Meine Ängste bringen mich noch um

Fragen und Erfahrungsaustausch zu Phobien, Zwängen, Panikattacken und verwandten Beschwerden.
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Meine Ängste bringen mich noch um

Beitrag So., 17.10.2021, 12:00

Hallo zusammen!

Aufgrund einer Kindheit ohne Unterstützung oder positivem Feedback bin ich mir heute (50) nie genug, habe überzogene Ansprüche an mich selbst und gleichzeitig Versagensängst. Ich MUSS aber alles sofort und perfekt können.
Vor 1 Jahr habe ich den 2. Bildungsweg (Büro) abgeschlossen, nun hat es mit einer Joberprobung geklappt.
Anrufannahme für Firmen, die ihre Tel.-Zentrale ausgelagert haben.
Bin nun 4 Tage da, gute Einschulung, mache viele Notizen, da Firmen dabei sind, wo es etwas anders abläuft. Das muss man auswendig wissen. Aber im Großen und Ganzen nicht allzu schwer.
Das große "Aber": ich hab beim Hinfahren schon Angst. Was, wenn ich doch immer wieder das Gleiche vergesse? Wenn ich den Anruf total vermurkse? Die Firmen beschweren sich sofort, wenn ein Anruf zu lange dauert (Sekundenabrechnung), dh ich muss die Anrufer abwürgen und auf einen Rückruf verweisen, was ziemlichen Zeitdruck auslöst.
Feedback nach den ersten Tagen: ich wäre sehr gut, passe ins Team, aber man merkt, dass ich mir großen Druck mache. Hört man nicht beim Anruf, da ich trotz aller Angst immer funktioniere.
Wie aber soll ich Druck rausnehmen, wenn die Chefin direkt neben mir sitzt und ich den ganzen Tag unter Beobachtung stehe? Wenn sie mich auf Fehler aufmerksam macht, die sie nächste Woche nicht mehr hören will? Erzeugt das etwa keinen Druck?
Also nicht nur ich denke, dass ich alles sofort können muss, sondern es wird mir ja auch gesagt. Doppelter Druck!
Übers Wochenende habe ich angefangen, meine Ängste aufzubauschen. Wenn ich mit so einem einfachen Job überfordert bin, was mach ich dann bei typischen Bürojobs mit viel höherem Anspruch?
Ich habe wirklich etwas Schwierigkeiten damit, mir Abläufe zu merken, deshalb brauche ich für kleinste Dinge Notizen. Aber ich kann nicht jedesmal erst Nachlesen! Kann es sein, dass meine ständige Panik und Selbstkritik auch das Denken verlangsamt? Zumindest bei Dingen, die mich ängstigen? Sonst habe ich eine schnelle Auffassungsgabe und Hausverstand. Aber an viele Dinge gleichzeitig denken, Angaben genauestens einhalten...da schieße ich refelxartig ein "Kann ich nicht!" raus und das blockiert.
Mittlerweile ist es schon so,dass ich froh wäre, wenn sie mich nicht nehmen, um dieser angstbesetzten Situation zu entkommen. Aber wenn es schon mit so einem niederschwelligen Job nicht klappt, brauch ich anderes gar nicht erst probieren. Dann sollte ich vlt zurück in die Fabrik, mache jeden Tag 1000 Mal den gleichen idiotensicheren Handgriff, so wie ich es 26 Jahre lang gemacht habe.
Woher soll ich das Vertrauen haben, berufsmäßig was zu können? Mein einziges "Erfolgserlebnis" war, die Stückzahl geschafft zu haben. Das können viele nicht verstehen. Mit beruflichen Erfolgen wächst das Vertrauen, man hat Aufgaben gut erledigt und das gibt einem Sicherheit. Ich kenne das nicht. Ich habe noch nie Projekte abgeschlossen oder was organisiert.
Wenn mal was gut läuft, suche ich so lange, bis ich einen Haken finde, damit ich mein schlechtes Denken über mich selbst bestätigen kann.
Beim aktuellen Job zB: was ist da schon lobenswert? Das ist sowas von einfach, jeder Idiot kann das. Du brauchst dir auf ein Lob nichts einbilden!
Gleichzeitig habe ich Angst vor genau diesem Job! Wie paradox ist das denn bitte??
Nur ein Mal möchte ich gelassen in einen Arbeitstag starten, ohne Angst und Bauchweh. Bin ich denn überhaupt noch arbeitsfähig, wenn ich den ganzen Tag verängstigt bin, nur drauf schauend, ja alles richtig zu machen, auch im kollegialem Bereich?
Das ist alles erst im letzten Jahr so extrem geworden. Die Arbeitslosigkeit zerrt auch an Nerven und Selbstwert. Ich habe mir noch nie viel zugetraut, vermeide Dinge, die ich nicht kann. Ich sehe eine Herausforderung nicht als Chance, sondern als eine Schwierigkeit, vor der ich davonlaufen möchte. Wobei ich natürlich weiß, dass man sich auch mal überwinden muss. So erledige ich Dinge, die sich nicht vermmeiden lassen, aber bitte kein zweites Mal!
Ich weiß, dass ich mit diesen massiven Ängsten niemals erfolgreich sein werde. Entweder ich breche wegen der Ängste zusammen oder unter dem selbstauferlegten Druck.
Therapiemäßig habe ich einiges hinter mir, aber meist mit dem Fokus auf Missbrauch, was natürlich Angst, Selbstwert, Depri inkludiert. Aber o.g. Probleme waren noch kein Thema. Dzt. keine Thera, Atarax bei Bedarf, aber auch keine Dauerlösung.
Was mich an der aktuellen Situation so besorgt: dass meine Lebensqualität immer weniger wird, da ich auch privat immer mehr Ängste verspüre, auch davor, falsche Entscheidungen zu treffen. Eigentlich bräuchte ich jemanden, der stets neben mir steht und sagt, ob das, was ich grade mache, sage oder denke, richtig ist oder nicht.
Wenn das so weitergeht, bin ich irgendwann nicht mehr arbeitsfähig, aber auch nicht mehr lebensfähig.
Dabei will ich einfach nur Frieden.

