Näheproblem in der Therapie

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
Haselmaus
sporadischer Gast
sporadischer Gast
weiblich/female, 36
Beiträge: 17

Näheproblem in der Therapie

Beitrag So., 30.12.2018, 14:12

Hi,

hier gibt es so vieles zu lesen. Ich hoffe es ist ok, wenn ich auch was schreibe und dass ich hier mit meinem Anliegen/Gedanken richtig bin.
Ich versuche es einfach mal:

Seit 5 Monaten bin ich bei einer netten Therapeutin. Vorher war ich ein Jahr lang bei einer Anderen, allerdings kamen wir irgendwann nicht mehr mitteindander zurecht. Darum war ein Wechsel leider notwendig.
Die Erste war distanziert, wollte aber gleichzeitig dass ich ihr vertraue und mich von ihr auf emotionaler Ebene berühren lasse. Damit war ich überfordert. Hinzu kam, dass sie noch recht unerfahren und ich mich somit als "Versuchskaninchen" empfand. Sie ging strickt nach Lehrbuch und ich musste entsprechend mit "arbeiten". Dies führte zu unüberbrückbaren Unstimmigkeiten zwischen uns, denn ich konnte nicht, wie sie wollte.
Jetzt bin ich bei einer Anderen, sehr erfahrenen Therapeutin, wir sind immer noch in einer art Kennenlernphase.
Mein eigentliches Problem ist, ich spüre das Engagement der Therapeutin, den Willen mir helfen zu wollen. Sie passt sich mir an, geht aber auch schonmal vorran, testet, probiert aus, geht auf mich ein.
Jetzt haben wir drei Wochen Pause. Für diese Pause haben wir aber eine regelmäßige Kontaktregelung getroffen. Worüber ich mich anfangs gefreut habe.
Jetzt stecke ich im inneren Kampf fest. Ich möchte den Kontakt, bin gleichzeitig überfordert. Wenn ich ihn Oberfläche aufnehme, dann durschaut sie es sofort und lässt es mich dezent wissen. Auf der einen Seite, finde ich es "schön" dass ihr das auffällt, auf der anderen Seite macht es mir Angst.
Sie spricht und schreibt von "wir" und "uns", von Beziehungsaufbau.
Plötzlich ist da in mir dieses mega Bedürfniss auf Abstand zu gehen.
Warum nur? Sie bietet mir quasi das, was mir bei der Ersten gefehlt hat, dennoch will ich auf einmal weg von ihr. Keinen Kontakt mehr...
Ich will sie nicht mögen, will keine Abhängigkeit, will dass sie aufhört so nett zu sein.
Dieses zerren in mir, den Kontakt zu wollen, sie aber gleichzeitig aus meinem Leben verbannen zu wollen.
Sorry, für die wirre vormulierung, kann es nicht besser in Worte fassen.

Falls ihr Gedanken zu meinem Geschriebene habt, gerne, aber bitte nicht abwertend. Bin gerade im ziemlichen Gefühlschaos, wahrscheinlich total kindisch, zumindest sagt meine beste Freundin das, dass ich mich anstelle, aber für mich fühlt sich das wirklich unangenehm an.

Haselmaus

Werbung

Benutzeravatar

candle.
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 56
Beiträge: 14982

Beitrag So., 30.12.2018, 14:19

Hallo Haselmaus!

Wie sieht denn diese "regelmäßige Kontaktregelung" genau aus?

Viele Grüße!
candle
Now I know how the bunny runs! Bild

Benutzeravatar

diesoderdas
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 80
Beiträge: 3414

Beitrag So., 30.12.2018, 14:22

Für mich klingt das eigentlich ganz schön, was du von dir und der Therapeutin schreibst.

Dass dir die Nähe oder das Angebot dafür Angst machen, ist doch verständlich. Da kann ja alles mögliche hochkommen - Angst vor Enttäuschung, Verletzung usw usw.

