Wie gut kennt dich dein/e TherapeutIn ?

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Prinzessin27
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Beitrag So., 24.09.2017, 16:33

Merken, dass man vom Therapeuten ernst genommen wird und sich selbst ernst nehmen - das ist ganz wichtig! Und diese Erfahrung machen vielleicht einige das erste mal in Therapie.

Jenny Doe: hätte eine gute Therapeutin nicht diese destruktive Muster erkennen müdden/können? Die sind doch jahrelang geschult und wissen dass Patienten ihre Sicht darlegen o einen bestimmten Blickwinkel haben? Meiner provoziert zum Teil und fordert mich mit ganz anderen Einstellungen/ Meinungen heraus

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Prinzessin27
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Beitrag So., 24.09.2017, 16:40

Genau die Frage des Bildes/selbstbildes/ Bild, dass der Therapeut von mir hat, kam diese Woche bei mir auf.
Wir haben dem ein "Bild " gegeben :-) meine Befürchtung ist er, sieht nur die dunklen Seiten/ Farben von mir - also das schlechte, traurige, "depressive " ; dadurch, dass ich (fast) nur über Probleme spreche, kennt er nicht das gelöste, ausgelassene, lachende ich (wenn dann ganz ganz ansatzweise). Er sieht nicht die hellen Farben im Bild = unvollständiges Gesamtbild.
Habe da Angst er würde mich noch "depressiver" erleben oder noch "trauriger/verärgerter " ( da kann man einsetzen was man will) als ich tatsächlich bin. Und eventuell ist es gar nicht so " schlimm" in meinem Leben.


Jenny Doe
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Beitrag So., 24.09.2017, 16:46

Hallo Prinzessin27
hätte eine gute Therapeutin nicht diese destruktive Muster erkennen müdden/können?
Im Falle der Stalker-Frau Nein. Sie legt dieses besagte Verhalten weder in Freundschaften noch in einer therapeutischen Beziehung an den Tag, sondern nur dann, wenn Liebe im Spiel ist und sie verlassen wird. Solange sich die Stalker-Frau nicht in ihre Therapeutin verliebt und diese sie plötzlich verlässt, wird sie das besagte Verhalten in ihrer Therapie nicht an den Tag legen.
Wenn meine Freunde das nicht selber mitbekommen hätten, wie sie ist, wenn es um Beziehung geht, dann hätten die mir kein Wort geglaubt. Denn in Freundschaften usw. verhält sie sich völlig anders, ist in diesen z.B. bedacht auf "Selbstständigkeit" usw. In einer Beziehung hingegen ist sie völlig anders.
Die Therapeutin hat schon mal eine Rückmeldung von Außen über diese Frau bekommen. Doch sie hat dieser Rückmeldung nicht geglaubt. Das, was sie da hörte, entsprach so gar nicht dem, was sie von ihrer Klientin mitbekam und dem Bild, das sie sich von ihr gemacht hatte. Erst als die Stalker-Frau ihrer Therapeutin gegenüber zugab sich tatsächlich so verhalten zu haben, wie von Außen berichtet, glaubte die Therapeutin es.
In ihrer Therapie kann keine Übertragungssituation entstehen, da die Bedingungen dafür nicht gegenben sind. Die Therapeutin müsste provozieren, dass sich ihre Klientin in sie verliebt und sie dann fallenlassen. Dann hätte sie eine Übertragungssituation geschaffen. Doch das wird sie aus ethischen Gründen kaum tun.
Jetzt wo sie zwei Mal von Außenstehende etwas über diese Frau erfahren hat, was sie sonst nie erfahren hätte, kann sie damit arbeiten.
Wir müssen das Leben loslassen, das wir geplant haben, damit wie das Leben leben können, das uns erwartet (Joseph Campbell). Manche Leute glauben, Durchhalten macht uns stark. Doch manchmal stärkt uns gerade das Loslassen (Hermann Hesse).


isabe
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Beitrag So., 24.09.2017, 16:52

In der Therapie verdichtet sich alles Erleben; deshalb wirkt jedes Gefühl intensiver als im normalen Leben. Faktisch siehst du den Therapeuten 300 Stunden, also knapp zwei Wochen. .. Logisch, dass diese zwei Wochen anders ausgefüllt werden, als man sich normalerweise verhält.

