15jähriger Bruder verhaltensauffällig, Eltern tun nicht

In diesem Forumsbereich können Sie sich über Schwierigkeiten austauschen, die Sie als Angehörige(r) oder Freund(in) von psychisch Erkrankten bzw. leidenden Personen konfrontiert sind.

Thread-EröffnerIn
Himmelgelb
neu an Bo(a)rd!
neu an Bo(a)rd!
weiblich/female, 17
Beiträge: 1

15jähriger Bruder verhaltensauffällig, Eltern tun nicht

Beitrag Mi., 23.07.2014, 13:32

Hallo liebe Forumsmitglieder!

Ich wende mich nun an euch, in der Hoffnung, dass sich jemand von euch vielleicht in einer ähnlichen Lage befindet oder auch so einen guten Ratschlag für mich hat.
Ich wende mich an euch, da ich mir die letzten Jahre immer mehr Sorgen um meinen 15jährigen Bruder machen muss (ich selbst bin 17).

Vielleicht ist es gut wenn ich euch mal ein bisschen etwas über unsere Hintergründe erzähle.
Als wir Kinder waren, hat mein Vater als Arzt sehr viele Nachtdienste gemacht, meine Mutter war nicht berufstätig.
Sie war mit uns restlos überfordert (ich muss so um die 3 Jahre alt gewesen sein, mein Bruder 1) und hat deshalb oft angedroht, wegzulaufen. In mir haben diese Drohungen große Ängste ausgelöst, ich bin ihr überallhin nachgelaufen und konnte es nicht zulassen, dass sie auch nur den Raum verlässt, habe in meinem Kopf immer Pläne geschmiedet, wie mein Bruder und ich überleben könnten. Als erstes würde ich meinen Vater anrufen, würde dieser nicht abheben, die Polizei. Und ich habe mir auch immer überlegt, ob wir genug Essen im Haus haben.

Und nun zu meinem Bruder
Früher konntest du wenigstens noch kurz normal mit ihm sprechen, heute gar nicht mehr.
Sein Verhalten.
1. Er sitzt bis spät nachts vor dem Computer im abgedunkelten Zimmer und spielt Ego-Shooter-Spiele.
2. Er hat einen einzigen Freund, der sich aber zunehmend auch immer mehr von ihm Bruder abwendet, da er sich ihm gegenüber genauso eigenartig verhält.
3. Er schafft gar nichts alleine, geht nicht alleine zum Supermarkt, geschweige denn fährt in die Stadt (meine Eltern wohnen in einem kleinen Dorf).
4. Er hat Zwänge – zählt die Dinge auf, wäscht sich ständig die Hände und achtet penibel darauf, dass alles gerade steht. Einmal hat die Putzfrau seinen Laptop verrückt, da hatte er einen halben Nervenzusammenbruch. Als ich mich mal an seinen Laptop setzen wollte, musste er erst an meinen Händen riechen, ob diese eh sauber sind. Als ich den Computer dann auch seiner Meinung nach verrückt habe, hat er mich angebrüllt und weggestoßen.
Das hat mir echt Angst gemacht.
5. Er macht eigenartige Sachen, zum Beispiel bewirft er meine Mutter und mich mit Spielkarten, als wir Abendessen, leert einfach so Geschirrspülmittel auf den Boden, schenkt sich absichtlich zu viel Saft in sein Glas ein, sodass es übergeht, stößt absichtlich Dinge am Tisch um usw. ..
6. Man kann mit ihm nicht mehr normal reden oder etwas normales machen, ohne dass er eigenartige Dinge von sich gibt oder macht. Zum Beispiel hat er eine Zeitlang jedes Mal, wenn ich versucht habe, mich mit ihm zu unterhalten, gesagt: „Hast du irgendwas gesagt?! Ich kann nur weißes Rauschen hören..“ und dann total krank gelacht. Oder er hat was komplett anderes total zusammenhangsloses von sich gegeben wie: „ DER KÜHLSCHRANK!!!!“
Einmal habe ich mit ihm ein Brettspiel gespielt, das hat er nur 5 Minuten geschafft, dann hat er begonnen, mit den Spielfiguren herumzuschießen..
7. Wenn meine Mutter ihn kritisiert oder meint, er sei gestört, er säße zu viel am Computer, wird er sehr aggressiv, schreit herum oder fängt an, seltsame Dinge zu sagen oder Dinge herumzuwerfen.
8. Gegenüber meinem Vater verhält er sich ebenfalls aggressiv, verarscht ihn, stößt ihn, was ich überhaupt nicht mitansehen kann.
9. Er ist sehr oft krank, bzw. weigert sich, zur Schule zu gehen.
10. Das Verhalten gegenüber der Katzen ist überhaupt das Gestörteste: Es gibt zwei Katzen, Mini und Findus. Findus hasst er, bezeichnet ihn als „Ratte“, stößt ihn weg und behandelt ihn nicht nett.
Und Mini vergöttert er, auf eine sehr gestörte Art und Weise. Er redet mit ihr sehr viel, in einem sehr eigenartigen Tonfall. Zum Beispiel sagt er: „Jaa Mini, erzähl mir von den alten Ägyptern!!“ „Du bist ein braaaaaves Tieer..“ „Was geht in deinem kleinen Kopf vor??“
Außerdem streichelt er sie total fest, also drückt sie quasi auf den Boden, hebt sie mit einer Hand in die Höhe und balanciert sie so in der Luft. Und er fotografiert die Katzen die ganze Zeit.

