Zu nett

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Dajo
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Zu nett

Beitrag Do., 15.03.2018, 18:43

Hallo zusammen.
Ich bin hier neu und würde gerne eure Meinung zu meinem Problem hören.
Ich bin ein Mensch der anderen gefallen muss. Dieses versuche ich durch nachgeben und ständiges ja sagen zu erreichen. Ich denke dass liegt im Endeffekt an einem mangelndem Selbstvertrauen.
Das Problem daran ist, dass ich mich irgendwann ausgenutz fühle und dann wegen Kleinigkeiten platze.
Es geht so weit, dass ich meine Interessen, Bedürfnisse und wünsche völlig vernachlässige. Im Gegenzug „erwarte“ ich dann Anerkennung oder in einer Beziehung sogar liebe.
Das das so nicht funktionieren kann, habe ich mittlerweile selber erkannt.
Jetzt versuche ich mein Verhalten zu ändern. Heute Habe ich versucht konsequent zu einer bitte eines Freundes nein zu sagen, da es wieder eine Sache war die völlig gegen meine Interessen geht.
Damit geht es mir jetzt richtig mies. Ich hab das Gefühl als wenn ich ihn verraten hätte. Außerdem habe ich schon fast Panik das das nun unliebsame Konsequenzen für mich nach sich zieht. Das er zum Beispiel mich meidet oder mir ebenfalls eine bitte aus trotz abschlägt oder ähnliches. Wenn dieses Gefühl nicht weg geht, habe ich Angst dass es mir in Zukunft fast unmöglich ist nein zu sagen und mein Verhalten zu ändern. Hat jemand ähnliche Erfahrungen oder auch Ratschläge wie man das in den Griff bekommen kann?

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Marzipanschnute
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Beitrag Do., 15.03.2018, 18:57

Die meisten Leuten fühlen sich seltsam dabei, wenn sie neue Dinge ausprobieren. Und klar, es kann gut sein, dass dein Kumpel vergrätzt ist, wenn du ihn zurück weist, obwohl du bisher immer allen Leuten ihre Wünsche erfüllt hast.

Wichtig ist meiner Ansicht nach sich vor Augen zu führen, dass du das für dich tust und damit langfristig etwas positives erreichen kannst.
“Das Schöne an der Zeit ist, das sie ohne Hilfestellung vergeht und sich nicht an dem stört, was in ihr geschieht.” Juli Zeh


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Dajo
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Beitrag Do., 15.03.2018, 19:08

Vielen Dank für deine schnelle Antwort.
Die langfristigkeit ist genau das Problem. So eine Verhaltensänderung Erolgt eigentlich ja immer durch handeln und dann positives Feedback. Dieses bleibt gerade völlig bei mir aus. Und es fühlt sich einfach nur falsch an dass ich das so gemacht habe. Weiß nicht wie ich bei der nächsten ähnlichen Situation reagieren soll. Nachher stehe ich völlig ohne Freunde da oder so

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Rainer-JGS
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Beitrag Do., 15.03.2018, 19:48

Hallo, lieber Daro!

Durch die Verleugnung eigenen Wünsche, bist Du unwahrhaftig und wirkst damit auch auf andere Menschen unecht und wenig überzeugend!

Wahrhaftigkeit ist eine der wichtigsten Eigenschaften zum Aufbau echter Freundschaften!

Wenn jemand Dir nur gewogen ist, wenn Du immer möglichst alle seine Wünsche erfüllst, dann ist dies kein echter Freund und Du solltest ihm keine Träne nachweinen!

Das wichtigste für Dich, wäre wohl, daß Du lernst zu Dir selbst, zu Deinen Schwächen, Stärken und Wünschen zu stehen, ohne immer ängstlich nach der Meinung anderer Leute zu schielen!

Das kann man üben und nach einiger Zeit fühlt man sich dann bald sehr viel wohler in der neuen eigenen Haut, aber am Anfang erfordert es natürlich ein gewisse Überwindung, doch ein glückliches Leben muß man sich erarbeiten und bekommt es nicht in die Wiege gelegt!
Liebe Grüße vom Rainer-JGS,
der immer gerne das aufhebt, was ihm der liebe Gott vor die Haustüre legt.

