Muss man seinen Eltern alles verzeihen? wo ist Schluss?

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Freifrau
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Beitrag Di., 31.03.2015, 10:32

candle. hat geschrieben:
ubeda hat geschrieben: Ja candle, ich gebe dir Recht - natürlich wäre das nicht leicht für meine Mutter. behaupte ich nicht. aber für mich ist es auch sch***. und SIE hat und hatte auch kein Lebenskonzept für mich , oder?
Das ist dann sowas wie "Auge um Auge. Zahn um Zahn". Tut dir das gut? Ich mag das nicht.

candle. hat geschrieben:Ich stehe da auch schon woanders in der "Entwicklung" und kann auch wieder die guten Anteile der Eltern sehen. candle
Also candle, manchmal muss ich mich über Deine Beiträge wirklich sehr wundern. Ubeda ist das Kind und die Mutter hatte sich um sie zu kümmern und nicht andersrum. Und auch wenn ubeda heute noch erwachsen ist, ist ihre Sehnsucht nach einer schützenden Mutter durchaus verständlich und auch gerechtfertigt. Das hat überhaupt nichts mit Auge um Auge zu tun! Du kannst doch hier misshandeltes und ungeschütztes Kind nicht gleichstellen mit der Mutter, die davor die Augen verschließt!

Und gerade, dass Du für so ein Verhalten der Mutter auch noch eine Art Verständnis verlangst, das zeigt mir eigentlich, dass Du in Deiner Entwicklung eben nicht weiter bist! Dazu klingt mir das zu sehr nach Identifizierung oder Solidarisierung mit den Eltern ("Misshandlern"). Ich finde es gut und wichtig für Ubeda, in eine gesunde abgrenzende Haltung zu kommen und zu spüren, was falsch gelaufen ist, was fehlt und worauf sie ein Recht hat und hatte! Und ich sehe das genauso, dass es einfach schmerzhaft und grausam ist, so von der eigenen Mutter verraten und verlassen zu werden!

Der richtige Weg ist meiner Meinung nach nicht, die Eltern immer wieder zu entschuldigen. Sondern zuerst ist es wichtig, endlich zu sich selbst zu halten! Erst einmal muss man zu seinen eigenen Gefühlen finden und die Wut und den Ärger spüren und zulassen können. Solange man noch bei den armen Eltern ist und ihr verletzendes Verhalten entschuldigt, so lange verlässt man noch immer sich selbst! Und das ist keine Heilung und auch kein echtes Verzeihen.


Ubeda, ich wollte Dir nur noch mitteilen, dass ich auch Ähnliches erlebt habe. Bei mir war die Mutter diejenige, die mich misshandelt hat und mein Vater hat mich nicht geschützt. Mein Vater lebt nicht mehr. Zu meiner Mutter, Schwester und dem Rest der Familie habe ich keinen Kontakt mehr und lebe auch 500 km von ihnen entfernt.

Ich habe mit dem Kontaktabbruch auch immer wieder meine Schwierigkeiten, zumal meine Mutter sehr darunter leidet und immer wieder um Kontakt bettelt und sich auch entschuldigt hat. Und ich möchte nicht, dass sie leidet. Mir wäre es lieber, wenn es ihr egal wäre. Dann hätte ich nicht so ein schlechtes Gewissen.

Mit Hilfe meiner Therapeutin halte ich es aber trotzdem weiter so, denn ein Kontakt würde mir einfach zu sehr schaden. Trotzdem kann ich sagen, dass ich auf einem guten Weg bin, meinen Eltern zu verzeihen. Das kann ich ja auch ohne Kontakt.

Liebe Grüße
Freifrau
"Bei den Frauen gibt es zwei Möglichkeiten, entweder sie sind Engel, oder sie leben noch." (Charles Baudelaire)

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candle.
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Beitrag Di., 31.03.2015, 13:49

Also Freifrau: Leider hast du meine Entschuldigung nicht zitiert, die ich ernst gemeint habe! Schade! Ja, mir war auch bewußt, dass ich zumindest nicht ausführlich geantwortet habe, weil meine Gedankengänge anders waren als sie hier rüberkamen! Aber das muß ich jetzt vor dir auch nicht rechtfertigen! Ich finde es auch bitter, dass hier ständig lieber auf gefühlte negative Äußerungen Bezug genommen wird als auf positive.
Freifrau hat geschrieben:
Du kannst doch hier misshandeltes und ungeschütztes Kind nicht gleichstellen mit der Mutter, die davor die Augen verschließt!
Das habe ich übrigens gar nicht getan!
Und gerade, dass Du für so ein Verhalten der Mutter auch noch eine Art Verständnis verlangst, das zeigt mir eigentlich, dass Du in Deiner Entwicklung eben nicht weiter bist!
Bei mir geht aber MEIN Weg über das Verstehen von Verhaltensweisen und deren Ursachen. Also wie weit ich in meiner Entwicklung bin, kannst du gar nicht beurteilen.