Danke fürs (lange) Lesen und vlt den einen oder anderen Tipp!
LG

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Marsianerin
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Beitrag So., 17.10.2021, 13:44

Geh na. Der wirkliche Bürojob, vor dem du dich fürchtest, ist absolut anspruchslos. Kenne Leute, die neben einem Fulltime-Bürojob studieren. Das Schwierigste ist, glaubhafte Arbeitssimulation zu betreiben, also so tun als ob. Aber da die anderen KollegInnen dasselbe tun, drückt man bei AnfängerInnen gern paar Hühneraugen zu. Fortgeschrittene sollten allerdings auch bei stundenlangen Meetings volle Wachsamkeit vorgaukeln und gleichzeitig eine mündliche Einkaufsliste erstellen können. Wenn ich im Profistadium angelangt bin, schreibe ich gern mehr darüber.

Dein Job ist tatsächlich stressig. Lerne aber auch, echte von unechter Kritik zu trennen. Gerade weibliche Chefs neigen zu Stutenbissigkeit. Kommt sie ständig mit 'wohlwollender Kritik', musst du, dich freundlich für die konstruktive Kritik bedankend, auf durchzug schalten. Schließlich kannst du nicht auf alle Punkte auf einmal Rücksicht nehmen. Arbeite die Punkte nach und nach ab. Wenn ihr die positive Veränderung auffällt, ist sie wahrscheinlich wirklich an deiner Arbeit interessiert.

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Sinarellas
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Beitrag So., 17.10.2021, 14:56

Du mußt durch die Angst hindurch, immer wieder, ob mit oder ohne therapeutische Begleitung. Nur so kannst du dein Hirn udn deine Synapsen neuprogrammieren, dass nicht alles so zutrifft wie du "erwartest"
..:..

