Bin ich unterbewusst destruktiv?

Alle Themen, die in keines der Partnerschafts-Foren passen, bei denen es aber in weitestem Sinne um Beziehungen, soziale Kontakte usw. geht, Adoption, Pflege usw.
Antworten
Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
Maya-89
sporadischer Gast
sporadischer Gast
weiblich/female, 26
Beiträge: 8

Bin ich unterbewusst destruktiv?

Beitrag Fr., 14.11.2014, 20:26

Hallo!

Ich bin total verwirrt und kenne mich nicht mehr aus mit mir selber

September habe ich mich von meinem Exfreund getrennt weil allein der Gedanke an ihn mich runtergezogen hat. Im nachhinein habe ich erkannt dass er sehr meinem Vater ähnelt (ich habe starke Gewalt und Kontrollerfahrungen mit meinem Vater..). Er hat mir auch nie das Gefühl erwünscht oder geliebt zu sein, wir haben fast keinerlei gemeinsame Interessen. Es war eher sexuell. Bis vorgestern war er total abstoßend für mich.

Vorgestern hatte ich ein Blind-Date mit einem der tollsten Menschen die mir je begegnet sind. Wir haben stundenlang reden können (was mit fast keinem Ex möglich war), wir haben sehr ähnliche ansichten, interessen. Nur vom Körperbau ist er nicht zu 100% mein Typ aber das find ich ansich nicht schlimm, war mein Ex auch nicht. Mein Ex war nur das totale gegenteil vom aussehen. Aber ich finde mein Date auch sehr hübsch.
Er hat mir das Gefühl gegeben toll und interessant zu sein. Ich hatte schon lange nimmer so ne intensive Erfahrung was ein fließendes Gespräch betrifft (meine Exfreunde die letzten jahre waren eher introvertiert).

Als ich vom Date heimkam, hab ich aufeinmal meinen Ex vermisst, besonders sexuell. Obwohl ich ihn kognitiv genau weiß das es überhaupt nicht passt und es die schlimmste beziehung war die ich hatte.

Ich fühle mich sehr wohl wenn ich an mein Date denke, ich fühl mich echt gewollt und geborgen, ich hab sogar ein leichtes kribbeln im Bauch. Er findet mich auch toll. Aber ich verstehe nicht was in meinem Kopf vorgeht. Ich hab schon lange (auch schon in der Beziehung) mit meinem Ex innerlich abgeschlossen gehabt.

Geht da irgendwas destruktives in meinem Unterbewusstsein vor? Ist es das was mich immer dazu führt mir grad Partner auszusuchen sie nicht so nett sind? Wie bekomm ich das los?

Liebe Grüße

Maya

Werbung


Vincent
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
männlich/male, 41
Beiträge: 1840

Beitrag Fr., 14.11.2014, 20:58

Hallo Maya,
Maya-89 hat geschrieben:Als ich vom Date heimkam, hab ich aufeinmal meinen Ex vermisst, besonders sexuell. Obwohl ich ihn kognitiv genau weiß das es überhaupt nicht passt und es die schlimmste beziehung war die ich hatte.
Das finde ich interessant. Es ist aber 'normal', denke ich. Zumindest ist mir das auch bekannt.
Ich würde es so begründen, dass du die Lebendigkeit, die du aus dem Treffen mit diesem Mann mit heim genommen hast, dir gerne für dich und deinen Ex gewünscht hättest. Du hast also die Erinnerung an deine Ex-Beziehung rückwirkend mit einem 'akuten' Gefühl aus der Gegenwart beleben wollen, weil du dir das schon viel zu lange für jene früheren Zeiten gewünscht hattest.

Ich schätze, du hängst immer noch sehr an deinem Ex.

Edit: Du hast dir jetzt bei dieser Gelegenheit 'bewiesen', dass du diese Lebendigkeit 'kannst'. Vielleicht hast du sogar Schuldgefühle, dass deine frühere Beziehung an der Unlebendigkeit (auch an deiner?) scheitern musste.
"Eigentlich bin ich ganz anders, aber ich komme so selten dazu." (Horvàth)

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
Maya-89
sporadischer Gast
sporadischer Gast
weiblich/female, 26
Beiträge: 8

Beitrag Fr., 14.11.2014, 22:03

Ich find es trotzdem merkwürdig weil ich genau weiß das mein Ex und ich zusammenpassen wie Feuer und Wasser...

Das kann sein... dass ich es mir wünsche. Das is ne plausible Erklärung.

