Geistiges Alter - zurückgeblieben?

Fragen und Erfahrungsaustausch zu Persönlichkeitsstörungen und Schizophrenie, Bipolaren Störungen ('Manisch-Depressives Krankheitsbild'), Wahrnehmungsstörungen wie zB. Dissoziationen, MPS, Grenzbereichen wie Borderline, etc.
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dominikkk1
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Geistiges Alter - zurückgeblieben?

Beitrag So., 13.01.2019, 22:02

Hallo liebe Forumsmitglieder,

ich möchte mich kurz vorstellen und bisschen was über mich erzählen bevor ich zur eigentlichen Fragestellung komme.
Mein Name ist ###, ich bin 3# Jahre, aus Wien und derzeit leider schon monatelang im Krankenstand. Grund dafür war eine starke Alkoholabhängigkeit die in einer stationären #-monatigen Therapie im Sommer erfolgreich behandelt wurde.
Seit meiner frühen Jugend leide ich immer wieder an Depressionen und Panikattacken, sowie Antriebslosigkeit, Motivationslosigkeit und ständiger Tagesmüdigkeit.
Es wurde in den letzten Monaten ständig die Medikation gewechselt, so richtig Erfolg brachte noch nichts - bis auf das Venlafaxin 225 mg welches ich derzeit nehme.

Meine Alkoholabhängigkeit begann schon relativ früh mit 1# Jahren, was sich gut kaschieren ließ, da ich in der Gastronomie tätig war und meine Mutter nicht viel von Strenge und Verboten hielt.
Habe somit die typische "Jugend" auf gut deutsch versoffen, hatte immer nur viel ältere Bekannte und kaum Freunde in meinem Alter, da ich tagtäglich im Gasthaus arbeitete, wo eben nur ältere Gäste waren, mit denen ich auch meine Freizeit verbrachte.
Meine Mutter ist 200# an Lungenkrebs verstorben, meinen richtigen Vater habe ich bisher erst 3 Mal gesehen und hoffe, dass sich ein Wiedersehen nicht mehr ergibt - ich komme mit ihm nicht klar.

Nun aber zu meiner eigentlichen Frage:
Ich habe das Glück (manchmal auch Fluch), dass ich viel viel jünger aussehe als ich bin. Dies liegt nicht nur an meiner Größe (16# cm), sondern auch an meinem Gesicht. Viele schätzen mich auf 16-18 Jahre.
Das sollte jetzt nicht so das Problem sein, finde es auch nicht so schlimm. Schlimm finde ich eher, dass ich mich absolut nicht wie 3# Jahre fühle, geschweige denn verhalte oder so handle. Werde auch vom Verhalten her immer auf weit jünger geschätzt. Ein Freund von mir hat einen 1# jährigen Sohn und mit dem stehe ich sozusagen vom geistigen Alter her auf einer Ebene.
Es ist nicht so, dass ich dumm wäre bzw. kognitiv oder geistig benachteiligt. Habe durchaus die Abendschule mit Matura und gutem Erfolg abgeschlossen, nein es liegt eher an der Einstellung und meinen Sichtweisen die ich an den Tag lege. Für mich fühlt es sich an, wie die Pubertät die nie endet.

Sicher jünger fühlen als man ist, ist bekanntlich ja weit verbreitet, nur langsam mache ich mir wirklich Sorgen, dass mit mir irgendwas nicht stimmt und ob es bei mir jemals so weit kommen wird, dass ich altersentsprechend denke, handle und fühle. Es hindert nicht nur im beruflichen Kontext, sondern auch im privaten, ernst genommen und altersgerecht behandelt zu werden. Selbst wenn ich mich bemühe "reif" zu wirken, nehmen andere Personen das nicht so wahr.

Muss dazu sagen, dass ich ab nächsten Monat in ambulanter Psychotherapie bin und nächsten Freitag eine psychologische Diagnostik machen muss. (Ist Teil der Nachbetreuung von der Entwöhnungstherapie, hat nichts mit der hier angesprochenen Problematik mit dem Alter zu tun). Werde natürlich versuchen das anzusprechen, aber es hat heute wieder eine Situation gegeben, wo ich vom denken her mit einem 14 Jährigen verglichen wurde und seitdem bin ich nur noch am Grübeln.
Kennt das jemand von Euch??

