Job oder Therapie?

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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Lupinchen
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Job oder Therapie?

Beitrag Mi., 22.02.2017, 11:21

Hallo ihr Lieben,

Ich habe zwar gestern Abend einen Beitrag erstellt, diesen finde ich jedoch nicht mehr. Daher versuche ich es noch einmal erneut und gehe direkt auf die Antworten ein, die ich noch im Kopf habe und noch gelesen habe, leider weiß ich nicht mehr, von wem die Antworten waren.


Ich stehe momentan zwischen zwei Stühlen: entweder Therapie oder ein Job, der mir die Türen für mein Wunschstudium eröffnet.

Ich wohne nur noch bis Ende September in dieser Gegend, dh. Ende September muss die Therapie auf jeden Fall beendet werden. Wir haben auch schon genausten besprochen, was wir bis zu diesem Zeitpunkt noch schaffen wollen/können.
Jetzt kommt zu der knappen Zeit noch ein weiteres Hindernis, nämlich ein Job, den ich machen muss, also dessen Nachweis obligatorisch für den Zugang zu meinem Wunschmaster ist. Ich habe mich vor längerer Zeit in besagten Firmen beworben, habe schon nicht mehr mit einer Zusage gerechnet. Vor kurzem bekam ich einen Anruf, dass ich mich vorstellen soll und wenn alles passt, dass ich dann recht zeitnah beginne (dh. eventuell sogar schon die folgende Woche). Dieser Job dauert circa 3 Monate. Wenn mir diese 3 Monate in der Therapie fehlen, können wir auf keinem Fall das schaffen, was wir uns vorgenommen haben. Dabei bin ich momentan noch in einem starken Abhängigkeitsverhältnis und stecke mitten in der Traumaaufarbeitung. Ich habe durch einige Probleme schon sehr viel Zeit verloren und noch ein Jahr auf den Master warten ist definitiv keine Option, dann muss ich mir einfach einen Job suchen.
Aber die Therapie unterbrechen, ist auch keine Option, da ich sie noch sehr brauche und die Stunden vor meinem Umzug definitiv noch brauche.
Ich konnte mit ihr noch nicht darüber sprechen (sie weiß zwar von der Bewerbung, aber nicht dass es jetzt so schnell gehen muss und dass sich unsere Arbeitszeiten überschneiden)...
Das ist eben das entscheidende Problem, dass sich die Arbeitszeiten meiner Therapeutin und meine Arbeitszeiten überschneiden würden...

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candle.
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Beitrag Mi., 22.02.2017, 11:28

Hallo nochmal!

Tut mir leid, dass dein Beitrag weg ist!
lupinchen, es war ja quasi alles gesagt: Beruf vor Therapie in deinem Fall. Das ist wichtig für deine Zukunft, Therapie bei deiner Therapeutin wirst du nicht ewig haben, zumal du eh bald ins Ausland willst.

Wieso steht das eigentlich unter Erfahrungsaustausch Psychotherapie?

Das hat ja mit Therapie so erstmal nichts zu tun. Es geht um deine eigene Entscheidungsfindung und berufliche Zukunft- überhaupt deine Zukunft! Die wird auch eine Therapeutin nicht beeinträchtigen wollen.

LG candle
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Kirchenmaus
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Beitrag Mi., 22.02.2017, 12:35

Ich schließe mich Candle an. Ich würde auf alle Fälle den Job machen, wenn du das kräftemäßig schaffst.

Vielleicht findet sich mit der Thera ja doch noch eine Lösung.
Es ist in Ordnung, mich zu akzeptieren.

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Thread-EröffnerIn
Lupinchen
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Beiträge: 8

Beitrag Mi., 22.02.2017, 13:18

Habe mich dazu entschieden, dahin zu gehen (ist auch schon morgen).
Alles weitere bespreche ich dann danach mit meiner Therapeutin und je nachdem was möglich ist, werde ich mich entscheiden...

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candle.
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Beitrag Mi., 22.02.2017, 13:52

Hallo lupinchen!

Erstmal begrüße ich deine Entscheidung zum Vorstellungsgespräch zu gehen.

