Artifizielle Störung

Alle Themen, die in keines der obigen Foren zum Thema "Psychische Leiden und Beschwerden" passen.
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Räbin
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Beitrag Do., 13.02.2020, 20:54

Wie du über deine Therapeutin schreibst, das klingt so kraftvoll, liebe Belze! :thumbsup: Es ist toll, dass sie Mensch und Verhalten differenziert betrachtet, so ist es ja auch. Und sie kann es anscheinend so gut vermitteln, dass du es auch gefühlsmäßig aufnehmen kannst.

Ich hatte übrigens auch eine jahrelange gute Freundin, die ich sehr mochte, bei der diese Störung gesichert ist. Ich habe es nie direkt angesprochen, aber irgendwie wussten wir beide, dass wir es wussten und später hat sie sich auch mal ein wenig geöffnet. Aber so richtig wusste ich eben nicht, was in ihr dahingehend vorging, deshalb freue ich mich sehr über eure Posts. Es ist ja für Außenstehende schwer nachzuvollziehen, was einen sympathischen Menschen dazu bewegt, bestimmte "Geschichten" zu brauchen und mir tat es auch immer sehr leid, ich habe versucht, die Konversation immer schnell wieder in die reale Richtung zu bringen und nicht zu sehr auf das andere einzugehen, weil ich es nicht füttern wollte.

Fachliteratur dazu kenne ich nicht, finde es aber sehr schade, wenn dort Wertungen enthalten sind.

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wirschaffendas
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Beitrag Fr., 14.02.2020, 00:54

Oh nein, ich hatte gerade einen richtigen Roman geschrieben und dann ist mein Laptop abgestürzt. Ich melde mich die Tage - freue mich aber sehr über den wertvollen Austausch mit euch :)

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Belze
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Beiträge: 19

Beitrag Fr., 14.02.2020, 08:30

@wirschaffendas: seitdem mir das ja auch einmal passiert ist, schreibe ich den Text vorab in meiner Memo-app und speicher ganz oft zwischen...

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Lucyunderpressure
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Beiträge: 26

Beitrag Sa., 29.02.2020, 09:49

Hallo ihr lieben, wie geht's euch mittlerweile?

Ich bekam diese Woche Antibiotika weil meine Entzündungswerte so hoch waren... und als sie Wirkung zeigten, hab ich geheult... weil ich mir so sehr wünschte, ich wäre krank und müsse ins KH. Fühl mich so verloren in dem ganzen.. :kopfschuettel:

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Bluesky19
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Beiträge: 1

