Mein Mann und seine Erkrankung

In diesem Forumsbereich können Sie sich über Schwierigkeiten austauschen, die Sie als Angehörige(r) oder Freund(in) von psychisch Erkrankten bzw. leidenden Personen konfrontiert sind.
Antworten
Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
orchidea
neu an Bo(a)rd!
neu an Bo(a)rd!
weiblich/female, 30
Beiträge: 3

Mein Mann und seine Erkrankung

Beitrag Mi., 24.06.2015, 09:36

Hallo zusammen,
Ich möchte mich kurz vorstellen. Bin Orchidea, aus der Schweiz, verheiratet und ein Sohn 5 Jahre.
Meinen Mann habe ich vor gut 8 Jahren kennengelernt und zusammenziehen, Heirat und Kind ging dann relativ schnell. Schon am Anfang habe ich bemerkt, dass er anders ist. Jedoch habe ich dies immer auf seine sehr schwierige Kindheit zurückgeführt.

Nun ist es aber so, dass es vorallem das letzte Jahr sehr viel schlimmer geworden ist. Ich weiss dass er Psychisch Krank ist, jedoch weigert er sich, sich abklären zu lassen, da alle anderen ein Problem haben, nur nicht er. Daher weiss ich auch nicht, welche Krankheit er genau hat.

Er hat ein sehr geringes Selbstwertgefühl (schon immer gehabt) und mir immer vorgeworfen, dass ich ihn sowieso betrüge und nicht liebe. Ich möchte hier noch erwähnen, dass ich alles zuhause manage (Zahlungen, Organisatorisches, Haushalt, etc), arbeite 100% als Assistentin und bin eine gute Mutter, welche die freie Zeit nur unserem Sohn widmet.

Nun, zurück zu meinem Mann - seit längerem wirft er mir vor, dass ich sein Essen vergifte. Er ist sehr davon überzeugt, so dass er kaum mehr was zuhause isst. Auch bin ich jeweils schuld, wenn unser Sohn krank ist oder Nasenbluten hat. Es ist generell immer alles meine Schuld. Mein Mann ist davon überzeugt, dass er ein Gesandter Gottes ist und die Dämonen von der Welt befreien soll. Es kommt schon soweit, dass er Nachbarn verteufelt (welche sehr nette Menschen sind). Er verliert immer wieder seinen Job im Jahresrythmus, weil es dort nicht läuft und er ausrastet (er haut auch gerne Sachen zusammen).

Im Moment ist es für mich sehr schwierig. Es ist nun soweit gekommen, dass er am Wochenende, zu einer Nachbarsparty gekommen ist, dort alle angeknurrt hat und dann am nächsten Tag, den Nachbarn gesagt hat, dass er der Löwe sei und auf ihre Kinder aufpassen würde. Natürlich wurde ich dann von den Nachbarn angesprochen, ob mein Mann in Therapie sei und wenn nicht, ob nicht eine Zwangseinweisung von nöten wäre.

Gestern Abend ist er spät von der Arbeit gekommen und hat dann scheinbar einen Arbeitskollegen angerufen und diesen zusammengeschrien, weil dieser ihm keinen Glauben schenkt.

Heute bin ich wieder die Zielscheibe. Ich sei eine Gefangene von mir selbst. Ich würde nicht realisieren, dass Gott mein Vater sei und er für mich kommen würde. Ich soll ihm endlich glauben schenken, etc.

Ich liebe meinen Mann, aber so kann es nicht weitergehen. Wie gesagt habe ich ihm schon mal vorgeschlagen zu einer Therapie zu gehen, aber er lacht mich aus und sagt er hätte keine Therapie nötig, weil das alles wahr sei, was er sagt.
Ich kann mit dieser Achterbahn der Gefühle nicht mehr leben und wollte mich auch schon von ihm trennen. Jedoch weiss ich, dass er krank ist und im Grunde ein ganz lieber Mann und Vater (er liebt seinen Sohn über alles und würde ihm nie was zu leide tun).

Ich weiss nicht, wie ich ihm helfen kann, aber ihm muss geholfen werden. Ich möchte nicht, dass unser Sohn, darunter leidet, denn ich denke, dass es nur noch schlimmer bei meinem Sohn wird.
Zwangseinweisung wäre sicher nicht die richtige Lösung, da er mich dann für immer hassen würde und ich Angst hätte, er würde sich nach der Entlassung mit dem Sohn absetzen.

Ich weiss nicht, ob Ihr Ratschläge, gute Zuredungen, oder Ähnliches für mich habt. Im Moment fühl ich mich einfach leer und es tat gut, mir das mal von der Seele zu schreiben.

LG
Orchidea

Werbung

Benutzeravatar

Chancen
Forums-Gruftie
Forums-Gruftie
weiblich/female, 32
Beiträge: 674

Beitrag Mi., 24.06.2015, 10:04

Hallo Orchidea!

