Über was grübelt ihr?

Nicht jedem fällt es leicht, mit anderen Menschen in Kontakt zu treten, "einfach" mal jemanden kennenzulernen oder sich in Gruppen selbstsicher zu verhalten. Hier können Sie Erfahrungen dazu (sowie auch allgemein zum Thema "Selbstsicherheit") austauschen.
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Franziska1989
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Über was grübelt ihr?

Beitrag Do., 23.02.2017, 09:31

Hallo liebe Foren-Mitglieder!
Ich bin ganz neu hier und ist es auch das erste Mal dass ich mich an ein Forum wende, in der Hoffnung auf Erfahrungsaustausch.

Kurz zu meiner Geschichte. Ich bin ## [siehe Profil, Anm.Admin] und bin schon seit Teenager-Zeit ein Mensch der immer sehr viel nachdenkt. Getrieben von meinem Ehrgeiz in Schulzeit, Studium und Job, immer auf der Suche und Frage nach wahrem Glück. Nachdem ich beruflich so ziemlich alles erreicht hatte was ich wollte, begannen die Gedanken um meine Partnerschaft zu kreisen. Ist es bzw. ER das was ich für mein Leben wirklich möchte? Warum kann ich mit den 10% die mir an ihm nicht passen nicht umgehen und akzeptieren, obwohl er 90% genau meinem Traumpartner bzw. Vorstellungen entspricht? Ich sehe und fühle immer nur die negativen 10%, das positive kann ich nicht spüren. Die Frage ob es daher wirkliche Liebe ist, ist daher äußert schwer zu beantworten und versetzt mich in ständiges Grübeln.

Meine seelischen Belastungen die ich dadurch seit Jahren erleide wirkten sich auch psychisch und pysisch aus.
Am Rande: von meinem 15. bis 2#. Lebensjahr litt ich an Bulemie und befinde mich seither in Gesprächstherapie. Ich bin eine äußert schwere Migräne-Patientin seit meinem 1#.Lebensjahr. Nach unendlichen Therapien und Marathon von einem Arzt zum nächsten, kann ich die Migräne nur mit Notfalltabletten (Triptane) in Schach halten.

201# hat sich mein Freund (nach 4 Jahren Beziehung) sich von mir getrennt und es ist damals eine Welt für mich zusammengebrochen, sprich ich bin in eine Depression gefallen. Bekam Antidepressiva und nach ein paar Monaten ging es mir wieder besser. Mein Freund wollte dann auch wieder mit mir zusammen sein und wir sind auch zusammengekommen und es war die schönste Zeit für mich. Nach 1 Jahr jedoch fing wieder diese Unzufriedenheit und Frage bzw. Grübeln nach LIEBE an. Bis ich mich 2016 (im ###) selbst von ihm getrennt habe, weil ich dachte diese ständigen Gedanken nicht mehr auszuhalten und dass es nicht 100% das Wahre ist, sonst würde ich nicht immer so zweifeln und grübeln. 1 Monat nach der Trennung ging es solala, dann wollte ich wieder zu ihm zurück, weil ich weiß dass er der einige Mensch ist mit dem ich leben kann und will. Nachdem ich äußert lange um ihn gekämpft habe, sind wir jetzt wieder Zusammen, aber meine Ängste und Depression ist schlimmer geworden. Grüble wieder ständig vor mir hin ob ER der Richitge ist bzw. welche Gefühle ich habe.

Habe von meinem Psychiater Sertralin verschrieben bekommen, die nehme ich seit ca 1 Monat. Einmal hatte ich sie in diesem Monat für ein paar Tage abgesetzt und diese Tage waren die reinste Hölle. Ich weiß es war ein Fehler dies zu tun. Seither nehme ich sie wieder regelmäßig und hoffe auf eine baldige Besserung. Alles was ich möchte ist Zufriedenheit und dass ich fühlen kann glücklich zu sein, ohne Zweifel und Grübelgedanken. Bald beginne ich auch zusätzlich eine koknitive Verhaltenstherapie.

So viel zu meiner Geschichte.
Gibt es jemanden dem es ähnlich geht oder bin ich wirklich "so schwierig" oder ist mein Partner wirklich nicht der Richtige für mich. Ich kann es einfach nicht unterscheiden. Ich kann nicht unterscheiden was Herz - Kopf - und Bauch sagen.

