Extreme Gefühle ohne Zwischending

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Losemyself
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Extreme Gefühle ohne Zwischending

Beitrag Fr., 05.04.2019, 11:47

Hi,

ich weiß nicht wie ich es genau erklären soll.
Vielleicht kennt das einer von euch.
Extreme Gefühle, damit meine ich, dass ich schnell stark auf negatives reagiere und nur noch darauf schauen kann oder aber wenn was Gutes passiert ich auch extrem innerlich reagiere. Das heißt mit dem Guten muss ich gleich nach Außen, damit ich gefühlt nicht implodiere. Ich kann weder die Schlechten noch die Guten halten, weil sie sich beide so extrem anfühlen. Wenn es dann mal ruhiger wird, dann bin ich extrem müde und ausgelaugt. Gibt es auch ein Normalzustand? Oder ist das bei jedem so.
Fühle mich fast permanent überreizt was Gefühle angeht.
Falls ihr das kennt, wie geht ihr damit um?

Lg Lose
Ich bleibe auf ewig eine Marionette, nur die Puppenspieler wechseln von Zeit zu Zeit... :kopfschuettel:

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blade
[nicht mehr wegzudenken]
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Beitrag Fr., 05.04.2019, 12:13

Nein kenne ich so nicht.
Ich kenne es, wenn ich mit dem Guten meine nach außen zu müssen.
Bei mir ist der Grund, daß da sofort auch noch ein anderes Gefühl da ist, wenn ich was Gutes erlebe.
Einsamkeit.
Um der zu entfliehen muß ich nach außen.
Seit ich das weiß, muss ich nicht unbedingt mehr nach außen.
Implodiere auch nicht. Fühle halt beides. Schön wenn das Gute überwiegt (was es nicht immer tut)
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amarok
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Beitrag Fr., 05.04.2019, 12:29

Hallo Losemyself

Ganz spontan ist mir da Hochsensibilität in den Sinn gekommen. Ich kenne mich selber damit nicht aus, aber vielleicht findest Du mehr für Dich im Internet.

Gruss Amarok
:-) bleib bei Dir :cool:

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Vivy
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Beitrag Fr., 05.04.2019, 12:31

Ja, ich kenn das.
Bzw ich habs erfunden :-D

Inzwischen weiß ich, dass das eins meiner Probleme ist, dass ich nicht gelernt habe, meine Gefühle zu regulieren.
Ich weiß, dass ich auch hochsensibel bin und dass auch das was damit zu tun hat.

Das ist nicht nur bei negativem so, sondern immer.

Ich kann’s z.B. kaum aushalten, wenn ich einen toten Igel auf der Straße liegen sehe oder wenn jemandem was weh tut.
Als Kind bin ich ständig zu spät gekommen, weil ich z.B. nach regen alle Regenwürmer von der Straße retten wollte und verzweifelt bin, als ich gemerkt habe, dass das unmöglich ist.

Oder fremdschämen ... Katastrophe.

Oder letzte Jahr die welken Bäume durch die Trockenheit.

Was ich dagegen mache?
Ich mach Therapie.

Im Alltag ist es für mich vor allem wichtig, genügend Ruhe zu haben. Und mit Ruhe meine ich reizarme Umgebung. Daheim ohne Fernseher oder Musik. Oder im Wald oder irgendwo im grünen, wo keine anderen Menschen sind.

Genug Schlaf
Genug essen (immer wieder schwierig, weil ich, wenn ich „abkacke“ keinen Hunger habe)
Mich mit Tieren umgeben. (Katzenschnurren beruhigt)
Genug bewegung (am besten ist draußen laufen ... ich geh auch gern zum Fitness, aber nur zu Zeiten, in denen nicht so viel los ist)
Geregelter Tagesablauf
Seit vorgestern Anweisung meines Theras alle 2 Stunden ne Atemübung
Seit ca 2 Monaten laufe ich morgens als allererstes nach dem aufstehen mindestens 30 Minuten und zwar immer die gleiche Strecke (bringt extrem viel Ruhe rein)
Wenn ich unter Menschen gehe, überlege ich eigentlich immer, ob das jetzt so passt, oder ob ne andere Uhrzeit besser wäre (Lebensmittel kaufen ist z.B. Super am Samstag abend)
Keine Nachrichten, regt mich extrem auf
»Man versteht nur die Dinge, die man zähmt«, sagte der Fuchs.
aus: Der kleine Prinz, Antoine de Saint-Exupéry

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theweirdeffekt
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Beitrag Fr., 05.04.2019, 13:03

Vivy hat geschrieben: Fr., 05.04.2019, 12:31 Inzwischen weiß ich, dass das eins meiner Probleme ist, dass ich nicht gelernt habe, meine Gefühle zu regulieren.
Ich weiß, dass ich auch hochsensibel bin und dass auch das was damit zu tun hat.