Ich fürchte, dass dein Mann mehr Hilfe benötigt als "bloß" Therapie, nämlich Medikamente.

Noch scheint sein Verhalten relativ harmlos zu sein, aber sowas kann in einer hochgradigen Psychose enden, in der er nicht mehr er selbst ist und Dinge tut, die man ihm nicht zugetraut hätte.

Sowas ist ein ernster Zustand.

Wenn du ihn nicht zwangseinweisen willst, dann würde ich mich mit dem Sohn von ihm trennen und ihn niemals unbeaufsichtigt mit dem Sohn lassen.

Wer weiß, was ihm seine Stimmen oder Dämonen oder sonstwer befehlen. Das kann böse ausgehen und ich würde hier nichts riskieren, bloß weil man ihn nicht verletzen möchte. Sicherheit geht einfach vor.

Du kannst auch mit eurem Hausarzt sprechen, ohne dass dein Mann dabei ist. Er kann dir sicher Hinweise geben, wie man hier am besten vorgehen sollte.

Chancen

Benutzeravatar

Fundevogel
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 50
Beiträge: 1294

Beitrag Mi., 24.06.2015, 18:50

Hallo Orchidea,

willkommen im Forum!

Ich stimme Chancen vollinhaltlich zu und empfehle dir sehr dringend, ärztlichen Rat einzuholen.

Neben dem Hausarzt kann man sich an Fachärzte wenden oder auch an einen telefonischen psychosozialen Notdienst, so eine Einrichtung wird es wohl in der Schweiz auch geben. Dort kann man Fachleuten die Situation schildern und sie können Handlungsmöglichkeiten aufzeigen. Bei Gefahr in Verzug rufe unbedingt die Polizei an.

Hast du Freunde, Familie, mit denen du das besprechen kannst?
Fundevogel

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
orchidea
neu an Bo(a)rd!
neu an Bo(a)rd!
weiblich/female, 30
Beiträge: 3

Beitrag Do., 25.06.2015, 06:12

Liebe/r Chancen,
Liebe/r Fundevogel,

Besten Dank für Eure Antworten.

Die Situation ist nun ein wenig ausgeartet. Mein Mann hat gestern seinen Job geschmissen, nach dem Streit am Telefon mit dem Arbeitskollegen. Vielleicht hat auch der Arbeitgeber die Nase voll gehabt - er möchte es mir wehement nicht erzählen.

Es wurde mir alles zu viel. Ich weiss, auch wenn er sich nun ein neuen Job sucht, er wird trotzdem dann nur 2-3 Monate dort bleiben, bis es wieder ausartet und er den Job schmeisst weil er sich bedroht oder nicht verstanden fühlt.

Ich hab ihn dann gestern vor die Wahl gestellt. Entweder Arzttermin oder er geht. Er hat sich entschieden zu gehen, da er sagt, dass er keinen Arzttermin nötig hätte. Er sei der Gesandte Gottes und hier um die Menschen zu retten. Niemand könne ihn retten - weil er nicht zu retten sei. Er wohnt noch bei uns, bis ich ihm einen Trekkingrucksack besorgt habe und sagte dann, dass er dann auf der Strasse schlafe. Unserem Sohn hat er erzählt, er soll den anderen Kindern sagen, sie sollen keine traurigen Kleider tragen (unser Sohn ist 5!!) ansonsten sei das nicht gut für deren Zukunft. Und er sei nach ein paar Tagen wieder zurück.

Ich weiss echt nicht was ich machen soll und ob es die richtige Entscheidung ist. Ich möchte ihm helfen - aber er lässt sich nicht helfen. Ich seh es schon kommen, dass er von Aussenstehenden irgendwann zwangseingewiesen wird, weil es ausartet.

Ich bin total verzweifelt. Ich habe lange genug dies alles mitdurchlebt. Langsam zerrt es an meinem positiven Lebensgefühl und ich fühl mich nicht mehr wie ich selbst.

Wie kann er nur die Option "Gehen" der Option "Arzt" vorziehen? Ich verstehe das nicht.

Ich werde mich heute mal telefonisch bei einer Beratung für Angehörige von Psychisch Kranken beraten lassen. Weiss nicht ob es hilft, aber vielleicht haben die ein paar Ansatzpunkte, welche weiterhelfen können.

Liebe Grüsse
Orchidea

Werbung

Benutzeravatar

Chancen
Forums-Gruftie
Forums-Gruftie
weiblich/female, 32
Beiträge: 674

Beitrag Do., 25.06.2015, 08:21

Liebe Orchidea!
orchidea hat geschrieben:Wie kann er nur die Option "Gehen" der Option "Arzt" vorziehen? Ich verstehe das nicht.
Dein Mann ist krank! Er brüllt wie ein Löwe, erzählt eurem Kleinen, dass er den Kindern sagen soll, sie sollen keine traurigen Kleider tragen, er hält sich für den Gesandten Gottes und dich für die Tochter Gottes etc. etc. - und dann erwartest du von ihm, dass er eine gesunde, vernünftige Entscheidung trifft, sich vom Arzt behandeln zu lassen anstatt zu gehen?!

