Vom Übergewicht loskommen - eure Erfolge und Wege

Bulimie, Anorexie, Adipositas, EDNOS (mehr zur Unterscheidung finden Sie in meinen themenbezogenen Artikeln im Archiv, darüber hinaus finden Sie auf der Website auch Selbsttests zum Thema)
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Möbius
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Beitrag Di., 15.08.2017, 08:35

Ein weiteres wichtiges Element war für mich das "Esstagebuch" oder "Ernährungstagebuch" - das war und ist bei mir kein besonderes Heft oder Buch. Ich schreibe es ins Tagebuch, das ich ohnehin seit 2012 wieder führe. Es wird nicht nur recht genau aufgeschrieben, was ich esse - zB die gewogenen Mengen "reglementierter" Lebensmittel, sondern auch, wie ich esse: langsam und genüsslich vs hektisches Schlingen usw. Während der Reduktion habe ich mir für jede Mahlzeit 3 Schulnoten gegeben: für die Zusammensetzung der Mahlzeit (Rohkost gab ne 1, Currywurst ne 6), die Mengen und die "Esstechnik" - auf diesen Ausdruck komme ich gleich noch zurück. Es gab auch eine Gesamtnote für die Mahlzeit und eine Tages-Gesamtnote. Der wesentliche Effekt dabei ist die Bewußtmachung des eigenen Ess- und Ernährungsverhaltens. Mir ist auf diesem Wege v.a. aufgefallen, daß mich meine spezifische Esstörung verführt, überlistet oder zwingt, möglichst viele Nahrungsmittel in mich hineinzuschlingen. In schnellem Tempo werden große Happen nur wenig zerkaut hinuntergeschluckt. Dann habe ich festgestellt, daß mich meine Störung dazu verleitet, große Mengen leichtverderblicher Lebensmittel einzukaufen, die dann "nicht umkommen" dürfen. Lebensmittel wegzuwerfen ist ja eine Todsünde bei dem vielen Hunger in Afrika und so. Es war also auch notwendig, mein Einkaufsverhalten bewußt zu kontrollieren.

Die "Esstechnik" habe ich mit dem "gestützten Vorsatz" und dem "Fehlerzähler" in den Griff bekommen, Techniken aus dem Leistungssport, die ich beim Motorradtraining kennen und schätzen gelernt habe: am Esstisch klebte ein Zettel, den ich mir anfangs bewußt leise vor jeder Mahlzeit durchgelesen habe: "Langsam essen, gründlich kauen. 10 Sekunden Pause nach jedem Bissen (21, 21, ...) - Fehlerzähler benutzen !" Die Pause zwischen den Bissen, Gabeln oder Löffeln habe ich mir wirklich vorgezählt - von 21 bis 30. Der "Fehlerzähler" bedeutet, daß man Verstöße gegen diesen "gestützten Vorsatz" mit einem Ritual quittiert. Ich habe auf die Tischplatte geklopft. Dadurch wird der Fehler einerseits bewußt registriert, andererseits auch "verziehen" wodurch verhindert wird, am Vorsatz irre zu werden ("es bringt ja doch nichts!") Im Leistungssport verwendet man tatsächlich kleine Zählwerke. Für unterwegs hatte ich eine kleine Pappkarte mit dem "gestützten Vorsatz" im Geldbeutel, und wenn ich im Stehen ass, keine Tischplatte da war zum drauf zum klopfen bei Fehlern - da habe ich den eigenen Holzkopf dazu benutzt. Ich erinnere mich heute noch gerne an eine Bratwurst, die ich an einer Bushaltestelle aß, und mir dabei immer wieder an die Stirn schlug. Ich glaube, die Leute dachten, ich hätte einen an der Klatsche ... womit sie ja leider auch recht hatten.

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Letterlove
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Beitrag Di., 15.08.2017, 12:37

Sag mal...

Wie lebst du damit, dich dermaßen zu kontrollieren?
Ich lese deinen Beitrag und denke mir: So ein Leben will ich nicht. Ich will nicht alles bewerten, benoten und bestrafen, was ich tu, ich möcht auch mal Mensch sein, ohne mir dauernd an den Schädel zu schlagen.

