Berufsziel in die Tonne kloppen?

[Luja]

Hallo ihr Lieben,

Erstmal zu mir. Ich bin 30 Jahre alt und habe wahrscheinlich seit der Pubertät eine Depression. Die ist mal schwerer mal weniger stark.
In der Uni wurde das ganze dann eigentlich richtig schlimm bzw war es eigentlich auch schon mal vorher während der Schulzeit, aber da habe ich durch einen Schulwechsel gut rausgefunden. Während da Uni ging es mir immer wieder schlecht, weil ich so viel Angst hatte zu versagen. Ich wurde dadurch richtig depressiv und wollte gar nichts mehr tun. Ich habe oft tagelang das Haus nicht verlassen bzw meine kleine Wohnung. Ich wollte nicht mal mehr einkaufen gehen und habe eine Freundin geschickt.
Ich war damals nicht in Therapie. Jetzt bin ich aber seit langer Zeit in Therapie und habe auch schon öfter die Therapie gewechselt. Ich habe das Gefühl, dass es mir nicht wirklich hilft. Es gibt immer wieder bessere Farben und dann wieder schlechtere. Vor einem Jahr habe ich das erste Mal Antidepressiva, ein SSRI, ausprobiert. Mir ging es so gut wie noch nie und ich hatte das Gefühl, dass ich mein ganzes Leben verpasst habe, weil ich immer so depressiv war. Ich hatte das Gefühl dass ich komplett neue Eigenschaften und Interessen an mir entdecke. Z.b. Interesse an Musik oder auch an Filmen, so banalen Sachen, die jeder mag, aber ich nie irgendwie Als sinnvoll erachtet und auch keine Freude daran hatte. Weil ich eigentlich an nichts Freude hatte. Aber ich war es eben gewohnt und konnte deswegen damit umgehen. Ich habe mein Studium durchgezogen, ein Abschluss gemacht, mir einen guten Job gesucht und war auch gut in meinem Job.

Mein großer Traum war es immer eine eigene Steuerberatungskanzlei zu haben. Wer sich etwas mit dem Thema auseinandergesetzt hat, weiß dass man dafür einen Abschluss braucht und Berufserfahrung damit man zur Steuerberaterprüfung antreten darf. Das alles erfülle ich inzwischen und habe die ganze Zeit darauf hin gearbeitet. Nun stand ich im Oktober da und musste die Prüfung schreiben. Und ich habe ihr mal ich versagt.

Nun wollte ich den nächsten Versuch jetzt im kommenden Herbst antreten und ich dachte ich hätte da voll die Lust drauf. Und ich merke jetzt wo ich wieder da an die Prüfung denke, und mich darauf vorbereite, dass es wieder trotz der Medikamente richtig richtig bergab mit mir geht. Mir geht es wieder richtig schlecht. Ich kann mich gar nichts zu irgendwas motivieren und mir ständig so, dass ich kurz davor stehe zu weinen.
Durch den ganzen Stress und meine Verfassung, habe ich wohl nicht genug Leistung in der Firma gebracht. Auf jeden Fall wurde ich zum 31.03 20-21 gekündigt. Ich bin bis dahin freigestellt und lerne nun seit eineinhalb Monaten wieder für meine Prüfung. In Vollzeit. Also für den zweiten Versuch. Und seitdem geht es mir wieder richtig richtig schlecht.

Im April beginne ich eine neue Arbeitsstelle. Ich bin ganz gut in Vorstellungsgesprächen und habe einen guten Job bekommen. Ich soll einen Standort leiten. Ich. Obwohl ich eigentlich nichts kann. Ich weiß gar nicht so recht, aber die Stelle ablehnen war halt auch nicht drin.

Schließlich brauchte ich irgendwas und egal wo ich mich beworben, ich bekam immer solche komischen Stellen, die mich eigentlich übelst überfordern. Zumindest in meiner aktuellen Verfassung. Also ich das Jobangebot im Dezember Anna, war ich noch etwas andere Ansicht. Auch wenn ich etwas Angst davor hatte, war ich da noch zuversichtlich ab.

Mein neuer Arbeitgeber erwartet, dass ich im Herbst wieder an der Steuerberaterprüfung teilnehme. Denn der Standortleiter soll immerhin auch ein Abschluss haben als Steuerberater. Und das hätte ich ja ohne die Prüfung nicht.

Nun habe ich aber das Gefühl, dass mir das alles überhaupt nicht gut tut. Und wenn ich mir vorstelle, dass ich Mandanten und riesige Unternehmen beraten soll, dann kriege ich es absolut mit der Angst zu tun. Und ich weiß nicht ob nicht mein Leistungsdruck, den ich mir selbst mache, dazu führt, dass ich immer tiefer in Depressionen rutsche.