Der Therapeut muss also nicht unbedingt wissen, wie wir im Alltag sind

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mio
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Beitrag So., 24.09.2017, 17:19

Prinzessin27 hat geschrieben: So., 24.09.2017, 16:33 Jenny Doe: hätte eine gute Therapeutin nicht diese destruktive Muster erkennen müdden/können? Die sind doch jahrelang geschult und wissen dass Patienten ihre Sicht darlegen o einen bestimmten Blickwinkel haben? Meiner provoziert zum Teil und fordert mich mit ganz anderen Einstellungen/ Meinungen heraus
Das habe ich mich auch gefragt. Und ich finde es noch dazu "untherapeutisch" jemandem "Empfehlungen" zu geben wie er am Besten bei jemand anders "landen" kann.

Klar können Therapeuten auch zu so Problemen was sagen, aber derartige "Strategien" mit einer Patientin zu "erarbeiten" fände ich grenzwertig bis übergriffig. Unabhängig davon, ob der andere aufgrund eines persönlichen "Problems" oder einfach nur weil er halt keinen Bock auf den Menschen hat keine Beziehung will. Nein ist nein und damit zu akzeptieren, da dann zu sagen "Haben Sie einfach Geduld", "Bleiben Sie dran" etc. pp. fände ich nicht richtig. Das fordert ja regelrecht dazu auf die Grenzen anderer nicht zu respektieren.

Das unterstützt diese seltsame Sichtweise: "Ich weiss besser als die Frau selbst was sie eigentlich will..." "Diese Frau ist das Glück meines Lebens und ich bin ihres, sie weiss es nur noch nicht..." Allein das weisst ja schon darauf hin, dass da was nicht stimmen kann, dafür muss man ja noch nicht mal Therapeut sein um zu merken, dass da was nicht ganz stimmen kann. Da würde selbst ich ner Freundin raten: Du, das wirst Du akzeptieren müssen, wenn die Frau keine Beziehung mit Dir will, sieh zu dass Du sie vergisst und konzentrier Dich wieder mehr auf Dich... :kopfschuettel: :kopfschuettel: :kopfschuettel:

Allerdings wissen wir auch nicht, ob die Patientin Jenny gegenüber die Situation wirklich so geschildert hat wie sie war oder ob bereits da eher "gesehen" wurde, was gesehen werden wollte und es diese massive Beschäftigung damit in der Therapie so vielleicht gar nicht gab sondern dies auch nur "vorgetäuscht" wurde oder vollkommen falsch aufgefasst.

Ich glaube bei manchen Mustern ist es auch für Therapeuten sehr schwierig diese wirklich zu erkennen bzw. selbst wenn sie erkannt werden sie dann gemeinsam mit dem Patienten zu verändern. Es gibt ja auch Störungsbilder die sehr hartnäckig sind und als kaum veränderbar gelten aufgrund dessen. Das ist dann sicher eine Abwägungsfrage für einen Therapeuten: Sehe ich da noch die Chance auf Erfolg? Oder sehe ich sie nicht und beende die Therapie?

Ich hatte auch mal nen Stalker und das war echt ziemlich krank, was der sich in seinem Kopf so zurecht phantasisert hat ohne dass es dafür auch nur den geringsten realistischen Grund gab. Der kannte mich noch nicht mal persönlich, hatte mich weder je gesehen noch gesprochen, machte mich aber wahlweise zu seiner "schicksalhaften Frau des Lebens" oder aber "Verfolgerin, die ihn angezeigt hat". Und ich gehe davon aus, dass der das wirklich glaubte. Es stimmte nur eben überhaupt nichts davon, dass war alles nur seine Phantasie die er an mir als "Projektionsfläche" auslebte.