Wegen der besseren Lesbarkeit und aus Liebe zur deutschen Sprache benütze ich gerne die traditionelle Rechtschreibung und das generische Maskulinum.

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Marzipanschnute
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Beitrag Do., 15.03.2018, 20:12

Ich habe die Erfahrung gemacht, dass man sich aus selbst positives Feedback geben kann. So ist man nicht auf die Meinung anderer angewiesen.

Ich verstehe sehr gut was du meinst und es ist ein großer Schritt den du da zu gehen versuchst. Sei deshalb auch nachsichtig mit dir. Und bis Veränderungen zu Gewohnheiten werden dauert es immer etwas. Es ist also ganz normal, dass es sich zu Beginn seltsam anfühlt. Das wird wohl auch noch eine Weile so bleiben. Halte dir dabei immer wieder vor Augen was dein Ziel- bzw dein Wunschzustand ist. So erreiche ich zumindest die meisten Veränderungen in meinem Leben- Stück für Stück und auch mal entgegen eines nicht so passenden Gefühl (in dem Moment)
“Das Schöne an der Zeit ist, das sie ohne Hilfestellung vergeht und sich nicht an dem stört, was in ihr geschieht.” Juli Zeh


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Dajo
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Beitrag Do., 15.03.2018, 22:14

Noch mal vielen Dank für euer aufmunternden Worte.
Lieber Rainer,
Ich selber habe bereits die Erkenntnisse gewonnen die du in deinem Text angesprochen hast. Ich weiß, das ich so wie ich jetzt Handel mich auf Dauer kaputt mache. Die Erkenntnis kam zwar sehr spät (mit 39 Jahren) aber sie kam durch meine letzte Beziehung. Ich versuche diese Verhaltensweise abzulegen und zu lernen nicht auf andere zu schielen. Dieses fällt mir aber ungeheuer schwer. Ich habe mein ganzes bewusstes Leben so gehandelt (unterbewusst). Wo durch das letzten Endes ausgelöst wurde weiß ich nicht genau. Aber ich ziehe mein Selbstvertrauen nicht aus mir selber sondern aus dem was andere Leute über mich denken. Wenn Sie denken ich bin ein schlechter Mensch zieht mich dass ungeheuer runter. Loben die mich fühl ich mich gut. Ich finde keinen Weg zu „lernen“ wie man sich selber akzeptiert, wie man sich selber lieben kann. Ich Versuch das schon eine längere Zeit aber der Versuch wird immer wieder von alten Mustern unterbrochen. Wie kann man sowas erlernen?

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Rainer-JGS
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Beitrag Do., 15.03.2018, 23:14

Dajo hat geschrieben: Do., 15.03.2018, 22:14 Ich finde keinen Weg zu „lernen“ wie man sich selber akzeptiert, wie man sich selber lieben kann. Ich Versuch das schon eine längere Zeit aber der Versuch wird immer wieder von alten Mustern unterbrochen. Wie kann man sowas erlernen?
Dein Problem, lieber Dajo,
hast Du sehr gut auf den Punkt gebracht!

Gerne will ich Dir Dein ultimative Frage beantworten:

So wie die Pfadfinder, solltest Du Dich bemühen, jeden Tage eine "böse Tat" im Sinne Deiner falschen Programmierung zu machen und Dir vor allem vornehmen, die dabei entstehenden Unlustgefühle tapfer zu ertragen, in dem Bewußtsein, das diese nur aus der falschen Progammierung Deiner Psyche herrühren!

Wenn Du dies wenigsten 3, aber besser 6 Wochen - durchhälst, dann wird sich Dein Gefühl bald dauerhaft umstellen, insbesondere wenn Du dann deutlich merkst, wie viel lebenswerter und erfolgreicher Dein Leben dadurch wird und wie viel sympathischer, selbstbewußter und liebenswerter Du dann auf Deine Mitmenschen wirken wirst, ohne etwas besonders leisten, oder ihnen gar demütig zu Diensten sein zu müssen!

