verkanntes Potential von Psychose und Manie?

Fragen und Erfahrungsaustausch zu Persönlichkeitsstörungen und Schizophrenie, Bipolaren Störungen ('Manisch-Depressives Krankheitsbild'), Wahrnehmungsstörungen wie zB. Dissoziationen, MPS, Grenzbereichen wie Borderline, etc.
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verawo
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verkanntes Potential von Psychose und Manie?

Beitrag Mo., 05.09.2016, 14:30

Ich habe eine schizoaffektive Störung (sonderform der bipolar Störung mit Psychose in der Manie) und auch eine Zwangsneurose.

Jahrelang haben sich verschiedene Therapeuten und Psychiater die Zähne ausgebissen, um die Gründe in meiner Vergangenheit für die Entstehung der Zwangsneurose rauszufinden. Es schien schlicht unmöglich. Bis ich dann manisch und psychotisch wurde, in einer Klinik landete und plötzlich ohne darüber nachzudenken wusste ich warum ich eine Zwangsneurose bekommen habe.
Obwohl ich einen heftigen Krankheitsschub hatte also laut Medizin in einer krankhaften manischen Phase war, hatte ich plötzlich auf in mir verborgenes Wissen Zugriff und war ohne darüber großartig nachzudenken in der Lage ein psycholgogisches Modell über mich selbst aufzustellen, warum ich zwanghaft bin. (meine Mutter hatte mit meiner Geburt eine Wochenbettdepression, sie hatte hinterher noch öfter depressive Schübe und als ich 15 war und sie depressiv war hat man mir gesagt ich sei der Grund für ihre Krankheit (meine Geburt sozusagen!), und daher hat sich in mir die fixe Idee verfestigt, wenn ich einfach ich selbst bin chaotisch und kreativ könnte ich leid verursachen, daher müsste ich mich strengstens kontrollieren -> Nähroben für Zwänge war wie geschaffen.)

Manie und Psychose sind in unserer Gesellschaft eine Krankheit, aber ich bin der Meinung das man nur nicht richtig damit umgehen kann, da wie bei meinem Beispiel mir die Erkenntnisse daraus mir mein Leben gerettet haben, da ich nun weiß warum ich eine Zwangsneurose habe und ich nun mit meinem Therapeuten viel bessere Ansatzpunkte zur Therapie habe und ich auch kaum noch unter Zwängen leide.
Manisch bin ich unglaublich kreativ, habe ein ungeheuer großes Wissen in mir auf das ich normal nicht zugreifen kann und trotzdem ist es krankhaft, muss mit Medikamenten unterdrückt werden.
Paradoxerweise wurde ich aber durch die Manie ein Stück weit geheilt. Niemals hätte ich diese Erkenntnisse und mein Krankheitsmodell für die Entstehung der Zwänge in normalen Zustand machen können.
Dennoch bin ich froh über die Medikamente, die ich nehme und die mich jetzt in der goldenen Mitte halten.
Auch wenn ich solche tollen Erkenntnise in der Manie gewonnen habe hatte meine Psychose doch auch viele Schattenseiten, ich konnte mit dem erweitererten Bewusstsein auf Dauer nicht umgehen und musste einige Tage in einem isolierzimmer in der Psychiatrie verbringen..

Vielleicht und auch wenn es sicher noch wunschdenken ist werden in der Zukunft Medikamente oder Möglichkeiten erfunden Manien und Psychosen vorallem bei Schizoaffektivität gezielt einzusetzten und nicht nur die Krankheit hierbei zu sehen sondern auch das Potential das darin versteckt ist..


Würde mich über Meinungen und auch Kritik freuen, es ist ein Thema zu dem man im Internet und auch sonst nicht viel findet und deshalb freue ich mich sehr auf eure Antworten.

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Freifrau
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Beitrag Di., 13.09.2016, 10:34

Hallo,

ich bin keine Expertin, aber ich glaube auf jeden Fall, dass in solchen Erkrankungen großes Wissen und Potential stecken kann.

