Freundin mit PTBS

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bonafides
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Freundin mit PTBS

Beitrag Di., 24.05.2016, 11:09

Hallo liebe Forenmitglieder,

ich weiß gar nicht so genau wo ich anfangen soll. Es geht um eine liebe Freundin von mir , die momentan eine sehr schwere Zeit durchmacht.

Angefangen damit, dass seit Jahren schon (ich und sie kennen uns 1 1/2 Jahre) Tagsüber ein funktionaler part vorherrscht, der in pseudo-Normalität Aufgaben und Pflichten erledigt, aber sobald sie dann von der Arbeit kommt oder generell zur Ruhe kommt. Kommen ihr Gedanken und sie entgleitet daraufhin in eine "zweite Welt wie sie selbst sagt," dort geht es um Mord, Verfolgung, Flucht, Vergewaltigung) Sie ist dann für Minuten weg, eingenickt wie sie sagt. Diese Szene schalten sich auch hin und wieder in die reale Wahrnehmung (ins Bewusstsein) in den ungünstigsten Situationen ein( auf Arbeit z.B., wo sie momentan 9 Stunden am Tag versucht als auszubildender Arzt von einem Stressmoment in den anderen gerät) Sie klagt über zunehmende Erschöpfung, psychosomatische Beschwerden(Konversion?).

Sie deutete Erfahrungen mit Missbrauch an ab dem Alter von 7 Jahren. Nun zu dem was mich momentan stark beunruhig. Dieser Missbrauch + Abhängigkeit von der Familie scheint noch immer existent und aktiv. Abgesehen davon, dass sie schon mehrfach in diesen Krisenmomenten Äußerungen von sich gab wie ("es ist aus", "ende") und ich jedesmal herauszufinden versuche was sie damit meint. Die Stimmung die sich um die Worte aufbauen jedesmal vermuten lassen, dass es sich um eine verkappte Suiziddrohung handelt. Dann taucht sie stundenlang ab und schreibt als letzten Satz, dass sie nicht mehr könne. Ich mache mir Sorgen, rufe sie an, wenn ich sie erreiche ist sie dann irgendwohin unterwegs und ich weiß nicht, aber sie spricht dann teilweise gelockert(infantil) wie als wenn sie ne andere Rolle spielen würde(inadäquat zu dem was sie mir schreibt). Manchmal erreiche ich sie auch gar nicht. Letztes Wochenende war sie dann bei ihren Eltern und gestern war der Abend wohl besonders schlimm für sie. Wir unterhielten uns über das Wochenende, dann war sie eingenickt. wieder in dieser Traumwelt, wie sie sagt, in der nicht immer alle Dinge die ihr passieren schlecht sind, manche seien auch richtig und angemessen, was sich dann aber im laufe des Traums dann doch als nicht richtig rausstellt und in Tötungsszenen mündet). Ich habe unentwegt das Gefühl, dass sie mir mit versteckten Botschaften und Andeutungen versucht etwas zu sagen (ich weiß, das klingt verrückt, aber es stellt sich wirklich so dar). Sie drückt sich immer so lasch aus, als dass man auf tausend Deutungen kommt.

Ich mache mir Sorgen, weiß nicht wie ich ihr helfen kann, habe starke Angst, dass sie irgendwann tatsächlich psychotisch dekompensiert und den Kontakt zur Realität verliert. Zumal sich diese Traumszenen auch hin und wieder in das Bewusstsein einschleichen. Sie könne nach den Abenden voller Dissoziation und nach den nächtlichen Alpträumen nicht mehr so wirklich zwischen Realität und Traum unterscheiden. Was hinsichtlich des noch aktiven Missbrauchs(Körperlichkeiten müsse sie ab und an noch ertragen) auch eine Strategie der Leugnung sein könnte?


... ich schäme mich fast schon das hier reingestellt zu haben. Ich rede normalerweise nicht über andere Personen, aber in diesem Fall weiß ich wirklich nicht mehr weiter. Ich bin etwas verzweifelt, habe aber noch genug Distanz um das klar zu sehen, wenn es denn da mal was klares gebe, sie wünscht es sich klar über alles zu sprechen, aber könne es nicht, es läge an ihr.