Probiers aus und Du wirst schon sehen!

Ich wünsche Dir von ganzem Herzen
alles Liebe und Gute für Dein neues, selbstbestimmtes und glückliches Leben!
Liebe Grüße vom Rainer-JGS,
der immer gerne das aufhebt, was ihm der liebe Gott vor die Haustüre legt.

Wegen der besseren Lesbarkeit und aus Liebe zur deutschen Sprache benütze ich gerne die traditionelle Rechtschreibung und das generische Maskulinum.

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Whale
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Beitrag Mo., 19.03.2018, 22:44

Ich habe folgende Methode für mich zum Einüben neuer Verhaltensweisen:
(Beispiel Nein-Sagen)

1. Merken, dass ich gar nicht "Ja" sagen wollte ist schon ein Schritt in die richtige Richtung. Das ist auf jeden Fall ein Lob wert!
2. Nach der Situation möglichst nicht ärgern, dass ich schon wieder "ja" gesagt habe.
3. Situation in aller Ruhe analysieren.
- Was hab ich tatsächlich gewollt?
- Warum wollte ich "nein" sagen (muss nicht immer ein triftiger Grund sein, keine Lust haben ist manchmal auch OK)
- Welche Möglichkeiten hätte ich gehabt, abzulehnen, ohne den anderen vor den Kopf zu stoßen.
- Wenn der andere trotzdem darauf beharrt: Traue ich mich auch ärgerlich zu werden, oder grober?

Ich kan mein Verhalten nicht schnell ändern. Jedenfalls nicht, ohne mich dabei einigermassen wohl zu fühlen. Ich muss das immer erst vom Kopf her durchdenken und verstanden haben, dass ich das Recht habe, mein Gottt gegebenes Recht, das zu tun. (Meine Grenzen zu wahren z.B) Sonst kommen hinterher 1000 Zweifel und ich stelle doch wieder alles in Frage. Und habe in der nächsten Situation schon wieder nicht mehr die Kraft, stand zu halten.

Whale

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Moecki
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Beitrag Fr., 23.03.2018, 14:33

Ich kenne das Problem sehr gut. Bei mir hat sich aus meiner Nettigkeit oft eine passive Aggression entwickelt, ich war dann unterbewusst wütend auf die Leute, zu denen ich nicht nein gesagt habe, obwohl sie mich ja zu nichts gezwungen haben. Mir hat dabei sehr geholfen, ein Tagebuch zu führen, in dem ich das reflektiert habe. Insbesondere habe ich auch Beobachtungen zu Verhaltensweisen anderer aufzuschreiben, wenn diese etwas gemacht haben, was ich mich nicht getraut habe. Oft habe ich dabei festgestellt, dass ich es völlig in Ordnung fand, dass sie sich so verhalten haben, mir selbst das aber niemals zugestanden hätte.

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Theresassa
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Beitrag So., 19.08.2018, 15:09

Dajo hat geschrieben: Do., 15.03.2018, 18:43 Hallo zusammen.
Ich bin hier neu und würde gerne eure Meinung zu meinem Problem hören.
Ich bin ein Mensch der anderen gefallen muss. Dieses versuche ich durch nachgeben und ständiges ja sagen zu erreichen. Ich denke dass liegt im Endeffekt an einem mangelndem Selbstvertrauen.
Ich würde es nicht als zu nett bezeichnen. Ich finde man muss die Waage finden zwischen freundlich und hilfsbereit und auch mal "Nein" sagen. Wenn man das gefühl hat ausgenutzt zu werden sagt man eben auch mal nein ohne es böse zu meinen.
Eine kleine Notlüge hilft auch dabei. "Sorry ich kann wirklich nicht, weil.... " ;)

Liebe Grüße
Zuletzt geändert von Elfchen am So., 19.08.2018, 18:05, insgesamt 1-mal geändert.
Grund: Bitte keine Fullquoten, siehe Netiquette, danke!

