Ich bin krank und habe keine Kräfte mehr,um zu kämpfen

neu an Bord! 2 Polen W, 21

Hallo,

ich heiße Liliana und komme aus Polen.Seit 6-7 Jahren leide ich an Bulimie.Ich fühle mich sehr einsam und machtlos.Ich versuchte schon so vielmal,normal zu leben,aber immer musste ich mich ergeben.
Das Essen regiert über mein Leben.Ich habe schon einmal eine Therapie gemacht.Ich habe viel gelernt,aber das reichte mir nicht.Meine Psychologin hat mir gesagt,dass sie nicht weiß,wie sie mir helfen könnte.
Ich bin total zusammengebrochen.Ich weiß nicht wie ich weiter leben soll.Ich möchte normal leben,ich möchte nicht nur an Essen denken.Ich habe doch so viele Träume und Pläne,aber warum scheitert alles wenn es nur Essen in die Frage kommt?
Gibt es vielleicht Personen,die Bulimie überwunden haben?Und wenn schon dann auf welche Weise?

Mit freundlichen Grüßen

Liliana

Ps.Verzeich mir bitte wenn ich Fehler mache,aber Deutsch ist meine Muttersprache nicht und ich lerne es erst.

Forums-InsiderIn 438 NRW W, 29

Hallo Liliana,

Quote:

Ps.Verzeich mir bitte wenn ich Fehler mache,aber Deutsch ist meine Muttersprache nicht und ich lerne es erst.

Dein Deutsch ist sehr gut, finde ich! Dafür dass es nicht Deine Muttersprache ist, kannst Du es schon sehr gut! Besser als manch Deutscher Wink

Zum Thema Bulimie kann ich Dir nichts schreiben, da ich dieses Problem Gott sei Dank nicht habe ( habe dafür andere ).
Aber ich möchte Dich herzlich willkommen heißen in unserem Forum.

Ich drücke Dir die Daumen, dass Du die Probleme mit dem Essen bald in den Griff bekommst.
Wie lange hast Du denn Therapie gemacht? Hast Du mal drüber nachgedacht, zu einer anderen Psychologin zu gehen? Wenn sie Dir gesagt hat, dass sie Dir nicht helfen kann, ist sie vielleicht nicht die richtige gewesen. Ich meine, es gibt ja bestimmt Therapeuten, die sich auf Essstörungen spezialisiert haben.

Ich wünsche Dir alles Gute!

Liebe Grüße
Sinja

sporadischer Gast 6 zwischen Himmel und Erde W, 38

Hallo Liliana,

ich möchte dir erst einmal Mut machen, dass du dein Leben wieder in den Griff bekommen wirst.

Ich litt 5 Jahre unter Bulimie. Auch wenn es sich unwahrscheinlich anhört, ich habe aus eigener Kraft geschafft, mit dem "Wahnsinn" aufzuhören. Besser gesagt: mit Hilfe meines Freundes.
Über ein Jahr hatte er keine Ahnung von meiner Krankheit (übrigens auch niemand anderes). An dem Tag als ich zu ihm zog, offenbarte ich ihm mein "Geheimniss". Schlagartig konnte ich ab diesem Tag mit dem Erbrechen aufhören. Ich hatte kein Bedürfnis mehr zu erbrechen. 4 bis 5 mal (also jeweils einmaliges Erbrechen) gab es einen Rückfall in den letzten 8 Jahren. Deshalb merke ich eben, dass es sich um eine Sucht handelt, die ich aber im Griff habe.

Ich weiß, dass dieser Verlauf eher selten ist - er ist aber möglich.
Gut geholfen hat mir ein ganz regelmäßiges Essen (3 x mal am Tag). So hat sich dann nach einer gewissen Zeit wieder das natürliche Hungergefühl eingestellt.
Hast du jemanden, dem du dich in der Familie anvertraut hast?
Nämlich das Vertrauen zu meinem Freund war der Grundstock für die Veränderungen in meinem Leben.

Wenn du noch Fragen hast - ich beantworte sie dir sehr gerne.

Animata

neu an Bord! 2 Polen W, 21

Vielen Dank für ihre Antworten!