Liebe Grüße

Hinweis Admin: u.U. konkreten Personen zuschreibbare Angaben (z.B. Realnamen, konkrete Zeitangaben u.dgl.) wurden aus dem Beitrag entfernt. Bitte lesen Sie die Benutzungsregeln / Netiquette des PT-Forums hinsichtlich unserer Bemühungen betr. Anonymität. Danke.

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mondlicht
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Beitrag Do., 23.02.2017, 12:14

Hallo Franziska,

willkommen in diesem Forum

Ich könnte mir vorstellen, dass Du nicht allein bist mit deinen Zweifeln. Nach meiner Erfahrung geht eine Depression, selbst wenn sie nur latent ist, mit dem Problem einher, ambivalent zu fühlen und sich nicht "entscheiden" zu können. Auch das Leiden an dieser Situation natürlich. Wobei ich für mich erkannt habe, dass die Gedanken ein Ausdruck des depressiven Drangs sind, sich das Leben zu vermiesen.

Grübelst du eigentlich nur über deinen Partner?

Wenn dein Partner dir als Mittel dient, dich in deinem depressiven Muster festzuhalten ( Grübeln, Ambivalenz, Abwertungen etc.), dann wirst du innerhalb der Beziehung nicht weiter kommen. Vielleicht lenkst du dich auch von tieferen und umfassenderen Problemen ab, indem du darüber grübelst, ob er der richtige ist.

LG

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Franziska1989
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Beitrag Do., 23.02.2017, 12:23

Hallo, danke für deine Antwort.

Ja, leider grüble ich immer nur über meinen Partner und meine Gefühle. In meinen anderen Lebenslagen passt soweit alles und geben mir diese keine Anhaltspunkte zu Grübeln. Im Job zB mache ich alles perfekt (auch wen ich das selbst nicht gern sage, weil was ist schon perfekt), bin anerkannt und fühle mich selbstsicher. Natürlich gab es in den letzten Jahren auch mal einen Konflikt mit Arbeitskolleginnen, JA dann Grüble ich über das Problem auch ständig nach, bis es gelöst ist. Aber das war schon lange nicht mehr der Fall.

Leider weiß ich nicht warum ich alles auf meinen Partner scheinbar projiziere. Mit Freundinnen habe ich schon lange aufgehört über dieses Thema zu sprechen. Die sagen alle das gleiche, "trenn dich von ihm, wenn du es nicht 100% spürst dass es das Richtige ist". Hab ich versucht, aber ohne ihn kann ich noch schlechter.

leider weiß ich nicht was in meinem Kopf falsch läuft :(

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Ayla
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Beitrag Do., 23.02.2017, 12:54

100% in einer Liebesbeziehung sind meiner Meinung nach utopisch.
Die Prozente die fehlen, die gleichen wir durch gute Kompromisse und Liebe aus, das lässt uns wachsen.
Eine Beziehung sehe ich als Aufgabe und nicht statisch, wir verändern uns ja auch. Spätestens dann gehen die 100% nicht mehr auf.

Ich kann mir vorstellen, dass du deshalb zweifelst, weil eben Perfektion deine "Latte" ist.
Für dich schaffst du es sie zu erreichen, aber eben nicht in einer Partnerschaft.

Deshalb habe ich keinen Partner, weil ich die 100% als Ausrede für mich nehme
Neulich habe ich gelesen, man muss nicht mal verliebt sein um eine Beziehung einzugehen
Das größte Problem mit der Kommunikation ist die Illusion, sie sei gelungen
Alle großen Wahrheiten waren anfangs Blasphemien

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Franziska1989
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Beitrag Do., 23.02.2017, 12:59

ja da gebe ich dir voll und ganz recht. Ich hasse meinen Perfektionismus. Ich weiß, dass Liebe wachsen muss, es Verliebtheit nur am Anfang einer Beziehung gibt....nur kann sich das was ich im Kopf verstehe, nicht mit meinen Gefühlen in Einklang bringen.

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Ayla
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Beitrag Do., 23.02.2017, 13:05

Verstehe, du liebst ihn nach der langen Zeit nicht voll umfänglich, ok.
Du spürst, dass dein Gefühl mehr mit dir als mit ihm zu tun hat?

Dann würde ich versuchen mich in Gelassenheit zu üben, zu entspannen, dir keinen Druck machen, loslassen. Weil perfekt ist doch, jedenfalls für mich, also eigentlich langweilig.