Verzeiht die Unordnung in dem Text.

Ich wäre für Anregungen sehr sehr dankbar




Liebe Grüße

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Waldschratin
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Beitrag Di., 24.05.2016, 18:13

Hallo bonafides,
darf ich dich fragen,ob du auch auszubildender Arzt/Ärtzin bist?
Denn du hörst dich ein bissl so an,als ob DU sie "behandeln" möchtest.
Ist nicht böse gemeint,sondern eher als Hinweis darauf : Kläre du erst einmal für dich,was und wer DU bist oder sein möchtest für deine Freundin.

Als Freundin kannst du nämlich kein bissl helfen,nur da sein,mittragen,teilen.Und ansonsten bei all diesen Phänomenen so gut es dir gelingt Ruhe bewahren und es IHRE Sache sein lassen,da was zu tun und damit umzugehen.D.h. im Klartext : Sag ihr ruhig,daß du ihre Andeutungen auch als versteckte Sui-Androhung erlebst und dir das Angst und dich hilflos macht.Und frag sie ruhig mal,was sie sich denn wünscht,wie du reagieren solltest dann.
Ich meine damit nämlich nicht,sie alleine damit zu lassen.
Ich hab das zu meiner Zeit (Hab chron.-komplexe PTBS),als ich grade mal anfing,mich an die Verarbeitung zu wagen,nämlich am meisten gebraucht,daß man mich nicht im Stich läßt,sich trotz diverser,für Nichtbetroffene reichlich verwirrender "Phänomene" nicht von mir abwendet und v.a. : das Vertrauen in mich und meine Kompetenz nicht gänzlich verliert.

Ich kann mir vorstellen,daß du für DICH Stabilisation und Reduktion deiner Ängste vor diesen "Phänomenen" brauchst - mach das bitte nicht auf Kosten deiner Freundin!

Du kannst im Prinzip nur das tun : Ihr nahelegen,sich zeitnah in Therapie zu begeben,möglichst bei einem/einer guten Traumatherapeuten/in,der/die sich mit derlei Phänomenen etwas besser auskennt als "Otto-Normal-Thera".
Und dir immer wieder klarmachen,daß deine Freundin bis jetzt es ja TROTZ all dieser Probleme geschafft hat
1. am Leben zu bleiben
2. ihre Ausbildung fortzusetzen
3. sowas wie nen "Alltag" zu schaffen

Klar,das wird irgendwann alles bröckeln - die Vergangenheit drängt sich einem irgendwann immer mehr und mehr auf,je mehr man sich in der Gegenwart in halbwegs "gesicherten" Umständen befindet,innerlich gewachsen und stark genug dafür ist.Irgendwann braucht die Seele nämlich dann mal Hilfe und "wettert" einem die Vergangenheit zur Not mit "Gewalt" ins Gesicht,wenn man sich zu lange davor "drücken" will.

Ich würde an deiner Stelle v.a. deine Freundin in aller Ernsthaftigkeit bitten,sich doch in Therapie zu begeben,all ihre "Phänomene" mir nicht verharmlosen und abtun lassen,sondern es ernst nehmen - ohne sie allerdings aus ihrer eigenen Kompetenz für sich selbst zu "entlassen" und für sie zu übernehmen.
Dann kannst du in aller Freiheit ihre Freundin sein - und das "ganz",denn als Freundin kannst du NIX ANDERES sein als ihre Freundin : kein Therapeut,kein Diagnostiker,kein "Behandelnder" in irgendeiner Form.

Noch ein Punkt : Versuche auch auf dich selbst und deine Grenzen und deine Bedürfnisse zu schauen.
Es hilft kein bissl,wenn du aus falsch verstandener "Schonung" oder gar Mitleid raus dich selbst zu sehr reingibst.
Du kannst nicht mehr verhindern,was deiner Freundin geschehen ist und vielleicht immer noch geschieht.Und : Du kannst es v.a. Dingen auch nicht "wiedergutmachen" oder sie "entschädigen" oder jetzt sowas wie ein "liebevoll-schonendes Gegengewicht" an Erfahrung ihr geben,die sie aus alten Mustern und den Symptomen einer PTBS rausholen/sie "heilen" könnten.
Dieses "Heil-werden" kann nur SIE SELBER leisten,am besten unter Anleitung eines erfahrenen Theras,denn "Heilen" heißt bei PTBS NICHT "ungeschen machen und vergessen",sondern Integration des Erlebten als gemachte Erfahrung,die einen verändert,aber nicht "terrorisieren" muß/sollte.

