ärzten und Therapeuten ganz zu schweigen. Es mag ein nobles Ansonnen sein, dennoch... Nur ist eben eine persönliche Auseinandersetzung etwas ganz anderes, als eine professionelle Auseinandersetzung, wo es eine ganz andere Art der angeleiteten Reflexion gibt. Da gibts immer Supervision durch Kollegen, durch Ausbilder, da guckt man ganz anders auf den Klienten und sich selbst in der Arbeit mit ihm/ihr, zumindest in der Ausbildung, oft auch in der Praxis.

Hier werden große Erwartungen impliziert, gleichzeitig kann man sich dann ja darauf zurückziehen "es ist ja nur Kuscheln". Glaube ich aber nicht. Wie soll es in dem Setting sowas wie "nur Kuscheln" gegen? Der Klient hat seine Gründe, warum er so ein Angebot in Anspruch nimmt. Das Potential, dass da schon gewichtige Gedanken und Gefühle hochkommen halte ich für groß. Wer fängt das dann auf? Und letzlich ist der Klient ein erwachsener, sexueller Mensch. Sexuelle Handlungen mögen ausgeschlossen sein, aber wie können sexuelle Gefühle und Gedanken ausgeschlossen werden? Ich halte eine so scharfe Trennung von sexuellem und nicht-sexuellem Körperkontakt für Wunschdenken. Kann auch mehr Probleme erzeugen, als es löst.
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ENA
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Beitrag Mo., 21.09.2015, 07:11

Ich denke auch, dass schon längst reagiert werden wäre, wenn das Thema hier so schlimm, falsch, reine Werbung, etc. gewesen wäre. Eine Userin hat gefragt und verlinkt, die Person, deren Seite verlinkt wurde, hat geantwortet und sich der Diskussion bzw. des Fragenstellens bereit erklärt. Es muss niemand zu ihr kommen und diese Methode bei ihr durchführen, zumal das kein reines Hamburg und Niedersachsen-Forum ist, so dass man recht schnell dort hin kommen würde. Sie drängt auch kein Gespräch auf oder ein "kommt zu mir und probiert es aus."

...und ich finde, dass dieses Angebot keine Sexualtherapie ist (was für meine Begriffe auch eher das spezielle Thematisieren von Sex und sexuellen Problemen ist, als das Ausagieren sexueller Handlungen. Ist nicht auch Herr Fellner Sexualtherapeut bzw. bietet welche an? http://www.psychotherapiepraxis.at/arti ... wien.phtml).
...Ich würde kuscheln an sich auch nicht sexuelle Handlung bezeichnen, es sei denn, es gehört zum Vorspiel, etc. . Ansonsten müsste man ja im Endeffekt auch eine Begrüßungsumarmung, ein Anlehnen, wenn man traurig ist, ein gemütliches Kopf auf Bein des Anderen legen auf dem Sofa (ob unter Freunden, Klassenkameraden, Partnern, Geschwistern, Seminarteilnehmern, Kindern,...) als Sex bezeichnen. ...und das fände ich doch ein bisschen viel....mal abgesehen davon, was das dann wäre, wenn Eltern ihre Kinder auf den Arm nehmen und Kuscheln. Dann wären wir ja schon fast in der MIßbrauchs-Diskussion und die Frage, ob Kuscheln richtig, gut, gesund oder sonst was ist.

Also ich bin da schon für eine Trennung. Es sei denn, man nimmt dieses Angebot zur sexuellen Befriedigung in Anspruch, doch das wäre aus meiner Sicht definitiv ein Schritt weiter und wenn das das Ziel wäre, würde es mitunter nochmal mehr eine andere Zielgruppe anziehen. Also Kuscheln um Halt, Wärme, Geborgenheit,etc. zu spüren: okay. ...aber wenn das Ziel dieses Services mehr wäre (was die Userin ja definitiv auch verneint): nein. Das würde ich in dem Fall ablehnen und ganz klar als zwei verschiedene Angebote sehen!