Mein Problem ist nun, dass ich Angst um meinen Bruder habe. Ich traue ihm wirklich alles zu, vor allem aber habe ich Angst, dass er eines Tages zu einem Straftäter wird, zu einem Kinderschänder oder Amokläufer oder weiß ich nicht was.
Meinen Eltern fällt es natürlich auch auf, dass mit ihm etwas überhaupt nicht stimmt, sie machen jedoch nichts. Meine Mutter hat sowieso eine Aversion gegen Psychiatrie und Therapie, sie will normale Kinder haben. Und ich glaube, ihr Unterbewusstsein gibt ihr selbst die ganze Schuld für die Probleme meiner und die meines Bruders und deshalb will sie nichts machen.
Gleichzeitig leidet sie aber auch unter dem Verhalten meines Bruders.
Ich weiß jetzt echt nicht, was ich machen soll, wie ich ihm als Schwester helfen kann.
Reden kann man mit ihm nicht.
Habt ihr vielleicht irgendwelche Ideen?

Tut mir echt leid, dass es so lang geworden ist!
Alles Liebe, Majorie

Werbung


Eremit
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
anderes/other, 80
Beiträge: 8876

Beitrag Mi., 23.07.2014, 15:33

Himmelgelb hat geschrieben:Meinen Eltern fällt es natürlich auch auf, dass mit ihm etwas überhaupt nicht stimmt, sie machen jedoch nichts. Meine Mutter hat sowieso eine Aversion gegen Psychiatrie und Therapie, sie will normale Kinder haben.
Bei solchen Aussagen kriege ich eine Gänsehaut...

Da kannst Du nichts machen, wenn die Eltern, speziell die Mutter mauert und Hilfe verweigert. Absolut gar nichts. Schon allein deswegen nicht:
Himmelgelb hat geschrieben:Reden kann man mit ihm nicht.
Was Du aber machen kannst: Du kannst selbst professionelle Hilfe in Anspruch nehmen, denn auch Angehörigen steht diese zu. Ist besser als nichts.


Feenya
Forums-Gruftie
Forums-Gruftie
weiblich/female, 49
Beiträge: 772

Beitrag Mi., 23.07.2014, 16:20

Hallo Himmelgelb!

Bei Durchlesen deines Textes dachte ich so bei mir: Der arme Bursch, der schreit um Aufmerksamkeit (Orientierung, Grenzsetzung) auf voller Länge, und die Eltern verschließen Augen und Ohren.
Und das "Nicht aktiv werden" deiner Eltern scheint dann für ihn ein "Jetzt schreie ich schon soooo laut, und die Eltern hören mich noch immer nicht" zu sein. Wie muss sich dein Bruder fühlen? - "Ich bin ihnen absolut gleichgültig. Ich kann mich aufführen wie der letzte A...., und meine Eltern rufen nicht ENDLICH mal Stopp! Ich kann Mutter und Schwester mit Spielkarten bewerfen, .... , meinen Vater vera... und rumschubsen, und bekomme keine Konsequenzen zu spüren. ..... "