Wir haben gewisse Grenzen und nutzen z.B. unsere Gehirne nicht vollständig, es sind einfach Schranken eingebaut, damit man in dieser Welt "normal" funktionieren kann. Ich bin auch sicher, dass wir nicht alles wahr nehmen, weil wir das sonst gar nicht verarbeiten könnten.

Und es gibt ja auch Menschen mit einseitigen Hochbegabungen und unerklärlichem Wissen, die infolge dessen in ganz anderen Bereichen überhaupt nicht klar kommen und Betreuung brauchen.

So positiv das auch für Dich ist, dass Du in einer manischen Phase diese Erkenntnisse gewonnen hast, finde ich es gut, dass Du Deine Medikamente nimmst.

Alles Gute
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verawo
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Beitrag So., 25.09.2016, 11:03

ja ich nehme meine medikamente denn sie schützen mich vor manischen sowie depressiven phasen,
und ich genieße es normal zu sein und leben zu können.
die manische phase in der ich diese erkenntnisse gewinnen konnte hat mich ja zugleich auch sehr überfordert. dennoch hoffe ich das in diesem gebiet noch mehr geforscht wird.
ich hatte in der manischen phase auch ein spirtituelles allgemeinwissen in mir, so habe ich obwohl ich mich nie mit dem buddhismus beschäftigt habe, einige neue buddhistische gleichnise aufstellen können ohne darüber nachzudenken. die bipolar bzw. schizoaffektive krankheit ist für mich fluch und segen zugleich.

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Beitrag So., 25.09.2016, 16:21

Ob die Buddhisten deine Buddhistischen Wahrheiten auch für buddhistisch halten, sein mal dahingestellt.

Und das man zukünftig Menschen mit Medikamente bewusst in Psychosen oder Manien versetzt, um das psychotische oder manische Potential zu nutzen, halte ich für ein psychotisches Hirngespinst.
Welche Stoffe in welchen Konzentrationen Psychotische Symptome hervorrufen, ist bestens bekannt. Nutzen tut das niemand, weil nicht positiv nutzbar.
Liebe Grüße
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verawo
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Beitrag So., 25.09.2016, 16:29

jeder hat halt seine eigene subjektive meinung dazu

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Beitrag So., 25.09.2016, 16:44

verawo hat geschrieben:jeder hat halt seine eigene subjektive meinung dazu

Welche Stoffe in welchen Konzentrationen Psychotische Symptome hervorrufen, ist bestens bekannt. Nutzen tut das niemand, weil nicht positiv nutzbar.

Das ist keine Meinung, sondern eine Tatsache.
Liebe Grüße
Lockenkopf

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Candykills
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Beitrag So., 25.09.2016, 18:25

Lockenkopf hat geschrieben:
verawo hat geschrieben:jeder hat halt seine eigene subjektive meinung dazu

Welche Stoffe in welchen Konzentrationen Psychotische Symptome hervorrufen, ist bestens bekannt. Nutzen tut das niemand, weil nicht positiv nutzbar.

Das ist keine Meinung, sondern eine Tatsache.
Das ist kompletter Bullshit. Man weiß bis heute nicht sicher, was Psychosen auslöst, man weiß lediglich, dass eine Reduzierung von Dopamin Psychosen bremsen oder beenden kann. Das ist aber auch das Einzige, was man sicher weiß.
Ich bin wie einer, der blindlings sucht, nicht wissend wonach noch wo er es finden könnte. (Pessoa)

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Lockenkopf
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Beitrag So., 25.09.2016, 19:08

Candykills hat geschrieben:
Lockenkopf hat geschrieben:

Welche Stoffe in welchen Konzentrationen Psychotische Symptome hervorrufen, ist bestens bekannt. Nutzen tut das niemand, weil nicht positiv nutzbar.