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leuchtturm
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Beitrag So., 19.08.2018, 17:46

Eine kleine Notlüge hilft auch dabei. "Sorry ich kann wirklich nicht, weil.... " ;)
der Ausgangspost ist zwar schon ein paar Monate her, aber hier möchte ich doch energisch widersprechen:

Bitte, keine Begründung angeben!!

das führt gerade bei unsicheren leuten dazu, dass der Bittende versucht, deine Begründung zu entkräften à la
"Ja, aber du könntest doch vorher noch schnell..." o.Ä.


ein freundliches, aber bestimmtes Nein reicht. Niemand ist dem Anderen eine Begründung schuldig ;)

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~~~
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Beitrag So., 19.08.2018, 18:30

Dajo hat geschrieben: Do., 15.03.2018, 18:43 Hat jemand ähnliche Erfahrungen oder auch Ratschläge wie man das in den Griff bekommen kann?
Ich denke, es ist natürlich und normal, dass man sich schlecht fühlt, wenn man quasi gegen die "soziale Gruppe" handelt. Zu einer sozialen Gruppe zu gehören, war schließlich für unsere Vorfahren, die nicht das Glück hatten in einer Zivilisation zu sein, überlebenswichtig. Also der Ausschluss aus einer Gruppe konnte den Tod bedeuten, da man allein außerhalb der Zivilisation viel schlechtere Überlebenschancen gehabt hat.

Ich denke, man sollte sich klar machen, dass diese Gefühl deshalb sehr menschlich sind und zum Menschsein einfach dazu gehören.
Aber muss man immer nach seinen Gefühlen handeln? Nein, muss man nicht. Es gibt ja auch noch den Verstand. Das Gefühl will einen vor etwas warnen, einem etwas bewusst machen. Es ist wichtig. Immer. Aber es ist dann doch nur ein Gefühl nach dem wir uns richten können oder auch nicht. Es fühlt sich zwar erst mal so an, als ob das Gefühl "Alles" wäre. Aber
das ist nicht so. Gefühle sind eben wichtig. Deshalb fühlen sie sich auch so an.
Angst zum Beispiel will uns vor etwas warnen. Aber es ist nur eine Warnung, wir entscheiden, ob eine Situation wirklich zu riskant für uns ist oder nicht. Wenn ich zum Beispiel Angst vor Wespen habe, kann ich entweder gar nicht mehr rausgehen oder mit meinem Verstand entscheiden, dass ein tödlicher Wespenangriff sehr unwahrscheinlich ist und mit der Angst raus gehen. So lernen die Emotionen auch, dass tatsächlich nichts passiert, sind beruhigt und werden schwächer.

In deinem Fall wollen dich deine Emotionen davor warnen, dass die Gefahr besteht aus deiner sozialen Gruppe ausgeschlossen zu werden, weil das tödlich Konsequenzen haben kann. Deshalb dieses schlecht Gefühl.
Aber da ist eben noch der Verstand, der weiß, dass wir heute in einer Zivilisation mit Sozialstaat leben, das wir immer zu essen haben, dass wir Ärzte haben auch wenn wir aus jeder sozialen Gruppe ausgeschlossen werden. Diese Emotionen stammen eben noch aus der "Urzeit". Und dann kann man immer noch abwägen.
Klar, wenn man jetzt zu allem und jedem IMMER nein sagt und generell ein sehr unfreundlichen Mensch wird... dann hat das vielleicht wirklich negative Auswirkungen auf das Sozialleben. Aber wenn man für sich ein Mittelweg findet, vielleicht auch Freunden erklärt, warum man sich nun anders verhält usw.
Also einfach seinen Verstand benutzt, um für sich einen guten Weg zu finden... eine Entscheidung trifft die erst mal Rational ist... das Gefühl wird später hinter herkommen, wenn es merkt, dass keine Gefahr besteht und alles gut ist. +