Animata
,du hast geschriben,dass du selbst mit Bulimie zurechtgekommen bist.
Das ist unglaublich.Ich möchte auch daran glauben,dass ich eines Tages gesund werde.
Wie war es bei dir.Hast du eines Tages einfach STOP gesagt?
Ich habe einen Freund und er weiß ein bißchen über meine(mein?) Bulimie,aber er weiß nicht,wie eigentlich meine Hungerattacke aussehen.
Ich denke aber,dass das nichts andern kann,dass er Bescheid weiß.
Das sind doch emotionale Probleme,mit denen sich man selbst treffen muss und die man selbst erkennen muss.

sporadischer Gast 6 zwischen Himmel und Erde W, 38

Hallo Liliana,

du hast es richtig interpretiert: Nach dem Gespräch mit meinem Freund habe ich die Entscheidung getroffen nicht mehr so viel zu "fressen" und mich nicht mehr zu übergeben. Ich musste mich kaum anstrengen, dies umzusetzen.
Ich war ganz offen und ehrlich zu meinem Freund, habe nichts beschönigt und nichts verschwiegen.
Er war zu diesem Zeitpunkt auch der einzige, dem ich mich anvertraut habe. Jetzt nach ca. 8 Jahren wissen es auch meine Eltern und Geschwister, ebenso meine besten Freunde. Das hätte ich damals auch nicht gedacht, dass ich es jemals erzählen könnte. Ich habe mich unglaublich geschämt, es war wie mein einsames Geheimnis.
Ich fühlte mich aber unheimlich befreit, nachdem es meine Umwelt wusste.

Du schreibst:"Das sind doch emotionale Probleme, mit denen sich man selbst treffen muss und die man selbst erkennen muss."
Das stimmt in der Konsequenz - aber kann man sich selbst "an den Haaren aus dem Moor ziehen"?

Ich war vor 4 Jahren für ca. 1 1/2 Jahre zur ambulanten Psychotherapie. Dort war aber meine (überwundene) Bulimie nur kurz ein Thema. Komisch eigentlich, wenn man bedenkt, dass es wahrscheinlich nur wenige schaffen, Bulimie-"clean" zu werden. Vielleicht hat er mir aber auch nicht geglaubt, dass ich jemals bulimisch war!

Ich möchte dir gerne helfen, da ich denke, dass du es auch schaffen kannst.
Meine wichtigsten Schritten waren:
1. die totale Offenheit zu meinem Freund (vielleicht hast du ja eine andere Person, der du dich mitteilen möchtest und der nicht nur der Therapeut ist): So wurde mir eine unendliche Last genommen.
2. regelmäßiges Essen (in Gesellschaft meines Freundes) von normal großen Portionen. Da ich ja kein Sättigungsgefühl mehr kannte, habe ich ungefähr so viel gegessen wie mein Freund. Nach ca. 2-3 Monaten stellte sich das normale Essgefühl wieder ein.
3. das Vermeiden von Langeweile und Alleinsein.
4. das WICHTIGSTE: Ich habe sofort mit dem Erbrechen aufgehört. Habe mir gesagt: Was du angefangen hast, kannst du auch wieder aufhören. Und zwar sofort.
Im übrigen habe ich diese Aussage auch von meinem Therapeuten Jahre später gehört: Alles erlernte Verhalten kann man auch wieder verlernen. Nur leider dauert das Verlernen doppelt bis dreifach so lange wie das Erlernen von Verhaltensweisen.

Dabei weiß ich natürlich, dass der Prozess des Verlernens für manche unglaublich schwer und langwierig ist. Ich glaubte und glaube aber an eine Heilung im Sinne der Bulimie-Freiheit. Und ich bin mir aber auch bewusst, dass diese Thematik mich immer beschäftigen wird und ein Rückfall nie 100%ig ausgeschlossen ist. Ich bin mir der Strukturen, die zu dieser Krankheit führten, auch noch sehr bewusst.

Ich denke, dass du es auch schaffen wirst.

LG Animata

sporadischer Gast 14 Wien W, 21

hab das auch mit der hilfe meines mannes geschafft... ich habe zwar nie gek*** aber dafür abführsmittel genommen... total unangenehm und unkontrollierbar.
es wundert mich nicht dass die ärztin so was meinte, dass sie nicht helfen könnte. bin selbst in wien zu einer ärztin gegangen und die hat mir eine andere diät empfohlen Evil or Very Mad

von wem bekommen diese menschen die diplomen würd ich nie im leben verstehen!!!!

und wie Animata gesagt hat, das alleine sein oder die langeweile sollte weg. man sollte immer eine beschäftigung haben.

was es mir besonders hilfreich war: ich habe viel gekocht. so könnte ich lernen, das essen teil von dem alltag zu machen und damit umzugehen. ich habe das geniessen wieder gelernt, das kosten. ein wenig... kleine baby schritte und viel geduld. es wird wieder gut.

bin sehr stolz auf dich dass du in dem forum beigetragen hast. das zeigt, dass du kämpfen willst und kannst!!

mach's gut

twinkie

Psychotherapie-Forum (Archiv 2002-2007)

Forum:

Mehr über PT:

Ich bin krank und habe keine Kräfte mehr,um zu kämpfen