Das ist keine Meinung, sondern eine Tatsache.
Das ist kompletter Bullshit.
Den Bullshit kannst Du hier nachlesen

Liste mit Psychotischen Symptomen:
http://www.psychose.de/wissen-ueber-psychosen-05.html

Liste mit Stoffen welche oben genannte Symptome hervorrufen können, vorübergehend und wenn derjenige Pech hat, auch dauerhaft:
https://de.wikipedia.org/wiki/Halluzinogen
https://de.wikipedia.org/wiki/Substanzi ... e_Psychose

Ich muss den Satz oben wiederrufen, weil es Kulturen gibt, welche Halluzinogene spirituell nutzen.
Zuletzt geändert von Lockenkopf am So., 25.09.2016, 19:36, insgesamt 3-mal geändert.
Liebe Grüße
Lockenkopf

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Candykills
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Beitrag So., 25.09.2016, 19:39

Welche Stoffe im Gehirn...
Ich bin wie einer, der blindlings sucht, nicht wissend wonach noch wo er es finden könnte. (Pessoa)


mio
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Beitrag Mo., 26.09.2016, 06:05

Hallo Verawo,

interessantes Thema. Ich bin an sich nicht bipolar oder manisch depressiv oder psychotisch. Aber nachdem ich durch die "dichteste" psychische Schranke in mir "durchgebrochen" war, hatte ich sowas wie eine manische Phase (ohne Realitätsverlust).

Ich beschreibe das immer als "Dopaminkick" weil es mich an den Film "Zeit des Erwachens" erinnert hat. Das war schon eine echt "irre" (aber gut irre) Erfahrung und ich habe in der Zeit auch sehr viel "über mich" verstanden.

An sich hätte ich nichts dagegen gehabt, wenn sich dieser Zustand "gehalten" hätte, hat er aber nicht.

Was da genau passiert ist, wüsste ich auch gern. Ich persönlich denke, dass durch die Aufhebung gewisser "Blockaden" im Hirn tatsächlich mehr Dopamin als normal ausgeschüttet wurde was dann eben zu den "Gefühlen" (vor allem eine Art "universelle Liebe" und Zuversicht) und vor allem zu einer extremen mentalen Angstfreiheit geführt hat (körperlich hatte ich extrem viel Angst, aber mental null).

Lieben Gruss,

mio

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Lockenkopf
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Beitrag Mo., 26.09.2016, 22:09

Merkwürdig! Wie kann man körperliche Angst ohne psychische Angst verspüren?
Liebe Grüße
Lockenkopf


mio
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Beitrag Mo., 26.09.2016, 22:26

Ich kann es Dir nicht erklären und mir konnte es bisher auch noch niemand erklären. Aber körperlich hatte ich die volle Breitseite Angstsymptome (Zittern in bestimmten Situationen, wackelige Beine, Schweissausbrüche, Übelkeit, Fluchtimpulse...etc. also alles was man sich so denken kann), mental war ich extrem guter Dinge und komplett Angstfrei eine Zeit lang (nach einer Phase die ich als "Depersonalisation" beschreiben würde, die war total gruselig), eigentlich war ich so selbstbewusst und zuversichtlich wie noch nie zuvor in meinem Leben denke ich. Und echt glücklich.

Ich war aber definitiv nicht wirklich manisch oder psychotisch.

Vielleicht macht "sich lebendig fühlen" mir Angst? Keine Ahnung...deshalb wüsste ich es ja gerne, aber es gibt einfach keine Erklärung. Zumindest konnte ich noch keine finden. Und meine Thera hat auch keine.


shesmovedon
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Beitrag Do., 04.05.2017, 16:09

Ja, geht mir auch so. Wenn ich psychotisch bin, habe ich teilweise großartige Erkenntnisse, aber ich denke auch viel Bullshit. trotzdem denke ich auch, dass das Potential von uns nicht genutzt wird seitens der Psychiatrie und der Gesellschaft. es wird mit Medikamenten gehemmt und aus uns werden wandelnde Tote.

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