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stern
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Beitrag Mo., 21.09.2015, 10:02

Ich denke, das jemand, dem es (auch) um einen sexuellen Aspekt geht, gleich auf ein entsprechendes Angebot zurückgreifen würde. Sexuelle "Regungen" in körperorientierten Angeboten sind sicherlich nicht zwingend (vermutlich noch nicht einmal der Regelfall)... hängt wohl insbes. auch vom eigenen "Kopfkino" ab. Wäre das anders müsste man ja jeden Körperkontakt unter "potenziell sexuell" ansehen. Und tauchen sexuelle Fantasien auf: Gedanken und Gefühle sind frei... ich sehe jedenfalls schon einen Unterschied zwischen sexuellen Handlungen und (nicht ausagierten) sexuellen Gefühlen. Sicherlich werden sich sexuelle Regungen auch nicht in jedem Fall 100% ausschließen lassen, aber das könnte genauso gut bei einer Massage o.ä. passieren. Und sexuelle Gefühle sind nicht "unnormaler" als alle anderen Gefühle, d.h. das ist ja nicht per se problematisch. Man könnte dann z.B. einen kurzen Break machen.

Unsicher wäre ich insofern, dass es bei entsprechenden Anbietern (also nicht speziell auf Seelenmassage bezogen) keinen Schutz gibt, dass der Anbieter sexuelle Handlungen tatsächlich ausschließt bzw. nicht bewusst/gezielt fördert. Jedenfalls denke ich schon, dass es in dem Markt (je nach Anbieter) auch verkappte sexuelle Angebote gibt... und die Spreu vom Weizen zu trennen, ist u.U. nicht so leicht... umso mehr, da das ja jeder anbieten kann. Oder auch aus Sicht des Anbieters: Kann man (zum eigenen Schutz) gewährleisten, dass die Kunden die Grenzen respektieren... Bauchgefühl ist eben auch keine Garantie.

Hier würde mich jedoch der Preis abschrecken... ich glaube, das erwähnte ich bereits. Aber in der Preisgestaltung ist jeder frei und das ist Sache der Kunden, wieviel sie bereit sind, dafür zu zahlen. Einen Markt scheint es jedenfalls zu geben.
Liebe Grüße
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luftikus
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Beitrag Mo., 21.09.2015, 10:44

Möbius hat geschrieben:Auch "Bekuschelt-werden" tut einem - normalerweise - gut, auch wenn man professionell "bekuschelt" wird.
Hier würde ich nicht vorbehaltlos zustimmen. Ich persönlich mag nicht einfach so mal bekuschelt werden. Kuscheln kann sehr schön sein, aber nur mit einem Menschen, zu dem ich mich auch hingezogen fühle.

Ob ich professionelles Bekuscheltwerden wollen würde? Hm, das würde auf jeden Fall sehr stark davon abhängen, ob und in wieweit ich mich zu der Person hingezogen fühle (im sympathisch-menschlichen Sinn), und dass man sich "riechen" kann. Falls die Umstände nicht passen, kann ich Kuscheln durchaus als einengend empfinden.

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ENA
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Beitrag Mo., 21.09.2015, 15:23

Zum Preis: Man muss sich nur auf dem Markt umschauen (generell, nicht auf solche Angebot bezogen) und gucken, was Leute für eine Stunde nehmen. Ich finde den Preis, wenn man das betrachtet, nicht verwunderlich. Ob man es zahlen kann oder will, ist eine andere Sache, aber das betrifft im Endeffekt alles andere, wofür man Geld ausgibt, auch.

Grenzen und sex. Hintergrundgefühle: Dieses Thema kann man auch in therapeutischen Zusammenhängen haben und ein hundertprozentiger Schutz bietet nicht mal ne Kassenzulassung. Hat man hier ja auch schon gelesen. Leider!

...und ich denke, dass die meisten, die solche Angebote annehmen, nicht unbedingt diejenigen sind, die ein Problem mit Nähe haben. Wenn ich mich auf ein solches Angebot einlasse, dann nur, wenn ich weiß, dass ich selber stopp sagen kann. Warum sich jemand für soviel Geld so ein Angebot leisten sollte, wenn er eigentlich keinen Körperkontakt will oder Probleme mit Grenzsetzung hat?