Dies hier steht mir dann aber im Widerspruch
Dazu klingt mir das zu sehr nach Identifizierung oder Solidarisierung mit den Eltern ("Misshandlern").
zu diesem hier:
Ich habe mit dem Kontaktabbruch auch immer wieder meine Schwierigkeiten, zumal meine Mutter sehr darunter leidet und immer wieder um Kontakt bettelt und sich auch entschuldigt hat. Und ich möchte nicht, dass sie leidet. Mir wäre es lieber, wenn es ihr egal wäre. Dann hätte ich nicht so ein schlechtes Gewissen.
Der richtige Weg ist meiner Meinung nach nicht, die Eltern immer wieder zu entschuldigen. Sondern zuerst ist es wichtig, endlich zu sich selbst zu halten! Erst einmal muss man zu seinen eigenen Gefühlen finden und die Wut und den Ärger spüren und zulassen können. Solange man noch bei den armen Eltern ist und ihr verletzendes Verhalten entschuldigt, so lange verlässt man noch immer sich selbst! Und das ist keine Heilung und auch kein echtes Verzeihen.
Das sehe ich weitgehend genauso. Nur was für jeden "echt" ist und was "Heilung" ist, muß jeder für sich selber herausfinden.

Viele Grüße!
candle
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Freifrau
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Beitrag Di., 31.03.2015, 15:15

Hallo candle,

bei mir steht gar nichts im Widerspruch. Ich verteidige nicht das Verhalten meiner Mutter, ich möchte nur nicht, dass sie leidet und ich habe keine Rachegelüste. Trotzdem habe ich meine Konsequenzen gezogen.
candle. hat geschrieben:
ubeda hat geschrieben: Ja, das würde ich mir wünschen. und nicht aus Rache an meinem vater, sondern dass sie mir damit zeigt, dass sie auf meiner seite steht. zu 100%
Ja, aber das ist jetzt wo du erwachsen bist mehr Kampf und Krampf und Erpressung als eine für alle zufriedenstellende Lösung. Jedenfalls nimmst du mit dieser Haltung auch keine Rücksicht auf deine Mutter. Ich hatte ja schon gefragt, ob du für sie ein neues Lebenskonzept in der Tasche hast, womit sie ohne ihn leben kann?

candle
Ubeda hat hier völlig Recht und das hat mit Krampf und Erpressung gar nichts zu tun. Ich finde es unmöglich, solche Bemerkungen bei so sensiblen Themen zu schreiben! Selbstverständlich hätte die Mutter den Vater verlassen müssen, als die TE ein Kind war. Da gibt es gar keine Frage und keinen Grund für Verständnis. Ebenso nachvollziehen kann ich den Wunsch der nun erwachsenen TE, dass die Mutter diesen Menschen verlässt und zu ihrer Tochter steht. Wenn die Mutter stattdessen sinngemäß zur TE sagt: "MIR tut er ja nichts, also warum soll ich ihn verlassen.", dann impliziert das, dass die Tochter nicht wichtig ist und es gar keine Rolle spielt, dass der Vater ihr aber Gewalt angetan hat.

Ich finde auch die Bemerkung sehr taktlos, dass die TE das Verhalten der Mutter wohl deshalb nicht nachvollziehen kann, weil sie keine Ahnung von Beziehungen hat. Entschuldige die Ausdrucksweise, aber das ist doch Bullshit.

Genau das ist doch oft das Problem. Der andere Elternteil schaut weg und opfert lieber das Kind, anstatt sich zu trennen.

Von solchen destruktiven Beziehungsmustern muss man wirklich keine Ahnung haben und man muss sie auch nicht verstehen oder entschuldigen.

Ich möchte aber nicht den Thread jetzt dadurch sprengen, dass ich mich mit Dir streite. Du hast Dich entschuldigt und es ist jetzt für mich damit auch erledigt und wieder eine Sache zwischen Dir und der TE.

Viele Grüße
Freifrau
"Bei den Frauen gibt es zwei Möglichkeiten, entweder sie sind Engel, oder sie leben noch." (Charles Baudelaire)

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