Jenny Doe
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Beitrag So., 24.09.2017, 18:13

Hallo Mio
Klar können Therapeuten auch zu so Problemen was sagen, aber derartige "Strategien" mit einer Patientin zu "erarbeiten" fände ich grenzwertig bis übergriffig.
Ich sehe das nicht so klar wie du, ... wenn ich an eigene Erfahrungen in meiner eigenen Therapie denke. Wenn ich z.B. an meiner Erfahrung mit der Mitbewohnerin denke und an meine Therapiesitzungen, ... da hat mir auch meine Therapeutin Tipps gegeben, wie ich mit dieser Frau umgehen soll. Da hat auch meine Therapeutin überlegt, was mit der Frau los sein könnte (was weder sie noch ich wissen können), dass sie sich so verhält wie sie sich verhält. Da hat meine Therapeutin auch mir geglaubt, ... ohne wissen zu können und ohne überprüfen zu können, ob ich das alles richtig wahrnehme und widergebe. Ich selber kann meine Sachen ja auch nur so wiedergeben, wie ich sie wahrnehme. Auf der Basis meiner Erzählungen und Wahrnehmung von Ereignissen, macht sich ja auch meine Therapeutin ein Bild von mir. Wer weiß wie sich das Bild verändert hätte, wenn sie auch die andere Seite gehört hätte. Hat sie aber nicht, darf sie nicht. Ihr blieb nur mit dem zu arbeiten, was ich ihr biete und was ich ihr erzähle, wie ich die Situation wahrnehme. Das beinhaltet eben auch Tipps, wie ich mit der Mitbewohnerin umgehen soll, ohne die Perspektive der Mitbewohnerin zu kennen.
Die Therapeutin der Stalker-Frau wird genauso gedacht haben, wie meine Therapeutin in meinem Fall. Sie wird ihre Tipps nicht als grenzwertig empfunden haben, da sie ihrer Klientin das geglaubt hat, was sie ihr alles über mich erzählt hat. So wie mir meine Therapeutin meine Erzählungen glaubt, auch das, was ich ihr über diese Frau erzählt habe.
Therapeuten können, um auf das Thema des Threads zurückzukommen, Klienten nicht besser kennen als sie sich selber kennen. Sie bekommen nur eine einzige subkjektive Erzählung geliefert, die sie nicht auf ihre Wahrheit hin überprüfen können, da sie nicht die andere Seite befragen können.
Ich bin mir sicher, wenn meine Therapeutin mich in meinem Umgang mit der Mitbewohnerin live erlebt hätte, dann hätte sie mir mit Sicherheit auch Rückmeldungen über mein eigenes Verhalten geben können. Aber sie hatte nur meine Erzählungen, nur meine Wahrnehmungen, nur meine Interpretationen. Darauf baut sie ihr Bild von mir auf, damit arbeitet sie. Im schlimmsten Fall verstärken Therapeuten durch ihr "dem Klienten glauben" falsche Verhaltensweisen des Klienten, ohne sich dessen bewusst zu sein.
Wir müssen das Leben loslassen, das wir geplant haben, damit wie das Leben leben können, das uns erwartet (Joseph Campbell). Manche Leute glauben, Durchhalten macht uns stark. Doch manchmal stärkt uns gerade das Loslassen (Hermann Hesse).


mio
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Beitrag So., 24.09.2017, 19:02

Jenny Doe hat geschrieben: So., 24.09.2017, 18:13 Sie wird ihre Tipps nicht als grenzwertig empfunden haben, da sie ihrer Klientin das geglaubt hat, was sie ihr alles über mich erzählt hat. So wie mir meine Therapeutin meine Erzählungen glaubt, auch das, was ich ihr über diese Frau erzählt habe.
Therapeuten können, um auf das Thema des Threads zurückzukommen, Klienten nicht besser kennen als sie sich selber kennen. Sie bekommen nur eine einzige subkjektive Erzählung geliefert, die sie nicht auf ihre Wahrheit hin überprüfen können, da sie nicht die andere Seite befragen können.
Ich finde es nicht deshalb grenzwertig, weil sie der subjektiven Wahrheit Glauben geschenkt hat sondern weil ich es nicht richtig finde, wenn ein Therapeut ein "Beziehungs-Nein" (egal aus welchen Gründen) zu "umschiffen" empfiehlt anstatt zu sagen: Sie müssen das so akzeptieren, egal warum Jenny ihrer Meinung nach keine Beziehung mit Ihnen wünscht.

Es ist nämlich vollkommen unerheblich ob Du die Beziehung zu dieser Frau aufgrund eines "Problems" ablehnst oder aber aus freien Stücken. Du lehnst sie ab. Punkt. Ende Gelände. Selbst wenn Du sie lieben würdest und aus irgendwelchen anderen Gründen aber nicht mit ihr zusammensein wolltest hätte sie das zu akzeptieren und da nicht nach Mitteln und Wegen zu suchen, wie sie vielleicht doch an Dich rankommen kann.