Was du entscheiden willst, wird mir nicht klar: Es gibt hier für mich ganz klar kein entweder oder, sondern nur die Entscheidung für deine berufliche Karriere.

Du bist doch nicht dumm, hast sogar einen Bachelor?!

Ich vermute einfach mal, dass etwas anderes dahinter steckt, was du natürlich nicht preisgeben willst. Da kann ich dir nur raten in dich zu gehen und ehrlich zu dir zu sein, z. B. ob du das überhaupt willst mit dem Masterstudium, denn sehr enthusiastisch klingst du da nicht.

Ich vermute auch, dass dir die Therapeutin eher für deine berufliche Zukunft ist und dir nicht im Wege stehen wird. Das wäre auch echt unseriös. Von daher finde ich das als Hilfe zur Entscheidungsfindung eine geradezu furchtbaren Situation.

Ich gehe mal davon aus, dass du deiner Therapeutin da nichts abpressen willst wie Sympathiebekundungen o. ä.? Davon würde ich auch abraten.

Jedenfalls kannst du in drei Monaten auch nicht mehr viel erledigen, ich weiß nicht mal wieviel Stunden das bei dir sind? Aber für ein paar Stunden Therapie gleich ein Studium hinzuschmeißen ist schon absurd.

LG candle
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Möbius
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Beitrag Mi., 22.02.2017, 21:28

Meine Lebenserfahrung geht leider in eine andere Richtung: ungefähr 1989 stellte mich mein damaliger Therapeut, den ich wegen schwerer Depressionen aufgesucht, und eine enorm erfolgreiche Kurzzeittherapie erlebt hatte, vor eine übele Alternative:

Er vermute einen "Dunkelen Punkt" in meiner Psyche, der sich aber möglicherweise von selbst "einrenken" könne. Um den "Dunkelen Punkt" systematisch zu ergründen und "zu heilen" müsse eine "große Therapie" einschließlich einer Psychoanalyse durchgeführt werden. Während dieser Zeit könne ich unmöglich studieren. Der Therapeut riet mir zum Studium.

Ich habe mehrere Wochen lang sehr intensiv gegrübelt und mich für das Jura-Studium entschieden, das ich auch erfolgreich abgeschlossen, dann als Anwalt eine, wie ich finde, beachtliche Karriere hingelegt hatte. Als ich kurz nach meinem ersten Staatsexamen mein bisexuelles coming-out unter glücklichen Umständen erlebte, hielt ich das für den "dunkelen Punkt" und mich für "vollständig geheilt".

Aber: all diese Arbeit, "überhaupt alles" war umsonst gewesen - 25 Jahre lang 60-h-Woche "für nix". Und das unverarbeitete Trauma - der sexuelle Mißbrauch durch meine Eltern, v.a. die Mutter, aber auch andere Personen - hat sich psychosmatisch in einer ekelhaften Hautkrankheit seinen Weg nach aussen gebahnt, die schließlich zum totalen Zusammenbruch geführt hatte.

Ich stehe heute dort, wo ich vor fast 30 Jahren stand - nur eben 30 Jahre älter, mit 22 Vollnarkosen hinter mir, völlig verarmt und mit einer dekompensierten schizoiden Störung, einer schweren psychosomatischen Akne, die mir jeden normalen Sozialkontakt unmöglich macht.

Es kann sich sehr bitter rächen, eine "psychische Baustelle" halbfertig liegen zu lassen, nur wegen ein bissl Studium und Karriere.

Das sind völlig unwichtige Dinge.


Speechless
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Beitrag Mi., 22.02.2017, 21:36

Vllt findest du ja einen Mittelweg zwischen Möbius und Candle.

Extreme sind meistens nicht zu empfehlen und ich glaube: vllt auch nicht nötig in deinem Fall.

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Broken Wing
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Beitrag Mi., 22.02.2017, 23:34

Sowas muss wirklich sorgfältig abgewogen und entschieden werden. Psychische Leiden können schon erheblichen Schaden anrichten und ein Studium unmöglich machen. Weder hat das mit Dummheit zu tun noch ist ein Bachelor ein Zeichen für Intelligenz. Tut mir Leid, das so schreiben zu müssen.