Ich schreibe auch auf was ich esse, aber ich wiege es nicht und ich bewerte es nicht. Bei mir gibts in den letzten Tagen nichts als Reis mit passierten Tomaten als Soße und reingeschnibbeltes Gemüse. Wenig Fett, wenig Zucker, wenig Salz aber genug dass es dennoch schmeckt. Gestern gab es mal seit Langem wieder einen Tee mit Zucker, normalerweise hätte ich also dauernd auf die Tischplatte trommeln müssen? Darf man denn nicht auch mal Ungesundes genießen?

Irgendwie tut es mir schrecklich leid, dass du dir so ein Leben ausgesucht hast. Deine Ganze Energie geht, so wie ich das lese, ins dich bestrafen, dich kritisieren, dich bewerten... Macht das nicht erst recht eine Essstörung ins Negative? Mir würde der Selbsthass nur so aus der Nase tropfen, wenn ich absolut jeden Fehler so kritisieren würde und am Ende würde ich vermutlich gar nichts mehr essen.

Du hast dich mit dem an die Stirn schlagen nicht nur bestraft, du hast dich auch gleichermaßen in der Öffentlichkeit erniedrigt und zum Gespött gemacht. Du hättest dich auch zwicken können - unauffällig, aber du hast bewusst alle wissen lassen, dass mit dir was nicht stimmt. Und das hat dir tatsächlich geholfen? Dafür wäre ich zu stolz. Ich hätt die Wurst nicht mehr gegessen, sondern mir was Gescheites gekauft. Wieso hast du weiter gegessen, obwohl du bewusst wahrgenommen hast, dass es schlecht ist und du das eigentlich nicht darfst? Das sieht eher danach aus, als WOLLTEST du dich bestrafen und demütigen. Bevor ich mich öffentlich schlage und andere mich für bescheuert halten, würde ich doch aufhören zu essen???
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Möbius
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Beitrag Di., 15.08.2017, 20:52

@ Letterlove

So lebte ich während der 4 Monate drastischer Reduktion - Februar bis Juni 2016. So lebe ich seither nicht mehr. Auch während der Reduktion habe ich Bratwürste gegessen, auch 2-3x ein Rumpsteak - ich bin "Vollwertköstler". Der Anteil an Fleisch und Fleischprodukten in meiner Ernährung ist sehr niedrig, aber er ist da. Und ich esse alles, was mir schmeckt, zB auch die Cheeseburger von McDoof, wenn ich unterwegs bin, alle halbe Jahr "brauche" ich auch mal ein "Whopper-Menü" mit Pommes "rotweiss" und Cola mit Zucker. Meinen Tee habe ich auch immer mit Honig getrunken und in meinen Milchkaffee kommen immer noch 3 Teelöffel Zucker. Bei meinem "englischen Frühstück" gibt es auch gelegentlich mal ein Paket dieser kleinen "Nürnberger Bratwürste" - 3 kleine "Nürnberger" und 1 Ei auf die baked beans ...

Ich habe heute einen Status erreicht, indem ich essen und trinken kann, was mich gelüstet und nur wenn die Waage mir ein Alarmzeichen gibt, ziehe ich wieder die restriktiven Register für einige Tage.

Diese 4 Monate drastischer Ernährungskontrolle waren immerhin von 15 kg Reduktion belohnt, und auch seit der Aufgabe des Reduktionsvorsatzes habe ich in den vergangenen 14 Monaten nochmal 5 kg "einfach so" abgenommen. Die Reduktion des Fettanteils ist wohl noch größer, weil ich seit Juni 16 wieder Fahrrad fahre und ein beträchtlicher Muskelaufbau stattgefunden hat. Ich konnte mich ja jahrelang wegen Operationswunden kaum noch bewegen, hatte "Inaktivitätsathropie"

Das ist das eigentliche Ziel dieser 4 Monate intensiver Selbstkontrolle, Selbstbeobachtung und Selbstkritik: zu einer Ernährungsweise gefunden zu haben, die keinerlei Leidensdruck mehr verursacht, aber trotzdem gesund ist, zu langsamer weiterer Reduktion der verbliebenen "Restknuddelmasse" am Bauch führt.