So wie Du es geschildert hast ging es da ja nicht um ein paar Wochen in denen es sich um Dich gedreht hat sondern um Jahre. Dh. die Wahrscheinlichkeit, dass Du Deine Meinung da noch änderst weil ihr Euch vielleicht noch nicht lange kennt oder so ist ausgesprochen gering. Sowas dann auch noch zu unterstützen finde ich untherapeutisch. Unabhängig davon ob sie ihrer Patientin Glauben schenkt oder nicht.

Ich halte allerdings auch nicht all zu viel von derart unkritischen Therapeuten, denn wenn ein Therapeut einfach nur unhinterfragt/-überprüft alles glaubt, was ihm der Patient so erzählt, dann kann es auch passieren, dass der Patient nie über seine eigene "Abwehr" drüberkommt. Das bedeutet ja nicht, dass der Therapeut dazu "in das Leben seines Klienten" eindringen muss, aber so ein kleines "kritisches Zweifelstimmchen" im Kopf sollte meiner Meinung nach da sein. Das gehört für mich zum "den therapeutischen Überblick behalten" dazu und trägt dazu bei dass solche Fehlentwicklungen unwahrscheinlicher werden.

Therapie ist ja nicht als ein "ich bin so lieb zu Dir und glaube Dir unbesehen alles was Du sagst" gedacht sondern soll die Probleme des Patienten lösen helfen und dazu muss denke ich hin und an auch mal was in Frage gestellt werden, was der Patient so sagt, wenn der Therapeut den Eindruck hat, dass da was vielleicht ein wenig komisch ist. Und ich finde es komisch wenn jemand sich Jahrelang erfolglos nach einer Beziehung mit jemandem sehnt, der diese Beziehung nicht möchte. Ganz egal aus welchen Gründen. Dem hätte man meiner Meinung nach dann schon mal auf den Grund gehen müssen anstatt nur Tipps wie "Sie müssen Geduld haben" zu geben. ZB. indem mal bearbeitet wird, WARUM die Frau nicht von Dir ablassen kann, emotional und gedanklich. Sowas sollte man meiner Meinung nach dann schon erkennen können, dass da dann was nicht so ganz stimmen kann. Allein aufgrund der Dauer dieses "erfolglosen Werbens" und dieser Fixierung auf Dich.

Es geht ja nicht um Dich in der Therapie der Stalker Frau sondern um die Frau selbst. Von daher solltest auch Du nicht so viel Raum darin einnehmen, sondern es sollte sich thematisch im Schwerpunkt um sie drehen. Wenn ich meiner Thera mit Problemen mit anderen komme, dann kommt die Recht schnell dabei auf mich zu sprechen, selbst dann, wenn es mir sowieso um mich geht und ich die Situation mit dem anderen nur dafür nutze um etwas eigenes zu erkennen/verdeutlichen/mitzuteilen. Sie würde es nie zulassen, dass ein anderer Mensch oder eine Beziehung thematisch wichtiger wird in meiner Therapie als ich selbst, da würde sie mich ganz schnell "zurückpfeifen" und das finde ich auch gut so und therapeutisch richtig.

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RoboCat
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Beitrag So., 24.09.2017, 19:33

Gedankentanz hat geschrieben: So., 24.09.2017, 13:47

Habt ihr eure T. Schon mal gefragt wie er euch sieht/empfindet/wahrnimmt? Oder macht man das nicht?
Auf Grund der Aussage meiner T. Würde es mich wirklich interessieren....
Hallo Gedankentanz,
das wäre ein interessantes Thema :-) Darüber nachgedacht habe ich schon mal, aber dann habe ich es doch nicht getan. Ich denke deshalb, weil dann in den Sitzungen doch andere Fragen immer wichtiger waren, als in Erfahrung zu bringen, wie ich von ihr wahrgenommen werde.