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bonafides
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Beitrag Di., 24.05.2016, 18:52

Hallo Waldschratin,

vielen vielen Dank für deine Antwort und ich muss dir in großen Teilen zustimmen. Unter anderem ist das ja auch eines der Gründe warum ich hier nach Rat suche. Ich will mir das was du schreibst nicht eingestehen, weil sie mir viel bedeutet, und ich selbst schon den Verlust einer Freundschaft nehmen musste, wie er mich traf ... ich habe Angst vor einer Wiederholung, das klingt ziemlich egoistisch. Im Grunde aber erfülle ich alles was du bereits schreibst, ich könnte mich jedoch mehr emotional distanzieren(abgrenzen), da hast du vollkommen recht.

Ich habe mit ihr ja schon nach Beratungsstellen geschaut und ihr geholfen bei der Kontaktaufnahme(via E-Mail), außerdem war sie bereits bei einer Kontakt-und Beratungsstelle. Hat das Gespräch aber abgebrochen, weil die sie nach ihrer Bindung zum Freund fragten ... er hatte sie da begleitet.

Nun denn, ich nehme mir das was du schreibst zu Herzen und ich weiß natürlich, dass ich sie nicht therapeutisch begleiten kann, ich hatte das kurz aus dem Blick verloren bzw. "Verzweifelung führt zu Verzweiflungstaten."

Ich sage ihr immer wieder, dass sie eine Höchstleisterin ist, und schon so viel erreicht und geschafft hat.

Ich habe kein Mitleid mit ihr, ich glaube an sie und ihre stärken + ihre ressourcen, uns verbindet da sehr viel und naja, sie ist, um ehrlich zu sein, jemand von dem ich mir nicht bloß oberflächliche Freundschaft wünsche. Die wohlbekannte Kluft zwischen Realität und Wunsch ...


Liebe Grüße

PS: Momentan zeichnet sich jedoch ab, dass sie den Kontakt mit mir etwas einschränkt, sie sagt, dass ich so viel über sie weiß, würde den Kontakt mit mir nicht einfach gestalten. Dafür habe ich viel Verständnis und ansonsten gilt deine von dir vorgeschlagene Verhaltensweisen, selbstverständlich ... Da sein, mittragen, ruhig bleiben, mit ihr den Weg gehen, es anbieten. Und ganz ganz wichtig: Ihre Grenzen, Ihr Tempo, ihre Verhaltensweisen respektieren und sich nicht abwenden, Ich habe das Konglomerat dieser Dinge nicht mehr gesehen, weil ich mich zu sehr hineinbegeben habe. Wald vor lauter Bäumen nicht gesehen...

Danke nochmals für deine´Antwort. Das ist insgesamt erhellend für mich und diese Reorganisation, Erfrischung i. S. einer richtungsweisenden Klarstellung meiner Position, meines Bezuges zu ihr. Die zugrunde liegende Sache kann ich de facto nicht auflösen, geschweige denn abgespaltene Persönlichkeitsanteile reintegrieren.


Waldschratin
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Beitrag Mi., 25.05.2016, 10:48

Liebe bonafides,
jaja,der liebe Wald.
Aber sei gnädig mit dir! Es ist nicht leicht,sich in solch intensive Themen nicht mitverstricken zu lassen.Es braucht immer wieder grade von Freunden und Umfeld gute Selbstreflektion,denn dem Betroffenen ist ja auch nicht geholfen,wenn das Umfeld/die Freunde sich (emotional und anderweitig) auspowern und dann notgedrungen sich zurückziehen müssen.

Da "darfst" du nicht nur "egoistisch" sein,sondern du MUSST es sogar!