In diesen heissen Sommertagen lecke ich fast täglich ein Eis, trinke abends 2 Bier (1,0 l). Mein Jogurt hat 10% und der Serrano-Schinken, den ich reduziert auf 7 € das Kilo bei Aldi "erbeutelt" habe, ist eine Köstlichkeit. Meine Eier auf baked beans werden mit Weizenbrötchen "geditscht" - Vollkornbrot ist leider total ditschuntauglich - und für meine Tomatensosse wird das Gemüse in ca. 2 EL Olivenöl angeschmort. Ich verbrauche etwa 1 l Olivenöl im Monat. Das ist "sehr gutes Fett", das man nicht zu restringieren braucht, und Milchfett ist immer noch "gutes Fett", bei dem man noch sehr großzügig sein kann. Ich esse auch 1-2 x im Monat sehr gerne 1 Döner, auch wenn die Waage am nächsten Tag das "Dönerkilo" anzeigt, und ich wieder etwas "kürzer treten muß".

"So wie Du möchte ich nicht leben!" - das gebe ich Dir gerne zurück ! Dein Reis mit Tomatenpampe kann mir gestohlen bleiben !

;-)

Gruß
Möbius

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Letterlove
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Beitrag Mi., 16.08.2017, 03:30

Aber wo ist denn dann dein Jojoeffekt geblieben?
So gut wie jeder erzählt dir, keine rigorose Verzichtdiät mit hunger-dich-schlank Faktor zu machen, weil der Körper sofort denkt, jetzt ist ein Notstand da, also verbraucht er keine Energie, sondern speichert sie sofort.
So wurde mir das "beigebracht".
Für mich las sich das fast schon wie: "Und da ich einfach zu dick war, habe ich am nächsten Tag nur noch Klopapier gegessen", um das mal drastisch auszudrücken.

Ja und was meine Reispampe angeht - wenn man eben kein Geld hat, muss man das essen oder gar nichts. Es macht mir nichts aus, bescheiden in Ansprüchen zu sein, im Gegenteil. Ich bin froh, dass ich das tagelang essen kann, ohne drauf los zu heulen, dass ich nur noch überlebe. Klar würde ich mir auch gerne mal was leisten können, ich hatte eigentlich vor, meine Trennkost durchzuziehen, aber ich merke, dass es einfach zu teuer ist. Für diesen Monat bleiben mir sage und schreibe noch 35€. Und das auch nur, weil es schon seit einer Woche Reispampe gibt. Glaub mal nicht, dass ich nicht auch Gefallen an nem Stück Schinken hätte - Eier kenne ich bald nur noch aus Kochbücherbildern...
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Möbius
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Beitrag Mi., 16.08.2017, 08:41

@ Letterlove

Wenn Du am 15. gerade noch 35 € bis zum nächsten Ersten hast, dann hast Du einen furchtbaren Fehler in Deiner Armutsorganisation gemacht - "da kann ich Dir auch nicht helfen" und dann ist es verständlich, sich mit irgendeinem "Notessen" durchschlagen zu müssen ...

Ich meinte eigentlich, es klar und deutlich geschrieben zu haben: im Zentrum der "harten" 4 Monate stand nicht der Verzicht, sondern das Ermitteln der falschen Ess- und Ernährungsgewohnheiten und deren verhaltenstherapeutische "Umprogrammierung" - ich habe sozusagen völlig neu "essen gelernt", mir das Schlingen "abtrainiert". Mir fällt gerade noch ein Beispiel ein: "die Zwei": ich hatte eine sehr Tendenz, zwei Stücke oder Einheiten von irgendwas zu essen: 2 Teller Spagetti, 2 Stück Kuchen, 2 Muffins, 2 Bratwürste ... "eines für den Papa und eines für die Mama". Meine Esstörung ist mir von meinen Täter-Eltern vorsätzlich antrainiert worden, ich bin nach der Phase sexuellen Mißbrauchs durch die Eltern von ihnen regelrecht gemästet worden, um die entstandene Sexualisierung wieder zu unterdrücken. Das muß man alles in seinen konkreten Ausgestaltungen, wie "die Zwei", erst mal bewußt registrieren - mithilfe des "Esstagebuchs" - und dann eben abstellen ... vor drei Tagen bin ich insofern mal rückfällig geworden, habe zwei Schokocroissants auf dem Weg zum Baggersee gekauft und am See viel zu schnell weggemampft ... naja ... Aber solange sowas singulär bleibt, die Waage nicht meckert, isses nicht soo schlimm. "Shit happens!"