Oder ob es jetzt einfach nur eine Versuch meines Körpers ist vor der Prüfung wegzulaufen. Statt mich auf mein Hintern zu setzen und zu büffeln. Ich habe keine Ahnung, ich weiß nur dass es mir nicht gut geht.

Ich weiß auch gar nicht, wie ihr mir helfen könnt, ich habe einfach das Bedürfnis gehabt mit jemand unabhängigen zu reden.
Wann kommt noch hinzu, weshalb ich eigentlich das mit der Steuerberatungskanzlei auch durchziehen muss, dass ich noch in jungen Jahren und darauf aufbauen doch immer wieder meiner Mutter versprochen habe, dass sie bei mir als Sekretärin arbeiten wird. Sie ist gut in dem was sie tut, aber sie arbeitet im Moment bei Mindestlohn im Callcenter, weil sie davor nur für ihren Ex-Ehemann im Geschäft gearbeitet hat und nicht offiziell ein Arbeitsverhältnis hatte.
Sie freut sich so darauf, dann bei mir zu arbeiten. Wir haben eigentlich ein sehr gutes Verhältnis. Leider ist sie auch psychisch krank und deshalb ist es alles etwas schwierig bei ihr.

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[No Twist]

Hallo, die Steuerberaterprüfung ist soweit ich weiß, ziemlich schwierig. Stellt dich dein Arbeitgeber zum Lernen frei? Bist du in einem Vorbereitungskurs? Ohne diese beiden Faktoren ist die Prüfung nach meinem Wissen kaum zu schaffen.

Zu deinem Anliegen: Man kann die Prüfung wohl wiederholen - und ich an deiner Stelle würde mir dafür die besten Bedingungen schaffen (also Freistellung auf Arbeit und Kurs) und alles daran setzen, dass ich meinen Traum/ mein Ziel nicht in die Tonne trete, bevor es sich nicht qua Nichtbestehen von selbst erledigt. Du würdest dich immer fragen, ob es doch das gewesen wäre, was du willst... auch, wenn du unter schlechten Bedingungen antrittst. Das es dir gerade schlecht geht, dürfte an dem Stress liegen, der solche Prüfungen mit sich bringen - du hast den Anspruch zu bestehen, hast es schon mal nicht geschafft und es gibt nicht unendlich viele Versuche. Da wäre jeder gestresst und bei Neigung wird da schnell eine Depression draus. Aber es war immer dein Ziel und Wunsch und deshalb würde ich mich von der Depression nicht einschränken lassen.

Also: Was kannst du machen? Freistellen lassen zum lernen, Geld in einen guten Kurs investieren - bei Steuerfachschulen. Das hätte den Vorteil, dass du in Kontakt mit anderen Prüflingen kommst. Damit wäre eine Sache, die Depressionen bedingt, schon mal etwas abgemildert: Wenig Kontakt zu anderen Menschen. Dann solltest du dir Pausen gönnen, auch mal Spazierengehen, auch mal einen Film gucken und eben nicht nur arbeiten und lernen...

Hoffe, das hilft dir erstmal weiter. Ggf. lass den Job doch erstmal sein, geh zur Arbeitsagentur und lass dir den Kurs finanzieren. Ehrlich: Wenn man zu Depressionen neigt, sollte man sich auch nicht überfordern. Und dann kannst du, wenn du die Prüfung gemacht hast, immer noch eine eigene kleine Kanzlei aufmachen und musst nicht ausschließlich für riesen große Kunden arbeiten. Gibt Vereine, Künstler, andere Selbstständige. Vielleicht wäre es ratsam, etwas runterzufahren und mehr Zeit für das LEben zu haben, dass du bisher verpasst hast.

[Luja]

Ja ich hab halt iwi das Gefühl, dass Arbeit + genug lernen + leben sich nicht vereinbaren lassen.
Ich habe letztes Jahr nen Kurs gemacht und war auch 3 Monate freigestellt (unbezahlter Urlaub + Jahresurlaub).
Die Prüfung ist schwierig, ja. Vielleicht bin ich auch einfach dumm. Ich hab haktndas Gefühl sobald ich dran denke könnte ich nur noch heulen. Ich denke ständig dran und hab wieder gar keine Freude mehr.
ALG + lernen hatte ich auch schon überlegt, aber irgendwie hab ich nich das auch nicht getraut.

Ich war felsenfest überzeugt ihr ratet mir davon ab, es nochmal zu versuchen
Danke für deinen Ratschlag.

[candle.]

Ich würde ja zu psychologischer Hilfe raten um die Prüfung zu bestehen. Es ist möglich genau auf diese Prüfungssituation hinzuarbeiten und Zeit wäre noch genug.

Hinschmeißen wäre jetzt wirklich ungünstig und schade.

LG candle

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