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Beitrag So., 17.10.2021, 18:49

@ Sinarellas,
das hat dann wohl was von "selbsterfüllende Prophezeiung". Es ist schon so, dass ich das eine oder andere gut gemacht habe (früher eben oder bei meinem "Ausflug" in die Altenpflege). Aber das gute Gefühl hält nicht lange an, weil ich das Haar in der Suppe suche und dann auch finde (ob berechtigt oder nicht). Ich rede mir so lange in, dass es schiefgehen wird, dass ich Fehler mache, bis ich nervlich so am Ende bin, dass dann auch was passiert. Auch wenn es nur Kleinigkeiten sind, ist das für mich eine Katatstrophe und ich stelle mich als Ganzes in Frage. Und jetzt im Moment steigere ich mch so in meine Angst, dass es mir vor morgen schon wieder graut. Vollkommen verrückt, denn die Vernunft sagt mir, es wird nichts Dramatisches passierten, aber meine Gefühl machen mir einen Strich durch die Rechnung. Es ist so mühsam. lg

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Malia
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Beitrag So., 17.10.2021, 19:03

Es ist völlig normal, in den ersten Wochen in einem neuen Job unter starkem Druck zu stehen, mit deiner Biografie eh.
Da scheinen sich erlernte, schädigende Einstellungen zu dir selbst gerade breit machen zu wollen.
Vielleicht kannst du noch etwas durchhalten?
Ich bin sicher, es wird leichter.

Wie könntest du dich selbst stärken?
Kannst du dir was gutes tun?
„Moralisten sind Menschen, die sich dort kratzen, wo es andere juckt.“
Samuel Beckett

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Beitrag So., 17.10.2021, 19:06

@ Marsianerin,
ja, ich höre das immer wieder, dass ein Bürojob eh aus der immer gleichen Routine besteht, dieman irgendwann blind erledigt. Eine bekannte hat nie was anderes gemacht als Büro, sie ist ein Vollprofi und sagt ähnliches wie du, auch das mit dem "so tun, als ob" könnte von ihr sein.
Ich weiß ja, dass es im Grunde auch so ist. Aber wissen kann man das nur, wenn man selbst alles mit Links schupft. Für einen absoluten Neuling wie mich, der auch vom Hirn her keine 20 mehr ist, ist das alles beängstigend. Wofür andere Jahrzehnte Zeit hatten, um auf dieses gelassene Level zu kommen, soll ich das jetzt quasi von heute auf morgen schaffen. Allein, wenn ich an die ganze Digitalisierung denke: andere haben in der Lehrzeit noch alles mit Papier erledigt und sind dann langsam in die Arbeit mit PC hineingewachsen. Obwohl ich gerne am PC arbeite, war das bis jetzt doch nur privat. In der Ausbildung (BBRZ) haben wir so gut wie alles nur handschriftlich erarbeitet, weshalb ich mich null fit fühle für Büroarbeit am PC. Zwar wird mir gesagt, dass jede Firma mit anderen Programmen arbeitet und mir das eh gezeigt wird, aber Grundsätzliches mit zB einem Buchhaltungsprogramm sollte man schon können. Und das ist nicht der Fall, aber egal, in die BH will ich eh nicht.
Eigentlich bin ich mir momentan sehr unsicher, ob dieser Telefon-Job wirklich das Richtige ist für mich. Mal telefonieren ist ja okay, aber nicht den ganzen Tag mit Headset dasitzen, da kann ich ja gleich in ein echtes Call-Center. Oder das ist nur eine Ausrede um mich wiedermal zu drücken. Denn mit diesem Job hätte ich mal den Fuß in der Tür, später kann ich ja um andere Aufgaben fragen, wenn ich eine gewisse Sicherheit habe.
Das mit der "Stutenbissigkeit" könnte stimmen, da die Chefin selbst erst einige Wochen da ist und neue Regeln einführt, die den "Alten" nicht schmecken. Allein das macht mich ein bisschen nervös, dass ich mich gegen Übervorteilung nicht zu wehren traue, weil ich eingeschüchtert bin von ihrer dominanten Art und Lautstärke. Eigentlich genau der Typ Mensch, mit dem ich schwer zurechtkomme (Trigger). Echt, manchmal glaube ich nicht, dass ich schon auf die 51 zu gehe, in meinem Alter sollte man besser mit dem Leben zurechtkommen. lg