Da geht es jetzt nicht nur um die Verweigerung von ärztlicher/terapeutischen Hilfe, sondern auch um nicht vorhandene Erziehungsarbeit.
Bei einigen Verhaltensweisen deines Bruders musste ich nur an meine eigenen Kinder denken.
Wenn die in dem Alter sich so verhalten hätten (Ruf nach "Hallo, ich will mich reiben, damit ich weiß wo es lang geht im Leben, und ich durch Grenzen fähig werde mich in die Gesellschaft einzuordnen.") , uiiiii, da hätte es ganz schön Krach gegeben.
Von "Computerentzug" bis "Wenn du Langeweile hast und die Katzen tyrannisierst, dann werde ICH höchstpersönlich dafür sorgen, dass "du" keine Zeit mehr für solche Flausen hast." - Zum Beispiel ist der Familieneinkauf dann die Sache und Verantwortung dieses pubertierenden "Flegels". Und schon sind zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen.

Ich weiß aber nicht, ob sich (außer der Zwänge) eine psychische Störung dahinter verbirgt. Dazu bin ich viel zu viel Laie, und außerdem gehe ich meist zuerst von etwas Harmlosem aus.
Aber Hilfe braucht dein Bruder auf jeden Fall. Du wirst für ihn nur momentan nicht viel tun können, wenn deine Mutter die Augen und Ohren verschließt.

Für dich kannst du aber Hilfe suchen.

Selbsthilfegruppen für Angehörige (Wien) http://www.hpe.at/bundeslaender/wien/se ... ebote.html

Und da gibt es auch eine passende Gruppe für dich: Geschwister von psychisch erkrankten Menschen

Gehe einmal zu ein paar Treffen und höre dir an, wie andere Geschwister an die Sache rangehen. Und dann findest du hoffentlich den richtigen Hebel, um deinen Bruder wieder auf Spur zu bekommen. Oft sind es harmlose Äußerungen von anderen Betroffenen, die einem plötzlich die Augen öffnen, und man weiß, wie man richtig tätig werden kann.
Und wenn es nur die richtigen Argumente sind, mit denen du deine Mutter zum "Hören und Sehen" bekommst.

Ich drücke dir die Daumen, dass ihr beiden Teenies dadurch gute Lösungsansätze bekommt.
Zuletzt geändert von Feenya am Mi., 23.07.2014, 17:10, insgesamt 1-mal geändert.
Der Horizont vieler Menschen ist ein Kreis mit dem Radius Null - und das nennen sie ihren Standpunkt.

*Albert Einstein*


Eremit
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
anderes/other, 80
Beiträge: 8876

Beitrag Mi., 23.07.2014, 17:07

Feenya hat geschrieben:"Jetzt schreie ich schon soooo laut, und die Eltern hören mich noch immer nicht"
Noch schlimmer: Je lauter er schreit, desto mehr hören die Eltern weg. Ein Teufelskreis, aus dem der Bruder nur herauskommen kann, wenn er auszieht, sein eigenes Leben lebt und diese idiotischen Eltern emotional für immer hinter sich läßt.

Werbung

Benutzeravatar

viciente
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
männlich/male, 61
Beiträge: 3085

Beitrag Mi., 23.07.2014, 19:35

Eremit hat geschrieben:Ein Teufelskreis, aus dem der Bruder nur herauskommen kann, wenn er auszieht, sein eigenes Leben lebt und diese idiotischen Eltern emotional für immer hinter sich läßt.
.. das stimmt zwar wohl zumindest teilweise, ist aber in diesem alter und fortgeschrittenen stadium vermutlich keine für ihn - aus sich heraus - wählbare option. klingt verflixt nach angehender psychose, und da halt ich persönlich feenya´s ansatz für sehr gut. als erstes braucht majorie unterstützung, wenn sie schon so liebevoll ist und helfen will, und dann (schnellstens) ihr bruder, wenn er nicht in der psychiatrie samt medikamenten landen soll. das hauptproblem liegt darin, überhaupt zugang zu finden, wenn sich subjektive wahrnehmung und realität (nicht zuletzt durch computermissbrauch und/oder drogen) derartig weit voneinander entfernt haben; sowas sitzt leider meist ziemlich tief und ist nicht einfach durch verhaltensänderung anderer "reparierbar".