Benutzeravatar

IntoDust
Helferlein
Helferlein
weiblich/female, 80
Beiträge: 73

Beitrag So., 30.12.2018, 14:36

Hallo Haselmaus,
ich finde es auch sehr verständlich, dass widersprüchliche Gefühle in dir hochkommen. Für sehr viele Menschen ist das Thema "Nähe - Distanz" ja eine Art Dauerbrenner. Gerade, weil in diesem Feld sehr viele verletzt worden sind, bzw einfach (noch) nicht gelernt haben, damit umzugehen und auf die eigenen Grenzen zu achten.

In der Therapie hast du jetzt u.a. die Chance, da einfach wahrzunehmen, was es mit dir macht, wenn solch ein Angebot kommt. Und genau diese widersprüchlichen Gefühle könntest du mit deiner Therapeutin besprechen. Dann könnt ihr anfangen, gemeinsam zu schauen, was dich da eigentlich triggert, wo es herkommt und was du tun kannst, um es zu regulieren, so dass du dich gut mit der Situation fühlst.

Das Bedürfnis, keinesfalls in eine Abhängigkeit zu geraten, kann ich auch sehr gut verstehen. Ich kenne das. Für mich war interessant, innerhalb der Therapie zu erfahren, dass ich mich nach und nach einlassen kann, ohne mich dabei zu verlieren. Und das war eine sehr wertvolle Erkenntnis.

(Übrigens könntest du natürlich auch während dieser Pause jetzt mitteilen, dass die Kontaktregelung dich gefreut hat, du aber gerade gut alleine zurechtkommst - wenn es denn so ist. Nur, weil ihr vor der Pause etwas vereinbart habt, ist das ja nicht in Stein gemeißelt.)

Liebe Grüße
Dust

Werbung

Benutzeravatar

amarok
Helferlein
Helferlein
weiblich/female, 55
Beiträge: 106

Beitrag So., 30.12.2018, 14:55

Hallo Haselmaus

willkommen im Forum. :hello:

Ja ich finde es auch so wichtig, dass Du das ansprichst! Es muss Dir nicht peinlich sein oder so, im Gegenteil, so wie Du Deiner Therapeutin beschreibst, kann sie sehr gut damit umgehen. Sei mutig und erzähle es ihr, denn dann weiss sie, wie sie Dich nehmen muss und warum Du wie reagierst. Das ist so wertvoll in der Therapie, wenn Du weiter kommen willst. Sie hat vertrauen in Dich, also versuche auch vertrauen in sie zu haben. Die Therapie ist ein geschützer Raum, wo alle Gefühle und Ängste sein dürfen, egal was es ist, denn das haben sie in der Ausbildung gelernt. Und sie wird Dich bestimmt nicht auslachen oder so, da bin ich mir ganz sicher ;)
:-) bleib bei Dir :cool:

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
Haselmaus
sporadischer Gast
sporadischer Gast
weiblich/female, 36
Beiträge: 17

Beitrag So., 30.12.2018, 16:00

Hi,
Ihr seid aber lieb. Hatte Angst dass ihr das irgendwie lächerlich findet.

Die Kontaktregelung ist, dass ich ihr Emails schreibe und sie auch antwortet. Es ist nicht als Therapieersatz gedacht, sondern damit ich den Kontakt zu ihr nicht verliere, sprich eine Art schauen dass sie noch da ist.
Es ist auf der einen Seite wirklich schön und gleichzeitig so beängstigend.
Es ist als könnte ich mit dem Guten, was sie mir anbietet, nicht umgehen.
Bei der ersten war es zu Beginn auch gut aber dann änderte es sich und es war als würde ich plötzlich ihr wahres Gesicht sehen.
Was wenn es jetzt wieder so ist, dieses Nette, nur eine Fassade?
Auch dieses, wirklich im Mittelpunkt stehen, ist ein komisches Gefühl. Vorher standen eher die Wünsche der Therapeutin im Vordergrund.
Mir ist so sehr danach wegzurennen.