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Beitrag So., 17.10.2021, 19:16

@ Malia, hallo!
Ich bin dzt erst in einer Arbeitserprobung, eigentlich würde es noch um nichts gehen, außer sich gut präsentieren, was mir nach außen ja gelingt. Witzigerweise wirke ich selbstbewusst und bekomme das auch gesagt. Aber innerlich kämpfe ich jeden Tag und jede Stunde mit meinen Dämonen, die - wie bei so vielen - in der Kindheit ihren Ursprung haben. Ich habe von meiner Mutter nie ein Wort des Lobes gehört oder irgendeine Unterstützung bekommen. Eher das Gegenteil. Gute Noten in der Schule wurden als "hast sicher geschwindelt" abgetan. Ich habe immer um ihre Aufmerksamkeit gebettelt, aber nie ist was zurück gekommen. Ist es ein Wunder, dass man so als Erwachsener sich selbst auch nie genug ist? Meine hohen Ansprüche an mich und mein Perfektionismus, mit dem ich mir nicht den kleinsten Fehler erlaube, sind für das Selbstbewusstsein natürlich fatal, da ich diesen Anspruch nie erfüllen kann. Wie gesagt, vom Verstand her weiß ich das alles, ich weiß die Ursachen, ich weiß, dass es mir schadet. Aber ich kann dieses Denken und diese Gefühle nicht abstellen, obwohl ich schon seit Jahren dagegen ankämpfe. Es ist so anstrengend, nur den Alltag zu bewältigen, dass mir kaum Energie für diesen neuen Lebensabschnitt bleibt, bei dem ich eigentlich energiegeladen und frisch-fröhlich durchstarten sollte. Ich habe so Angst, dass es zum Scheitern verurteilt ist, bevor es überhaupt begonnen hat. lg

PS: es ist schwierig, sich etwas Gutes zu tun, wenn man sich ablehnt, sich es nicht wert ist, fürsorglich zu sein. Ich weiß momentan nicht, womit ich mich etwas "erden" könnte, da viel Dinge, die mir früher Spaß gemacht haben, mich nicht mehr begeistern. Vlt ist es ein Depri-Schub oder ich bin einfach ausgelaugt und am Sand. Das einzige, das mir noch was gibt, ist ein Spaziergang mit Hundebegleitung. Für meine kreativen Hobbies fehlt mir die Motivation, denn wofür? Ich glaube, ein grundsätzliches Sinnproblem momentan.

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Pianolullaby
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Beitrag Mo., 18.10.2021, 19:27

Nein, Ängste bringen einen nicht um, es sind "NUR" Ängste !!
Träume nicht Dein Leben, lebe Deinen Traum

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Beitrag Di., 19.10.2021, 06:28

@ pianolullaby,
das Blöde ist, dass die nicht mit sich reden lassen ;-)

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chrysokoll
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Beitrag Di., 19.10.2021, 07:12

doch, Ängste lassen schon mit sich reden.
Natürlich nicht auf einer reinen Vernunfts- oder Befehlsebene ("verschwindet endlich")

Man muss diese Ängste leider aushalten und lernen dass sie einen eben nicht umbringen.
Und das geht! Am besten natürlich mit fachlicher Hilfe.

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lisbeth
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Beitrag Di., 19.10.2021, 07:35

Und warum nicht mal mit deiner Angst in einen Dialog treten? Herausfinden, was sie dir mitteilen möchte, welche Aufgabe sie haben mag, wovor sie dich beschützen will? Das könnte dir Ansatzpunkte liefern, um etwas zu verändern.