Weißt du woher dein Perfektionismus kommt?
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Franziska1989
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Beitrag Do., 23.02.2017, 13:14

Da ich ja doch lange Jahre Erfahrung mit Gesprächstherapeuten habe, weiß ich woher das kommt. Wie so oft, sind die Mütter an allem schuld
Ich bin Einzelkind und die ganze Konzentration meiner Mutter lag bei mir. wenn ich einmal eine schlechte Note mit nach Hause gebracht hatte, gab es Streit...Sätze, ich sei zu blöd, was denken die anderen bloß von dir, schämst du dich nicht. Ich habe das zwar alles mittlerweile in Therapien aufgearbeitet und meiner Mutter verziehen. Noch dazu war die Ehe meiner Eltern eine reine Katastrophe (aus Blickwinkel eines Kindes). Meine Mutter hat studiert, mein Vater war ein einfacher Handwerker. Auch wenn ich gerne studiert habe und froh bin ein Studium gemacht zu haben, wurde mir doch emotional beigebracht, Menschen mit Studium seien "besser" und "anerkannter". Deshalb hat sich meine Mutter auch immer meinem Vater überlegen gefühlt. Streit war an der Tagesordnung. Achtung gegenüber dem Ehepartner ist etwas was meine Eltern NIE hatten und ich auch nie mitbekommen habe.
jetzt ereilt mir das gleiche Schicksal. Meine Freund hat nicht studiert, ich schon, weshalb in mir das Gefühl auf "gleicher Augenhöhe zu sein" etwas fehlt. Auch wenn ich weiß was für ein abgrundtiefer Blödsinn das ist. Das ist offensichtlich meine erlernten Muster, die ich nicht los werde.

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Ayla
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Beitrag Do., 23.02.2017, 13:24

Ja, genau das kenne ich auch, nur ohne Streit, Eiseskälte im Hause.

Ich hatte wohl Glück, denn ich war dermaßen rebellisch, dass ich kein Abitur gemacht habe.
War dann auch ein Akt, mir zu sagen, dass ich trotzdem wertvoll bin.

Bin keine Fachfrau, aber vom Gefühl her würde ich sagen, übe dich in Achtsamkeit.
Der Perfektionismus ist nicht deines, finde ich wichtig.

Etwas unperfektes, was dich berührt, vor dem du Respekt hast. Ein Welpe in seiner Unbeholfenheit oder du selbst.
Ich bin 49 Jahre alt und fange an faltig und weich zu werden, da hat man verloren, wenn man auf Perfektionismus steht

Vielleicht bilden sich dann neue Synapsen.
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Franziska1989
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Beitrag Fr., 24.02.2017, 08:10

Ich fühle ich ja wertvoll bzw. ich könnte, wenn man mich fragt, nicht sagen dass ich mich selbst nicht liebe oder nicht wertvoll empfinde. Bin sogar noch dazu äußerst selbstverliebt.

Mit Sertralin geht's mir jetzt etwas besser. Gestern hatte ich zB einen super Tag, war gut drauf, grüble (Troll im Kopf) auch nicht über meine Partnerschaft nach. Heute in der Früh gings mir wieder nicht so gut. Auf den Weg zu arbeit wieder viel viel negatives nachgedacht. Hoffe das wird im Laufe des Tages wieder besser.

Und ich hoffe es hört jetzt nach Jahren irgendwann bitte auf.

Was meinst du mit Welpe? und etwas Unberührtes das mich berührt?

Ich versuche positiv zu denken!

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Ayla
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Beitrag Fr., 24.02.2017, 09:07

Franziska1989 hat geschrieben:Ich fühle ich ja wertvoll bzw. ich könnte, wenn man mich fragt, nicht sagen dass ich mich selbst nicht liebe oder nicht wertvoll empfinde. Bin sogar noch dazu äußerst selbstverliebt.
Das habe ich mir fast gedacht.
Wenn du älter wirst, ist zumindest die Hülle nicht mehr perfekt, spätestens dann kommt man zumindest mit der Optik in Konflikt wenn man es gerne perfekt hätte.

Ein gewisses Maß an Selbstliebe und Selbstbewusstsein benötigt jeder Mensch. Zum Problem wird es dann, wenn die Selbstliebe so groß und das Einfühlungsvermögen so gering ist.