Beitrag So., 01.03.2020, 09:00

Hey Zusammen,

erst einmal Hut ab an all diejenigen, die ihre verheimlichte Diagnose ihrem nahen Umfeld bzw. Psychologen etc. erzählt haben... Ich musste diese Diagnose mir selbst stellen, da ab dem Jahr 2017 einige Dinge zusammenkamen, die ich hier nicht alle aufführen möchte. Nach gut 1 1/2 Jahren war ich nach etlichen Krankenhaus sowie Psychiatrischen Aufenthalten dazu bereit, einen Arzt von der Diagnose und somit von den „Lügen“ zu berichten. Leider lief es gar nicht so ab wie gewünscht. Dies lag daran, dass er dauernd darauf plädiert, dass ich Borderline habe- für ihn gibt es bei mir nur Borderline. Da ich mich selbstverletzte und auch ein paar Suizidversuche hatte. Es ist wahrscheinlich sogar so, dass ich Borderline habe, aber eben auch die Artifizielle Störung. Es ist sowieso üblich, dass man dann von mehreren solcher Diagnosen gleichzeitig betroffen ist. Bei mir hat dieses „verheimlichte Doppelleben“ nicht so lang angehalten wie vielleicht bei anderen Betroffen, aber war dennoch eine heftige, kraftraubende Zeit! Ich bekomme nun eine Art von Panikzuständen. Aber ich gehe ganz stark davon aus, dass es daher rührt, dass jetzt so viele von der Diagnose wissen (Familie, Psychotherapeut, Freund) und ich also z.B. keinen Krampfanfall mehr simulieren kann, da jetzt alle wissen was Sache wär. Ich stehe also ständig unter dem Druck, nichts zu simulieren und nach einer Zeit kann ich halt einfach nicht mehr und es geht anscheinend in eine Panikattacke über. Nächstes Problem: Diese Panikattacke ist ein schlimmes Gefühl, ja - aber durch diese schei* Artifizielle Störung versuche ich es vor meinem Freund beispielsweise schlimmer darzustellen als es ist und täusche trotzdem eine Verkrampfung meines Körpers vor + manchmal Bewusstlosigkeit... Ein noch anderes Problem ist zudem noch, dass ich in den vergangenen Jahren 2 schwere Fuß Operationen hatte und mir dort auch Opiate verabreicht wurden. Dahingehend hat sich schon nach der ersten OP (2017) eine leichte Sucht entwickelt, sodass ich mich, trotz extremster Schmerzen, auf die 2. OP freute. Ich lies mir dort mehr Schmerzmittel verabreichen, als wirklich benötigt. Eine dritte Zehenkorrektur-OP gab es sogar auch noch, welche ich dann schließlich nur noch wegen der Opiate machen lies...
Um auf das eigentliche Thema zurückzukommen: Ich habe diese Panikanfälle und simuliere diese realen Attacken dennoch, als wären sie viel schlimmer. Und die Medikamente sind nämlich ein neuer Faktor. In der Hoffnung, der Arzt oder wer auch immer bekommt von meinen ach so schlimmen Panikattacken was zu hören, könnte ich ja Beruhigungsmittel bekommen...
Ich bekomme zwar Psychotherapeutische Gespräche wegen meinen Panikattacken und Borderline. Aber selbst er weiß eigentlich nichts davon, dass bei den Panikattacken auch noch einiges simuliert ist...
Ich möchte nun mir wirklich Hilfe suchen, da es so auf lange Sicht mit meinem Freund auch nicht mehr klappen wird. Außerdem ist es stetig ein Drang der zu einer kurzfristigen Befriedigung führt aber mehr nicht. Trotzdem verfolgt es mich so gut wie täglich. Weiß jemand vielleicht eine Klinik/Reha die auf diese Symptomatik bzw Diagnose spezialisiert ist? Ich habe leider bis jetzt nichts gefunden...

Liebe Grüße
Bluesky


vaesax
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Beiträge: 1

Beitrag Do., 12.03.2020, 11:31

Belze hat geschrieben: Do., 30.01.2020, 10:35 Mal ein vorsichtiges hallo in die Runde,

liest hier noch jemand?

LG Belze
Ja, ich.:)


Rosinchen
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Beitrag Mo., 13.07.2020, 11:59

was ist das, kenne ich nicht

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Lügenlügen
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Beitrag So., 30.08.2020, 19:55

Hallo,
einen sehr großen Respekt an jenen, die ihre Störung offengelegt haben.
Ich leide seit ca. 3 Jahren an einer artifizielle Störung. Ich finde dies ziemlich beschämend und schreibe hier das erste Mal darüber. Insgesamt habe ich 2 Mal ein Krankheitsbild vorgetäuscht.... Einhergehend waren mehrere Krankenhausaufenthalte und unzählige Untersuchungen.
Ich würde mich gerne austauschen, wenn jemand Interesse hat.

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Belze
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Beiträge: 19

Beitrag Do., 24.09.2020, 21:58

Hallo ihr da draußen,

ich muss mir Luft machen, meine Gedanken sortieren. Ich weiß gerade nicht mehr wo oben und wo unten ist und wer ich wirklich bin oder was.