Zum "jojo" ist es jetzt in 14 Monaten jedenfalls noch nicht gekommen, im Gegenteil, eine langsame weitere Reduktion. Ich wäre froh, wenn ich es auf diese Weise auf so 75 kg rum schaffen würde, aber "Hungerkuren" veranstalte ich dafür nicht mehr.

Es ist ja auch so, daß ich in einem Körperzustand bin, bei dem jedes Kilo mehr oder weniger spürbar und sichtbar ist für mich. Da wird man von ganz alleine "kritischer" - zumal ich nackt lebe, das Bäuchlein stets im Blick habe. Als es noch eine richtige Wampe war (95-100 kg bei 183 cm) , hat man ein, zwei, drei Kilo mehr oder weniger kaum gesehen oder gespürt. Auch beim Sex bekomme ich jetzt gelegentlich positives Feedback für mein Aussehen - das hilft auch, die Selbstkontrolle zu behalten.

Es stimmt aber auch, was hier schon geschrieben wurde: aus einer gelungen Reduktion kann durchaus Magersucht werden. Ich glaube, da spielen auch diese Endorphine eine Rolle, die im Hungerstoffwechsel ab etwa dem 2. Tag ausgeschüttet werden. Danach kann man süchtig werden - die Ultra-Ausdauer-Sportler, die doppelte oder gar dreifache Marathons laufen sind ja auch nichts als Endorphin-Junkies ... aber diese Gefahr ist bei mir wohl sehr gering - dafür ist alleine meine Lust und Freude beim Essen viel zu groß. Ich richte mir meine Mahlzeiten auch sehr sorgfältig zu. Wenn ich mir ne Tomate aufschneide, dann sieht das so aus: zuerst wird gesalzen, dann kommt feingehackter Knoblauch drauf, bunter Pfeffer aus der Mühle, in der sich auch ein paar Kardamoms, Pimentkörner und Reste von Ingwer und Muskat herumtreiben, Thymian und/oder Oregano und zum Schluß ein paar Tropfen Balsamico oder ein paar Parmesankrümel ... im "Esstagebuch" ist das die "garnierte Tomate". Die gibt es bei mir recht oft zu ca. 80 g Feta, Pepperonis, Oliven und Gurkensticks aus dem Glas, dazu 80-100 g Roggenbrot als Mittagsmahlzeit. Die Oliven zähle ich heute noch, eine Art Marotte, die aus der Reduktionsphase "hängengeblieben" ist: es gibt immer genau 6 Stück ... ;-)

Mahlzeit !

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Letterlove
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Beitrag Mi., 16.08.2017, 11:36

Da ist kein "Armuts"Organisationsfehler, das hat leider alles so seine Richtigkeit. Aber lassen wir das, ich komm mir ein bisschen belächelt vor und bevor ich jetzt was sage, was nicht sein muss, lass ich es. Fakt ist, dass nicht jeder 7€ für nen Schinken verjubeln kann und ich finde es schon ziemlich dreist, sich da rauszunehmen, dass das wenige Geld von mangelnder Organisation rührt, statt einfach mal davon auszugehen, dass das auch andere Gründe hat.

So, ich bin hier raus, sowas brauch ich nicht.
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Möbius
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Beitrag Mi., 09.05.2018, 08:43

Nach einem dreiviertel Jahr habe ich den thread mal wieder vorgekramt ... der lange Winter war mal wieder schrecklich gewesen für mich, es hat auch wieder 1 Mini-Psychose gegeben ... diese scheußlichen Zustände ereilen mich immer im Winter ... und ich habe mir Mühe geben müssen, mit 82 kg durch den Winter zu kommen. Bei Temperaturen unter +5° bin ich faktisch eingesperrt, meiner Trigeminusneuralgie wegen, die durch die Kälte "getriggert" wird. Auch Stirnbänder, Mützen usw. helfen da nur bedingt, ich muß die Aufenthalte im Freien auf das unbedingt Nötigste beschränken und Fahrradfahren ist eh nicht mehr drin - der Fahrtwind macht es nur noch schlimmer ... pffft.

