Bin ich essgestört?

Bulimie, Anorexie, Adipositas, EDNOS (mehr zur Unterscheidung finden Sie in meinen themenbezogenen Artikeln im Archiv, darüber hinaus finden Sie auf der Website auch Selbsttests zum Thema)
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crybaby
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Bin ich essgestört?

Beitrag Sa., 05.06.2021, 10:33

Vor einem dreiviertel Jahr fing alles an. Ich hatte Fressattacken, um mit meinen Gefühlen klar zu kommen. Dadurch nahm ich zu und fühlte mich sehr dick und unwohl (ich war mitten im Idealgewicht).
Vor ein paar Monaten fing ich an, meine Kalorien zu zählen und immer mehr Lebensmittel aus meiner Ernährung zu streichen. Mittlerweile esse ich eine Mahlzeit pro Tag. Ich mache auch viel mehr Sport als vorher. Ich hab innerhalb von ca 2 Monaten 5kg abgenommen, bin aber noch im Normalgewicht. Ich verheimliche mein Verhalten vor meinen Eltern, damit sie sich keine Sorgen machen.
Mein Psychiater meint, solange ich nicht untergewichtig bin, kann ich machen was ich will...
Ist das noch normal?
LG schon mal im Voraus.

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metropolis
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Beitrag So., 06.06.2021, 09:14

Hallo Crybaby,
crybaby hat geschrieben: Sa., 05.06.2021, 10:33 Mein Psychiater meint, solange ich nicht untergewichtig bin, kann ich machen was ich will...
Das finde ich eine komische und bedenkliche Aussage. Ich habe zwar keine eigene Erfahrung mit Essstörung, aber es sollte doch jedem klar sein, dass sich die Essstörung nicht nur am Gewicht misst, sondern an der Funktion, die das Essen bekommt und am Abhängigkeitsgrad dieses Verhaltens.

Essstörungen dienen ganz grob oft zu zwei Dingen: Betäubung von Gefühlen oder Kontrolle über Essen und den eigenen Körper, um über andere Machtlosigkeit und Kontrollverlust hinwegzukommen.

Was ist denn im Vorfeld deines veränderten Essverhaltens passiert? Was hat sich von außen verändert, was hier kompensiert werden könnte?

Da dein Essverhalten sich erst vor kurzem "destruktiv" wurde, kannst du bestimmt noch gut gegensteuern und herausfinden, was du wirklich brauchst, bevor du in eine "Abhängigkeit" gerätst.

Warum soll sich deine Familie keine Sorgen um dich machen? Wie geht es dir denn aktuell abgesehen von den Gewichtsschwankungen?

LG

Metropolis
"Ja und dann? Weißt du nicht mehr? Wenn ich und du nicht gekommen wären und den kleinen Häwelmann in unser Boot genommen hätten, so hätte er doch leicht ertrinken können!"

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wind of change
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Beitrag So., 06.06.2021, 10:10

metropolis hat geschrieben: So., 06.06.2021, 09:14 Hallo Crybaby,
crybaby hat geschrieben: Sa., 05.06.2021, 10:33 Mein Psychiater meint, solange ich nicht untergewichtig bin, kann ich machen was ich will...
Das finde ich eine komische und bedenkliche Aussage. Ich habe zwar keine eigene Erfahrung mit Essstörung, aber es sollte doch jedem klar sein, dass sich die Essstörung nicht nur am Gewicht misst, sondern an der Funktion, die das Essen bekommt und am Abhängigkeitsgrad dieses Verhaltens.
Hi Crybaby,
Ich sehe das auch so wie Metropolis.
Ich habe gestern noch ein youtube-video gesehen, in dem eine magersüchtige das ganz gut erklärt hat, dass der Grad der Essstörung sich nicht danach bemisst wie es von aussen aussieht sondern was im Kopf vorgeht, ich kopier den Link hier mal rein:


Du scheinst auch selber etwas Bewusstsein dafür haben denn sonst würdest du dein Essverhalten vielleicht Nicht vor deinen Eltern verheimlichen und hättest hier sonst nicht geschrieben?

Mit welchen Gefühlen kamst du nicht mehr klar so dass es ursprünglich zu Fressattacken gekommen ist (musst du hier nicht beantworten wenn du nicht willst)?
Was führt(e) dazu, dass du immer mehr Nahrungsmittel aus deinem Essensplan streichst und jetzt deutlich weniger isst?
Komplimente die du ursprünglich bekommen hast nachdem du zugenommen hast und dann abgenommen? Gefühlsregulation durch das jetzige veränderte Essverhalten? Hast du allgemein das Gefühl, nicht "gesehen" zu werden?

Alles Gute
Gehe so weit, wie du sehen kannst. Wenn du dort ankommst, wirst du sehen, wie es weitergeht.
(Autor unbekannt)
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peponi
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Beitrag So., 06.06.2021, 10:19

Die Aussage deines Psychiaters finde ich ehrlich gesagt schwierig. Klingt nicht danach, als würde er sich wirklich mit Essstörungen auskennen. Das Gewicht ist doch bei weitem nicht das ausschlaggebende Kriterium. Eine Frau, die täglich Fressanfälle hat und sich danach den Finger in den Hals steckt, dabei aber im Normalgewicht liegt, hat doch trotzdem eine Essstörung.

