Dissoziation?

Fragen und Erfahrungsaustausch zu Persönlichkeitsstörungen und Schizophrenie, Bipolaren Störungen ('Manisch-Depressives Krankheitsbild'), Wahrnehmungsstörungen wie zB. Dissoziationen, MPS, Grenzbereichen wie Borderline, etc.
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Seelenwelten
sporadischer Gast
sporadischer Gast
weiblich/female, 36
Beiträge: 11

Beitrag Mo., 19.11.2018, 18:30

Für mich klingt das sehr nach dissoziativ. Ist mir vor kurzem auch gerade passiert. War zum x-ten mal mit meinem Sohn im Krankenhaus zur Kontrolle. Dort hiess es dann, dass er nochmals operiert werden muss. Dies versetzte mich augenblicklich in einen anderen "Zustand". Bereits das "suchen" der Bushaltestelle war ein Problem, obwohl ich dort alle paar Wochen ein- und aussteige. Es sah alles völlig unbekannt aus. Als ich in den Bus stieg, wusste ich nicht, ob ich nun richtig bin und die Fahrt bis zum Bahnhof war für mich völlig neu. Ich konnte mich null orientieren, alles war unbekannt und unreal. Nur eine Stimme in meinem Kopf sagte mir, dass ich richtig bin.

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RoboCat
Forums-Gruftie
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weiblich/female, 80
Beiträge: 551

Beitrag Do., 10.01.2019, 09:21

Hallo,

ich habe seit langem so ein Phänomen von dem ich nicht weiß, ob man da von Dissoziationen sprechen könnte? Ich beschreibe es mal...also ich habe oft in stressigen Phasen und belastenden Lebenssituationen das Gefühl, dass ich gedanklich irgendwie wegdrifte und zwar in Situationen hinein, die ich in der Vergangnheit erlebt habe. Diese sind manchmal durchaus auch positiv. Oft erinnert mich ein bestimmter Geruch zB an meine Kindheit, die zum Teil auch ganz gut war (überwiegend eher nicht, aber es gab eben diese "guten Momente").

Häufiger sind diese Erinnerungsmotive aber negativ. Es sind Momente, eher kurze Szenen, in denen ich eine extreme Einsamkeit gespürt habe oder Ablehnung. Durch die spontane Erinnerung hole ich diese Gefühle dann ins Hier und Jetzt und fühle mich genau so, wie damals. Es ist fast wie eine Art Zwangsgedanke und wenn ich ehrlich bin, spüre ich das auch körperlich in Form von verstärkter Atmung, Schwindel.

Ich habe einen Therapeuten und dem davon erzählt. Er meint, dass ich damit aus der Realität flüchten will, weil diese zu schwierig in dem Moment sei. Leider haben wir dann nie wieder darüber gesprochen und ich frage mich bis heute, was da mit mir los ist. Zumal es eben einen hohen Antil von diesen Negativerinnerungsflashbacks auch gibt, mit ich mir ja so erst mal gar nichts gutes tue...

Es ist, als ob sich die zeitlichen Ebenen verschieben. Mein Verstand sagt mir, dass die Vergangenheit vorbei ist, aber mein Gefühl sagt, es ist alles hier und jetzt da.

Ich bin da wirklich ratlos und würde mich sehr freuen, wenn jemand eine Idee hat, was das sein könnte :-(
:axt:

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lisbeth
[nicht mehr wegzudenken]
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weiblich/female, 80
Beiträge: 3835

Beitrag Do., 10.01.2019, 09:31

Hm. Hört sich für mich schon irgendwie dissoziativ an. Auch in dem Sinne, dass diese Erinnerungen oder das Sich-Verlieren in diesen Erinnerungen dich ja auch davon abhält, dich mit der Gegenwart und dem, was aktuell gerade ist, aktiv zu assoziieren. Dh ich geh da mit deinem Therapeuten mit, ein Stückweit zumindest.

Die Frage ist: Gibt es Auslöser? Situationen, Gedanken, Gefühle - die dich dazu bringen, in dieses rabbithole abzutauchen? Und selbst wenn es negative Erinnerungen sind, manchmal ist es einfacher, sich an die unguten Erinnerungen zu klammern (die ja schon bekannt sind) als sich mit den schwierigen (?) Dingen der Gegenwart zu beschäftigen? Also wäre die nächste Frage: Hast du eine Idee, was du damit zu vermeiden versuchst? Aktuell, aber vielleicht auch ursprünglich mal (denn diese Dinge haben ja oft einen Hang sich zu verselbständigen...)

Warum nicht mit dem Therapeuten weiter darüber sprechen? Gibt es Gründe dafür, warum du es nicht wieder erwähnt hast?
Zuletzt geändert von lisbeth am Do., 10.01.2019, 09:43, insgesamt 1-mal geändert.
When hope is not pinned wriggling onto a shiny image or expectation, it sometimes floats forth and opens.
― Anne Lamott


Jenny Doe
[nicht mehr wegzudenken]
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weiblich/female, 55
Beiträge: 4787

Beitrag Do., 10.01.2019, 09:41

Hallo RoboCat
also ich habe oft in stressigen Phasen und belastenden Lebenssituationen das Gefühl, dass ich gedanklich irgendwie wegdrifte und zwar in Situationen hinein, die ich in der Vergangnheit erlebt habe.
Ich würde gucken, wie die heutige Stressituation mit dem damaligen Erlebnis zusammenhängen, thematisch, emotional, .... Klingt für mich erst mal nicht nach einer Dissoziation, sondern nach einer assoziativen Verknüfung zwischen einer stressigen Phase im Hier und Jetzt und der dadurch aktivierten Erinnerung an ein vergangenes stressiges Erlebnis. Ähnlich wie "Ich habe heute eine Prüfung, .... ich bin früher schon mal durchgefallen".
Er meint, dass ich damit aus der Realität flüchten will, weil diese zu schwierig in dem Moment sei. (...) Häufiger sind diese Erinnerungsmotive aber negativ.
Klingt für mich erst mal "unlogisch". Denn wenn du der schwierigen Realität entfliehen wolltest wäre es unlogisch dies dadurch zu tun, dass du negative Erinnerungen und vergangene schwierige Situationen hervorkramst.
Diese sind manchmal durchaus auch positiv
Halt dir das. Andere Menschen müssen in ihren Therapien mühevoll lernen sich in schwierigen Zeiten daran zu erinnern, dass es auch das Positive gab und gibt.
Wir müssen das Leben loslassen, das wir geplant haben, damit wie das Leben leben können, das uns erwartet (Joseph Campbell). Manche Leute glauben, Durchhalten macht uns stark. Doch manchmal stärkt uns gerade das Loslassen (Hermann Hesse).

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