In der Not im Stich gelassen

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In der Not im Stich gelassen

Beitrag Do., 29.09.2016, 23:17

Hallo liebes Forum! Ich stecke im Moment in einer recht schwierigen Situation und der Grund, warum ich nun hier schreibe ist, das ich Hoffnung habe, das man mir eventuell Tips geben kann, mit meinem Problem besser zurecht zu kommen. Zudem fällt es mir selbst etwas schwer, das ganze in dieser Situation richtig einzuschätzen. Vielleicht gibt es ja jemand hier der das von "außen" betrachtet besser kann und mir helfen kann. Folgendes: ich habe eine ambulante Betreuung. Diese habe ich schon recht lange und sie unterstützt mich in den Bereichen Arbeitsangelegenheiten, Finanzielle Angelegenheiten, stabilisierender Gespräche usw. Und im großen und ganzen hat sie mir auch schon oft gut geholfen. Vor gut drei Monaten begann für mich eine sehr schwere Zeit. Mein Vater, der schwer krank war (Diabetes, einen Schlaganfall vor 4.Jahren und schwer Herzkrankheit mit drei Herzinfarkten) musste ins Krankenhaus. Dort stellte sich heraus, daß er bereits so schlimm war (Herz, überall WasserEinlagerung usw) das man ihm nicht mehr helfen könne. Seine Zeit ist begrenzt. Es erschlug mich fast. Kurz darauf kam er als Notfall in ein Pflegeheim. Denn auch seinen Haushalt hat er nicht mehr geschafft und seine Wohnung war in einem sehr schlechten zustand. So das dort keiner mehr drinnen wohnen konnte. Leider hat er niemanden mehr in seine Wohnung gelassen darum bemerkte ich es erst so spät. Nichts desto trotz machte ich mir große Hoffnung das er es nochmal schaffen kann. Ich muss alles gut verdrängt haben. Im Pflegeheim blühte er nochmal kurz auf. Ich besuchte ihn täglich. Nebenbei habe ich mich ran gemacht und seine Wohnung so gut es ging auf Vordermann gebracht was auch eine starje Belastung war. Aber ich wollte es für ihn tun. Als er den fünften Tag im Pflegeheim war bekam ich einen Anruf, mein Vater sei gestürzt und sicherheitshalber ins Krankenhaus gekommen. Dort blieb er gut zwei Wochen dann ging es auf Rehabilitation. Überall hab ich ihn fast täglich besucht. Hätte nie gedacht meinen Vater mal so leiden sehen zu müssen. Während dieser ganzen Zeit habe ich fast täglich mit meiner Betreuerin telefoniert. War kurz aber sie konnte mir nicht selten schon den einen oder anderen guten Ratschlag geben was ich auch toll fand . In der Rehaklinik ging es denn wieder los. Wieder alles voller Wasser diesmal auch in den Lungen. Er kam ins Krankenhaus mit den Worten es ist sehr ernst. Im Krankenhaus war er noch gut zwei Wochen. Auch dort wurde mir dann nochmal deutlich gemacht das ich mich so langsam verabschieden sollte. Vor zwei Wochen ist er dann verstorben. Ich habe ihm die Hand gehalten und begleitet. Ich hab dann alles für die Beerdigung vorbereitet die in einem sehr kleinen Kreise statt fand. Ende letzter Woche war die Beerdigung. Bei der Beerdigung wurde mir bewusst was wirklich passiert ist und einen Tag später bin ich komplett zusammen gebrochen. Hatte Gefühlsausbrüche, heulkrämpfe und auch körperlich ging es mir gar nicht gut. Ich sprach mit meiner Betreuerin letzten Freitag kurz nach der Beerdigung. Wir haben uns fast in die Haare bekommen. Wie gesagt ich war bzw. Bin im Moment wohl nicht einfach. Sie sagte das sie sich im Laufe des Tages nochmal wegen Termin für die nächste Woche meldet. Kam nichts. Naja dann meldete ich mich nochmal. Und da ich wirklich sehr verzweifelt war, fragte ich sie nicht nur nach einen Termin für die nächste sprich für diese Woche, sondern fragte sie auch ob wir nochmal sprechen könnten. Ich muss sagen ich hab sonst niemanden. Diese Frage hat sie komplett ignoriert und mir einen Termin für Ende der nächsten Woche gegeben. Ich fragte nochmal nach ob wir zusätzlich etwas machen können da ich definitiv mehr Hilfe brauche gerade. Es wäre wichtig einfach mit jemandem zu reden. Zudem lag soviel an was zu erledigen war was für mich kaum im Moment, unter den Umständen allein kaum zu bewältigen ist und auch viele Dinge, die komplett Neuland sind. Aber alle Versuche diesbezüglich Hilfe zu bekommen wurden von ihrer Seite ignoriert. Heute bekam ich eine SMS von ihr das sie Krank ist. Unser Termin diese Woche ausfällt und sie in 1,5 Wochen wieder da ist. Da können wir was ausmachen um meine Termine und Unterlagen zu Sortieren. Klasse! Bis dahin muss fast alles fertig sein. Bin echt am Ende im Moment. Erwarte ich zuviel wenn ich sogar sage, ich brauche im Moment einfach mehr Zeit? Wäre es nicht normal, es vernünftig zu sagen wenn man es nicht will ? Was sagt ihr dazu? Sollte ich mich lieber komplett zurück ziehen in der Situation weil es mir nicht gut geht, und wieder raus kommen wenn es mir wieder gut geht? Ist es falsch wenn man das Bedürfnis hat einfach zu reden? Über Antworten und vielleicht sogar hilfreiche Tips würde ich mich sehr freuen und wäre auch sehr dankbar! Vielen Dank auch fürs durchlesen ! Hope