Als es im März dann endlich wieder wärmer geworden ist, ich wieder mehr ins Freie und auf's Rad konnte, hat es dolle Ausschläge an der Waage gegeben, als ob da ein innerer Kampf stattfindet, nicht in der Seele, sondern im Fettwanst - und dieser Tage ist er entschieden worden:

Seit 2 Wochen bin ich zum ersten Mal stabil unter der 80-kg-Linie, es geht immer noch leicht nach unten. Heute früh waren es 79,1 kg, ein "Minus-Rekord" seit Beginn meiner Gewichtsaufzeichnungen - der 7-Tages-Durchschnitt liegt bei 79,5. Mein Fettanteil hat sich wahrscheinlich aber noch weiter reduziert - ich habe gewaltig an Kondition beim Radeln zugelegt. Man merkt es ja an den "Gängen", mit denen man seine gewohnten Wege fährt, der Tacho spricht auch eine beredte Sprache: auf flacher Strecke bin ich heute mit 20-24 kmh unterwegs, letztes Jahr waren es noch 16-18 kmh gewesen. Das schafft auch neue Probleme: mein Billigrad aus dem Baumarkt funzt zwar immer noch sehr zufriedenstellend - aber der Rahmen kommt an seine Grenzen: Schlechtwegstrecken, die ich mit 15 kmh problemlos fahren konnte, sind mit 25 kmh sturzgefährlich geworden ...

Mein Wunsch wäre es, im Laufe des Sommers die 78 kg zu erreichen und die dann auch durch den Winter zu bringen ... mal schaun, wie's so wird.


Vi83
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Beitrag Mi., 09.05.2018, 13:16

Hallöchen allerseits,

ich leide an Adipositas :-(. Früher hatte ich so meine 60 kg. Jetzt erwähne ich die Zahl mal lieber nicht. Ich hatte mal Weight Watchers gemacht. Da nimmt man eben schnell ab. Mir hat es damals gefallen, dass man bei WW so viel Gemüse und Obst essen kann. Hat hier noch jemand Erfahrungen mit Weight Watchers gemacht?

Gruß
Vi

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Kaonashi
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Beitrag Fr., 25.05.2018, 15:52

Nein, Erfahrung mit WW habe ich nicht. Man liest oft, dass da schnell der Jojo-Effekt kommt. Das wird wahrscheinlich bei allem so sein, was man nur zeitlich befristet macht. Man müsste also das, was man bei WW macht, auch danach weitermachen. Außerdem sinkt aber auch der Kalorienbedarf, wenn man Gewicht verliert. Man darf also immer weniger essen... und muss die Kalorienmenge anpassen. Irgendwann kommt man in einen Bereich, den man nicht auf Dauer durchhalten kann. Vermutlich ist es daher wichtig, nicht zu hohe Erwartungen zu haben und nicht zu viel zu machen, sonst kommt der Frust und das ist der Beginn des Zurückfallens in alte Gewohnheiten und Jojo-Effekt.


Ich versuche es gerade mit einem Ernährungstagebuch, das man im Internet führen kann. Da gibt's eine Datenbank mit vielen Lebensmitteln, sodass man nur noch raussuchen muss, was man gegessen hat und wieviel, und es rechnet einem die Kalorien dann aus. Das dient dazu, überhaupt mal einen Überblick und ein Gefühl dafür zu bekommen, was ich esse.

Seit ich das Tagebuch führe (seit Januar), habe ich ca. zwei oder drei Kilo abgenommen (wegen Unklarheit über Wassereinlagerungen kann ich es nicht ganz genau sagen). Das ist nicht viel, aber immerhin. Besser als eine Zunahme.

Außerdem will ich das Thema erneut in meiner kommenden Therapie ansprechen. Vielleicht bekomme ich doch noch die "durchschlagenden Tipps", die wirklich helfen. Ich weiß schon einiges über die Ursachen meines Gewichtsproblems, eine davon ist Stress, denn ich merke genau, dass ich abends nach einem stressigen Tag mehr esse, weil ich da irgendwie den Stress ausgleiche. Nur wie ich das abstellen kann, weiß ich nicht. Gestern war z.B. so ein Tag, und ich holte mir noch eine Tafel Schokolade, obwohl mein Kalorienkontingent schon überschritten war, aber nichts auf der Welt hätte mich in dem Moment davon abhalten können. Und heute wirkt der Stress noch nach in der Form, dass ich seit Stunden auf dem Sofa sitze, statt bei dem schönen Wetter rauszugehen. Ich bin gerne draußen, aber ich brauche dafür Energie, und nach einem stressigen Tag habe ich erstmal gar keine Energie mehr. Morgen wird das wieder besser gehen.