Und ja, ich schließe mich chrysokoll an: Am besten suchst du dir für diesen Dialog eine psychotherapeutische Begleitung. Denn es ist zwar normal für uns alle, dass wir in der einen oder anderen Situation Angst haben, und es ist sogar ganz "gesund" (sonst wären wir als Spezies Mensch längst ausgestorben), aber wenn es so entgleist wie bei dir und dich in deinem Alltag einschränkt und ernsthafte Probleme macht, dann sollte man da mal mit einem Profi zusammen draufschauen. Es muss nicht so bleiben, wie es jetzt ist, das ist nicht in Stein gemeißelt.

Evtl. könntest du auch mit einem Arzt oder Therapeuten zusammen überlegen, ob dir ein SSRI erstmal Stabilisierung im Alltag verschaffen könnte, die haben z.T. auch eine Indikation bei Angststörungen. Das könnte dir auch die notwendige Pufferzone verschaffen, um mit einem Therapeuten/Therapeutin dir diesen Bereich überhaupt in Ruhe anschauen zu können, was da in dir in solchen Momenten passiert, ohne dass du dich komplett in die Angst hineinkatapultierst und nicht mehr geradeaus denken kannst...

Alles Gute!
When hope is not pinned wriggling onto a shiny image or expectation, it sometimes floats forth and opens.
― Anne Lamott

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Nes
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Beitrag So., 14.11.2021, 15:58

Hallo das könnte meine Geschichte sein nur einen "Vorteil "habe ich dir gegenüber...ich weiß wie sie endet nämlich katastrophal. Als Langzeitarbeitslose habe ich einen Bürojob erwischt. Voller Übereifer bin ich anfangs hingegangen. Jeden Tag mir noch etwas mehr Angst. Ich wollte die besch...Software schnell lernen. Ich wollte keine Fehler machen. Ich hatte die Verantwortung Tickets richtig einzubuchen. Habe alles aufgeschrieben, war überpünktlich, bin länger geblieben als die anderen. Zuhause hab ich weiter pro bono gearbeitet. Den ganzen Tag lang an diesen Job gedacht mich kaputtgedacht. Dann wollte Chef das ich auch am Telefon verkaufe. Ich hasse telefonieren. Zu guter letzt ist er mich angegangen darüber. Meine Erklärungen dass ich das noch nicht gelernt habe haben ich nicht beeindruckt.
Das war dann der berühmte Tropfen. In der Bim meine überhaupt erste Attacke gehabr. Daraufhin habe ich gekündigt. Obwohl der Job zu viel war für mich habe ich mich jeden Tag hingezwungen weil jeder gesagt hat es wird besser mit der Zeit. Und ich wollte mir beweisen das ich es kann.
Danach ist alles den Bach runter. Täglich mit der gleichen Angst aufgewacht obwohl ich nicht mehr hingehen musste. Es hat sich dermaßen in mich eingebrannt. Nun habe ich generalisierte Angststörung, Panik, Dp und Dr und Depression. Zuweilen fühle ich mich derart verzweifelt meinen Gefühlen und Gedanken ausgeliefert, dass ich an Sellbstmord denke. Ich habe in ein paar Tagen Termin bei Ögk und es geht mir jetzt schon so schlecht, bis zu meinen Termin wird es jetzt von Stunde zu Stück schlimmer. Einfach Angstattacken, ich weiß nicht wie ich zu diesem Termin gehen soll. Langer Rede kurzer Sinn: werde nicht wie ich, kein job ist es wert dass msn seelisch oder körperlich vor die Hunde geht. Ich wollte auch weg vom Ams selber Geld verdienen. Jetzt habe ich das Gefühl SO nicht leben zu können geschweige denn Arbeiten.