(Hinweis d. Moderation: bitte der Übersichtlichkeit wegen in den Beiträgen Absätze einfügen. Freundliche Grüsse, Elfchen)

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isabe
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Beitrag Fr., 30.09.2016, 06:52

Mir tut es auch sehr leid, was dir passiert ist...

Es ist sehr beeindruckend, was du für deinen Vater in seinen letzten Tagen und Wochen geleistet hast, und ich denke, darauf kannst du sehr stolz sein! Und es ist vollkommen klar, dass man dann am Ende zusammenfällt, wenn alles einstürzt und die Reserven aufgebraucht sind und niemand mehr da ist, für den man stark sein muss.

Ich habe überhaupt keine Ahnung von solchen Betreuungen und kann daher nicht sagen, ob du sozusagen einen Anspruch darauf hast, dass sie in solchen Fällen "an dir dran bleibt". Natürlich kann man immer Gründe finden, warum man jemandem nicht helfen kann: krank, keine Zeit usw. - aber hier klingt es schon ein bisschen seltsam. Normalerweise würde man ja annehmen, dass ihr eine relativ verlässliche Beziehung habt und dass dabei auch Gefühle entstehen (z.B. Mitgefühl) und dass diese auch ausgedrückt werden. Dass sie sich aber gerade dann zurückzieht, wenn du sie so brauchst, ist zumindest auffällig.

Ich nehme mal an, sie hat selbst einen "Chef", der sie z.B. dir zugeordnet hat und dem sie eventuelle Besonderheiten meldet? Sie wird ja vermutlich (?) in irgendjemandes Auftrag tätig geworden sein? Du könntest dich also vielleicht mal an diese Stelle wenden und fragen, ob sie eine Vertretung haben o.ä. Parallel oder alternativ fallen mir noch die Beratungen der Caritas oder der Diakonie ein, die man einfach so kontaktieren kann. Oder Krisendienste, Telefonseelsorge, wenn es "nur" mal darum gehen soll, dass du dich aussprichst.

Und dann wäre die Frage, ob du nicht eine Psychotherapie machen könntest? Vielleicht ist das auch schon geschehen, aber dann könntest du deinen Therapeuten noch mal kontaktieren oder dir halt einen neuen suchen? Eine Therapie dient natürlich nicht dazu, die Einsamkeit zu vertreiben, aber du könntest dort vielleicht lernen, dein Leben zu leben - konkreter lässt sich darüber ohne weitere Infos nichts sagen.

Ich wünsche dir jedenfalls, dass du bald (wieder?) ruhige Zeiten erlebst und in dir wieder Kraft findest und Hoffnung.

(Hinweis Admin: Stichelei i.R. der Moderation aus dem Beitrag entfernt.)

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Kaonashi
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Beitrag Fr., 30.09.2016, 07:09

Es wäre schon schön, wenn so ein Betreuer sich im Notfall mehr Zeit nehmen würde, aber vermutlich kann es manchmal sein, dass es zeitlich einfach nicht machbar ist, weil diese Leute ja noch andere Betreute haben, Papierkram zu erledigen ist, und der Arbeitstag nur 8 Stunden hat. Da sie nun auch noch krank geworden ist, könnte es tatsächlich sein, dass sie vielleicht überlastet war.
Gut finde ich es trotzdem nicht, dass sie dir nicht wenigstens geschrieben hat, dass es ihr leid tut, dass sie dir nicht mehr Zeit geben kann in der Situation, oder dass sie dir keinen Tipp gegeben hat, wohin du dich alternativ wenden könntest.
Vielleicht kannst du wirklich beim Träger des betr. Wohnens nachfragen, ob es für den Notfall eine Vertretung gibt, oder was du sonst machen kannst.

Telefonseelsorge ist ne Möglichkeit, oder sonst, vielleicht hast du einen Psychiater, mit dem du reden kannst?

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Beitrag Sa., 01.10.2016, 09:43

Hallo Isabe, hallo kaonashi!