Solche psychischen Faktoren sind bestimmt sehr wichtig. Wenn man sie alle identifizieren und verändern könnte, wäre viel gewonnen. Speziell das Verändern ist aber das Problem. Erkennen kann man viel, aber wenn man es nicht ändern kann, nutzt es nichts.

Habe schon an Hypnose gedacht.... aber noch nicht probiert.

Was haltet ihr von Hypnose??

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Kaonashi
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Beitrag Fr., 25.05.2018, 16:37

Achja, in letzter Zeit habe ich auch häufiger in einem Adipositasforum gelesen, wo es hauptsächlich um bariatrische Operationen geht. Magenschlauch und Magenbypass sind da der Renner. Manche sind davon begeistert, aber auch da scheint nicht alles immer einfach zu sein.
Ich möchte so eine Operation im Moment nicht, solange noch was anderes geht.

Weiter vorne fand ich noch diesen Text:
Ich hab mich mal mit mentalen Aspekten des "Fettspeicherns" aber auch des Essens auseinandergesetzt. Und eine Aussage war, dass das Gefühl von Mangel Übergewicht produziert. Auch deshalb, weil der Körper dann mehr aus der Nahrung heraus zuzelt, als wenn das Wissen, und Gefühl da ist, es gibt im Überfluss. Dass da eine art Urprogramm losgetreten wird, wonach der Körper eben sparen und gut verwerten muss. Das Problem ist, dass es nicht reicht zu wissen, wir haben Supermärkte, wir bekommen soweit alles jederzeit nach. Sondern es geht um das "Gefühl" des Mangels, das viele von uns durch unsere Großeltern und Eltern eingeflößt bekamen, die im Krieg hungern mussten, und die Angst vor dem Mangel nie los bekamen. Das führt dazu, dass viele Menschen heute trotz vollem Kühlschrank in einem Mangelbewusstsein leben. Wenn es was zu Essen gibt, muss man es aufessen, oder viel essen, denn wer weiss wann es wieder etwas gibt. Das läuft natürlich eher unbewusst ab. Ich habe auch beobachtet: Wenn ich mir beim Essen bewusst mache, dass ich in fünf Stunden wieder esse, dann esse ich deutlich weniger, als wenn ich mir dessen nicht bewusst bin. Das Gefühl von Mangel und Angst (vor Mangel) muss aber nicht Lebensmittel betreffen. Generell kann ein Mangelgefühl verursachen, dass man mehr isst oder Nahrung besser bewertet. Interessanterweise kann man das auch bei Tieren beobachten.
Das finde ich interessant, denn immer wenn ich versuche, mich vom Essen abzuhalten, bekomme ich so ein Mangelgefühl, das geht schon fast in Panik über, als müsste ich bald verhungern, und dann kann ich nicht mehr anders, als mir das zu holen, was ich essen wollte. Über jedes "das ist jetzt aber nicht so gut" kommt die emotionale Keule drüber. Ich komme in so einem Moment überhaupt nicht dagegen an. Verzichten kann ich nur, wenn ich in einer anderen Grundstimmung bin und vielleicht eh gar nicht ans Essen denke.

Mein Vater erzählte mal, dass er in seiner Kindheit Hunger leiden musste, und dass er danach beschlossen hat, nie mehr Hunger haben zu wollen. Er war dann auch sehr dick, bis er gestorben ist, woran das Übergewicht nicht ganz unschuldig war.

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Beitrag Fr., 25.05.2018, 20:38

Mein Zielgewicht von 78,4 kg habe ich schon dreimal als Ausschlag nach unten erreicht diesen Monat - da gibt's also durchaus noch Potential ... aber das ergibt sich jetzt von alleine, ohne daß ich noch spezielle Hungerwochen einlegen müsste ...

