Autophobie

Fragen und Erfahrungsaustausch zu Phobien, Zwängen, Panikattacken und verwandten Beschwerden.
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Angsthase31
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Autophobie

Beitrag Di., 13.04.2021, 16:56

Hallo Leute,


Also ich bin neu hier da ich in den letzten Tagen gemerkt hab dass ich ein offenbar schwerwiegendes Problem mit dem "allein sein" habe.
Anfangs als dieses Thema von einer Freundin aufgegriffen wurde habe ich es noch belächelt und geschmunzelt. Irgendwas in mir hat mich aber neugierig sein lassen und ich hab diesen Begriff einfach mal gegoogelt. Und musste feststellen dass sie leider in sehr vielen Punkten recht hat. Und dass dieses Problem offenbar schon seit Jahren in mir sich rumschlägt.

Vor 1 1/2 Jahren hatte ich eine sehr unschöne Trennung mit der Mutter meiner Tochter nach 9 1/2 Jahren Beziehung. Auch Eifersucht und schwerwiegende Verlustängste haben mich eigentlich immer wieder geplagt. Und jetzt sehe ich eigentlich immer wieder dass ich diese Person gar nicht mehr geliebt haben kann. Insbesondere dadurch das ich eigentlich immer wieder aus der Beziehung flüchten wollte dieses allerdings immer wieder mit Betrug an meine Ex Freundin geschafft hab und dann aber wenn ich gemerkt habe dass das neue doch nicht so passt bin ich erst wieder bei meiner Freundin geblieben.

Auch die Trennung meiner Tochter alle 14 Tage aufs neue macht mir ordentlich zu schaffen und ich greife eigentlich immer wieder zu Alkohol. Am Tag danach gehts mir zwar etwas besser, bis auf die Alkoholnachwirkungen aber ich brauche eigentlich immer wieder Leute um mich. Da im Moment durch Corona es aber nicht so leicht ist sich mit Personen zu treffen oder unter Leute zu gehen, telefoniere ich zeitweise wirklich stundenlang mit meinen Freunden.
(Im ersten Lockdown sogar knapp über 10 000 Minuten im Monat).
Nun kam leider ein Führerscheinentzug hinzu und ich musste mich noch mehr von meinem sozialen Umfeld abnabeln auch meinen Job kann ich derzeit nicht nachgehen.

Vor kurzem war ich wieder in einer Beziehung. Auch diese Trennung beschäftigt mich derzeit. Und ich fühle mich plötzlich sehr ungeliebt obwohl ich gemerkt hab das dass gar nicht die Person selbst die ich "angeblich" liebte war. Sondern einfach nur ein Mensch dem ich Nah bin und der sich für mich interessiert. Ich wusste bei dieser Person das es von Anfang an keine Anziehung gab und hab mich dem ganzen aber nur gebeugt weil wir einfach gut befreundet waren und sie offenbar mehr wollte. Und nachdem wir viel Zeit miteinander verbracht hatten hat sich das nun wie eine Beziehung angefühlt und wurde auch eine.
Wobei auch hier sicher immer wieder bemerkbar gemacht hat, dass wieder diese Eifersucht "nicht der einzige zu sein" und Verlustängste wieder mitgespielt haben. Mir gings einfach nicht gut. Mittlerweile ist mir aber klar das dass nicht die Partnerin als Person war die mir fehlt.

Nun will ich dem ganzen ein Ende setzen und möchte mein Leben, aber ändern und will versuchen nicht mehr zum Alkohol zu greifen wenn es mir nicht gut geht und ich allein bin, sondern will sobald meine Tochter in ein paar Tagen nicht mehr bei mir ist, versuchen mein Handy auszuschalten wenn sie weg ist und wirklich einfach mal alleine zu sein.
Wie ich diese Zeit gestalten werde ist mir leider noch nicht bewusst. Ich hatte daran gedacht aufzuschreiben was mir für Gedanken in den Sinn kommen und eventuell Mediationen von YouTube zu machen oder auch einen Spaziergang alleine zu machen.

Es ist zwar nicht so dass ich keine Hobbys hätte aber leider bin ich durch die Corona Situation und auch durch die eingeschränkte Mobilität etwas angebunden. Und kann beispielweise nicht am Auto etwas reparieren.

Gibt es Allgemeine Tipps dieses "allein sein" zu lernen und damit besser umzugehen. Als Stundenlang mit Freunden zu telefonieren und wieder zum Alkohol zu greifen? Auch ein Wochenende steht mir alleine bevor. Und ich möchte mich nicht mit Fernsehen die Zeit Totschlagen sondern wirklich versuchen einfach mit mir alleine mal die Zeit auszuhalten. Nur ein bisschen Input würde ich von euch eventuell brauchen :-)

Ich bin bereits 2 Mal auf Reha gewesen und auch seit 2016 in Psychotherapie - leider kam erst jetzt der Grund für meine vielen Ängste und Sorgen auf eben "alleine sein". Nächste Woche hab ich erst wieder einen Termin bei meiner Therapeutin und kann erst da wieder auf sie zurückgreifen.
Bei mir sind auch Panikattacken und Zwangsgedanken diagnostiziert. Auch auf Medikamente bin ich eingestellt.

Ich danke euch im Vorfeld für eure Bemühungen.