Ich stecke gerade wieder tief in einer "Aktion". Was für mich echt schlimm ist, ist die Erkenntnis wie falsch mein Verhalten ist und was ich damit anrichte. Meiner Therapeutin gegenüber bin ich zu 100% ehrlich (als einzigsten Menschen - nicht mal mein Mann weiß alles) und sie ermutigt mich immer wieder verständnisvoll mit mir zu sein. Doch wie kann man Verständnis haben, wenn ich trotz Aufmerksamkeit, Fürsorge und Zuwendung die ich bekomme, immer und immer wieder solche Aktionen starte und durchaus Spaß, Faszination, Freude, Euphorie, Macht und Berauschtheit daraus ziehe? Davor habe ich so große Angst, es ist wie eine Art dunkler Dämon in mir. Da hilft mir all das Verständnis nichts, ich WEISS wie ich fühlen sollte, aber es ist nun mal nicht so. Kennt ihr das? Diese Faszination, dieses Machtgefühl, die Freude an Behandlungen, die krasse Enttäuschung wenn z. B. die Blutwerte bestens sind... Natürlich tue ich dann so als freut es mich dass ich gesund bin, so wie jeder andere es auch tun würde. Aber es IST nicht so. Glaubt ihr das kann man "umlernen"? Wie ist das bei euch? Ich würde das artifizielle Verhalten immer nur für andere sein lassen, denn ich alleine für mich habe Gefallen dran - nicht dass ich darüber glücklich wäre, aber wie kann ich das ändern? Mir kommt es so vor, dass kaum bin ich mit mir alleine, der dunkle Dämon aus der Hölle empor steigt und freie Bahn hat, da muss er nicht an sich halten, nicht vernünftig und reflektiert sein, sondern einfach nur abartig...
Mich zerreißt das schier, gerade wenn ich von Freunden höre wie sehr sie mich mögen, wie empathisch und wohlwollend ich sei. Was stimmt denn jetzt? Wer bin ich denn nun?

Ok, sorry, jetzt hab ich hier alles hingekippt, aber ich wüsste nicht wo sonst ich von diesen Gedanken erzählen /schreiben kann...
Belze


resu
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Beiträge: 1

Beitrag So., 10.01.2021, 15:16

Hallo ihr,

liest hier noch jemand?
Ich bin mittlerweile total verzweifelt und weiß nicht mehr, was ich tun soll. Ich glaube, ich leide auch an einer artifiziellen Störung. Irgendwie ist das im Krankenhaus-sein wie eine Droge für mich. Ich leide auch tatsächlich an Krankheiten, und jedes Mal, wenn ich deshalb wieder im Krankenhaus oder in einer Rehaklinik bin, ist das, als hätte ich wieder eine Pille genommen. Ganz schlimm ist es, seitdem ich letztes Jahr eine Sepsis hatte (also echt, nicht vorgetäuscht). Ich wünsche mir die ganze Zeit, wieder eine zu kriegen, obwohl ich dabei auch hätte draufgehen können.
Bisher ist es bei mir größtenteils bei Gedanken geblieben. Ich habe bisher nur dreimal eine Ohnmacht vorgetäuscht, von der ich auch einmal eine Gehirnerschütterung davon getragen habe (worüber ich mich natürlich gefreut habe). Ansonsten habe ich mir immer nur gewünscht, krank zu sein und überlegt, wie ich das erreichen kann, ohne dass es jemandem auffällt.
Ich schäme mich so sehr dafür, weil ich weiß, wie sehr andere unter Krankheiten leiden. Ich will ihnen das Leid auch gar nicht absprechen. Ich weiß ja selbst, wie es ist, unter "echten" Krankheiten zu leiden. Nur irgendwie lässt mich dieses Gefühl nicht los, unbedingt im KH sein zu wollen.
Ich schäme mich auch dafür, weil ich nicht will, dass sich meine Angehörigen Sorgen machen, darum geht es mir nicht. Das ist das Schlimmste daran. Mir geht es, wenn, dann um die Aufmerksamkeit von medizinischem Personal, den Gedanken daran, "ausgeliefert" zu sein, keine Kontrolle zu haben, keine Verantwortung. Mir einfach von anderen helfen zu lassen, darum geht es.
Aber wenn ich sehe, wie sehr sich Angehörige und Freunde Sorgen machen, bricht es mir das Herz, wirklich. Ich habe wegen dieser drei "Ohnmachtsanfälle" auch ein super schlechtes Gewissen. Auch, weil alle denken, ich sei ein guter Mensch, sei so empathisch, so liebevoll.. (gehe da mit dir mit, Belze). Aber das bin ich nicht.
Ich wüsste auch nicht, was es für Gründe geben sollte. Ich hatte eine gute Kindheit, habe eine tolle Familie und Freunde. Ich weiß echt nicht, was mit mir los ist.
Eine Frage an euch: wie war es, als ihr Ärzten/Therapeuten davon berichtet habt? Habt ihr das selbst angesprochen oder seid ihr konfrontiert worden? Falls ihr es selbst angesprochen habt, wurde euch geglaubt? Wurdet ihr verurteilt?