Benutzeravatar

Christine_Walter
Forums-Gruftie
Forums-Gruftie
weiblich/female, 34
Beiträge: 515

Beitrag Mi., 23.07.2014, 20:32

ich kenne das zu genüge von meinen eltern, auffälligkeiten (bei uns beiden kindern) nicht zu registrieren.
aber HALLO? dein vater ist arzt, von daher sollte er doch merken, was los ist. wie reagieren denn deine eltern, wenn er zb spülmittel auf den boden entleert?
ich würde, wenn deine eltern sich nicht kümmern, umgehend mit wem anderes reden. hast du eine oma oder tante, der du vertraust? einen lieblingslehrer? oder vielleicht gehst du einfach mal zum hausarzt und vertraust dich dem an?

Benutzeravatar

viciente
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
männlich/male, 61
Beiträge: 3085

Beitrag Mi., 23.07.2014, 20:38

.. das MUSS jedenfalls jemand neutral vertrauenswürdige(r) ausserhalb des "systems" sein; alle anderen sind immer eine art "partei" (mit eigenen interessenslagen)!


Feenya
Forums-Gruftie
Forums-Gruftie
weiblich/female, 49
Beiträge: 772

Beitrag Do., 24.07.2014, 03:13

viciente hat geschrieben:
Eremit hat geschrieben:Ein Teufelskreis, aus dem der Bruder nur herauskommen kann, wenn er auszieht, sein eigenes Leben lebt und diese idiotischen Eltern emotional für immer hinter sich läßt.
.. das stimmt zwar wohl zumindest teilweise, ist aber in diesem alter und fortgeschrittenen stadium vermutlich keine für ihn - aus sich heraus - wählbare option.

[....]

sowas sitzt leider meist ziemlich tief und ist nicht einfach durch verhaltensänderung anderer "reparierbar".
Das befürchte ich auch. Der Bruder scheint schon in seiner Ego-Shooter-Welt zu leben. Ohne Hilfe von außen findet er da nicht mehr raus.

Da ist im Vorfeld in der Erziehung so viel falsch gelaufen, dass man das Ruder jetzt nicht mehr rumreißen kann.
Wehret den Anfängen (Erst gar nicht zulassen, dass Jugendliche sich in der elektronischen Welt verirren und den Kontakt zu all ihren Freunden verlieren. Bis hin zu: Ich gehe nicht in die Schule = sich nicht mehr vom PC trennen zu können. )
Und Erziehung, statt laissez-faire.

Bei einem 6-jährigen würde es noch klappen, aber ein 15-jähriger ist den erziehungsunfähigen Eltern schon längst über den Kopf gewachsen.
Da hilft nur noch die "PC-Entzugsklinik" und Therapie, damit das ver-rückte Weltbild wieder geradegerückt wird.
Der Horizont vieler Menschen ist ein Kreis mit dem Radius Null - und das nennen sie ihren Standpunkt.

*Albert Einstein*


Eremit
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
anderes/other, 80
Beiträge: 8876

Beitrag Do., 24.07.2014, 19:30

Eine wichtige Frage, Himmelgelb:

Würdest Du, um Deinem Bruder zu helfen, auch rechtliche Schritte in Betracht ziehen? Also gegen Eure Eltern vorgehen? Stichwort unterlassene Hilfeleistung, Verletzung der Fürsorgepflicht...

Wenn die Eltern nichts unternehmen und etwas passiert, dann können sie dafür haftbar gemacht werden, dem Sohn den Zugang zu medizinischer Versorgung verwehrt zu haben...

Benutzeravatar

lovely_2000
Forums-Insider
Forums-Insider
weiblich/female, 22
Beiträge: 352

Beitrag Do., 24.07.2014, 22:28

HI!

Klingt nach nee Psychose ( ev Schizophrenie). Er ist sehr jung, da kann noch viel dagegen gemacht werden!!!!

Rede dringend mit deinen Eltern. SIE sind dafür "verantwortlich" wie es weiter geht und nicht du. Dein Bruder braucht dringend Hilfe!


Eremit
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
anderes/other, 80
Beiträge: 8876

Beitrag Fr., 25.07.2014, 11:04

lovely_2000 hat geschrieben:Er ist sehr jung, da kann noch viel dagegen gemacht werden!!!!
Folgeerkrankungen wie Depressionen können dann unter Umständen vermieden oder zumindest abgeschwächt werden. Gegen Schizophrenie selbst kann man nicht viel tun, ist ja auch nicht heilbar. Durch rasche Gabe entsprechender Medikamente kann allerdings die Lebensqualität beträchtlich steigen.