Dein Selbstwert speist sich evtl. aus dem Perfektionismus, der nicht deiner ist.
Ich sag es einfach mal so, ein gesunder Selbstwert hat es nicht nötig sich überlegen zu fühlen.
Franziska1989 hat geschrieben:Was meinst du mit Welpe? und etwas Unberührtes das mich berührt?
Ayla hat geschrieben:Etwas unperfektes, was dich berührt, vor dem du Respekt hast. Ein Welpe in seiner Unbeholfenheit oder du selbst.
Damit meinte ich, dass du gute Gefühle auf Dinge fokussierst, die nicht perfekt aber wunderschön sind.
Um dich mal neu auszurichten. Da du vom Verstand her weißt, aber es nicht fühlen kannst.

Zudem wie eine Aufgabe, die dich vom Grübeln abhält.
Franziska1989 hat geschrieben:Ich versuche positiv zu denken!
Wie machst du das, berührt es dich oder ist es nur ein Gedankenkonstrukt?

Machst du eine Therapie?
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Franziska1989
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Beitrag Fr., 24.02.2017, 09:18

du beschreibst das wirklich gut. Ja ich fokussiere mich (vor allem beim Partner) auch die negativen Dinge. Obwohl wir wirklich eine schöne Zeit haben. Das alles resultierend aus meinem Perfektionismus heraus. Warum ich es bei der Arbeiten nicht habe oder was mich selbst betrifft? Leider fühl ich mich ziemlich "perfekt", obwohl ich es weiß dass ich es nicht bin.

ich beginne demnächst mit einer koknitiven Verhaltenstherapie. Zur Zeit nehme ich Sertralin, das stabilisiert mich ein wenig. Habe gute Tage, an denen ich mich ziemlich gut führe, wo auch sich eine Zufriedenheit und Freude einstellt und ich sie auch spüren kann. Dann gibt es Tage da hab ich wieder diese Angst ob alles das richtige ist, vor der Zukunft etc.

Positiv Denken kann ich auch nur versuchen und muss mir bewusst das immer wieder sagen.

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Ayla
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Beitrag Fr., 24.02.2017, 09:26

Ich wage mich jetzt einfach mal weit voraus und sage dir, dass:
Franziska1989 hat geschrieben: Leider fühl ich mich ziemlich "perfekt", obwohl ich es weiß dass ich es nicht bin.
Du gar nicht weißt wer du bist, weil du das lebst was deine Mutter von dir gefordert hat und du es als deines verinnerlicht hast. Deshalb fühlt es sich auch nicht stimmig an.

Darf ich dich mal virtuell drücken, ich mach es einfach
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Franziska1989
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Beitrag Fr., 24.02.2017, 09:39

Da stimme ich dir zu. Ich weiß nur nicht weshalb die letzten 10 Jahre in Therapien da nicht gefruchtet haben :( hab gedacht ich hätte das einiger Maßen überwunden mit meiner Mutter. Aber ich dürfte das offensichtlich so verinnerlicht haben, dass es richtig schlimm geworden ist.

Dankeeeee - das ist sehr lieb von dir

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Ayla
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Beitrag Fr., 24.02.2017, 09:46

Und die gute Nachricht, du bist nicht so wie deine Mutter

Sehr erleichternd, wie ich finde

Also sei nicht betrübt, sondern gehe auf Entdeckungsreise, spannend - wer bist du?
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Isa1910
neu an Bo(a)rd!
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Beitrag Fr., 24.02.2017, 16:26

Liebe Franziska1989!
Ein bischen gruselig finde ich, dass du in Teilen deiner Threads mich bzw. mein Leben beschreibst... Ha, Spaß beiseite! I

Ich kann mich in einigen Punkten, die du aufführst sehr gut in dich hinein versetzen.
Zum Beispiel das ewige perfekt sein! Für wen eigentlich? Und wie soll das überhaupt funktionieren? Es ist ein ständiges Spiel des Zweigespaltenen... Ich versuche auch oft, mich mit positiven "Gedankenkonstrukten" über Wasser zu halten (Als Beispiel, wenn mein Freund mich "verärgert", sage ich mir vor: Er respektiert mich, achtet mich. Er meint nichts von dem was er tut , böse u.s.w.) Ich habe festgestellt, dass mir das nicht hilft, obwohl ich mir solche "Mühe gebe". Dieses berühren, von dem Ayla spricht kenne ich aus soooo vielen Bereichen meiner Gefühlswelt und ich kann mich dadurch in so viele verschiedne Menschen und deren Lebenslagen reinfühlen (meistens, wenn es ihnen schlecht geht), aber die Berührung von Freude und Glück, die ist im Verhältnis viiiieeel seltener. Das finde ich sehr, sehr schade und schon springt wieder mein alt bewährtes Betreibersystem "Perfektionismus" nach dem Motto: Freu dich gefälligst, alles ist voll schön um dich herum! (Klappt leider so auch nicht