Wenn ich mich so für mich mit dem Fortgang der Therapie etc beschäftige, dann stelle ich mir diese Frage aber schon. Vor der letzten Stunde werde ich diese Frage bestimmt auch mal stellen. Wann hat man denn sonst schon mal Gelegenheit auf ein derartig "spezielles Feedback"? ;-)

Was ich mich aber wirklich frage ist, ob man schonungslos die Wahrheit erzählt bekommen würde. Sie hätte ja dann vielleicht hinterher ein schlechtes Gewissen, warum sollte sie sich das antun...so jedenfalls mein Gedanke.

Ich bin mir nicht sicher, ob an so etwas wirklich fragen sollte, oder ob man sich das auch schenken kann. Darum werde zumindest ich damit noch ein wenig warten und schauen, ob mich das dann immer noch interessiert.
:axt:

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Gedankentanz
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Beitrag So., 24.09.2017, 20:01

RoboCat hat geschrieben: So., 24.09.2017, 19:33
Ich bin mir nicht sicher, ob an so etwas wirklich fragen sollte, oder ob man sich das auch schenken kann. Darum werde zumindest ich damit noch ein wenig warten und schauen, ob mich das dann immer noch interessiert.
Mir ist die Frage nur in den Sinn gekommen, weil meine T. dieses Thema angeschnitten hatte.
Es wäre tatsächlich ein spezielles Feedback. Ich glaube, wenn dann würde sie die Worte und das was sie sagt mit bedacht wählen. Schonungslos gerade heraus wäre sie da, glaube ich, nicht.

Da stellt sich mir glatt noch eine Frage: "Dürfen/Müssen/Können T. überhaupt alles sagen? So wie die Ehrlichkeit unsererseits erwünscht ist, wie ehrlich sind sie im Umkehrschluss? Denn ich sehe meiner T. häufig an, das sie erst genau überlegt, bevor sie etwas sagt. Sondiert und wiegt ab... . Das ist zumindest mein Eindruck...
Wenn sich meine tanzenden Gedanken zanken, gerate ich schon mal ins wanken, finde ich dann keinen Halt, lande ich unsanft auf die Planken ::?


mio
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Beitrag So., 24.09.2017, 21:44

Wieso findet ihr das Feedback eines Therapeuten speziell?

Ich denke mal dass die ja letztlich auch nur ihre Wahrnehmung von einem äußern, so wie andere Menschen auch. Da geht es ja nicht um eine Klassifizierung nach ICD oder so, wo das Fachliche dann sicher viel mit reinspielt.

Meine Thera macht das ja sehr oft, dass sie mir mitteilt wie sie mich wahrnimmt und ich finde das jetzt nicht unbedingt "speziell" sondern habe einfach das Gefühl das sie teils genauer hinschaut und eben aufmerksamer beobachtet. Aber vielleicht verstehe ich gerade auch einfach nicht, was ihr meint?

Mir fällt dazu eine Situation ein, die ich mal mit meiner Therapeutin hatte in der mich ihr Feedback komplett irritiert hat, weil ich das überhaupt nicht mit mir über ein bekam und was letztlich dann daran lag, dass ich da was anderes "rausgehört" habe als das was sie sagte. Ich habe damals weil ich so irritiert davon war dann zwei sehr gute Freunde von mir (unabhängig und getrennt voneinander, eine Freundin, ein Freund) gefragt, ob sie mich auch so wahrnehmen wie meine Thera und das war recht erhellend, da sich so die Aussage meiner Thera noch mal für mich besser geklärt hat. Denn inhaltlich stimmten beide Freunde ihrer Aussage zu, aber sie "verneinten" das, was ich "reininterpretiert" hatte in die Aussage in dem Moment wo meine Thera mir das gesagt hat und was diese "Irritation" in mir ausgelöst hatte.

Ansonsten ist das meiner Meinung nach wohl völlig unterschiedlich wieviel Therapeuten da so sagen, je nach Menschentyp, Situation, therapeutischer Auffassung und Schule etc. Unüberlegt was einfach so raushauen würde ich aber auch eher für untherapeutisch halten, außer bei Kleinigkeiten. Ich habe da auch den Eindruck, dass meine Thera da meistens gut überlegt, bevor sie was sagt. Wobei ich auch ihre "spontanen Ausbrüche" mag, aber die kommen eher selten vor. Aber der Unterschied ist für mich deutlich spürbar und irgendwie macht sie das so schön menschlich und authentisch, wenn ihr dann mal einfach was "ungefiltert" rausflutscht oder sie bei was herzhaft lacht, was in der Erzählung von außen betrachtet zwar echt zum Lachen ist, aber eigentlich eher was furchtbares.