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Lügenlügen
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Beitrag So., 10.01.2021, 18:55

Hallo, ja es wird noch gelesen.

@resu: Habe mir letzten Monat selbst einen Termin bei einer Psychiaterin gemacht. Am Telefon habe ich direkt gesagt, dass ich wegen einer artifiziellen Störung kommen möchte. Mir wurde auch sofort geglaubt( Sie war sehr nett und verständnisvoll)und die Therapie wurde begonnen.

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Belze
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Beitrag So., 10.01.2021, 22:49

Hallo zusammen,

ja, ich lese auch noch. :)

@resu: ja vieles was du schreibst kommt auch mir mehr als bekannt vor. Mittlerweile habe ich schon sehr unterschiedliche Erfahrungen gemacht. Mit Professionellen Helfern, wie Ärzte, Therapeuten etc. habe ich bisher nur gute Erfahrungen gemacht. Ähnlich wie bei lügenlügen habe ich viel Verständnis und unerwartet viel Empathie erhalten. Trotzdem herrscht doch auch eine gewisse Unerfahrenheit und Hilflosigkeit. Mit einer Freundin hingegen habe ich eine furchtbare Erfahrung gemacht, sie hat sich total betrogen gefühlt -obwohl die artifizielle Störung in unserer Freundschaft nie ein Thema war. Deshalb bin ich in dieser Hinsicht sehr vorsichtig, erst recht was die eigene Familie angeht.

@lügenlügen: es freut mich, dass auch du so eine positive Erfahrung gemacht hast. Was für eine Art von Therapie ist das, die du begonnen hast?

Viele Grüße,
Belze

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Lügenlügen
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Beitrag Mo., 11.01.2021, 06:13

@Belze: Danke für die positive Rückmeldung. Momentan versuchen wir es mit Medikamenten in den Griff zu bekommen. Eine Psychotherapie wäre dann der 2. Schritt.


sunshine815
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Beitrag Mo., 29.03.2021, 09:15

Hallo, ich hoffe, dass noch fleißig gelesen wird! Ich selber bin nicht von einer artifiziellen Störung betroffen aber ich vermute das ein Bekannter von mir daran erkrankt ist. Mittlerweile hat er auch schon ein Gliedmaß verloren, aufgrund von immer wiederkehrenden Abszessen. Er selber behauptet an einem krankenhauskeim zu leiden, den er sich bei seinen unzähligen Aufenthalten eingefangen hat. Aber ich hege starke Zweifel. Mich irritiert sein Verhalten. Ist er bei mir, verschwindet er manchmal für eine halbe Stunde oder länger auf die Toilette. Betrete ich nach ihm das Bad, ist mir aufgefallen, dass frisches Blut im und feine Glassplitter im Waschbecken lagen. Wir hatten längere Zeit keinen Kontakt irgendwann schrieben wir uns wieder und er bombardierte mich ungefragt mit schockierenden Fotos auf denen Wunden mit eitrigen und nekrotischen Gewebe zu sehen waren, sowie ein Bild mit ihm und amputierten Bein. Er wirkte fast stolz auf dem Bild. Ich war einfach schockiert und spätestens zu dem Zeitpunkt war ich mir sicher, dass er vor allem psychisch leidet und sich die Wunden wahrscheinlich selbst zufügt. Ich denke an das Münchhausen Syndrom. Auch beim googeln fielen mir viele Parallelen auf: er war im
Medizinischen Beruf tätig, litt früher an atypischen Ohnmachtsanfällen, und ist Empathiegestört. Ist nicht in der Lage sich in die gefühlswelt Anderer hineinzudenken. Sieht immer nur dich und seine Belange als wichtig an. Meine Frage an euch ist nun: wie soll ich mit diesem Verdacht umgehen? Konfrontation? Was würdet ihr mir raten?

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lylly
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Beiträge: 7

Beitrag Mi., 20.10.2021, 17:46

Hallo ihr Lieben!

Ich leide auch an einer artifiziellen Störung und hab grad wieder eine schwierige Phase, weil meine Theraoie dem Ende zugeht.
Gibt es Leute unter euch, die sich regelmäßiger austauschen möchten außerhalb des Forums?
Vielleicht könnten wir uns ja gegenseitig Aufmerksamkeit schenken, um es weniger von Ärzten zu brauchen?

Liebe Grüße :-)

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