Ich weiß dass sie mich nicht auslachen würde. Im Gegenteil, sie würde nachfragen, es verstehen wollen. Sie ist da sehr neugierig. Aber dieses Nachhacken macht mir zu schaffen.
Sie will mich wirklich sehen und ich würde mich am liebsten verkriechen wollen.
Denn es ist für mich nicht nachvollziehbar, warum sie das möchte.
Zuletzt geändert von Haselmaus am So., 30.12.2018, 16:51, insgesamt 1-mal geändert.

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
Haselmaus
sporadischer Gast
sporadischer Gast
weiblich/female, 36
Beiträge: 17

Beitrag So., 30.12.2018, 16:51

Und dann ist da noch dieses Gefühl ihr nichts geben zu können.
Sie ist nett, aufmerksam, versteht Dinge ohne dass ich es selbst richtig in Worte fassen kann. Sie bietet mir an, was ich brauche, ohne dass ich darum bitten muss.
Mir ist klar, dass es ihr Job ist und es auch ihrer Erfahrung geschuldet ist, dass sie mich gefühlt lesen kann. Dennoch, auch wenn es für sie Alltag ist, ist es für mich besonders.
Und ich stehe da mit leeren Händen. Schlimmer noch, ich möchte vor ihr davon laufen. Und das gibt mir wiederum das Gefühl undankbar zu sein.
Kann mir da noch einer folgen? Ich schaffe es selbst kaum noch. Ich bin so überrumpelt was für ein Gefühlschaos dieser Kontaktangebot in mir lostritt. Vor allem aber ihre Antworten, dieses mich zu sehen, ohne mich zu sehen.
Beam me up scotty!

Benutzeravatar

Wirbel-Uschi
Forums-Insider
Forums-Insider
weiblich/female, 33
Beiträge: 204

Beitrag So., 30.12.2018, 17:01

Ehrlich? Das klingt danach, als hättest du das große Los gezogen, an eine wirklich wirklich gute und für sich passende Therapeutin zu geraten!!
Ich freue mich gerade sehr für dich.
Du kannst das schlecht annehmen und doch drauf einlassen, weil du Angst hast. Das ist normal. Das ist weder lächerlich noch sonderlich ungewöhnlich.
Viele kennen solche Ängste.
Nach deinem letzten Post verstehe ich, glaube ich, etwas besser:
Hast du besonders deshalb Angst vor dieser „Nähe“ (besser: positiver Zugewandtheit, echtem Interesse an Dir, deiner Person, deinem Inneren, Empathie, Zuwendung), weil
a) du ähnliches anfangs bei der alten Therapeutin erlebt hast, es gut tat und du dann enttäuscht wurdest, als es sich (ins Gegenteil?!) änderte?
b) du Angst vor deinem Inneren hast, dass sie zu tief bohrt, zu genau hinsieht?

Ich hätte da für deine aktuelle Situation wirklich den perfekten Rat ;)
Du hast die Möglichkeit des E-Mail Kontakts bekommen (wow! Toll!). Du magst ihn nicht nutzen, weil du Angst hast, dich da zu sehr zu binden und vielleicht auch, weil du gar nicht weißt, warum du ihr schreiben solltest und was.
Genau das, was hier bisher geschrieben wurde, das kann dein E-Mail Inhalt sein.
Schreib ihr, dass du dich über dieses Angebot gefreut hast, es nun aber so und so in Dir aussieht.
Schreib ihr von deiner Erfahrung mit der alten Therapeutin und dass du Angst hast, dich wieder auf so etwas vermeintlich gutes einzulassen um dann am Ende enttäuscht zu werden.
Das ist ganz wichtiger Stoff für deine Therapie und es beschäftigt dich gerade JETZT! Genau dafür kannst du dieses Kontakt Abend nutzen. Ich bin sicher, sie wird dankbar sein um so wichtigen Inhalt.