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Beitrag So., 24.09.2017, 22:13

mio hat geschrieben: So., 24.09.2017, 21:44 Wieso findet ihr das Feedback eines Therapeuten speziell?
Also speziell für mich, weil mich bisher noch nie jemand so gesehen hat. So wie ich in der T. bin, bin ich in meinem Alltag überhaupt nicht. Auch die Art wie ich reden... . Darum wäre es ein Feedback den mir tatsächlich kein Anderer geben könnte...
Wenn sich meine tanzenden Gedanken zanken, gerate ich schon mal ins wanken, finde ich dann keinen Halt, lande ich unsanft auf die Planken ::?


mio
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Beitrag So., 24.09.2017, 22:21

Ok, das macht Sinn.

Kennst Du Dich denn so? Oder ist es Dir selbst auch fremd/neu?


Alyssa
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Beitrag Mo., 25.09.2017, 01:01

Gedankentanz hat geschrieben: Fr., 22.09.2017, 21:29 Habt ihr den Eindruck das eure T. euch besser kennen als ihr euch selbst?
Ab und an ja.
Das ist dann irgendwie beängstigend, dass da jemand sitzt, der mich besser einschätzen kann als ich mich selber, der schon vorher weiss, was Sache ist, es aber nicht anspricht, sondern mich drauf rumkauen lässt und wartet, bis ich es von alleine erkenne, in Worte fassen und ausspucken kann.
Manchmal ist es aber auch irgendwie angenehm, entlastend und entspannend.


Jenny Doe
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Beitrag Mo., 25.09.2017, 03:03

Hallo Mio
Ich finde es nicht deshalb grenzwertig, weil sie der subjektiven Wahrheit Glauben geschenkt hat sondern weil ich es nicht richtig finde, wenn ein Therapeut ein "Beziehungs-Nein" (egal aus welchen Gründen) zu "umschiffen" empfiehlt anstatt zu sagen: Sie müssen das so akzeptieren, egal warum Jenny ihrer Meinung nach keine Beziehung mit Ihnen wünscht.
Ja, da hast du völlig Recht. Ich habe auch schon oft gedacht, das es doch völlig egal ist, warum ich Nein gesagt habe, Nein heißt Nein. Auch wenn der Grund für mein Nein eigene Probleme wäre, sie hätte mein Nein trotzdem akzeptieren müssen.
Ich weiß natürlich nicht, und auch in diesem Punkt hast Du Recht, was sie ihrer Therapeutin wirklich erzählt hat. Aber es muss etwas sein, was die Therapeutin dazu bewogen hat, ihre Klientin mit Tipps zu begleiten.
Und ich finde es komisch wenn jemand sich Jahrelang erfolglos nach einer Beziehung mit jemandem sehnt, der diese Beziehung nicht möchte. Ganz egal aus welchen Gründen. Dem hätte man meiner Meinung nach dann schon mal auf den Grund gehen müssen anstatt nur Tipps wie "Sie müssen Geduld haben" zu geben. ZB. indem mal bearbeitet wird, WARUM die Frau nicht von Dir ablassen kann, emotional und gedanklich.
Auch in diesem Punkt kann ich Dir nicht widersprechen. Hast Recht.
Wir müssen das Leben loslassen, das wir geplant haben, damit wie das Leben leben können, das uns erwartet (Joseph Campbell). Manche Leute glauben, Durchhalten macht uns stark. Doch manchmal stärkt uns gerade das Loslassen (Hermann Hesse).

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Gedankentanz
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Beitrag Mo., 25.09.2017, 06:25

mio hat geschrieben: So., 24.09.2017, 22:21 Ok, das macht Sinn.

Kennst Du Dich denn so? Oder ist es Dir selbst auch fremd/neu?
Ja, ich bin mir da selbst Fremd. Kannte mich bis dato so nicht. Zumindest nicht so extrem und sicher nicht in Beisein eines Anderen.

Empfindest du dich in der T. Genau so wie in deinem Alltag?
Wenn sich meine tanzenden Gedanken zanken, gerate ich schon mal ins wanken, finde ich dann keinen Halt, lande ich unsanft auf die Planken ::?

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