Abhängig nach Aufmerksamkeit

Sogenannte "nicht substanzbezogene" Süchte wie Internetsucht, Computersucht, Fernsehsucht, Kaufsucht u.dgl. können hier diskutiert werden.

mio
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Beitrag Do., 26.03.2020, 18:19

DieBeste hat geschrieben: Do., 26.03.2020, 17:47 Ich denke, ich brauche diese Spiegelung von anderen Leuten um zu sehen wer ich selbst bin denn das sehe ich nicht alleine.
Das siehst Du aber auch nicht "durch die". ;-) Durch die siehst Du immer nur, wie die Dich sehen, mehr nicht. Das kann zutreffend sein, aber auch falsch.

Und das ist wohl auch der "Knackpunkt". Wenn Dir selbst sozusagen das "eigene Bild" von Dir fehlt und Du dann versuchst dieses "fehlende Bild" im anderen zu finden dann WIRST Du nichts finden bzw. zumindest nicht das, was Du suchst. Der andere kann Dir ja Immer nur rückmelden wie Du bei ihm "ankommst", dass muss sich aber nicht mit dem "decken" wie Du Dich selbst siehst. Ist also wie gesagt sehr "störanfällig" und kann vor allem auch in die Irre führen.
DieBeste hat geschrieben: Do., 26.03.2020, 17:47Bisher war es immer so dass wenn ich genug hatte, ich diese Personen fallen lies wenn sie mit zu sehr auf die Pelle rückten.
Dh. im Grunde nur, dass Du mit "fremden (störenden) Bildern" nicht umzugehen weisst. Du willst gar nicht wirklich "gesehen" werden sondern Du möchtest, dass man Dich so sieht, wie Du Dich gerne sehen möchtest (als "uneingeschränkt gut"). Das funktioniert auf Dauer aber nicht oder nur sehr sehr selten und deshalb bleibt Dir sozusagen nur "die Flucht nach vorn" wenn Du diesen "drohenden Angriff" auf das "Bildnis des Dorian Gray" (das in Deinen Augen der andere "malt") verhindern willst. Da wäre die Frage dann was so schlimm daran wäre wenn Dich mal jemand wirklich SEHEN würde, also nicht nur Dein ideales Bild von Dir selbst sondern das reale Bild.
DieBeste hat geschrieben: Do., 26.03.2020, 17:47 Momentan schreibe ich halt viele Songs und gehe ins Studio um sie aufzunehmen. Das füllt mich grade irgendwie aus, es freut mich auch, dass ich die Zeit dazu habe mich dem zu widmen.
Und was machst Du, wenn das "Publikum" ausbleibt?

Meint: Für WEN schreibst Du diese Songs? Für Dich, als Form Dich auszudrücken? Oder für das von Dir erwartete Publikum auf dessen "positive Resonanz" Du hoffst? Wesen "Gedanken/Gefühle" bringst Du in den Songs zum Ausdruck? Deine? Oder die von denen Du glaubst dass sie gut "beim anderen" ankommen werden?

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Beitrag Do., 26.03.2020, 18:33

Ich hab nicht alles gelesen, aber so ein Problem gehört doch eher zum Psychotherapeuten oder zur Psychotherapeutin als in ein Forum- es scheint dich zu quälen/ stressen. Hier sind Laien unterwegs, jeder hat so seine Probleme und man kann sich bestimmt gegenseitig mal helfen indem man sich mal sagt, kenne ich auch oder sich verbal das Händchen hält, aber du erhoffst dir ja Lösungen und das geht in einem Forum niemals - nicht zur Psyche. Dafür müsste man dich wirklich kennenlernen. Wenn du fragen würdest, warum dein Sauerteigbrot nicht gelingt, gäbe es vielleicht hilfreiche Antworten, aber zu dieser Frage? Am Ende musst du dir deine Antworten selbst geben und dabei hilft dir in der Regel ein Therapeut bzw. eine Therapeutin. Die lernen dich kennen und denen sitzt du gegenüber. Es ist bestimmt einfacher in einem Forum so ein Thema aufzumachen, als mit jemandem vom Fach darüber zu reden, aber es bringt weniger. Abgesehen davon, jetzt während der Coronazeit kannst du dich darin üben, dass das positive Feedback ausbleibt... gibt ja Kontaktsperre...
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DieBeste
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Beitrag Do., 26.03.2020, 18:37

Das siehst Du aber auch nicht "durch die". ;-) Durch die siehst Du immer nur, wie die Dich sehen, mehr nicht. Das kann zutreffend sein, aber auch falsch.

Ich weiß, aber ich kann mir beim
Besten Willen nicht vorstellen wie sich das anfühlt wenn jemand weiß wer er ist, ohne dass es ihm andere gespiegelt haben.

Da wäre die Frage dann was so schlimm daran wäre wenn Dich mal jemand wirklich SEHEN würde, also nicht nur Dein ideales Bild von Dir selbst sondern das reale Bild.