Eine Frage noch:
Haselmaus hat geschrieben: So., 30.12.2018, 16:00 Vorher standen eher die Wünsche der Therapeutin im Vordergrund.
Damit meinst du die alte Therapeutin? War das wirklich so? Magst du es näher erläutern? Nur wenn es ok ist. Es interessiert mich und hat vielleicht in dem ganzen Zusammenhang auch eine Bedeutung.
Lass immer ein wenig Platz im Herzen für das Unvorstellbare

Benutzeravatar

Wirbel-Uschi
Forums-Insider
Forums-Insider
weiblich/female, 33
Beiträge: 204

Beitrag So., 30.12.2018, 17:07

Haselmaus hat geschrieben: So., 30.12.2018, 16:51 Und dann ist da noch dieses Gefühl ihr nichts geben zu können.
Sie ist nett, aufmerksam, versteht Dinge ohne dass ich es selbst richtig in Worte fassen kann. Sie bietet mir an, was ich brauche, ohne dass ich darum bitten muss.
Mir ist klar, dass es ihr Job ist und es auch ihrer Erfahrung geschuldet ist, dass sie mich gefühlt lesen kann. Dennoch, auch wenn es für sie Alltag ist, ist es für mich besonders.
Und ich stehe da mit leeren Händen. Schlimmer noch, ich möchte vor ihr davon laufen. Und das gibt mir wiederum das Gefühl undankbar zu sein.
Kann mir da noch einer folgen? Ich schaffe es selbst kaum noch. Ich bin so überrumpelt was für ein Gefühlschaos dieser Kontaktangebot in mir lostritt. Vor allem aber ihre Antworten, dieses mich zu sehen, ohne mich zu sehen.
Beam me up scotty!
Auch das kannst du je schreiben.
Das ist auch wichtig und sehr interessant. Du verstehst es vom Kopf her ja. Es ist ihr Job. Du brauchst ihr nichts zurück geben. Im Gegenteil, sollst es nicht einmal - schon mal über diese Formulierung nachgedacht? Wie fühlt sich das an? Du brauchst nicht nur nichts zurück geben, es ist sogar nicht erwünscht...
Ich arbeite selber mit psychisch kranken Menschen.
Ich glaube, ich gebe denen teilweise sehr viel.
Ich bin NIE auf die Idee gekommen, dass die mir etwas zurück geben könnten/sollten.
Und „stillschweigend“ tun sie das aber. Sie (wert)schätzen mich. Als die Person die ich bin und wie ich mit ihnen immer annehmend und wertschätzend umgehe.
Sie sind froh, dass ich dort arbeite.
Sie sind mir dankbar, wenn ich für sie da sein oder gar ihnen helfen konnte.
Darüber freue ich mich.
Meine Therapeutin sagte mal, ich stelle mich den Menschen als Person zur Verfügung.
Und sie meinte damit eigentlich auch sich selbst in Bezug auf mich.
Und in dem Moment war ich tief dankbar. Es ist ihr Job, ja. Aber sie stellt sich, als (echter) Mensch für mich zur Verfügung. Das ist wertvoll.
Und meine Wertschätzung dem gegenüber... das ist es, was ich ihr stillschweigend „zurückgebe“.
Lass immer ein wenig Platz im Herzen für das Unvorstellbare