...und unbewusste Grenzüberschreitung kann es auch im Alltag geben!...Eben weil das Gegenüber die Grenze nicht kennt und die eigene Person vielleicht auch nicht oder sie nicht spüren kann. Nur in dem Fall macht die eigene Person nicht den Aufwand, nach Hamburg oder sonst wo hin zu fahren und diesen Beitrag dafür auszugeben.
Es gibt nirgendwo eine hundertprozentige Sicherheit und somit bleibt es immer auch ein Stück weit Eigenverantwortung, es sei denn, man wird irgendwo zu gezwungen. ...aber da sind wir dann an einem ganz anderen Thema, wo in Richtung Gewalt und Strafbarkeit geht.

...Wenn man sich jetzt auch noch Gedanken machen würde, ob eine Erzieherin, die mit fünf Kindern in der Kuschelecke einer ganz normalen Kindertageseinrichtung sitzt (und ja, die heißen meist wirklich so: Kuschelecken!), denen ein Buch vorliest, wo sich das eine Kind links an sie schmiegt, das andere rechts, eins vielleicht noch auf dem Schoß sitzt und sie zu den anderen beiden zumindestens Fuß- oder Beinkontakt hat...und wo vielleicht 2 Kindern aus Familien kommen, wo wenig Liebe und viele Probleme sind,...wenn man sich da dann überlegt, dass das dann nicht gut ist, weil es eventuell grenzüberschreitend sein könnte und sie deshalb dann gar kein Kind sich mehr anlehnen oder sonst was tun lässt? Keine Umarmung, kein auf dem Schoß nehmen (wenn das Kind es möchte), keinen Arm auf der Schulter, um es zu trösten, nichts? Nicht mal die Kinder aus "schwierigen Familienverhältnissen?

Ich kann viele Bedenken verstehen. Ich appelliere jedoch dennoch an Eigenverantwortung (von Allen) und finde die Idee solcher Angebote durchaus in Ordnung. Das es Probleme geben kann, ist klar, aber das kann es woanders auch (Kita, Alltag, Therapie).

...und natürlich gilt: Kuscheln nur mit dem, mit dem man will. ...aber dafür gibt es ja (was diese Angebote angeht) auch Internetseiten, Mail- und Telefonkontakt, Kennenlerngespräche, etc. . Ich weiß auch von einer Kuschelparty, wo man sich auch erstmal nur an den Rand setzen und dann gucken kann, ob es was für einen ist (wobei es da auch in der Gruppe auch erst ein Kennenlernen, erster Kontakt,..gibt,..ohne direkt mit dem Kuscheln zu beginnen). Da muss dann aufgepasst werden, dass die "Kuschler" sich dann nicht beobachtet fühlen, aber ich denke, die haben soviel Erfahrung (und das Ding mit der Eigenverantwortung), dass man das schon regeln kann. Wäre ja auch sonst blöd für die Veranstalter, wenn immer mehr Leute nicht mehr kommen, weil es nicht angenehm ist.


montagne
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Beitrag Mo., 21.09.2015, 16:15

@ENA:
Ich möchte das nochmal klarstellen, weil ich das Gefühl habe, du hast meinen Beitrag nicht so verstanden, wie ich ihn gemeint habe. Mir ist das aber sehr wichtig an dem Punkt ganz klar zu sein. (Hat also insofern mehr mit mir zu tun, als dass es als Kritik deines Beitrages gemeint ist.)

Wenn ich schreibe, das ich sexuellen und nicht-sexuellen Körperkontakt nicht so trennscharf sehe, dann meine ich ausschließlich das Setting, über das wir hier sprechen, also sagen wir mal kommerzieller Körperkontakt unter Erwachsenen, egal ob nun Kuschelservice, Massage, Shiatsu, whatever. Und ich meine auch eine erwachsene Sexualität und sonst nichts. Alles andere, was du schriebst meine ich zumindest ausdrücklich nicht.
Ich spreche weder von Kindern, noch von Geschwistern oder sonstigen Verwandten. Und ich rede auch nicht von gewöhnlichen sozialen Situationen, Umarmungen in sozialen Situationen, wie in Seminaren oder unter Freunden oder eben Geschwistern. Sind zwei völlig verschiedene paar Schuhe.