Therapie oder Job ist der schlechtestmögliche Ausgangspunkt. Wie Pest oder Kolera. Würde man das auch in der somatischen Medizin so handhaben? Wohl kaum, auch nicht bei langwierigeren Behandlungen.
Aber das kommt halt davon, dass psychische Leidenszustände noch immer für Luxuswehwehchen gehalten werden. Oder wie oft musste man sich als Suizidgefährdeter die Mär vom großen Glück armer Menschen anhören? Seltsamerweise kenne ich noch keinen, der mit einen dieser glücklichen Armen tauschen wollte, jedoch viele von den Glücklichen, die sofort in die unglückliche Wohlstandsgesellschaft wollten.

Sicher, bedrohliche und chronische, behindernde Störungen sind in jungen Jahren eine Seltenheit, aber es ist leider nicht so einfach, dass Behandlungen immer für den Job oder das Studium zurückgestellt werden sollten.

Therapiebedarf heißt ja nicht immer Mega-Psychoanalyse und könnte möglicherweise auch neben dem Beruf durchgeführt werden. Wenn möglich, würde ich diesen Weg bevorzugen. Und wenn doch mehr Therapie benötigt werden sollte, was bei mir der Fall war, muss man ehrlich zu sich sein. So jemand wäre ohnehin erheblich eingeschränkt in seinem Studium oder dem Beruf.
Beginne den Tag mit einem Lächeln, dann hast du es hinter dir. [Nico Semsrott]

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Möbius
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Beitrag Do., 23.02.2017, 08:29

Wir können hier m.E. sowieso nur einige Orientierungspunkte aufstellen - die Entscheidung muß die threadstarterin selbst treffen, die kann ihr keiner abnehmen. Wir können wohl auch kaum alle Orientierungspunkte aufstellen, die für die threadstarterin von Bedeutung sein könnten.

Ich kann aber nur nochmals unterstreichen, daß m.E. die Chance, psychische Störungen "nachhaltig" auszuheilen, so daß der größte Teil des weiteren Lebens von diesen Störungen unbeeinträchtigt bleibt, in den jungen Jahren am größten ist. Je größer die pathogenen Anteile sind, die im Unbewußten herumwesen und je länger sie dort verbleiben - um so größer ist das Ungemach, daß sie im späteren Leben anrichten können. Das ist zumindest meine Erfahrung.

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Wasser
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Beitrag Do., 23.02.2017, 10:32

Sprich mit deiner Therapeutin darüber. Vielleicht könnt ihr ja eine Lösung finden und sie kann dir Stunden anbieten die vor oder nach der Arbeit sind.
Eine andere Alternative wäre in der Arbeit zu fragen ob es möglich wäre einen Tag früher zu gehen oder später zu kommen. Du kannst ja irgendein Hobby oder eine ehrenamtliche Tätigkeit vorschieben.
So hab ich Job und Therapie unter einen Hut bekommen.

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Rosenstock
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Beitrag Do., 23.02.2017, 11:20

Wasser hat geschrieben:Sprich mit deiner Therapeutin darüber. Vielleicht könnt ihr ja eine Lösung finden und sie kann dir Stunden anbieten die vor oder nach der Arbeit sind.
Eine andere Alternative wäre in der Arbeit zu fragen ob es möglich wäre einen Tag früher zu gehen oder später zu kommen. Du kannst ja irgendein Hobby oder eine ehrenamtliche Tätigkeit vorschieben.
So hab ich Job und Therapie unter einen Hut bekommen.
Hallo,

da schließe ich mich an!
Ich bin schon länger in Therapie und habe aber einen Vollzeitjob ebenfalls und Hobbies auch noch
Warte mal ab, ob du den Job bekommst, und besprich das halt auch mit deiner Therapeutin, ob sie da womöglich auch noch andere Zeiten anbieten kann. Ich habe damals bei meiner mitbekommen, dass berufstätige sehr wohl die Randzeiten bekommen und es daher kein Problem ist, nebenbei auch zu arbeiten.

lg Rosenstock

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