Danke schonmal fürs Lesen des langen Textes und auch für etwaige Antworten
LG und schönen Abend allerseits
###

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spirit-cologne
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Beitrag Mo., 14.01.2019, 04:17

Also kennen tue ich das bezogen auf mich selbst nicht unbedingt, aber wenn du, wie du schreibst, deine Jugend "versoffen" hast und kaum Kontakt zu Gleichaltrigen hattest, dann fehlt dir ja eine für die psychische Reifung wichtige Phase, nämlich die der Identitätsfindung und da finde ich es nicht so verwunderlich, dass du die jetzt erst mal nachzuholen scheinst... Ich würde das erst mal abwarten und mich selbst ein bisschen beobachten.
It is better to have tried in vain, than never tried at all...


cinikus
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Beiträge: 266

Beitrag Mo., 14.01.2019, 15:22

Das, was du hier schreibst, kling jedenfalls nicht unreif. Klingt ziemlich reflektiert. Ich kenne keine Vierzehn- oder Sechzehnjähige, die auf diesem Level denken (geschweigedenn schreiben). Alleine, dass du dir Gedanken darüber machst und dir gewisser Dynamiken bewusst bist, widerspricht der Theorie, dass du geistig zurückgeblieben bist. Ich kenne solche Ängste und Gedanken aber von mir. Hatte sie schon früh und haben mich viele Jahre begleitet. Selbst sehr hohe Werte bei IQ-Tests konnten an meiner Selbsteinschätzung nichts ändern.
Was aber definitiv der Fall war und bei dir vielleicht auch Fall ist, ist mangelnde Lebenserfahrung. Bin halb isoliert aufgewachsen, war früh schon ängstlich und depressiv, was dazu geführt hat, dass ich auch nicht die "normalen" Erfahrungen in der Jugend gemacht habe, und natürlich dann auch nicht die der darauf aufbauenden Folgejahre. Mir war mit dreißig in vielen Bereichen jeder 15-Jährige voraus. Nicht kognitiv, da konnte ich fast alle an die Wand spielen, aber bei gewissen Themen und Inhalten kam eben zum Vorschein, dass dort meine Lebenserfahrung gleich Null war. Ich habe übrigens auch immer VIEL jünger ausgesehen als ich war. Die gröbste Fehleinschätzung: Mit fast vierzig wurde ich für achtzehn gehalten. In dem Alter findet man das dann schon nett, aber ich habe viele Jahre auch darunter gelitten, mit dreißig noch den Ausweis vorzeigen zu müssen, oder eben nicht als Gleichaltrig wahrgenommen zu werden. Wenigstens dieses Körperliche ist etwas, das die Zeit von selbst löst. Irgendwann wird dann nur nervig, wenn man immer wieder gefragt wird, wie man es macht, dass man so jung aussieht, denn irgendwann wollen das fast alle Gleichaltrigen.
Was das Loch in der Lebenserfahrung betrifft: Leider kann man nicht alles aufholen, was man versäumt hat. Nicht jedenfalls, wenn man strunzpeinlich für sich und andere sein will. Aber man kann die altersgemäßen Erfahrungen machen, dann "wächst sich das schnell raus". Für andere ist das, was man selbst versäumt hat, irgendwann auch nur noch verklärte Erinnerung. So, wie die eigene Vergangenheit ein fester Bestandteil und ein solider Grund für die Gegenwart wird, egal wie versemmelt. So ist man eben zusammengebaut. Wäre ja blöd, wenn alle gleich werden.
Auch der Anblick des Schlechten kann eine Schulung für das Gute sein! Niccolò Tommaseo

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Kimba&Blacky
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Beitrag Mi., 23.01.2019, 20:40

Ich kenne das auch.

Mit der Zeit habe ich mich aber daran gewöhnt.

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amarok
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Beitrag Do., 24.01.2019, 08:40

Hallo Dominik

Naja, mich schätzt man nur 5 jahre jünger, was ja nicht extrem ist. Es ist einfach meine kindliche Art, die mich jünger macht und das stört mich nicht. Und trotzdem frage ich mich manchmal warum?

Erst jetzt in der Therapie merke ich, wie stark meine kindlichen Gefühle noch sind und das alles spüre ich in der Beziehung zu meinem Therapeuten. Mit ihm bin ich nun dran am Nachlernen, was Bindung und Urvertrauen ist. So habe ich das Gefühl schon ein klein wenig reifer geworden zu sein.

Deshalb könnte ich mir sehr gut vorstellen, dass Dir die Therapie hilft, zu verstehen, warum und was Dir überhaupt in der Vergangenheit gefehlt hat, dass Du es mit Alkohol entweder verdrängen musstest oder es nur damit aushalten konntest. Vieles hast Du ja schon geschaft, jetzt kommt die Feinarbeit.
:-) bleib bei Dir :cool:

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