Ich glaube ich habe gar keine Probleme damit Leuten mein reales Bild zu zeigen. Meistens finden die das dann trotzdem so toll dass es mir irgendwann zu viel wird.



Und was machst Du, wenn das "Publikum" ausbleibt?


Dass das Publikum macht mir bisher gar nichts. Ich fühle mich wohl mit meinen fertigen „Babies“ und schreibe emsig weiter.
Oft schreibe ich songs über Gefühle von denen ich denke, dass sie andere Leute haben könnten.
Momentan schreibe ich eher über meine eigenen Stories deshalb denke ich, dass mir das irgendwie auch gut tut.

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DieBeste
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Beitrag Do., 26.03.2020, 18:39

Twist:
Danke für deine Gedanken und Anmerkungen

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mio
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Beitrag Do., 26.03.2020, 19:01

DieBeste hat geschrieben: Do., 26.03.2020, 18:37 Ich weiß, aber ich kann mir beim
Besten Willen nicht vorstellen wie sich das anfühlt wenn jemand weiß wer er ist, ohne dass es ihm andere gespiegelt haben.
Versuche es doch mal "runterzubrechen".

Du fühlst ja immer irgendwas, mag sein, dass Du es nicht wahrnimmst, aber fühlen tust Du trotzdem.

Nehmen wir mal an Du bist hungrig dann fühlt sich das "unangenehm" an. Das "Baby" ist zB. aus sich heraus in der Lage zu fühlen: "Hunger! Unangenehm! Soll WEG!" und fängt an zu schreien.

Es FÜHLT also aus sich heraus, kann das aber noch nicht "konkret" benennen oder sich passgenau mitteilen.

Dann kommt Mama an und sagt: Schätzchen, ich sehe es geht Dir nicht gut, hmmm, was ist denn los? Und je einfühlsamer Mama ist desto eher erkennt sie: Ha! Baby hat Hunger! und gibt dem Baby was zu essen, gleichzeitig teilt sie ihm sozusagen sein "Gefühl mit", nicht indem sie ihm sagt DASS es fühlt sondern indem sie das Gefühl konkretisiert und damit "vermittelbarer" macht.

Mit zwei, drei Jahren kann das Baby dann schon selbst sagen wenn es dieses Gefühl hat: Baby Hunger!

Fatal wird es wenn ihm dieses EIGENE Gefühl ausgeredet wird bzw. es nachhaltig nicht richtig erkannt wird. ZB. indem die Mutter sagt: Du hast keinen Hunger, Du hast die Hosen voll! Dann gerät das Kind in einen "Konflikt", wem trauen? Sich selbst? Oder dem anderen? Es verliert sozusagen "gefühlt" den Zugang zum eigenen Gefühl. Real lernt es allerdings "nur" eine unpassende "Sprache". Die kann es aber so nachhaltig lernen, dass es glaubt allein gar keinen Zugang zu sich selbst zu haben, weil die "Mächtigen" ja "schlauer" sein müssen als es selbst. Für ein Kind liegt das sozusagen in der "Natur der Sache".

Dh. jeder Mensch lernt sich selbst kennen (oder besser: zu vermitteln/in Worte zu fassen) indem er von anderen Menschen (markiert) gespiegelt wird, das ist richtig. FÜHLEN und SEIN tut er allerdings aus sich heraus, von Anfang an. Dafür "braucht" er niemanden. Das wofür er jemanden braucht ist die "Zuordnung", das "vermittelbare Verorten", dh. für die gegenseitige Kommunikation bzw. das Erlernen selbiger.

Und Kommunikation kann gelingen oder scheitern. Aber nur weil die Kommunikation scheitert hört man nicht "auf zu sein" oder "wird ein anderer".

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DieBeste
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Beitrag Do., 26.03.2020, 19:04

Es hört sich an als ob es eine Art fehlprägung ist, die du da beschreibst. Interessant. Es scheint bei mir wirklich oft so zu sein.


mio
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Beitrag Do., 26.03.2020, 21:09

DieBeste hat geschrieben: Do., 26.03.2020, 19:04 Es hört sich an als ob es eine Art fehlprägung ist, die du da beschreibst.
Außerhalb Deines "Kindheitsumfeldes" ist das so, innerhalb handelt Du vermeintlich "richtig" wenn sich alle so verhalten. Dieses "Fehl" ist ja auch nur eine Interpretation/Wertung. Wenn alle so "fehlgeprägt" sind dann ist es keine "Fehlprägung" mehr, weil "mehrheitsfähig". Nur meist sind dysfunktionale Verhaltensweisen eben nicht mehrheitsfähig.