Vielen Dank für Eure schnellen Antworten und die tollen Tips! Mir geht es gleich etwas besser.

Isabe : danke auch für die lieben und tröstenden Worte ! Nein. Meine Betreuerin hat keinen Chef. Sie ist selbstständig und vielleicht ist auch genau das Problem. Sie ist Psychologin und hat eine eigene Praxis. Sie macht Therapie, betreut ambulant Menschen mit psychischen Problemen.

Klar ist das sehr viel und ich bewunder sie auch ein Stückweit, das sie das alles schafft. Habe ihr auch schon privat beim renovieren geholfen da sie da anscheinend allein vorstand. Hab das gern gemacht...

Nichts desto trotz denke ich, daß sie mich betreut und ich möchte mich da schon ein Stück weit, vorallem in Krisen drauf verlassen können.

Wir hatten nämlich schon mal eine ähnliche Situation Anfang diesen Jahres.

Dort war ich auch in einer schwierigen Lage wo vieles zusammen kam. Ich habe es gewagt, als wir telefonierten, ihr zu sagen, das ich etwas nicht so ganz okay fand. Es kam zu einem anstäneigen Streit und sie beendete die Betreuung am Telefon und ich stand- ähnlich wie jetzt, allein da

Ich nahm Hilfe in der Tsgesklinik an was mir auch gut geholfen hat. Dann wollte sie ein Abschlußgespräch was ich nicht wollte zuerst, habe mich dann aber doch dafür entschlossen. Jedoch war es kein Abschlußgespräch. Sie hat die Betreuung weitergemacht als wäre nichts gewesen.

Einerseits fand ich es ja toll... Aber wenn ich mir diese Situation jetzt mal anschaue dann ist das schon komisch. Dabei würde es mir reichen, wenn man es mir vernünftig sagen würde, das es bei ihr keinen Raum hat und sie das nicht will. Das wäre ja okay aber so ? Ich weiss nicht ! Ich würde nur einfach mal gerne wissen ob ich zu viel erwarte oder etwas falsch mache.... Denn ich bekomme mehr und mehr das Gefühl, das das so nix bringt und ich auf dem falschen Weg bin. Naja mal schauen.

Der Tipp mit der Therapie ist nicht schlecht. Hab aber bis Anfang diesen Jahres Therapie gemacht und muss nun wohl zwei Jahre warten. Aber bei der Diakonie habe ich bereits einen Termin. Danke nochmal dafür! Gruß Hope

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blade
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Beitrag Sa., 01.10.2016, 10:18

Sie haben viel getan.

Hat dieses vergangene Tun JETZT die Kraft Ihnen Halt zu geben?
abgemeldet

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Beitrag Sa., 01.10.2016, 10:50

@blade wie bitte ?

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Kaonashi
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Beitrag Sa., 01.10.2016, 12:57

HopeW34 hat geschrieben: Meine Betreuerin hat keinen Chef. Sie ist selbstständig und vielleicht ist auch genau das Problem. Sie ist Psychologin und hat eine eigene Praxis. Sie macht Therapie, betreut ambulant Menschen mit psychischen Problemen so wie bei mir und hat nebenbei eine Hundezucht mit mehreren Hunden.
Diese Art von Betreuung kenne ich gar nicht. Ich dachte, es wäre ein ambulant betreutes Wohnen bei einem Träger.
Ist das dann mehr eine "gesetzliche (rechtliche) Betreuung"? Wer bezahlt sie (nur zum besseren Verständnis)?
Ich habe es gewagt, als wir telefonierten, ihr zu sagen, das ich etwas nicht so ganz okay fand. Es kam zu einem anstäneigen Streit und sie beendete die Betreuung am Telefon und ich stand- ähnlich wie jetzt, allein da
Das klingt unprofessionell.

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HopeW34
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Beitrag Sa., 01.10.2016, 18:45

Hallo Kaonashi! Nein das ist nicht gesetzlich. Einfach nur eine ambulanten Unterstützung! Finanziert wird es vom Sozialamt.


isabe
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Beitrag Sa., 01.10.2016, 19:16

Dann kannst du dich ans Sozialamt wenden.

Wenn ich schon lese, dass du der Frau beim Renovieren geholfen hast, krieg ich massive Aggressionen gegen die Dame. SIE hätte wissen müssen, dass das nicht in Ordnung ist.

Auch wenn es schwer ist: Beschwere dich am besten über sie; ich denke, langfristig wirst du davon profitieren!

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HopeW34
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Beitrag So., 02.10.2016, 12:25

Hallo Isabe! Danke für die Nachricht. Ja, ich war mir nicht sicher ob es okay ist, habe es dann aber doch gemacht.


Trotzdem vielen, vielen Dank für die Hilfe ! Ein schönes Wochenende! Gruß Hope

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