Bei mir haben grade diese Freundschaften die schlimmen,unruhigen (Verarbeitungs-)Zeiten überstanden,bei denen sich die Leute getraut haben,mir graderaus Rückmeldung zu geben,was ihnen Angst macht,sie überfordert und überhaupt,was das,was ich da mitbringe,mit ihnen macht und in ihnen auslöst.

Nochmal : "Wiedergutmachung" ist einfach nicht möglich und "korrigierende Beziehungserfahrung" geht nur,wenn diese Beziehung auch entsprechend "echt" und authentisch gestaltet wird.
Ich weiß,die "Verlockung" ist für das Umfeld immer sehr groß,zu "schonen" und "gut zu tun" und zu entlasten wo`s geht.
Und grundsätzlich spricht da auch gar nix dagegen.
Nur wenns zur "Grundhaltung" in der Beziehung wird,dann seh ich ein Problem drin,und zwar für BEIDE Beteiligten.

Daß dich das alles sehr ankann und du ihr helfen willst und dich das inzwischen auch zur Verzweiflung bringt,kann ich gut verstehen.
Zumal,wenn du dir ne tiefere Beziehung/Freundschaft mit ihr wünscht.
Aber das kann auch nur dann klappen,wenn du bereit bist,sie so zu nehmen,wie sie ist.Denn PTBS ist keine "Krankheit" in dem Sinn,dass da wieder was "ausheilt" und "vergeht",wie die Pusteln bei Masern z.B.,und dann "wieder alles gut" sein wird,als sei nie etwas Schlimmes mit dem Betroffenen geschehen.
Trauma zu erleben verändert einen nachhaltig.
Aber : Auch und Gott sei Dank nicht nur nach-TEILIG.
Diese Tiefe z.B.,die du bei ihr spürst und die dich so anzieht,die kommt bestimmt auch nicht von ungefähr.

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bonafides
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Beitrag Do., 26.05.2016, 12:16

Hallo Waldschratin,


hm, ich fühle mich nicht gut bei dem Gedanken, dass die, die am wenigsten Verständnis für die Situation und Folgen haben, so eine große "Deutungshoheit" besitzen ja sogar "Definitionsrecht" via Bindung, indem sie, gelinde gesagt, vorschlagen, sie solle ihre Angst loswerden(möglichst konfrontativ und mithilfe Alkohol) und die Gehemmtheit als alleiniges Problem hinstellen. Ich denke leider in so einem priv. sozialen Umfeld wird es sehr sehr schwer fallen eine Therapie überhaupt für möglich zu erachten.


Ich respektiere ihre "Entscheidung" und ihre Eigenverantwortlichkeit da voll und ganz, da habe ich sowieso keine andere Wahl.

Ich bin mir nur nicht sicher, ob du mich da richtig verstehst. Es geht um ein Netzwerk aus Abhängigkeit, welches sich da um sie herum gestrickt hat mit nicht gerade für sie vorteilhaft(i.S. einer Stabilisierung) seienden intersubjektiven "Wahrheiten".

Und ich weiß ja auch, dass psychische Malaise generell schwer zu handlen ist wenn denn "Heilung" oder "Erlösung" das Ziel sein soll, darf es aber nicht, weil das prompt zu den von dir beschriebenen Umgangsformen und Ideen führt, da wird dann versucht einen "Teufel" auszutreiben und weiß der kuckuck was noch alles. Angst wird lediglich als Phobie verstanden, der man mit blindem Aktionismus und reiner Konfrontation auf allen Ebenen ins Auge sehen müsste, dann würde es schon irgendwie werden. Pustekuchen .... das schreibst du ja selbst.

Liebe Grüße


mio
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Beitrag Do., 26.05.2016, 16:36

Hallo "Guter Glaube",
bonafides hat geschrieben:Ich bin mir nur nicht sicher, ob du mich da richtig verstehst. Es geht um ein Netzwerk aus Abhängigkeit, welches sich da um sie herum gestrickt hat mit nicht gerade für sie vorteilhaft(i.S. einer Stabilisierung) seienden intersubjektiven "Wahrheiten".
hieran bleibe ich hängen. Du sagst, Deine Freundin hat sich von Dir distanziert, da sie den Umgang mit Dir als schwierig empfindet aufgrund der vielen Informationen die Du über sie hast. Nun werden es wohl weniger die Informationen sein, sondern eher die Art und Weise wie Du mit diesen umgehst.