Du hast zB. vielleicht "gelernt" das Rumbrüllen hilft und Du sozusagen dadurch "Bedürfnisse befriedigt" bekommen hast weil der andere sich dann gefügt hat. Andere - wie ich - haben gelernt, dass man durch Brüllen nix erreicht, es sei denn man will jemanden verscheuchen.

Nun treffen wir zB. aufeinander. Du willst was von mir, beispielsweise dass ich Dich zu einem Konzert begleite. Ich bin mir nicht sicher, ob ich das will und Du fängst an mich in Folge anzuschreien.

Nun glaubst Du zB., dass mich das "umstimmen" wird, ich hingegen denke mir: Geht's noch? Jetzt erst recht nicht!

Ich deute Deine "Strategie" also komplett anders als Du Dir das wünschst, weil das Verhalten für mich komplett anders besetzt ist und bei mir auch andere Reaktionsweisen auslöst.

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DieBeste
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Beitrag Do., 26.03.2020, 21:29

Das rümbrüll Beispiel klingt schlüssig. Nur ist das Im echten Leben ja meist viel subtiler. Oft merken die Beteiligten es ja gar nicht oder erst später Oder gar zu spät


mio
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Beitrag Do., 26.03.2020, 21:56

Klar ist das vereinfacht, aber ich denke man muss es vereinfachen um es vom Grundsatz her zu begreifen.

Die Kernfrage ist doch: Was möchtest Du? Und warum erreichst Du das was Du Dir wünschst nicht?

Du hast die dahingehend beantwortet, dass Du Dir eine stabile Beziehung wünschst, dass dies aber immer daran scheitert, dass Dir das irgendwann "zu viel" wird und Du das dann sozusagen "beenden musst".

Und da steckt eben viel "Kommunikation" mit drin, die entweder GAR NICHT stattfindet (zB. weil Du nicht sagst, wenn Dir was körperliches zu viel wird) oder die so statt findet dass sie eigentlich mehr ein "aneinander vorbeireden" und "Ansprüche stellen" ist als gegenseitiges Verständnis.

Und solange Du Partner nur als "verpflichtete Erfüllungsgehilfen" Deiner eigenen Bedürfnisse siehst sehe ich persönlich diesbezüglich auch schwarz, da müsste schon ein anderer Sinneswandel statt finden meiner Meinung nach. Es sei denn Du triffst jemanden der Dir da ähnlich ist und der sich quasi mit Dir "abwechselt", ich persönlich halte von solchen Konstellationen allerdings nichts.

Fakt ist: Du hast es in der Hand da was zu verändern. Und zwar nur Du.

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haluro
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Beitrag Fr., 29.05.2020, 22:09

Hallo, Die Beste.,
Ich muss diesen thread wohl noch mal lesen,,weil mir wohl einiges entgangen ist.
Aber aufgefallen ist mir, daß deine Mutter Forderungen an Dich gestellt hat, die Du erfüllen musstest.
Naja, so besonders ist das nicht, das ist wohl immer so.
Mfg
iadi

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DieBeste
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Beitrag Sa., 30.05.2020, 10:37

Hallo.
Ja die gab es immer von meiner Mutter und letztens habe ich Überlegt, ob das Normal ist oder nicht, denn ich kenne es gar nicht anders und könnte mir keine andere „Normalität“ vorstellen als wie es bei mir war.

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haluro
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Beitrag So., 31.05.2020, 16:43

Hallo, DieBeste.

Ich denke an meine Erziehung – zuerst muss da etwas anderes gewesen sein als Forderungen, denn um die zu verstehen, muss der Verstand schon eine gewisse Qualität erreicht haben.

Um das zu verdeutlichen, erzähle ich mal ein bisschen. Man erzählte mir mal einen Witz. „Um einen Hasen zu fangen, musst Du ihm Salz auf den Schwanz streuen.“ Ich habe das zum ersten Mal mit vielleicht 10 Jahren gehört und mit 25 oder noch später bekam ich dann einen Lachanfall, einige Minuten, bis ich keine Luft mehr bekam.

Also, mein Verstand hat jahrelang eingeschränkt funktioniert, mich durch die Fachhochschule laufen lassen, aber im Nachhinein würde ich sagen, dass ich erst ab 30 ungefähr wirklich zu denken begann.

Die Erwartungen an mich während meiner Erziehung würde ich nicht als Forderungen bezeichnen, es waren Befehle, die ich meistens befolgte. Befehle, weil meine Eltern die Autorität besaßen.

Ich freue mich, dass Du Deine Geschichte hinterfragst. Allerdings wirst Du von anderen nicht viele Antworten erhalten, das Vergleichen der eigenen Erziehung mit der von anderen ist schwierig, weil man vielleicht 3,4 gute Freunde hat, die man so etwas fragen könnte. Über die Zahlen kann man sich streiten, aber es soll die Obergrenze von 250 Leuten geben, die man kennt. Ein Relikt aus der Zeit der Sammler und Jäger.

Mfg
iadi

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