Ob ich noch immer an ihm hänge?... Hm... Mir ist seit der Trennung übel und ich kann kaum was essen was bei mir abnorm is weil ich sonst eher viel und gerne esse. Ist auch bei anderen Trennungen nicht so gewesen... Eigentlich wollte ich mir Zeit lassen mit der Trennung aber ich hab mein Date zufällig übers Internet kennengelernt und da ich gut und da ich mich sofort bestens mit ihm verstand und uns nie die Gesprächsthemen ausgingen hab ich mich entschieden das Angebot von einem Treffen wahrzunehmen... Jetzt hab ich den Salat :D

An meiner Lebendigkeit wohl kaum, ich hab immer probiert ihn zu irgendwas zu motivieren und war die labertasche von der Beziehung... er war meistens nur zynisch und mies drauf was mich auf dauer sogar ziemlich in eine meiner schlimmsten depressiven Phase gejagt (ich bin Bipolar Typ 2) hab weil ich mich so machtlos gefühlt hab :( ich hab alles probiert damit es nicht ausseinanderbringt... am Ende hatte ich sogar Suizidgedanken...

Schuldgefühle können aber trotzdem gut sein... fühlt sich zumindest so an... auch so als ob ich es nicht verdient hätte... irgendwie :/ ich wills einfach loswerden...

Benutzeravatar

Chancen
Forums-Gruftie
Forums-Gruftie
weiblich/female, 32
Beiträge: 674

Beitrag Sa., 15.11.2014, 10:37

September habe ich mich von meinem Exfreund getrennt weil allein der Gedanke an ihn mich runtergezogen hat.
Das Ganze ist also gerade mal 2 Monate her.

Gerade bei so destruktiven Beziehungen dauert es ewig (im übertragenen Sinn) bist man damit abgeschlossen hat. Du merkst ja, dass dir noch immer übel ist.

Du hast die Zusammenhänge zwischen Exfreund und Vater bzw. deinen Mustern erkannt. Das ist ein Anfang. Aber bloß weil du die Zusammenhänge siehst, bedeutet das nicht, dass du den Schmerz (den dein Vater und auch dein Exfreund dir zugefügt haben) bereits verdaut hast. (Übelkeit!)

Ein Verarbeiten dieser Geschichte kann Monate und Jahre dauern. Und eine Verarbeitung wird auch nicht geradlinig passieren. Das heißt, dass du (obwohl du weißt, dass dein Exfreund nicht gut für dich war) dich wahrscheinlich noch ein Weilchen in verschiedenen Situationen nach ihm sehnen wirst. Und dann wirst du vielleicht wieder wütend oder traurig werden und dann wirst du dich noch einmal nach ihm sehnen. Das Ganze kann schon eine Zeit lang so dahin gehen. Das sind ein paar Schritte vor, ein paar Schritte zurück.

Mach dir deswegen keine so großen Sorgen.

Wichtig ist, dass du am richtigen Weg bleibst (im Großen und Ganzen), dich also weg bewegst und dir immer wieder bewusst machst, wie sehr dich die Beziehung verletzt hat und wie wenig gut sie dir getan hat.

Lies Bücher dazu, auch zum Thema der Kindheit etc...

Arbeite deinen Schmerz und deine Geschichte mit deinem Vater auf.

Gib dir genügend Zeit dafür.


Wenn du jetzt an dieser Stelle schon wieder beginnst, dich für einen neuen Mann zu interessieren, dann sei sehr vorsichtig und lass dir auch hier Zeit. Es kann sein, dass du deinen aktuellen Schmerz verdrängen willst, indem du dich einer neuen Liebe zuwendest. Das ist ziemlich gefährlich, weil man dann Gefahr läuft, nochmal sein Muster zu bedienen.

(Das muss aber nicht sein - je nachdem wie sehr du es schon spürst, was richtig und was falsch für dich ist).

Jedenfalls braucht so eine Verarbeitung viel Zeit und normalerweise ist man erst im Anschluss daran bereit, sich auf was Neues einzulassen, das dann auch richtig gut werden kann.

Vielleicht hast du aber dein Muster schon jetzt erkannt und genug aus deinen Erfahrungen gelernt, sodass dir der neue Mann eine Stütze sein kann. Es sind zwar nicht die besten Voraussetzungen für eine neue Beziehung, aber es kann schon funktionieren.

Geh's vor allem langsam an und überstürze nichts.

Hör auf deinen Körper und kümmere dich um ihn.

Chancen

Werbung

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
Maya-89
sporadischer Gast
sporadischer Gast
weiblich/female, 26
Beiträge: 8

Beitrag Sa., 15.11.2014, 14:54

Hey! Zuerst mal vielen Dank dass ihr euch Zeit dafür nehmt mir zu antworten

Ja... ansich wollte ich garnicht so früh einen Mann treffen, ich hatte auch nie vermutet dass ich mich so gut mit ihm verstehe weil ich mich das letzte mal vor 8 jahren mich so gut mit wem verstand... das ist echt seltsam.