Auf mich wirkt es ein wenig als wolltest Du sie - in gutem Glauben - retten und sowas ist a) übergriffig und b) ohne Aussicht auf Erfolg, so sie nicht "gerettet" werden möchte (oder vielleicht nicht von Dir).

Ich würde Dir empfehlen, Dich mal mit Deinem eigenen Abhängigkeits-/Kontrollverhalten (oder auch Wünschen) zu beschäftigen und genau zu schauen, um was es bei Deinem ausgeprägten Wunsch nach "Hilfe" geht.

Ihr kannst Du nur mitteilen, wie Du das wahrnimmst und siehst, ob sie das dann teilen mag entscheidet sie selbst. Und das ist auch gut so, denn es ist ihr Leben. Manchmal müssen Menschen erst in "ihr Unglück" rennen um zu sehen, dass es ihr Unglück ist. So ist das nunmal.

Lieben Gruss,

mio


Waldschratin
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Beitrag Do., 26.05.2016, 17:34

bonafides hat geschrieben: Momentan zeichnet sich jedoch ab, dass sie den Kontakt mit mir etwas einschränkt, sie sagt, dass ich so viel über sie weiß, würde den Kontakt mit mir nicht einfach gestalten. Dafür habe ich viel Verständnis
Kann dich dein Verständnis dazu bewegen,eure Beziehung/Freundschaft etwas weniger fokussiert auf IHRE Probleme zu gestalten?
Ich hab meiner Zeit es meinen Freunden gegenüber tunlichst vermieden,ihnen allzu detailliert oder umfänglich von meinen Problemen zu erzählen.Schon gar nicht von Traumainhalten.
Denn das ZWINGT mein Gegenüber geradezu in eine "Helferposition".Deshalb hab ich solche Sachen ausschließlich Therapeuten/Seelsorgern erzählt,und auch nur,wenn ich das ausgesprochene Bedürfnis danach hatte.
Es ist geradezu ein Freundschaftskiller,die Beziehungsebenen zu vermischen,also zu mischen zwischen Thera,Seelsorger,Mama-Ersatz und Freundin.Und das wiederum für BEIDE Seiten.
bonafides hat geschrieben:Ich bin mir nur nicht sicher, ob du mich da richtig verstehst. Es geht um ein Netzwerk aus Abhängigkeit, welches sich da um sie herum gestrickt hat mit nicht gerade für sie vorteilhaft(i.S. einer Stabilisierung) seienden intersubjektiven "Wahrheiten".
Ich denke,ich verstehe (oder erfasse) das schon halbwegs.
Vielleicht ist dir selber noch nicht klar,dass solche abhängigen Beziehungsmuster praktisch IMMER zu Mißbrauch welcher Art auch immer dazugehören.
Der Betroffene wird geradezu "eingesponnen" in Abhängigkeiten und so unter Kontrolle gehalten.Denn das Umfeld hat KEINERLEI Interesse dran,dass dem Betroffenen geholfen wird,seien es nun Täter oder "Dulder" und Mitwisser der Taten.
Denen geht es nur darum,dass alles unterm Teppich weggekehrt bleibt und blooooooß nix offenbar und kund wird.

Opfer und Betroffene sind die "Katalysatoren" solcher kranker Beziehungsmuster in Familie und Umfeld. Dass diese Muster stabil bleiben hängt meist vom "Opferbleiben" des Betroffenen ab.