Reduktionskuren machen nur dann Sinn, wenn man sie zur Umstellung der Ernährung nutzt, in weitestem Wortsinne: was ißt man, wieviel, wie und wann ?! Dafür braucht es einige Monate bewußter, durchaus strenger Kontrolle des Ernährungsverhaltens, aber wenn sich die neue Ernährung "habitualisiert" hat, setzt sich sich auch weiter fort, ohne daß man besonderes Augenmerk drauf halten müsste. Auch einzelne weitere Fortschritte stellen sich von alleine ein - im April habe ich mich zB vom Ketchup und ähnlichen Fertigsösschen entgültig verabschiedet. Das ging "ganz von alleine". Ich habe einfach kein so Zeux mehr gekauft - mag's nicht mehr ... zumindest nicht zuhause. Wenn ich alle paar Monate mal ne Currywurst an der Bude am Obi-Baumarkt esse, dann gehören die Pommes rot-weiss natürlich ebenso dazu wie die Cola. Da geht dann die Waage 0,5 - 1 kg hoch und am nächsten Tag wieder runter ... auch von ganz alleine, weil das "Ömpf-Gefühl" dann noch anhält ... Wenn man sich an Rohkostreiche Ernährung gewöhnt hat, liegt Junk-food unglaublich lange wie ein Ziegelstein im Magen ...

Ich kann's nur nochmal wiederholen: Reduktionskuren, nach denen man zum alten Essverhalten sofort oder schleichend zurückkehrt, sind völlig unnütze Quälereien !

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Möbius
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Beitrag So., 15.09.2019, 20:31

"Erfolgsberichte" scheinen selten zu sein in diesem Forum … Nach über 1 Jahr Forumsabstinenz habe ich auch nochmal nach diesem thread gekramt und will meine 'Erfolgsgeschichte' aktualisieren:

Mein Wunsch, weiter unter die 80-kg-Linie zu kommen, hat sich leider nicht realisiert, ich bin da wohl an eine Grenze gekommen, die nur "mit Gewalt" zu durchbrechen wäre. Hinzugekommen ist, daß ich im heissen, ultralangen Sommer 2018 zunehmend Kreislaufprobleme bekommen habe. Ich bin Hypotoniker, mein Blutdruck tendiert also eher vom Normwert nach unten, als nach oben. Im letzten Sommer jedoch war der Standartwert schließlich 90/60, ich wurde immer müder, Schwindelanfälle - "Kreislauf" eben - häuften sich. Es hatte sich herausgestellt, daß ich fast zum Vegetarier geworden war durch die Hitze - bei großer Hitze habe ich nur noch wenig Lust auf Fleisch. Das habe ich aber nicht bewußt kompensiert und bin so in einen regelrechten Eisenmangel hineingeschliddert, worauf mich ein vegetarisch lebender Freund hingewiesen hatte. In Absprache mit meinem Hausarzt habe ich dann den Fleischanteil bewußt erhöht, der Blutdruck hat sich dem Normwert 120/80 wieder angenähert, die Kreislaufprobleme sind verschwunden … aber die Waage hat sich wieder auf einen 7-Tages-Durchschnitt von 80,5 kg eingependelt. "Figürlich" scheint es kaum etwas auszumachen, zumal meine Beine durch das Radeln immer muskulöser werden - 6.400 km waren es dieses Jahr bis heute.

Für weitere "brutale" Reduktionen fehlt mir irgendwie die Motivation. Ich bin zufrieden mit meinem Gewicht, meine Ärzte sind es auch und ich registriere sehr wohlwollend meine gesteigerte sexuelle Attraktivität in der promiskuitiven Szene.

Was den Ketchup anbelangt, da bin ich rückfällig geworden, aber in einer konstruktiven Weise: ich mache mir meinen Ketchup heute selbst. Hauptbestandteile sind Tomatenmark und Paprikapaste (gibt's bei den "Orientalischen Lebensmitteln"). Da quetsche ich Knoblauch rein, rühre Gewürzmischungen auch vom "Türken" unter, ein paar Mittelmeerkräuter, ein Spritzer Essig und etwas Wasser für die Konsistenz - und fertig. Im Kühlschrank hält sich so ein Ketchup gut 1-2 Wochen und er ist absolut zuckerfrei, kann guten Gewissens geditscht und draufgekleckert werden, was das Zeug hält. Das ist so eine der vielen Einzelmaßnahmen, denen ich die nachhaltige Reduktion verdanke.

Nach wie vor stelle ich mich jeden Morgen auf die Waage, trage das Gewicht graphisch auf und auch noch den 7-Tages-Durchschnitt. Meine Mahlzeiten kommen zwar noch ins Tagebuch, aber inzwischen nur noch in sehr nachlässiger Form. Kohlenhydrathaltige Lebensmittel - Nudeln, Kartoffeln, Brot, Reis ect - werden immer noch gewogen, aber normalerweise nicht mehr notiert.

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