Liebe Grüße
Angsthase 31

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Kirchenmaus
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Beitrag Mi., 14.04.2021, 12:02

Hallo Angsthase,

ich denke, dass du dir mit Meditation o.ä., vielleicht auch Yoga, einen großen Dienst erweisen kannst.

Ich selbst habe gemerkt, dass gerade durch die innere Anbindung an mich selbst meine psychische Stabilität viel größer geworden ist.

Vielleicht magst du auch mal etwas lesen? Oder Rätsel machen? Oder malen? Oder interessierst du dich für Pflanzen? Oder die Natur allgemein?
Es könnte doch ein spannendes Projekt werden herauszufinden, was dir Freude macht. Quasi eine Expedition mit dir als Forscher. :-)

Alles Gute wünscht
Kirchenmaus
Es ist in Ordnung, mich zu akzeptieren.

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Angsthase31
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Beitrag Mi., 14.04.2021, 14:36

Hallo Kirchenmaus,

danke für deine Antwort auf meinen Beitrag. Meditation steht für morgen auf jedenfall mit auf dem Programm.

Ich bin eigentlich überhaupt nicht so der Bücherwurm aber ich plane auch das Buch eines Freundes endlich in Angriff zu nehmen das er selbst geschrieben hat.
Meine Hobbys sind eigentlich großteils im Technischen Bereich. Pflanzlich bin ich eigentlich nicht so bewandert. Im Sommer geh ich allerdings gerne Stundenlang alleine in den Wald auch zum Schwammerl suchen. Wandern ist grundsätzlich auch eine Idee von mir allerdings geht das hier bei uns nicht wirklich da keine Berge.
Fürs Wochenende hab ich mir vorgenommen sofern das Wetter mitspielt ein bisschen mit dem Fahrrad unterwegs zu sein.

Wenn man nach über knapp 20 Jahren eigentlich draufkommt das man Jahre eigentlich so gelebt hat das man eigentlich immer Menschen an seiner Seite gebraucht hat und nie gelernt hat mal mit sich selbst klar zukommen. Fällt einem das natürlich sehr schwer.

Ich werde auf jedenfall Mal nachdem Donnerstag berichten was sich bei mir getan hat und wie es mir ergangen ist.


Liebe Grüße
Angsthase

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Angsthase31
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Beitrag Fr., 16.04.2021, 10:35

Die letzten Tage konnte ich noch erkennen, dass die Angst vor diesem Tag heute eigentlich nicht wirklich groß gewesen ist. Kurz bevor meine Tochter nun gestern gegen 18 Uhr geholt wurde stand ich mit einem innerlichen Druck im Bauch und einem Unwohlsein da und auch die Stunden davor habe ich bei mir schon eine Unruhe feststellen können. Auch war ich etwas gereizt.

Aber ich habe versucht mich zusammenzunehmen und habe meine Tochter versprochen, dass ich dieses Mal sicher nicht weinen werde, wenn ich sie verabschiede und auch nicht danach. Ich habe mir immer wieder vorgesagt das es nicht lange dauert bis sie wieder zu Besuch bei mir sein wird. Und ich habe mir gesagt, dass ich mir heute einen schönen Abend allein machen werde. In dem ich mich endlich mal mit mir beschäftigen werde.
Ich habe mir vorgenommen jetzt in die Sauna zu gehen und mich dort von Meditationen führen zu lassen und zu beobachten wie es mir damit gehen wird.

Nach knapp 3 Stunden in der Sauna war ich ziemlich müde und schlapp habe mir noch etwas zum Essen genommen und dann eventuell noch ein Buch lesen sofern ich dafür nicht zu müde bin.


Die Zeit in der Sauna ist teilweise sehr entspannend und ruhig gewesen andererseits wurde ich ständig mit Gedanken und die Vergangenheit als auch mit der Zukunft konfrontiert (auch während den Meditationen). Einfach die Gedanken ziehen lassen ist nicht so leicht, weil ich mich selbst immer wieder dabei erwischt habe das ich aus der Meditation ausgestiegen bin und komplett an andere Sachen gedacht habe.
Ich habe kein Bedürfnis nach Alkohol oder nach sozialen Kontakten mein Handy ist noch immer ausgeschaltet, regelrecht eine SMS habe ich an meine Tochter zum schlafen gehen versendet.

Die Themen waren unter anderem: Die Mutter meines Kindes und die jahrelange Beziehung wo ich immer wieder die Trennung aufgeschoben hab, meine Tochter wobei diesmal der Abschied wirklich nur kurz wehgetan hat, und auch meine jetzige die teilweise noch immer sehr in meinem Kopf herumspuckt, aber ich glaube nicht, weil sie mir soviel bedeutet hat, sondern einfach nur weil ich mit irgendeiner Person meine innere leere füllen wollte, die ich teils von der Kindheit mit mir herumgetragen habe.

Es kommen auch immer wieder die Gedanken, dass das Leben nie mehr so werden wird wie es mal gewesen ist. Eigentlich bin ich der Hoffnung, dass das irgendwann besser werden wird. Irgendwie hat sich mein Leben aber seit der Trennung von der Mutter meines Kindes nur verschlechtert statt verbessert.


Das waren meine Eindrücke die ich an einem Abend mit mir mitteilen kann. Ich hoffe auf euer Feedback

LG
Angsthase31

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