Benutzeravatar

~~~
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 26
Beiträge: 1543

Beitrag So., 30.12.2018, 17:50

Wahrscheinlich hast du irgendwann in deinem Leben mal erfahren, dass Nähe auch Schmerzen nach sich ziehen kann. Und dein verinnerlichtes Gefühl meint, dass das immer so ist. Während dein Verstand und deine Gefühl im Jetzt weiß, dass nicht jede Nähe schmerzhaft sein muss.
Da sind zwei Seiten in dir.
Es ist deine Entscheidung, welche Seite du "füttern" willst. Die Seite, die Distanz will fütterst du damit in dem du ihr immer wieder Recht gibst und auf Distanz gehst. So wird sie bestärkt, wächst und gedeiht.
Die Seite die Nähe will stärkst du indem du in keinen Schritten Nähe zulässt und mit Glück eine positive Erfahrung ohne Schmerzen machst. Das lässt diese Seite stärker werden.

In uns allen sind diese zwei Seiten... und jeder entscheidet selbst welche er füttert und welche stärker wird und gedeiht.

Nur wenn wir noch zu klein sind, um selbst Verantwortung für uns zu übernehmen übernimmt das das Umfeld.
Da kann es natürlich passieren, dass eine Seite ohne unser zutun sehr mächtig geworden ist.
Dann ist es natürlich erst mal ein längerer Prozess die andere Seite zu stärken.
"You cannot find peace by avoiding life."
Virginia Woolf

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
Haselmaus
sporadischer Gast
sporadischer Gast
weiblich/female, 36
Beiträge: 17

Beitrag So., 30.12.2018, 18:23

Danke Wirbel-uschi,
du hast einiges gut beschrieben.
Ja, ich meinte die frühere Therapeutin. Sie forderte Vertrauen und konnte meine Zurückhaltung ab einem gewissen Punkt nicht mehr nachvollziehen. Sie fand dass es gut läuft und ich sollte mich entsprechend Verhalten. Äußerte ich vorbehalte, lag es nie an das was gerade zwischen uns stattfand, sondern an meine Kindheit. Umso enger der Kontakt wurde, umso ungenehmer wurde sie. Brauchte ich Abstand und war erleichtert über Pausen, sugerierte sie mir, ich müsse über die Pausen doch traurig sein, sie quasi vermissen.
Irgenwann fühlte es sich an, als würde ich in der therapeutischen Beziehung keine Luft mehr bekommen. An einem gewissen Punkt merkte sie dann, dass ich immer mehr auf Distanz ging, dann wurde sie sehr freundlich und fing an mir unterschwelligen Komplimente zu machen. Aber nicht aus Sympathie, sondern um mich da zu behalten. War ein ganz komisches unangenehmes Gefühl...

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
Haselmaus
sporadischer Gast
sporadischer Gast
weiblich/female, 36
Beiträge: 17

Beitrag So., 30.12.2018, 18:26

Es hatte etwas sehr übergriffiges, zumindest für mein subjektives empfinden.
Bis zum Kontaktabbruch zu meinen Eltern, litt ich unter deren Übergriffigkeit.

Benutzeravatar

Pianolullaby
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 38
Beiträge: 2246

Beitrag So., 30.12.2018, 19:04

Du bezahlst sie, das ist genug des "Gebens"
Träume nicht Dein Leben, lebe Deinen Traum

Benutzeravatar

Wirbel-Uschi
Forums-Insider
Forums-Insider
weiblich/female, 33
Beiträge: 204

Beitrag So., 30.12.2018, 20:51

Haselmaus hat geschrieben: So., 30.12.2018, 18:26 Es hatte etwas sehr übergriffiges, zumindest für mein subjektives empfinden.
Bis zum Kontaktabbruch zu meinen Eltern, litt ich unter deren Übergriffigkeit.
Das kann ich absolut nachvollziehen!
Du hattest das Gefühl, dass sie bedrohlich für dich wurde, oder? Höre ich das richtig raus?
Ich hatte ähnliches mir einer ehemaligen Therapeutin. Hm, kann es schwierig beschreiben. Es war ok. Die Therapie. Ich bin da nicht ungern hin gegangen. Aber vermutlich eher pflichtbewusst oder auch immer wieder aufs neue hoffend, dass sie mir hilfreich sein könnte.