Das ist gleichzeitig auch der schwerste Schritt für den Betroffenen : da auszubrechen.Denn diese Abhängigkeiten "stabilisieren" auch dessen eigenes System.Und es ist wie sich selbst den Boden unter den Füßen wegziehen, aus diesen Abhängigkeiten rauszutreten.
Lies dich hier im Forum um,wie oft kannst du da nachlesen,wie zum x-ten Male wieder solch kranke Abhängigkeitsbeziehungen mit dem Nächsten re-inszeniert werden, und wenn der Thera nicht mehr mitmacht,wird es hier auf die Forumsbeziehungen übertragen etc. pp. Für viele Betroffene ist das schier eine never ending story,weil sie es nicht in Kauf nehmen wollen, sich auf eigene Füße zu stellen und ihre emotionale Regelung SELBER in die Hand zu nehmen lernen.
Es hat nämlich auch was "Beschützendes" und "Entlastendes", darin zu bleiben,ist man es doch meist schon von klein auf gewohnt,kennt nix anderes und hat sich damit arrangiert.
Es braucht Mut und genug A*sch in der Hose,da auszusteigen,und wenige schaffen das wirklich.Da muß schon der Leidensdruck deutlich höher geworden sein als die "Vorteile",die man vom Bleiben hat.

Wenn du ihr da (Erwartuns-)Druck machst,vielleicht aus dem Bedürfnis raus,DIR SELBER in der Situation helfen und dich entlasten zu wollen,dann wird das nicht gutgehen (können).
Wenn du ihre Freundin sein willst,nimm sie,wie sie derzeit ist,geb ihr ehrliche Rückmeldungen,was das,was sie mitbringt,in DIR auslöst und ansonsten sei einfach "da".Ohne Ansprüche,Erwartungen,Wünsche an sie.
Sowas macht auch sonst im Leben Freundschaft aus.

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bonafides
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Beitrag Do., 26.05.2016, 23:32

Hallo Waldschratin, mio

es geht mir doch gar nicht darum ihr Leben für sie zu ordnen ... mensch, ich versuche die Gefahr eines Suizids einzuschätzen, das versuche ich einzuordnen ... klar steckt da auch ne Menge an Attribuierung hinter, die psychologisiert werden kann.

Es ist ein Dilemma, man will gutes aber tut möglicherweise schlechtes, soll man dann gar nichts tun?

Das ist mir bewusst und ja, dies findet auch Einklang in meine Namensgebung(Guter Glaube mit Fragzeichen), wenn dem nicht so wäre, würde ich hier nicht um Rat ersuchen.

"Auf mich wirkt es ein wenig als wolltest Du sie - in gutem Glauben - retten und sowas ist a) übergriffig und b) ohne Aussicht auf Erfolg, so sie nicht "gerettet" werden möchte (oder vielleicht nicht von Dir)."

mag sein, dass es so wirkt, aber sollte man solche Leute unbedingt diesem leidenschaftlichen Fatalismus überlassen, auch wenn er in den Abgrund führt, wovon es keine Wiederkehr geben kann?. Es geht um die Krisensituationen, die machen mir Sorge, und da ist dann mit viel zu rechnen? Ich weiß es nicht und diese Ungewissheit macht mich wahnsinnig.

Wie soll ich denn reagieren, wenn so viel Endgültigkeit in diesen Aussagen steckt.

Das wäre nicht im Sinne einer Mitverantwortung, die sich jeder nur wünschen kann, damit ist weder Einmischung noch proaktives Vorwegnehmen i.S. eines Attributionsfehlers gemeint. Ich versuche vielmehr einen Balanceakt zu vollziehen.


Anstatt mir zu helfen die konkrete Intention dieser Drohungen besser zu verstehen damit ich angemessener reagieren kann, wird hier auf meiner Motivation warum ich denn helfen wolle herumgeritten. Und alles nur, weil ich versuche die äusseren Einflüsse mit in die dispositionalen Begebenheiten mit einzubeziehen (Umfeld), das war keinesfalls so gemeint, als dass ich mich da einmischen wollen würde. Also bei allem Respekt für die Persönlichkeitsrechte, mein Verhalten tangiert diese nicht im geringsten( und nein, das ist kein Wunsch od. geheimer Plan von mir, sondern eine Feststellung)

Im Grunde habt ihr beide ja irgendwo recht, Allgemeinplätze verteilen sollte man deshalb trotzdem nicht.