Was du beschreibst, ist ein sehr restriktives und definitiv ungesundes Essverhalten. Die Grenzen zu einer Essstörung verlaufen da m.E. fließend. Aber eine Mahlzeit am Tag ist klar zu wenig.

hast du denn selbst das Gefühl, das noch stoppen zu können? oder hat das schon eine Eigendynamik entwickelt, der du dich nicht mehr entziehen kannst? wenn ja, würde ich mich an deiner Stelle schnellstmöglich um Hilfe bemühen bei jemandem, der sich mit Essstörungen auch auskennt. je länger du da drin steckst, desto schwieriger wird es, sich davon zu lösen.
man glaubt viel zu lange, dass man es unter Kontrolle hat und dadurch auch Kontrolle ausübt. Hunger kann ein verdammt gutes Gefühl sein, wenn er alle anderen Gefühle verdeckt... aber es ist ein Teufelskreislauf und genau das Gegenteil von Kontrolle und kann wirklich zu einer Hölle werden.
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Arakakadu
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Beitrag Mo., 07.06.2021, 09:16

Der Psychiater hat wohl keine Ahnung von Essstörungen, die meisten Bulimiekerinnen zb sind normalgewichtig. Und das ist alles andere als gesund und egal, ich habe schon Nierenschäden nach 11 Jahren Bulimie und befinde mich im Idealgewicht und keiner würde denken ich sei essgestört, habe sogar einen eher kräftigen Körperbau..
Es ist gut, dass du dir jetzt schon Gedanken machst. Ich finde dein Essverhalten nicht ganz arg krankhaft weil viele leider Kalorien zählen, aber wenn du so weiter machst, könnte sein dass du in einer richtige Essstörung rutscht, bzw bist ja schon am Beginn und jetzt ist es noch leichter raus zu kommen also such dir schnell eine Beratung bei jemandem der sich darauf spezialisiert hat. Wie alt bist du denn?

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wind of change
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Beitrag Mo., 07.06.2021, 09:39

Marlena hat geschrieben: Mo., 07.06.2021, 09:16 Der Psychiater hat wohl keine Ahnung von Essstörungen

Finde ich auch erschreckend, wie leichtfertig manche "Fachleute" Probleme herunterspielen, selbst wenn schon Patienten eine Ahnung davon haben dass etwas in eine krankhafte, ungesunde Richtung geht. (Ich hätte mich nicht ernstgenommen gefühlt, andere möglicherweise auch .... und in Folge dessen vielleicht völlig dicht gemacht - bitte tu das nicht, crybaby!)
Marlena hat geschrieben: Mo., 07.06.2021, 09:16 jetzt ist es noch leichter raus zu kommen also such dir schnell eine Beratung bei jemandem der sich darauf spezialisiert hat.

Das rate ich dir auch!
Marlena hat geschrieben: Mo., 07.06.2021, 09:16 Wie alt bist du denn?
Steht im Profil ;-)
Gehe so weit, wie du sehen kannst. Wenn du dort ankommst, wirst du sehen, wie es weitergeht.
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crybaby
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Beitrag Di., 08.06.2021, 19:55

metropolis hat geschrieben: So., 06.06.2021, 09:14 Hallo Crybaby,
crybaby hat geschrieben: Sa., 05.06.2021, 10:33 Mein Psychiater meint, solange ich nicht untergewichtig bin, kann ich machen was ich will...
Das finde ich eine komische und bedenkliche Aussage. Ich habe zwar keine eigene Erfahrung mit Essstörung, aber es sollte doch jedem klar sein, dass sich die Essstörung nicht nur am Gewicht misst, sondern an der Funktion, die das Essen bekommt und am Abhängigkeitsgrad dieses Verhaltens.

Essstörungen dienen ganz grob oft zu zwei Dingen: Betäubung von Gefühlen oder Kontrolle über Essen und den eigenen Körper, um über andere Machtlosigkeit und Kontrollverlust hinwegzukommen.

Was ist denn im Vorfeld deines veränderten Essverhaltens passiert? Was hat sich von außen verändert, was hier kompensiert werden könnte?

Da dein Essverhalten sich erst vor kurzem "destruktiv" wurde, kannst du bestimmt noch gut gegensteuern und herausfinden, was du wirklich brauchst, bevor du in eine "Abhängigkeit" gerätst.

Warum soll sich deine Familie keine Sorgen um dich machen? Wie geht es dir denn aktuell abgesehen von den Gewichtsschwankungen?

LG

Metropolis

Liebe(r) Metropolis,
Danke für deine Antwort.
Um den vermutlichen Auslöser zu erklären muss ich kurz ausholen. Ich leide seit 7 Jahren unter einer rezidivierenden depressiven störung, zwangsstörung und seit 2 Jahren an einer ptbs.
Somit bin ich ganz schön 'vorbelastet'.
Ich hab außerdem als Kind immer nur Komplimente für meine Dünnheit bekommen. Ich verbinde das also sehr mit Validierung.
Außerdem hat mein Vater eine anankastische Persönlichkeitsstörung, weshalb er sehr viel kontrolliert bei uns zuhause. Vielleicht ist das Essen mein Versuch Kontrolle zu gewinnen..
LG

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