Feenya
Forums-Gruftie
Forums-Gruftie
weiblich/female, 49
Beiträge: 772

Beitrag Fr., 25.07.2014, 11:25

Eremit hat geschrieben: Gegen Schizophrenie selbst kann man nicht viel tun, ist ja auch nicht heilbar.


Naja, ich bin ja keine Expertin auf dem Gebiet und habe mit Schizoprenie ja keine Erfahrungen. ( Wobei ich bei der Beschreibung des 15-jährigen Bruders noch keine Anzeichen von Schizophrenie sehen kann. )

Ich nutze gerade das Angebot unserer Klinik, wo sich Angehörige über Psychosen, Neuroleptika, psychosoziale Einrichtungen, Rückfallgefahren, .... informieren können.
Und dort hieß es bei "Ursachen einer Psychose", dass diese durch viele Faktoren ausgelöst werden könne. Natürlich durch (Sucht)Substanzen, genetische Veranlagung ( 1% der Bevölkerung bzw. ca. 5% wenn es in der Familie schon einen Fall gibt und 50 % bei eineigen Zwillingen ), durch Medikamente, ...

Und da war auch die Rede davon, dass diese Psychose nur einmalig auftreten kann. Also gar nicht mit Sicherheit gesagt werden kann, ob diese Krankheit (Schizophrenie) lebenslang bestehen bleibt.
Nach dem erstmaligen Auftreten wird 2 Jahre lang mit Neuroleptika behandelt, und dann kann man weitersehen.
Es gibt immer wieder Patienten, die hinterher - ohne Medikamente - beschwerdefrei bleiben.

Bei dem Bruder sehe ich es (mit meinem momentanen Kenntnisstand) so:

-> Zwangsverhalten - Ja! Das gehört in die Hand von Therapeuten bzw. Psychiatern.

-> Beginn einer Psychose - Möglich. Es kann aber auch provozierendes und pubertierendes (gepaart/ausgelöst durch laissez faire Erziehung) Verhalten sein. Das müssten die Profis dann austesten, ob Teeniegehabe oder doch schon krankhaft.

-> Schizophrie - Nein! Ich lese nichts von Realitätsverlust/Verleugnung der Realität, inneren Stimmen, "widersinnigen Behauptungen" ("Der Kugelschreiber ist blau!!!!", obwohl er tatsächlich grün ist.), ...
Der Horizont vieler Menschen ist ein Kreis mit dem Radius Null - und das nennen sie ihren Standpunkt.

*Albert Einstein*


Eremit
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
anderes/other, 80
Beiträge: 8876

Beitrag Fr., 25.07.2014, 11:55

Feenya hat geschrieben:Und da war auch die Rede davon, dass diese Psychose nur einmalig auftreten kann.
Statistisch gesehen sind das allerdings extrem seltene Fälle!
Feenya hat geschrieben:Also gar nicht mit Sicherheit gesagt werden kann, ob diese Krankheit (Schizophrenie) lebenslang bestehen bleibt.
Unterschiede zwischen Schizophrenie und Psychose. Ein schizophrener Mensch ist auch dann schizophren, wenn er gerade keine Psychose hat. Nur, weil er gerade keine psychotische Episode hat, heißt das nicht, daß er deswegen als "geheilt" gilt. Das ist ja das Problem an der Sache: es kann jederzeit neu ausbrechen...
Feenya hat geschrieben:-> Schizophrie - Nein! Ich lese nichts von Realitätsverlust/Verleugnung der Realität, inneren Stimmen, "widersinnigen Behauptungen" ("Der Kugelschreiber ist blau!!!!", obwohl er tatsächlich grün ist.), ...
Bedenke: Es gibt nicht nur Positiv-, sondern auch Negativsymptome. Halluzinationen sind zudem bei Schizophrenie nicht so weit verbreitet, wie die meisten Menschen annehmen.

Ich habe schon mehrere schizophrene Menschen kennen gelernt, und muß auch sagen, daß das Verhalten des Bruders, nun - seltsam wirkt. Auf jeden Fall bedenklich. Ich drücke es mal so aus: Mich würde es wirklich nicht überraschen, wenn bei ihm Schizophrenie festgestellt werden würde. Ebenso ist Depression möglich, bipolare affektive Störung, Borderline-Persönlichkeitsstörung - bei all diesen Erkrankungen können zweitweise auch psychotische Episoden vorkommen. Genaueres weiß man erst, wenn der Bruder sich in Behandlung begibt.

