Psychiatrieaufenthalt: förderlich oder schädlich?

Hier haben Sie die Möglichkeit, anderen Ihre Erfahrungen zur Verfügung zu stellen - oder sie nach deren Erfahrungen im Kontext von klinischer Psychotherapie, Psychiatrie und Neurologie zu fragen.
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frambuesa
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Psychiatrieaufenthalt: förderlich oder schädlich?

Beitrag Mi., 22.06.2011, 12:04

Hallo!
Ich frage mich schon seit längerem, ob es mir nicht gut tun würde mich in einer psychiatrische Anstalt oder ein Sanatorium einweisen zu lassen, da ich glaube sehr stark an mir selbst und meiner Einstellung arbeiten zu müssen, es alleine aber sehr schwer ist. Da ich einige tiefe Schläge in Beziehungen erlitten habe und sonst momentan auch nicht weiß, wie es weiter gehen soll, bin ich sehr träge und lustlos.
Meine Frage ist eigentlich nur, ob jemand von euch Erfahrungen mit Psychiatrien hat oder Bekannte, die damit Erfahrungen haben. Was könnt ihr davon berichten? Werden Medikamente sehr leichtsinnig eingesetzt? Muss man sie nehmen oder kann man auch darauf verzichten? Ich hätte um einiges lieber eine Gesprächstherapie, weiß aber nicht, ob es sowas in solchen Einrichtungen ausschließlich gibt. Wie ist das mit privaten Einrichtungen wie Sanatorien?
Danke

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agonie
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Beitrag Do., 23.06.2011, 07:45

warum willst du denn unbedingt in eine psychiatrie ? du könntest eine ambulante psychotherapie machen oder in eine psychosomatische klinik.
Werden Medikamente sehr leichtsinnig eingesetzt?
meiner meinung nach ja.

Muss man sie nehmen oder kann man auch darauf verzichten?
wenn du freiwillig dort bist gehe ich nicht davon aus, dass du irgendwas nehmen musst.


ich selbst war noch nie als patient in einer psychiatrie jedoch kenne ich ca. 3 leute die schon in einer waren und ich habe nur schlechtes gehört.
ich denke, dass psychiatrien nur im notfall sinnvoll sind z.b wenn jemand selbstmordgefährdet ist oder eine akute psychose hat.

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moonlight87
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Beitrag Do., 23.06.2011, 08:35

dazu sag ich jetzt auch mal was. es gab während meiner ambulanten therapie einen punkt wo ich nicht mehr konnte, es war so schlimm, das ich selbst zu meienr therapeutin ging und gesgat habe, das ich rein will.
sie sorgte dann dafür, dass ich eine überweisung bekam und wies mich ein. Medikamente nahm ich, hätte sie aber auch verweigern können.
Da ich als suizid gefähredet galt kam ich auf die geschlossene und auch wenn ich immer totale panik vor psychatrie hatte, mir tat die station wo alles u ist sehr sehr gut. ich hatte meine ruhe, war nicht mitten in der welt, mit der ich einfach überfordert war.
Also es kann wenn man ruhe und abstand brauch sehr hilfreich sein. es ist eine geschlossene aber du kannst dich trotzdem irgendwie frei fühlen.
als ich mich selbst dann stabil fühlte ging ich auf die offene station wo mir aber therapiegespräche gefehlt haben. du hast halt deinen therapieplan mit den versch. therapien, deine essenzeiten und darfst zu bestimmten zeiten raus.

da war ich dann doch froh wieder raus zu sein, aber es hat mir sehr geholfen aufgefangen worden zu sein.

Wenn es dir akut schlecht geht kannst du ja rein gehen und selbst wieder raus gehen. wenn du freiwillig da bist hält dich keiner. Zum auffangen halt, aber dennoch wäre es denk ich sinnvoll nach einer ambulanten therapie zu gucken.
Man kann in Tieren und Kindern nichts hineinprügeln, aber man kann vieles aus ihnen herausstreicheln.

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frambuesa
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Beitrag Do., 23.06.2011, 08:52

Danke für die info! Diese sogenannte ambulante therapie ist dann eh nichts anderes als eine psychotherapeutin, die ich stundenweise zahlen muss oder? Gibts da noch andere möglichkeiten? Würde das Ganze wirklich gerne intensiv machen. Mehr als einmal wöchentlich. Und wo find ich eine gute Therapeutin? Ich hatte schon eine, aber scheinbar hat mir die nicht sehr geholfen...