Sie arbeitet mit für mich komischen Methoden. Sicher keine ungewöhnlichen, aber für mich waren die nix. Ich sollte in meinem Körper Aufzug fahren und gucken was da wo gerade los ist. Hab ich gemacht, pflichtbewusst und ihr dann antworten gegeben die ich „geraten“ habe. Nix, was echt aus mir und vor allem meinem Körper oder meinen Emotionen heraus kam. Nur der Kopf. Damit ich sie zufrieden stelle und irgendwas sage. Diese Methode nur als Beispiel. Mir gefiel es nicht. Ich hätte das Gefühl bedrängt zu werden, da was zu „tun“. Fühlte mich unter Druck gesetzt. Und so war es oft, wenn sie von mir irgendwas verlangte. Das hätte etwas bedrohliches für mich und sie schnallte es nicht.
In meine letzte Therapie Stunde ging ich voller Angst und Scham, weil mir klar geworden war, dass sie nicht die richtige für mich ist, weil wir überhaupt keine Beziehung hatten. Keine Verbindung, null Nähe (damit meine ich natürlich nicht körperliche), ich mich eigentlich überhaupt nicht wohl bei ihr fühlte und ich ihr dies mitteilen wollte.
Da sind Dinge passiert, die ich total übergriffig fand. Ich hab es schon wieder verdrängt irgendwie, was da genau vorgefallen ist.
Sie tat erst ganz verständnisvoll. Das sei ok und gut, dass ich das für mich herausgefunden habe. Sie fänd es schade, weil sie gern mit mir gearbeitet hatte. Sie wollte mir dann noch eine Stunde aufdrücken damit wir uns verabschieden können. Den Sinn dahinter verstand ich gar nicht, wollte ich auch nicht. Das allein schon war furchtbar aber was da noch aktiv passierte, da machte mir Angst.
Wir sprachen noch etwas über mein Befinden und dass ich so hoffnungslos bin. Und dann begann sie, mich zu quälen. Wiederholte, was ich sagte, aber in der „Du-Form“. Wie gesagt, ich erinnere mich nichr mehr genau. Irgendwas von „ja stimmt, Sie sind verloren und es wird nie besser“ (ich strenge mich gerade echt an aber es ist weg, was sie sagte, das geschrieben ist also nur eine evtl Vermutung, ein Platzhalter)
Sie fragte dann, wie es sich anfühlt, wenn sie das so sagt und erklärte mir, dass es ja immer ein Ding der eigenen Einstellung und Wahrnehmung ist. Was man als eigene Wahrheit sieht. Das ist dann so. Und ob andere das dann glauben (sollen)... irgendwie so.
Sie schaute in den grauen Himmel und sagte, der Himmel sei schön blau mit Sonnenschein. immer wieder, wie eine Irre und fragte mich, was ich dazu sage. Dann rückte sie immer näher an mich ran mit ihrem Stuhl und verlangte dass ich ihr zustimme.
Ey, kein plan, was die da provozieren wollte, jedenfalls empfand ich es als Mega übergriffig und mir war so unwohl aber ich war unfähig zu reagieren oder zu flüchten.
Dann merkte sie es, stellte fest, ob ihre Nähe mir unangenehm sei und rückte wieder weg und war dabei so irre irgendwie.
Puh.
Warum erzähle ich das? Ist alles ja anders, als bei dir aber Fakt: eine Gemeinsamkeit hat es. Sie verlangte Dinge von mir, die sie für richtig empfand und überschritt dabei massiv eine Grenze.
Ich bin da raus, sagte ihr zu, mich per E-Mail für einen neuen Termin zu melden und als ich die Tür schloss dachte ich nur: Nie. Wieder.
Weg, weit weg. Kapitel abgeschlossen. Freiwillig werde ich dieser Frau nicht auch nur ein einziges Mal begegnen. Als ich sie mal wieder sah versteckte ich mich...
Lass immer ein wenig Platz im Herzen für das Unvorstellbare

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
Haselmaus
sporadischer Gast
sporadischer Gast
weiblich/female, 36
Beiträge: 17

Beitrag Mo., 31.12.2018, 19:21

Pianolullaby hat geschrieben: So., 30.12.2018, 19:04 Du bezahlst sie, das ist genug des "Gebens"
Rational verstehe ich das, aber emotional empfinde ich es als zu wenig.
Sie wird von der Kasse bezahlt. Und zwischen bezahlen und bezahlen gibt es trozdem Unterschiede.
Blättere ich einfach die Kohle hin und gehe, ist es sehr unpersönlich.
Jedoch bedanke ich mich und lächle womöglich noch, berühre ich gleichzeitig und der Andere fühlt sich wertgeschätz, ist somit nicht nur eine Nummer auf einem Geldschein....

Werbung

Antworten
  • Vergleichbare Themen
    Antworten
    Zugriffe
    Letzter Beitrag