Mein Freund ist ein wirklich ausgesprochen toller Mensch, wie ich finde! Und dennoch klagt er vermehrt darüber, dass er es trotz allen Eifers (Den ich sogar messen könnte, in dem wie er sich verhält) mich nie zufrieden stellen kann. Das ist eine harte Wahrheit, die nun auch gar nichts mit ihm zu tun hat.
Ich kenne das so angenommen werden, wie man halt ist, gar nicht. Meine Mutter war auch allein erziehend und hatte mords die Ansprüche an mich. Als Kind war ich teilweise kein Kind mehr, sondern hab schon voll die Erwachsenensachen machen müssen, war sehr schnell sehr selbständig. Wenn es Ärger gab, gab es ihn 100% in mein face! (War ja sonst keiner da) Freude gab es auch nicht oft, da sie immer "Haare auf den Zähnen" hatte. (Auch ich fürchte mich sehr,wie meine eigene Muttter zu sein)

Das merke ich an Streitsituationen mit meinem Partner, denn ich kann es nicht aushalten, dass er mich kritisiert (ich will ja perfekt sein) und ehrlich zu mir ist. Also ich will es so, aber ich kann damit nicht umgehen.Wenn wir streiten (was sehr oft von meinen Launen ausgeht), bricht für mich die halbe/ganze Welt zusammen und er wünscht sich aber Stabilität und Integrität von mir. Ja, wenn das mal so einfach wäre. Wenn das mal so einfach wäre, nicht immer dem hinterher zu hecheln, was man denkt, was andere von einem wollen wie man ist, sondern sich selbst ist. Auwei!

Ich ertappe mich oft, wie mein vermeintliches Selbstbewusstsein, meine Taffheit, meine Kontrolle, meine kühne "Stärke" sich entpuppt als Konstrukt vor einer sehr tiefen Verwundbarkeit. Ein Schutzwall, damit keiner merkt, was wirklich dahinter steckt. So dick und abwehrend, dass es dahinter in manchen Ecken schon dunkel geworden ist und ich teilweise gar nicht mehr genau sehen kann, was sich dahinter verbirgt, also wer ich wirklich bin und wie.
Das klingt jetzt sehr traurig, aber zum Glück habe ich auch verschiedene Formen einer Resilienz, also Widerstandsfähigkeit und Ressourcen, die mir helfen können, mein wahres Ich zum Beispiel wieder etwas merh zu beleuchten, zum Beispiel in dem ich ein bischen Fassade bröckeln lass, das wieder Licht hinter die Mauern kommt... Ich bin also zum Glück eine Abenteurerin Ich habe Lust, neues zu entdecken und zu erkunden. Beim Essen, beim Wandern, beim Sport u.s.w. bin ich immer wieder mal auf der Suche nach unbekannten Gebieten und wie sich das so anfühlt. Auch mich slebst zu entdecken macht großen Spaß und bringt mir auch noch Zugewinn an Lebensqualität!
Leider irgendwie hing diese Erkenntnis mit dem Tod meiner Mutter zusammen. Als sie starb, dachte ich zunächst, ein Teil von mir sei mit ihr gestorben. (Außerdem starb sie sehr jung und das fand ich unfair). Nach einer Weile des Trauerns empfand ich es plötzlich als sehr befreiendes Gefühl, dass ich nun auf mich selbst gestellt war. Also nicht, weil meine Mutter immer alles für mich gemacht hat (im Gegenteil), ich meine die "Abhängigkeit" zwischen uns. Ich konnte mich ENDLICH auf meine eigene Reise machen. Unabhängig von ihren Bedürfnissen und ihrer Kritik. Das war ein neues und seltsames Gefühl. Aber wie gesagt, ich bin Abenteurerin und hoffe, dass mich das mir immer ein Stückchen näher bringen kann.

Vielleicht hast du auch solche Fähigkeiten, oder Interessen, die dich ermuntern können, von denen du für dich selbst profitieren kannst!!!???

(Ich hab zu viel geschreiben, daher geht es in einer neuen Antwort weiter...uuups)
"Man stolpert nicht über Berge, sondern über Maulwurfshügel."

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