Benutzeravatar

viciente
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
männlich/male, 61
Beiträge: 3085

Beitrag Fr., 25.07.2014, 12:01

Feenya hat geschrieben:....... Ich lese nichts von Realitätsverlust/Verleugnung der Realität, inneren Stimmen, "widersinnigen Behauptungen" ("Der Kugelschreiber ist blau!!!!", obwohl er tatsächlich grün ist.), ...
.. siehe "anzeichen" in 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8, 9, 10; liest sich nicht beruhigend, fern"diagnosen" sind jedoch ohnehin immer sinnlos!
("einmal"-einträge ohne weitere beteiligung der urheber leider oft eher beschäftigungs"therapie" für jene, die sich damit auseinandersetzen, bzw. manchmal eventuell auch testballons - von wem auch immer)

1. Er sitzt bis spät nachts vor dem Computer im abgedunkelten Zimmer und spielt Ego-Shooter-Spiele.
2. Er hat einen einzigen Freund, der sich aber zunehmend auch immer mehr von ihm Bruder abwendet, da er sich ihm gegenüber genauso eigenartig verhält.
3. Er schafft gar nichts alleine, geht nicht alleine zum Supermarkt, geschweige denn fährt in die Stadt (meine Eltern wohnen in einem kleinen Dorf).

4. Er hat Zwänge – zählt die Dinge auf, wäscht sich ständig die Hände und achtet penibel darauf, dass alles gerade steht. Einmal hat die Putzfrau seinen Laptop verrückt, da hatte er einen halben Nervenzusammenbruch. Als ich mich mal an seinen Laptop setzen wollte, musste er erst an meinen Händen riechen, ob diese eh sauber sind. Als ich den Computer dann auch seiner Meinung nach verrückt habe, hat er mich angebrüllt und weggestoßen.
Das hat mir echt Angst gemacht.

5. Er macht eigenartige Sachen, zum Beispiel bewirft er meine Mutter und mich mit Spielkarten, als wir Abendessen, leert einfach so Geschirrspülmittel auf den Boden, schenkt sich absichtlich zu viel Saft in sein Glas ein, sodass es übergeht, stößt absichtlich Dinge am Tisch um usw. ..
6. Man kann mit ihm nicht mehr normal reden oder etwas normales machen, ohne dass er eigenartige Dinge von sich gibt oder macht. Zum Beispiel hat er eine Zeitlang jedes Mal, wenn ich versucht habe, mich mit ihm zu unterhalten, gesagt: „Hast du irgendwas gesagt?! Ich kann nur weißes Rauschen hören..“ und dann total krank gelacht. Oder er hat was komplett anderes total zusammenhangsloses von sich gegeben wie: „ DER KÜHLSCHRANK!!!!“
Einmal habe ich mit ihm ein Brettspiel gespielt, das hat er nur 5 Minuten geschafft, dann hat er begonnen, mit den Spielfiguren herumzuschießen..

7. Wenn meine Mutter ihn kritisiert oder meint, er sei gestört, er säße zu viel am Computer, wird er sehr aggressiv, schreit herum oder fängt an, seltsame Dinge zu sagen oder Dinge herumzuwerfen.
8. Gegenüber meinem Vater verhält er sich ebenfalls aggressiv, vera*** ihn, stößt ihn, was ich überhaupt nicht mitansehen kann.
9. Er ist sehr oft krank, bzw. weigert sich, zur Schule zu gehen.

10. Das Verhalten gegenüber der Katzen ist überhaupt das Gestörteste: Es gibt zwei Katzen, Mini und Findus. Findus hasst er, bezeichnet ihn als „Ratte“, stößt ihn weg und behandelt ihn nicht nett.
Und Mini vergöttert er, auf eine sehr gestörte Art und Weise. Er redet mit ihr sehr viel, in einem sehr eigenartigen Tonfall. Zum Beispiel sagt er: „Jaa Mini, erzähl mir von den alten Ägyptern!!“ „Du bist ein braaaaaves Tieer..“ „Was geht in deinem kleinen Kopf vor??“


Eremit
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
anderes/other, 80
Beiträge: 8876

Beitrag Fr., 25.07.2014, 12:09

Punkt 5 und 6 wirken auf mich auch ziemlich eindeutig. Genau sowas kenne ich eben sehr gut von mehreren erkrankten Bekannten...

Werbung

Antworten
  • Vergleichbare Themen
    Antworten
    Zugriffe
    Letzter Beitrag