Das ist nicht nur bei negativem so, sondern immer.
Oh man, vivy, ich häng mich da mal dran. Du hast mich damit auch grad gut beschrieben ;).

Ich find auch die Stimmungsabgrenzungen von anderen ziemlich schwierig. Mir kommt vor, ich nehm auch Emotionen von außem eher auf. Teils echt eine mühsame Sache. Also ja Losemyself, ich kenn das auch.
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Vivy
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Beitrag Fr., 05.04.2019, 13:15

theweirdeffekt hat geschrieben: Fr., 05.04.2019, 13:03

Ich find auch die Stimmungsabgrenzungen von anderen ziemlich schwierig. Mir kommt vor, ich nehm auch Emotionen von außem eher auf. Teils echt eine mühsame Sache.
Ja, kenn ich.
Manchmal weiß ich nicht mal, ob das jetzt meine Gefühle sind, oder die von jemandem anderen.

Und ja, mühsam!

Meine ganze Familie ist so (Mann, Sohn, ich)
Das ist manchmal hochexplosiv, wenn es einem richtig schlecht geht und die anderen „wackelig“ sind. Das dann zu sortieren, ist fast unmöglich. Und es schaukelt sich hoch. Am besten ist dann immer, erstmal das Haus zu verlassen.
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Losemyself
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Beitrag Fr., 05.04.2019, 13:37

Ich erkenne mich in einigem wieder.
Das mit den Regenwürmern kenne ich auch. Das finde ich heute noch schlimm. Schnecken müssen wieder zurück ins Grass, Spinnen dürfen nicht geplättet werden, wenn sich jemand weh tut, ist es als könnte ich den Schmerz spüren.
Letztens lief ein älterer Mann mit einem Rollator an mir vorbei und atmete schwer. Da bekam ich innerlich Panik. Ich konnte ihn erst aus den Augen lassen als er um die Ecke gebogen war.
Ich habe das Gefühl, die Stimmung der Anderen zu spüren und bin daher nicht gerne unter vielen Menschen. Hinzu kommt dass viel Menschen sich mir gegenüber sehr schnell öffnen und ich kann es nicht abwehren.
Diese ständige Übererregung ist so anstrengend, so dass wenn es mal ruhiger ist, ich in mir zusammenfallen und von einer tiefen Müdigkeit übermannt werde. Leider ist die Müdigkeit oft dann wenn ich sie noch nicht nachgeben kann. Dadurch bekomme ich ein riesen Bedürfnis zu essen. So nach dem Motto Zucker macht wach. Leider klappt das nicht, trotzdem mache ich es.
Das mit der Gefühlsregulation, was heißt das genau?
Ich bin in Analytische Therapie. Vor einem halben Jahr musste ich die Therapeutin wechseln, dass war ziemlich schwer für mich.
Aber die Jetzige ist gut und ich fühle mich, für meine Verhältnisse, ganz wohl bei ihr.
Habe aber das noch nicht bei ihr angesprochen, da mir dass jetzt erst so richtig bewusst wird. Weiß auch nicht, wie genau ich das erklären soll. Zumal ich immer noch im "ich bin eine anständige Patientin" Modus bin. Da ist Verlustangst mit im Spiel.

Lg und danke Losemyself
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Vivy
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Beitrag Fr., 05.04.2019, 13:55

Ja, das mit den Regenwürmern ist bei mir auch immer noch so.
Nur ist es inzwischen nicht mehr so, dass nach Regen die Straßen bedeckt sind mit Regenwürmern.

Ich hab auch Schwierigkeiten mit Unkraut jäten oder baumsämlinge im Garten rausmachen.