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Beitrag So., 28.11.2021, 12:03

@ lisbeth

ich habe mir in den letzten Wochen einige Videos von Coaches angeschaut, die sich genau mit dem Thema "Was will mir meine Angst sagen?" beschäftigen. Mir ist tatsächlich einiges klarer geworden und ich schaffe es jetzt das erste Mal, mit der Angst einigermaßen in Dialog zu gehen, auch wenn ich nicht immer Lust drauf habe, die Botschaften zu analysieren. Aber es geht definitiv besser! LG

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Beitrag So., 28.11.2021, 12:29

Hallo Nes,
laut deiner Geschichte weißt du somit, wovon ich rede.
Ich habe es mittlerweile zu meiner eigenen Überraschung geschafft, meine Angst auf ein erträgliches Level zu bringen. Wie? Indem ich quasi eine Flucht nach vorne gestartet habe. Ich kann mich nicht vor den Aufgaben vor lauter Angst "drücken", also habe ich in den letzten Wochen alles daran gesetzt, zu lernen und nochmal zu lernen. Das gibt mir eine gewisse Sicherheit, wenn ich weiß, dass ich das, was von mir verlangt wird, einigermaßen gut kann, was nun definitiv der Fall ist.
Ich muss meine Angst vor Neuem ablegen. Natürlich wäre es mir lieber, ich würde das gechillter angehen, aber anscheinend geht es nur mit Überwindung. Aber mit jeder Aufgabe, die ich gut mache und die ich sozusagen im Griff habe, wird es besser. Zwar kommt nach wie vor ein rexlexartiges "Oh Gott, das kann ich nicht, das trau ich mich nicht, das kapier ich nicht!" - aber es hilft nichts, ich muss sowieso durch - also warum nicht mit einem beherzten "Ja, her mit dem Zeug, verdammt!"?
Nach 8 Wochen in diesem neuen Job wage ich jetzt zu behaupten, nicht mehr jeden Tag bei der Hinfahrt vor Angst halb zu sterben. Ich tanze zwar immer noch nicht ins Büro, aber es geht. Es geht auf einem für mich ertäglichem Level. Aber ich muss dran bleiben, das Negative und eben die Angst unter Kontrolle zu halten. Kleine Unsicherheiten oder wenn man mich auf einen Fehler aufmerksam macht, setzen mir mehr zu, als man von außen vermuten würde. Ich glaube, ich bin nicht sonderlich kritikfähig, nehme es sehr persönlich. Interessanterweise ist dieses auf Kränkung basierende Gefühl irgendwann in Ärger umgeschlagen, was mir Kraft gegeben hat, auch mal Kontra zu geben. Und siehe da, nichts Schlimmes ist passiert, ganz im Gegenteil. Mittlerweile traut mir die Vorgesetzte was zu, auch wenn sie nach wie vor ein Kontrollfreak ist.
Ich lerne somit jeden Tag dazu und glücklicherweise habe ich ganz liebe Kolleginnen, die mir den einen oder anderen Tipp geben. ZB dass ich ruhig mal auf Durchzug schalten kann, denn sie sehen, dass ich meinen Job wirklich gut mache.
Mit meinen Ängsten werde ich immer leben müssen. Es wäre nur schön, wenn etwas Stabilität einkehren würde, sodass nicht jeder Tag eine Herausforderung ist. Denn ganz zufrieden bin ich noch nicht, wie ich damit umgehe, denn momentan ist es nur deshalb besser, weil ich ständig Selbstkontrolle übe und ständig meine Umgebung scanne, um ja nichts falsch zu machen. Ist natürlich ein Stressfaktor, wenn wann permanent so angespannt ist. Aber alles der Reihe nach, in kleinen Schritten.
Was gut ist: dass ich dzt von diesen ganzen extrem negativen Gedanken etwas abgelenkt bin. Ich kenne Gedanken an Suizid, an ein Beenden eines unerträglichen Zustandes, weil man auf der Stelle tritt und keine Hoffnung mehr hat. Dazu blöde Lebensumstände und die Depri mitsamt Lebensüberdruß feiert fröhlichen Einstand. Aber wie gesagt, momentan bin ich abgelenkt und auch wenn es nicht der Idealmodus ist, ist es auf jeden Fall besser als der Zustand der letzten Jahre. Ich hoffe, es bleibt so und es kommt nicht wieder ein Einbruch.
Nes, ich hoffe, auch bei dir wird sich alles auf ein für dich funktionierendes und erträgliches Maß einpendeln! Alles Liebe!

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