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amiramira
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Beitrag Do., 23.06.2011, 09:34

Hallo Frambuesa,

für mich höhrt sich deine situation an wie meine. kurz gesagt, du willst deine psyche schnell mal richten, bist aber weder selbstmordgefährdet, noch nimmst du tabletten.
warum willst du dann auf eine "Psychiatrie"? meine meinung nach kommen dort die wirklich "schweren fälle" hin. also selbsmordgefährdete oder was weiß ich, ich kenn mich da nicht so aus. weiß nur das meine mutter mal dort lag, und die mitpatienten kamen mir schon sehr "down" vor. so bin ich nicht, und so beschreibst du dich meiner meinung nach nicht.

aber wenn es stimmt das du aus Ö kommst dann würd ich dir mal raten das du dir die kliniken von promente ansiehst, oder die klinik in eggenburg. das sind meiner meinung nach keine psychiatrien, sondern "seelenkliniken " ich glaube das ist das was du suchst.

lg

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ENA
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Beitrag Do., 23.06.2011, 09:44

Hallo Amiramira,

was ist denn für Dich der Unterschied zwischen einer Psychiatrie und einer Seelenklinik?

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amiramira
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Beitrag Do., 23.06.2011, 09:55

ena,

bitte ich spreche jetzt nur für mich (auch mit einer kleinen erfahrung), keine ahnung ob es so ist wie ich mir das vorstelle.

psychiatrie: kommen wie ich oben schon erwähnte überwiegend menschen die stark selbsmordgefährdet sind. die, ich weiß nicht wie ich es beschreiben soll, sehr stark beeinträchtigt sind in ihrem leben durch die krankheit. die patienten an die ich mich erinnern kann, waren alle zugedröhnt mit medikamenten. das konnte man ihnen ansehen.

Seelenklinik, richtigerweise glaube ich kur oder rehaaufenthalt genannt: eben menschen denen es nicht so schlecht geht wie oben genannt. mehr tägliche verschiedene therapien, das es glaub ich in einer psychiatrie nicht so in dem ausmaß gibt.

ich glaube die zielgruppe ist unterschiedlich.

lg

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sofa-held
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Beitrag Do., 23.06.2011, 10:17

also mein Psychiater macht die Unterscheidung "Reha-Klinik" und "Psychiatrie". So genau haben wir nie darüber gesprochen, aber er macht sie. Sehe das ähnlich wie amiramira.

Ich hatte jetzt übrigens beim letzten Termin bei ihm darüber gesprochen, ob ich in einer Reha-Klinik Medikamente nehmen muss. Er meinte, nein, wenn ich sage, dass ich gut eingestellt bin und keine weitere Beratung will, dann nicht. Wie das in der "Psychiatrie" oder in der "Geschlossenen" ist, weiß ich nicht. Aber von einer Verwandten, die auf der Psychiatrie war, weiß ich, die war heftig zugedröhnt. Ich weiß allerdings nicht, ob sie das Zeug "freiwillig" nahm. War so ein Mittelding - glaub ich, und dann geht es schnell, wenn man erst mal "matschig" ist und dann das Selbstvertrauen verliert, sich gegen Medikamente zu wehren, dann kann es schnell ein Teufelskreis werden. Dieser mir sehr vertraute Fall zeigte mir jedenfalls, abgesehen von einem ev. verhinderten Selbstmord, finde ich die Spätfolgen der Psychiatrie sehr schockierend. In dem speziellen Fall wäre eine normale Auszeit von meinetwegen drei Jahren besser gewesen, als die starke Medikation.

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ENA
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Beitrag Do., 23.06.2011, 10:20

@ Amiramira:

Schon klar...und ich würde es ähnlich sehen.

Wollte nur mal wissen, was Du genau darunter meinst und ob sich meine Vorstellung damit deckt.

Ich könnte natürlich jetzt hier noch fragen, wie man denn so eine Kur bekommt bzw. was man haben, vorweisen muss, aber da ich in Deutschland wohne, kann mir hier wohl eher keiner eine Auskunft geben. Ist auch nicht so dringend jetzt.

Lieben Gruß, ENA!

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Medea
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Beitrag Do., 23.06.2011, 10:24

Hallo, ich war noch nie stationär in einer Psychiatrie, sehr wohl aber immer wieder als Besucher und beruflich.
Wenn ich nicht total am Boden zerstört wäre (schwere suizidgedanken, Psychose, selbst oder fremdgefährdung, unzurechnungsfähig, Wahnvorstellungen, ...) würde ich nicht in eine Psychiatrie gehen.