Was ich sagen will ist:
Ich glaube einfach, dass dieser kindliche, unschuldige Körperkontakt nicht 1 zu 1 nachholbar ist, wenn ein Mensch erstmal die Pubertät erreicht hat oder so wie wir, ausgereifte, erwachsene, Wesen sind, die zu sexueller Empfindung fähig sind. Trotzdem kann natürlich Körperkontakt zwischen Erwachsenen und sicher auch in profesionellen Rahmen Halt gebend, etwas nachholend und situativ beruhigend wirken. Ich glaube nur nicht, dass sich der sexuelle Aspekt so einfach mit "darum geht es ja nicht" wegwischen lässt.
Ist zumindest meine Erfahrung, dass es nicht einfach nicht vorhanden ist, nur weil man meint, es dürfe oder solle jetzt gerade nicht vorhanden sein. Man/frau muss sich zumindest gedanklich damit auseinandersetzen, ggf. auch gefühlsmäßig.
Man kann ja nicht aufhören, die erwachsene, körperlich reife Person zu sein, die man ist, nur weil man auch kindliche Sehnsüchte in sich trägt.

Das ist ja der Grund, warum dererlei in einer Psychotherapie mehr oder minder verboten ist. Jeder halbwegs normale Therapeut oder Therapeutin weiß es, dass es einfach niemals die gewünschte kindliche, unschuldige Qualität hat, wenn der Therapeut erlauben würde, dass Herr Meier/Frau Müller sich zu ihm auf den Schoß setzt oder ber der Therapeutin an der Brust oder sagen wir genauer am Busen kuschelt.
Weil Körper und Geist nicht 100% nach Wunsch reagieren. Wäre das so, bräuchte niemand hier ne Psychotherapie.
Und dass kann ja echt verstörend, ich will nicht sagen retraumatisierend sein, wenn ein Klient dann aus seiner Phantasie des unschuldig gehalten werdens erwacht und dann schon bei sich selbst noch andere Regungen merkt oder einfach "aufwacht" und merkt wo er/sie ist und wer er/sie ist, nämlich erwachsen und das das alles so nicht mehr geht. Deshalb wird in der Psychotherapie da ein Riegel vorgeschoben und das ganze "nur" verbal bearbeitet und auf Einsicht beim Klienten hingearbeitet

Also ich kann es garnicht in Worte fassen ohne zu privat zu werden, WIE anders ich einen solchen professionellen Kontakt unter Erwachsenen empfinde, im Vergleich zum Körperkontakt zu jüngeren Kindern, bzw. Eltern-Kinder, zu Körperkontakt in sozialen Situationen, zu Körperkontakt unter Verwandten....
amor fati

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stern
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Beitrag Mo., 21.09.2015, 16:55

Klar, das muss jeder selbst abwägen, wie viel man bereit ist zu zahlen. Daher rede ich ja von mir. Mir wäre es zu viel. Wenn es mir eh eher um den psychisch-seelischen Aspekt geht, würde ich (für den Preis) eine Körperpsychotherapie bevorzugen, wo dann Körper und psychotherapeutische Elemente gleichermaßen (professionell) berücksichtigt werden können. "Nur Kuscheln" kann man auch mit einem Partner... und im Normfall auch reden (wenn man es denn kann... oder man bucht sich jemanden). Kuscheln mag guttun (mit geht es hier jedoch eher wie luftikus: Kann und will ich nicht mit einer beliebigen Person, die ich buche)... aber den nachholend-heilenden Effekt schätze ich jedoch eher gering ein. Wenn es mir darum geht, dass ich mir auch eine heilsame Wirkung verspreche, dann würde ich mir eher ein Angebot suchen, dass auch einen therapeutischen Zugang einschließt. Auch Körpertherapie, wie ich sie in der Klinik erlebte, hat therapeutische Gespräche eingeschlossen... die ich übrigens teilweise auch recht "intim" fand, was so manchen Körperkontakt anging (der Geschlechtsteile natürlich ebenfalls nicht eingeschlossen hat).
Liebe Grüße
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stern
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Beitrag Mo., 21.09.2015, 17:26