Also mein Rat ist, dass man nicht gegen dieses Gefühl ankämpfen sollte. Auch wenn es sich erst mal nicht so anfühlt, aber man kann gut mit diesem Gefühl leben, wenn man es einfach zulässt ... Es hat einen Jahrtausende lang das Überleben gesichtert. Aber man sollte es auch als das sehen, was es ist eben nur ein Gefühl... Es ist eher wie ein Rauchmelder, der anspringt, weil das Steak in der Pfanne zu viel Rauch verursacht. Der Rauchmelder springt an, doch man entscheidet, ob es eine wirklich gefährliche Situation ist oder nicht. Der Rauchmelder ist ja trotzdem wichtig. Aber es gibt auch mal einen Fehlalarm. Und da ist eben der Verstand, der das beurteilen kann.
Man kann auch eine Zeitlang einfach mit dem Gefühl leben, es wird schwächer werden. Genauso wie man mit einem Feuermelder leben kann, der mal einen Fehlalarm produziert.
Im Gegensatz zum Feuermelder ist das emotionale System aber lernfähig.
"You cannot find peace by avoiding life."
Virginia Woolf

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Fairness
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Beitrag So., 19.08.2018, 19:47

Dajo hat geschrieben: Do., 15.03.2018, 18:43 Damit geht es mir jetzt richtig mies. Ich hab das Gefühl als wenn ich ihn verraten hätte. Außerdem habe ich schon fast Panik das das nun unliebsame Konsequenzen für mich nach sich zieht. Das er zum Beispiel mich meidet oder mir ebenfalls eine bitte aus trotz abschlägt oder ähnliches.
Hallo Dajo,

früher hatte ich ähnliches Problem...
1. Hast du schon jemanden erlebt, wer sich zu dir ähnlich verhalten hat?
2. Willst du dafür geliebt sein, wer du bist, oder dafür, dass du deine Bedürfnisse unterwerflich unterdrückst?

Zur Freundschaft und Liebe gehört, dass du dich zeigst so, wie du bist. Niemand ist geliebt von allen. Aber Mensch braucht nicht "alle".

Ich würde dir vorschlagen, falls du Therapie machst, deiner Therapeutin/Therapeuten zu sagen, dass du dich in der Therapie zeigen willst. Und dann zeig dich wirklich - deine schöne Seiten, aber auch deine Verletzlichkeit, deine Wut und Frust... Therapie kann dir dann weiter helfen. Und du wirst sehen, dass du auch mit deinen Schwächen wertgeschätzt wirst. Und dass es auch in der Realität deines Lebens nicht so schwer wird, mehr zu zeigen, was du brauchst...

Viel Glück ... :)
Man sieht, was man am besten aus sich sehen kann. (C.G.Jung)

Grief is just love with no place to go. (Jamie Anderson)

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Zynismo
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Beitrag So., 21.10.2018, 22:52

Hallo liebes Forum!

Ich erhoffe mir mit diesem Post einige Anregungen, vielleicht auch Tipps, gerne auch Erfahrungen von Leuten, denen es vielleicht ähnlich geht und die es geschafft haben, etwas an ihrem Problem zu lösen.