Und das mit der emotionsregulation:

Wir können das ja nicht von Geburt an.
Kleine Kinder können das erst mal gar nicht.
Und dann braucht es einen stabilen Erwachsenen, der dem Kind hilft, das zu lernen.
Der mit dem Kind erst mal Gefühle benennt. Der beruhigt, wenn irgendwas aufregend, schlimm oder überschießend ist.
Der das immer und immer und immer wieder macht. Damit das Kind lernt Emotionen zu erkennen und zu regulieren

Und wenn es den stabilen Erwachsenen nicht gegeben hat, dann lernt das Kind es nicht.

Mein Thera hat mir mal gesagt, er sieht das bei mir so:
immer wenn irgendeine Emotion bei mir gewesen ist, ist meine Erzeugerin irgendwie ausgeflippt. Das heisst, statt dass sie mir geholfen hat, die Emotion zu erkennen und dann runterzuregulieren, hat sie dem noch eins draufgesetzt (indem sie eine Bedrohung gewesen ist) und damit hat sie dafür gesorgt, dass die ganzen Gefühle nur noch mehr und mehr und mehr geworden sind, bis es quasi eskaliert ist Und dann wusste man zum Schluss garnicht mehr, was denn eigentlich der Ursprung gewesen wäre.
Und das ist leider immer noch so. Das ist so automatisiert mit den hochgeschaukelten Gefühlen und der übererregung , dass ich den ursprünglichen Punkt bzw das ursprüngliche Gefühl gar nicht wahrnehmen kann, weil sich das in so großer Geschwindigkeit hochschaukelt, dass der Ursprung für mich nicht wahrnehmbar ist.


Und ich denke, dass das noch einen Schritt weiter geht.
Wenn die Bezugsperson eine Bedrohung ist, dann ist es ja überlebensnotwendig, in sehr sehr kurzer Zeit alles wahrzunehmen. Um in Sekundenbruchteilen abschätzen zu können, ob es jetzt besser ist, die Flucht anzutreten.
Dann ist diese extreme Sensibilität und Erregung überlebensnotwendig.
»Man versteht nur die Dinge, die man zähmt«, sagte der Fuchs.
aus: Der kleine Prinz, Antoine de Saint-Exupéry


theweirdeffekt
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Beitrag Fr., 05.04.2019, 14:51

Den Anständigenmodus, kenn ich auch sehr gut. Konnte ihn mittlerweile aber gut ablegen. Finde auch die Erklärung von dir vivy ganz gut. Habt ihr irvendwelche Tricks, wie Abgrenzung besser funktioniert? Meine Thera meinte ich solle mir eine Glasscheibe zwischen mir und den Anderen vorstellen :). Hilft manchmal ganz gut.
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Losemyself
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Beitrag Fr., 05.04.2019, 15:28

Danke Viy, für die Erklärung. Meine Bezugspersonen, waren für mich keine wirklichen Bezugspersonen, sondern auszuhaltenden Menschen die sich sehr bedrohlich anfühlten. Die Launen konnten in Sekundentakt wechseln. Das war anstrengend.

Über Abgrenzung habe ich in der Therapie noch nicht gesprochen. Bisher kam das noch nicht zu Sprache. Zumal das ja auch ein Thema aus meiner Vergangenheit ist und sobald wir auch nur ganz leicht an meine Vergangenheit rankommen, dann geht bei mir gar nichts mehr.
Bin da seit dem Therapeutenwechseln, wie die Titanic 2.o. jeder Eisberg(Vergangenheit)wird weiträumig umschifft.

Manchmal fühlt sich mein Körper viel zu eng an., würde mir dann am liebsten die Haut wegkrazen. Und dass bei jeglichen Gefühlen, weil sich alles Zuviel anfühlt. Schlafen geht da sehr schlecht.
Wie als würde ich eine Supernova in mir beherbergen. Oh, was für ein Schlamassel.
Sorry, bin gerade dermaßen kribbelig und das obwohl alles Gut ist.

Lg Losemyself
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theweirdeffekt
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Beitrag Fr., 05.04.2019, 18:01

Hast du schon mal versucht, das alles runter zu schreiben? Also alle Gedanken die du dazu so im kopf hast? Das hilft mir manchmal ganz gut. Lg
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