Dein Mann ist krank. Er sagt und tut kranke Sachen und er trifft kranke Entscheidungen.

Wenn er vernünftige Entscheidungen treffen würde, dann würde er auch nicht brüllen wie ein Löwe oder von traurigen Kleidern sprechen oder sich für den Gesandten Gottes halten.

Die Entscheidungen deines Mannes, sind die Entscheidungen, die er in seinem Wahn (in seiner Krankheit) trifft.


Du solltest dich ganz rasch um Hilfe bemühen (Arzt, Notruf) - damit auch ER Hilfe bekommen kann.

Wie gesagt, noch ist alles harmlos. Aber wenn es ihm schlechter geht, dann lesen wir vielleicht bald in der Zeitung.

Also zögere nicht und lass ihn (auch wenn "er" dann "böse auf dich" ist) gegebenenfalls zwangseinweisen. (Wenn das rechtlich möglich ist und von den Ärzten bzw. betreffenden Stellen für notwendig empfunden wird, wenn du ihnen die Situation schilderst).

Chancen

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
orchidea
neu an Bo(a)rd!
neu an Bo(a)rd!
weiblich/female, 30
Beiträge: 3

Beitrag Fr., 26.06.2015, 00:24

Hallo zusammen,

Bin noch wach und kann nicht schlafen.

Habe vor 4 stunden die Polizei angerufen weil mein Mann im Wahn mich bedroht und runter gemacht hat und auch auf die Nachbarn losgegangen ist. Auch hat er mit dem Kopf einen Schrank kaputt gemacht.

Die Polizei kam und nahm mein Mann mit und zog eine Psychiaterin dazu. Ich konnte meine Sicht zuerst schildern bevor sie sich mit ihm unterhielt. Schon da sagte sie dass sie ihn in eine Psychatrie einweisen wird. Nach dem Gespräch mit meinem Mann sagte sie mir, dass er den Wunsch geäussert hat nach Griechenland (von da ist er) überführt zu werden und er sich normal verhielt. Man merke aber dass er sich anstrengen muss.

Nun ist er in der Psychiaterie und ich allein mit meinen Gedanken, Schuldgefühlen, Hoffnungen.

Was ist wenn er sich nun dort ganz normal verhält und sie ihn wieder gehen lassen? Und wenn er die Medikamente verweigert(zwingen können sie ihn nicht). Habe Angst dass er nach Hause kommt und mir was tut. Er mich hasst.
Frage mich, wie es ihm geht.

Muss mich morgen in der Klinik melden. Weiss nicht was mich erwartet. Habe Angst.
Habe ich das richtige getan?
Was ist wenn er sich nicht helfen lässt?

Orchidea

Benutzeravatar

Chancen
Forums-Gruftie
Forums-Gruftie
weiblich/female, 32
Beiträge: 674

Beitrag Fr., 26.06.2015, 07:05

Hallo Orchidea!

Du hast das Richtige getan und dich und euren Kleinen vor einem unberechenbaren (weil krankem) Mann beschützt.

Er hatte dich bedroht und er hat Gewaltbereitschaft (gegen Einrichtungsgegenstände) an den Tag gelegt. Da muss man rechtzeitig handeln, bevor jemand ein blaues Auge oder Schlimmeres kriegt.

Wenn dein Mann wieder bei Sinnen ist (durch Medikamente/Therapie) dann wird er verstehen können, dass du so handeln musstest und wird auch froh sein können, dass du so verantwortungsvoll damit umgegangen bist.

Solange er in seinem Wahn ist, wird er das nicht einsehen.


Hast du denn noch etwas schlafen können? Wie geht es dir heute?


Hab Vertrauen, dass sie ihn in der Klinik gut durchchecken und ihn nicht einfach wieder entlassen, weil er sich vielleicht zusammenreisst und so tut als ginge es ihm gut.

So wie du es geschildert hast, ist er wirklich krank und braucht Hilfe. Die in der Klinik kennen sich mit sowas ja aus.


Solange sein Zustand nicht geklärt ist und er einer Therapie/Medikamenten zustimmt würde ich ihn nicht mehr in die Wohnung lassen (egal wie "normal" er sich kurzfristig verhält).

Wenn er vor der Tür steht - kannst du entweder nochmal die Polizei oder Freunde anrufen, damit dir wer zur Seite steht.


Erst wenn er Krankheitseinsicht zeigt und sich helfen lässt, würde ich dann darüber nachdenken, ihn wieder einzulassen. Sowas zeigt sich aber erst auf längere Sicht.


Ich wünsche dir für heute und die nächste Zeit viel Kraft!

Chancen

Werbung

Antworten
  • Vergleichbare Themen
    Antworten
    Zugriffe
    Letzter Beitrag