Ich hätte nie gedacht das es bei destruktiven Beziehungen gerade so lange dauert! Eher dass es einfacher geht... Als ich mich von ihm trennte war es als würde ich langsam wieder aufblühen und mich endlich wieder positiverweise um mich kümmern, weil ansich bin ich ein positiver Mensch, mein Ex hat eher die pessimistischen und selbstdestruktiven anteile bei mir getriggert...

Ich hoffe einfach es wird besser, denn der Mensch den ich getroffen habe ist genau das Gegenteil von meinem Exfreund. Sehr bestärkend, freundlich, ehrlich (soweit mein Bauchgefühl es mir sagt) und stabil.

Hast du ne Buchempfehlung? Ich tu mir schwer mit dem aufarbeiten, wenn ich daran denke dann wird mir bereits ungut... Ich meine es ist schon viiiel besser geworden! vor 6 Jahren hatte ich mich regelmäßig geschnitten, und hatte nur Beziehungen die mir schadeten (sogar einer der mich geschlagen hat).

Ich werde schauen, dass ich mir so wenig Druck wie möglich mache und mich mit guten Dingen beschäftige...

Ich bin ansich auch sehr vorsichtig, ich warte sehr lange bis ich ne Beziehung anspreche. Ich hab auch ne Beziehungsphobie, mit meinem Ex habe ich sogar nie ne "offizielle" Beziehung gehabt weil ich immer das Gefühl hatte das was nicht stimmt.

N gutes Gespür was mir gut tut und was nicht habe ich.... nur halte ich mich nicht so oft daran wie ich merke. Vielleicht hab ich noch immer das Gefühl das ich es nicht verdiene (ich wurde in meiner Kindheit immer runtergemacht, dass ich schlechter als alle bin).

Ich hoffe es ist trotz der Schwierigkeiten möglich diesen Menschen kennenzulernen und nicht irgendwie was negatives auszustrahlen. Vielleicht ist es nicht der Beste Zeitpunkt, und es ist auch nicht ausgesucht...
Er war bereits verständnisvoller und lieber als mein Freund in der ganzen Beziehung zusammen war... Wie Seelenstreicheln

Ich schau das ich das so handhabe! Danke für die guten Tipps!

Maya

Benutzeravatar

Chancen
Forums-Gruftie
Forums-Gruftie
weiblich/female, 32
Beiträge: 674

Beitrag Sa., 15.11.2014, 15:35

Hallo Maya,


Buchtipps:

Arno Gruen: Der Verrat am Selbst
Alice Miller: Das Drama des begabten Kindes
Susan Forward: Vergiftete Kindheit

Ich hätte nie gedacht das es bei destruktiven Beziehungen gerade so lange dauert! Eher dass es einfacher geht...
Die destruktiven Beziehungen treffen einen Kern in uns, der seit der Kindheit schmerzt. Wenn diese "alte Wunde" wiederbelebt wird, dann sitzt das tief. Du musst dich also nicht nur von der vergangen Beziehung lösen und mit dem Verlust klar kommen, sondern mit dem tiefen alten Schmerz des Kindes genauso. Deshalb dauert das.

Gib dir die Zeit, es lohnt sich.

Alles Gute!

Chancen

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
Maya-89
sporadischer Gast
sporadischer Gast
weiblich/female, 26
Beiträge: 8

Beitrag So., 21.12.2014, 10:19

Hallo!

Ich wollte nur mal sagen wies läuft.
Mit dem Kerl ist es nichts geworden. Hat sich aufeinmal nicht mehr gemeldet ohne erfindbaren grund (ich hab ihm auch gesagt das ich nicht unbedingt ne beziehung will und das ich freundschaft auch toll finde).
Naja er wird seine Gründe haben.

Was danach eingereten ist, ist recht arg für mich.

Ich ekel mich vor Beziehungen, wünsche mir trotzdem an manchen Momenten innerlich nichts sehnlicher.
Wenn ich diesen Wunsch hab bin ich am produktivsten und motiviertesten zB zum WOhnung umgestalten etc. (Normal bin ich eher demotiviert was neue Dinge angehen betrifft.)

Seit ich bemerkt hab das ich mit meinem Ex nen fetten Vaterkomplex aufgerissen hab ekel ich mich auch vor der ganzen Beziehung. Vor meinen Entscheidungen. Vor mir.

Ich hoffe das wird bald besser.

LG

Julia

Werbung

Antworten
  • Vergleichbare Themen
    Antworten
    Zugriffe
    Letzter Beitrag