Die Menschen die einen dort umgeben würden mich sonst noch mehr runterziehen.
Ih war nur mal in der Aufnahme und hab mich dort dann wieder aus dem Staub gemacht. Ein Patient riss sich neben mir sämtliche Haare aus, eine andere murmelte dauernd mit sich selbst und irgendwelchen Leuten die nicht da waren. Der nächste redete gar nichts mehr und war stumm... Wenn ich mit solchen Leuten auf nem Zimmer wär, würde mir das gar nicht gut tun.

Zumindest im Wagner Jauregg ist es so, wenn du kein akutpatient bist, hast du 3 bis 8 Monate Wartezeit auf ein Bett. Ich weiß nicht ob das in Wien anders ist, kann's mir aber nicht vorstellen.

Ein bekannter von mir war schwer depressiv und konsumierte zur selbsttherapie diverse illegale Substanzen und musste 5 Monate auf ein freies Bett wartenobwohl er schon auf Platz 6 der Warteliste stand.
Erstens ist die Warteliste sehr lang und dann werden akutpatienten natürlich immer vorgezogen.

Einige ( vor allem auf der Jupsy) " lernen" falsche verhaltensweisen. Jugendliche die noch nie SVV zeigten fangen auf der jupsy oftmals das ritzen an oder duschen mit zu heißem Wasser....

Die Ärzte sind überlastet und wenn du "nur" einen gewissen Leidensdruck hast ohne akut gefährdet oder psychotisch zu sein, ist doch eine normale Psychotherapie recht gut. Du kannst auch mit deinem Therapeuten vereinbaren, dass du 2 mal die Woche kommen willst.

Wenn du einige Wochen stationär bist, ist auch mit 2 Therapien in der Woche ein Problem meist nicht gelöst sondern der Druck einfach gemildert dass man fähig ist einer normalen Psychotherapie nachzugehen.

Wie war's mit einer Reha oder Kur?

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amiramira
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Beitrag Do., 23.06.2011, 10:26

ena,

ich glaube das wird in D ähnlich sein als in Ö, wenn du mit "burn-out symtome" oder "depression" zu deinem hausarzt gehst, könnt ihr bestimmt einen antrag auf kur stellen.

lg


Waldschratin
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Beitrag Do., 23.06.2011, 10:30

Hallo ENA,
ne Reha-Maßnahme (also stationäre Therapie in ner Reha-Klinik) mußt du bei der Rentenversicherung beantragen.Die schicken dann ein Formular,da müssen dann noch Atteste etc. vom Arzt/Therapeuten dazu und dann evtl. (sehr wahrscheinlich) noch ein Besuch beim Gutachter,und dann bewilligt die Rentenversicherung so nen Aufenthalt oder eben auch nicht.Da hast du aber dann die Möglichkeit,Widerspruch einzulegen.Du hast sogar "Mitspracherecht" bei der Wahl der Klinik.

Ich hab ja nun auch eher Erfahrung mit ner Reha-Klinik und die ist auch schon an die 20 Jahre her,aber ich war vor ein paar Jahren zum Tramalentzug in ner Psychiatrie,auf ner Geschlossenen - und es war zum fürchten!
Ich sehe Psychiatrie auch durch Berichte von Bekannten eher als "letzte Rettung" und um mehr oder weniger vor sich selbst geschützt zu werden,wenn man eh nicht mehr an sich arbeiten kann.In der Psychiatrie gehts ja auch nicht um "Therapie machen",sondern eben um stabiler werden und wieder "mitarbeiten" zu können bei der Arbeit mit sich selbst.Krisenintervention,wenns hart auf hart geht halt.

Wenn man Veränderung will oder sein Leben auf-/bearbeiten,dann ist ne ambulante Therapie oder eben ein stationärer Aufenthalt in ner Reha-Klinik beiweitem besser.Da gibts ja auch "Varianten",so z.B. Tagesklinik.

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ENA
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Beitrag Do., 23.06.2011, 10:32

Danke Euch beiden für die Info!

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frambuesa
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Beitrag Sa., 25.06.2011, 21:54

Hallo!
Danke für die ganzen Antworten! Find ich toll, dass ihr da so kooperativ seid.
Also das mit der Psychiatrie fällt jetzt weg, ich brauche es nicht wirklich, aber ich brauch halt eine Therapie und würde gern so schnell wie möglich damit anfangen.
Wie funktioniert das jetzt nochmal? Auf eine Reha? Eine Kur krieg ich schon in meinem Alter? Kann ich mir fast nicht vorstellen...

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frambuesa
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Beitrag Sa., 25.06.2011, 22:07

Hab mir das jetzt angeschaut von pro mente! das schaut super aus, aber wie krieg ich denn da am besten einen platz? wird mir das von der versicherung gezahlt?

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