Und doch, ich denke schon, dass man in dem Segment "Massagen" (verschiedener Art), Begleitservice, Kuscheln & Co. besonders genau hinschauen muss, ob es sich nicht doch um verkappte Prostitution bzw. (auch) sexuelle bzw. erotische Dienstleistungen handelt... wie gesagt: Nicht konkret auf Seelenmassage bezogen, sondern der Markt ist groß und vielfältig.

Es gibt Psychotherapeuten, die Umarmungen zulassen (sicherlich macht das nicht jeder)... Berührungen der primären und sekundären Geschlechtsorgane wären jedoch sexuell Handlungen und daher als solche auch missbräuchlich (und ggf. strafbar). Psychotherapie und Körpertherapie sind nicht jedoch nicht per se unvereinbar... sonst gäbe es z.B. keine Körperpsychotherapie, wenn man von Sexualisierung des Kontakts unter Erwachsenen ausgehen müsste.
Liebe Grüße
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ENA
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Beitrag Mo., 21.09.2015, 17:35

Hi Montagne,

kein Thema. Ich hatte auch gar nicht speziell auf Dich geantwortet. Eigentlich hatte ich mehr auf die Beiträge von Möbius und Stern reagiert. Ich denke auch, dass nicht jeder körperliche Kontakt unter Erwachsenen gleich eine sexuelle Ebene mitschwingen hat.

Ist auch nicht schlimm jetzt. Ich mag mich grade an dem Thema auch nicht mehr beteiligen. Ich denke, mein Standpunkt und wie ich das sehe, ist deutlich geworden. Letztlich wollte ich ein Gegengewicht zu dem liefern, was hier, insbesondere am Anfang war.

Letztlich ist es ja eh so: Soll jeder ausprobieren, wer mag. Mit dieser Methode kann man nicht so gute Erfahrungen machen, aber auch sehr dankbar sein. Je nachdem. Soll doch jeder selber ausprobieren. Ich will das Ganze nur nicht gleich als gefährlich und als nur Werbung der Anbieterin hinstellen lassen.

Viele Grüße, Ena.


montagne
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Beitrag Mo., 21.09.2015, 17:38

Ich will das Ganze nur nicht gleich als gefährlich und als nur Werbung der Anbieterin hinstellen lassen.
Okay, hat dann wirklich nichts mit meinem Beitrag zu tun.
Wär aber vllt. gut, sich genau auf User zu beziehen. Es kamen hier länger keine Beiträge mehr, dann kam kurz nach meine der von dir. Da ging ich natürlich erstmal davon aus, er bezieht sich auf meinen Beitrag, da ich ja auch auf das Thema Sexualität (oder eben nicht) einging und du auch.
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Beitrag Mo., 21.09.2015, 17:41

Achso, okay. Ich war am Wochenende nicht da und hab gar nicht gesehen, dass zwischen dem Beitrag von Möbius und Dir ein paar Tage lagen. Ich habe beide für mich als neu angesehen.

Naja, wie gesagt: Soll jeder ausprobieren oder nicht - wie er mag.

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Beitrag Mo., 21.09.2015, 17:50

Die Eingangsfrage war ja gewesen, was user davon halten... darauf habe ich mich primär bezogen. Dass ich es nicht per se als gefährlich ansehe, geht hoffentlich hervor... aber unerwünschte Effekte lassen sich sicherlich auch nicht ausschließen. Aus dem Grund hatte ich btw. auch schon mal Bedenken bzgl. einer anderen Behandlung, deren Seriosität ich durchaus vertraute... aber ich war unsicher war, ob mir das tatsächlich gut tut. Und sowas wäge ich zunächst vorher ab, habe dann beschlossen, es auch auszuprobieren... und dann doch Abstand genommen.
Liebe Grüße
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