Ich habe das Problem, dass ich nach Außen hin einfach „zu nett“ bin. Ich fühle mich teilweise regelrecht fremdgesteuert und unfähig, meine eigentlichen Wünsche oder Gefühle zum Ausdruck zu bringen. Das fängt damit an, dass ich übertrieben gewissenhaft bin. Ich kann gar nicht anders, als mich immer streng an die Straßenverkehrsordnung zu halten, auf der richtigen Straßenseite zu gehen, den Haufen meines Hundes aufzuheben, Menschen Platz zu machen, wenn sie vorbei wollen, ihnen die Tür aufzuhalten oder an der Supermarktkasse völlig unaufgefordert den Warentrenner für alle bereit zu legen. Soweit, so gut. Diese Sache an sich würde mich nicht stören, wenn mir nicht ständig Leute begegnen würden, die sich rücksichtslos verhalten und obwohl ich ihnen wirklich gern manchmal meine Meinung sagen würde oder sie auf ihren Fehler hinweisen, kann ich das schlicht nicht. Eher weiche ich noch aus, obwohl der andere auf der falschen Seite läuft. Dabei kocht in diesen Augenblicken derart der Hass in mir auf, dass ich der entsprechend rücksichtslosen Person am liebsten eine Axt in den Kopf schlagen würde oder mir vorstelle, wie ich ihr folge und ihr Haus anzünde.
Es kommt relativ häufig vor, dass ich mit Menschen konfrontiert bin, die mir auf die Nerven gehen, von denen ich nur in Ruhe gelassen werden möchte oder die mich in irgendeiner Art belästigen und die ich darauf gerne hinweisen möchte. Wenn ich dann aber meinen Mund aufmache, kommt da nur höfliches Gestammel raus à la: „Also ich möchte Ihnen ja nicht zu nahe treten, aber wäre es vielleicht möglich, dass Sie so freundlich wären, bla ...“, obwohl ich in diesem Moment gerne einfach nur deutlich meine Meinung ausdrücken würde. Natürlich nehmen mich entsprechende Menschen nach meiner Höflichkeitsbitte auch nicht ernst. Wozu auch? Wahrscheinlich sehe ich dabei auch noch reichlich plem-plem aus, während ich so da stehe und sie anlächle.
Ich lächle sie an und bin freundlich und höflich und in Wirklichkeit würde ich gerne ihre Familie beleidigen oder ihr Haus anzünden, weil ich sie verachte und ihnen nur das Allerschlechteste auf dieser Welt wünsche.
Überhaupt bin ich kein großer Menschenfreund. Ich verachte die meisten Menschen und würde ihnen auch gerne zeigen, was ich von ihnen halte. Stattdessen lächle ich ihnen ins Gesicht und kriege keinen Ton raus. Und jedes Mal, wenn ich mir vornehme, jemanden auf seine Respektlosigkeiten hinzuweisen, mit fester Stimme und selbstbewusster Haltung, stehe ich doch wieder da und lächle freundlich. Ich fühle mich wie eine Marionette, die einfach nichts dagegen tun kann. Die immer dieser vorbestimmten Bewegung folgt und tut, was ihr Meister befiehlt und sich selbst dafür hasst, aus diesem Gefängnis nicht ausbrechen zu können.
Ich habe sehr oft Fantasien, in denen ich illegale Dinge tue und fühle mich darin frei und unbeschwert. Manchmal denke ich, ich würde wirklich gerne mal irgendetwas Verbotenes tun, irgendwas Riskantes oder Unflätiges. Stattdessen hebe ich mitten im Wald die Scheiße meines Hundes auf, weil ja jemand im Gebüsch stehen könnte, der mich beobachten und beim Ordnungsamt melden könnte. Und jedes Mal denke ich mir, dass ich doch bescheuert bin. Was sollte denn schon passieren? Selbst wenn mich jemand anschnauzen würde – ich will ja gar nicht, dass die Leute mich mögen. Ich mag die Leute ja selbst nicht. Aber irgendetwas scheint in mir zu sein, das mich in dieser Hinsicht total blockiert.

Es wäre schön zu erfahren, ob vielleicht auch andere ähnliche Erfahrungen gemacht haben und vielleicht einige Anregungen hätten.
Ich sage es gleich – eine Therapie möchte ich nicht machen. Ich hatte vor über 10 Jahren mal wegen einiger Dinge ein Vorgespräch bei einem Psychotherapeuten, der mich danach mit den Worten „Ich kann Ihnen leider nicht helfen“ wieder fort schickte. Mittlerweile habe ich mich sehr verändert und ich kann und möchte mich keinem Menschen mehr persönlich anvertrauen. Ich möchte das gerne irgendwie allein lösen, wenn das ginge.

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spirit-cologne
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weiblich/female, 51
Beiträge: 1435

Beitrag So., 21.10.2018, 23:52

Mal aus Interesse: Und warum sollte einer der Menschen, denen du ja ganz klar hier schreibst, dass du sie verachtest, sich die Mühe machen, dir zu schreiben und sozusagen kostenlos online und anonym die Aufgabe eines Therapeuten zu übernehmen, nur weil du mal eine schlechte Erfahrung mit einem blöden Satz in einem Erstgespräch mit einem Therapeuten gemacht hast? :gruebel:
It is better to have tried in vain, than never tried at all...

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