"jeder Mensch stellt in seiner Eigenart und Besonderheit ein „individuelles Gesetz“
dar. "

Liebe Grüße, eine etwas verstörte, bonafides(?).
Zuletzt geändert von bonafides am Do., 26.05.2016, 23:57, insgesamt 1-mal geändert.


mio
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Beitrag Do., 26.05.2016, 23:35

bonafides hat geschrieben:Wie soll ich denn reagieren, wenn so viel Endgültigkeit in diesen Aussagen steckt.
Informiere die Polizei so Du Deinen Verdacht begründen kannst. Die werden dann tätig und leiten weitere Schritte ein so sie Deinen Verdacht teilen. Alles andere ist "freier Wille".

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bonafides
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Beitrag Fr., 27.05.2016, 00:00

hmm, danke!

das schwebt mir auch immer wieder vor, habe es aber dann doch gelassen, weil es mitunter eben diesen Einschnitt in das persönliche Leben bedeuten würde.

Ich werde mir das wirklich zu Herzen nehmen. Danke euch beiden!


mio
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Beitrag Fr., 27.05.2016, 00:05

bonafides hat geschrieben: weil es mitunter eben diesen Einschnitt in das persönliche Leben bedeuten würde.
Kehre es mal um: Es wäre auch ein gravierender Einschnitt in Dein persönliches Leben so etwas in der Art passieren würde und Du hättest es gewusst und nichts versucht dagegen zu unternehmen. Nur dass eben nicht Du die bist, die die "Macht" hat was zu unternehmen.

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bonafides
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Beitrag Fr., 27.05.2016, 00:32

"Kehre es mal um: Es wäre auch ein gravierender Einschnitt in Dein persönliches Leben so etwas in der Art passieren würde und Du hättest es gewusst und nichts versucht dagegen zu unternehmen. Nur dass eben nicht Du die bist, die die "Macht" hat was zu unternehmen."

hmm, das ist mir in der Art tatsächlich schon einmal passiert ...

vielleicht sensibilisiert mich dieses Thema deshalb so stark, das ist auch der Grund, warum ich an meiner Fähigkeit das gut einschätzen zu können, zweifele, und dies hier offen zum Disput stelle. Mein Bauchgefühl(Intution) ist da etwas vorbelastet ...

Es bleibt dabei, ich sollte nicht zögern, wenn ich den konkreten Verdacht habe. Ob Irrtum oder Richtigkeit wird man dann sehen. Lieber so als Unwiederbringlichkeit zu produzieren.


Waldschratin
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Beitrag Fr., 27.05.2016, 09:23

Liebe bonafides,
ich hab das jetzt schon wiederholt geschrieben,werde es noch einmal hier niederschreiben:
Was du tun kannst,nicht nur in den Krisensituationen,um mit diesen unterschwelligen Suizid-"Ankündigungen" umzugehen:
Sei im Kontakt mit ihr DIREKT ehrlich zu ihr und SAG ihr,rede mit ihr drüber,wie es DIR damit geht,wenn sie sowas macht,was es in DIR auslöst und dass du nicht weißt,dann "richtig" zu reagieren!
Und sag ihr ruhig auch,dass du da EIGENE Probleme aufgrund vorheriger schlimmer Erfahrungen hast - dann kann SIE nämlich auch besser einschätzen,was und womit sie DICH belasten darf/kann/soll.

Und in den Krisensituationen : Bleib bei DIR dann!
Wenn du es für DICH nicht mehr (er)tragen kannst,dann ruf die Polizei,das bist du dann DEINER Eigenverantwortung einfach schuldig.

"Richtig einschätzen" kann man solche Intentionen sowieso nicht,schon gar nicht von außen.Denn manchmal ändert sich so ne Intention und auch Intensität eines Todeswunsches von Moment zu Moment.
Du kannst nur mit ihr darüber im Austausch bleiben und sie dabei "gleichwertig" neben dir gelten lassen und ansonsten für DICH sorgen,für das,was DU brauchst,um dich in dieser Freundschaft wohlzufühlen.

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Karl62
neu an Bo(a)rd!
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Beitrag Mo., 07.11.2016, 22:32

Ein guter Freund von mir ist Hypnotherapeut. Er hat sich dafür ausbilden lassen, weil er auch PTBS hatte und ihn das geheilt hat. Ich bin mir unsicher, aber ich glaube, er hatte nur 4 Sitzungen oder so. Er schwört darauf. Vielleicht ist das eine Idee?

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